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Psalm 122

Psalm 122

122:1 Ein Lied Davids im höhern Chor. Ich freute mich über die, so mir sagten: Laßt uns ins Haus des HERRN gehen!
Es scheint, David sage nichts Großes, so er spricht, wir wollen in des Herrn Haus gehen. Denn wir gedenken allein an Stein, Holz und Gold, so wir hören, des Hauses zu gedenken. Aber des Herrn Haus heißt vielmehr ein anderes, nämlich, die Gabe Gottes zu haben, und daß der Mensch an einen solchen Ort ist, da man Gott gegenwärtig kann hören, sehen, finden, dieweil da dein Wort und der wahre Gottesdienst erfunden wird. Darum die Beschreibung, so die Schul-Lehrer vom Tempel hervorbringen, falsch ist, daß ein Tempel sei ein Haus, das von Holz und Steinen zu Ehren Gottes gemacht ist. Denn sie selbst auch nicht verstehen, was das sei. Denn Salomos Tempel war nicht darum hübsch, daß er mit Gold und Silber gezieret, sondern seine wahre Zierde war, daß da Gottes Wort gehöret, daß Gott da angerufen, daß er da gnädig erfunden ward, ein Heiland, der Friede gab und die Sünde vergab usw. Das heißt den Tempel recht anschauen, nicht wie eine Kuh ein neu Tor ansiehet, oder die Larvenbischöfe die Tempel ansehen, so sie weihen. (Martin Luther)

122:2 Unsre Füße stehen in deinen Toren, Jerusalem.

122:3 Jerusalem ist gebaut, daß es eine Stadt sei, da man zusammenkommen soll,

122:4 da die Stämme hinaufgehen, die Stämme des HERRN, wie geboten ist dem Volk Israel, zu danken dem Namen des Herrn.

122:5 Denn daselbst sind Stühle zum Gericht, die Stühle des Hauses David.

122:6 Wünschet Jerusalem Glück! Es möge wohl gehen denen, die dich lieben!

122:7 Es möge Friede sein in deinen Mauern und Glück in deinen Palästen!

122:8 Um meiner Brüder und Freunde willen will ich dir Frieden wünschen.

122:9 Um des Hauses willen des HERRN, unsers Gottes, will ich dein Bestes suchen.1) 2)\\
Beide Psalmen (120 und 122) ergänzen sich gegenseitig, der 120. schildert unsern Nothstand hienieden, wo wir Fremdlinge und Pilger sind, fern vom Vaterlande, unter streitsüchtigen und gehässigen Menschen, der 122. giebt den Trost der Wallfahrer: daß es ja nach Jerusalem gehe, der prächtig gebauten Friedensstadt mit ihren Festen und Versammlungen. Wir Christen haben aber ein doppeltes Jerusalem, ein irdisches und ein himmlisches; beides ist unser Trost und unsre Erquickung. Jenes ist die Kirche Christi, gegründet auf den Fels des Heils, Jesum Christum, unsern Herrn, fest und unzerstörbar und mit viel herrlicheren Vorrechten und Gütern ausgestattet, als das alttestamentliche Jerusalem; denn unsere Bundeslade ist das Evangelium, unser Gnadenstuhl das Kreuz Christi, unser Tempel das Reich Gottes, durch Erde und Himmel verbreitet. Sie ist die Pflanzstätte aller wahren Freuden und Tugenden; kein Uebel kann so gefährlich, kein Schmerz so empfindlich, keine Anfechung so groß sein, wofür dieser Berg des Herrn nicht heilsame Kräuter darreichen sollte. Von ihr gilt im höchsten Sinne das Wort Ps. 87: „Herrliche Dinge werden von dir gesagt, Stadt gottes“ und Ps. 84: „Wie lieblich sind Deine Wohnungen, Herr Zebaoth! Meine Seele sehnet sich nach Deinen Vorhöfen.“ In ihren Mauern ist der wahre Friede und das bleibende Glück, es geht wohl ihren Bewohnern und kommt nichts als Segen über alle ihre Freunde. Und doch ist auch sie nur Vorbild des zweiten, des himmlischen Jerusalems, des Jerusalems da droben, die unser Aller Mutter ist, mit ihren ewigen Friedenshütten. Wer ist nicht entzückt, wenn er an sie gedenkt und an ihre Schönheit und Heiligkeit, an ihre Sicherheit und Lust, an ihre Pracht und Beständigkeit? Herr, erhalte uns auf dem schmalen Wege zu diesem Ziele; stärke, was schwach; verwahre, was gering; richte auf, was träge und matt ist; gönne uns vor allem den geistlichen Frieden mit Dir und hilf uns widerstehen allen Versuchungen der Welt, bis wir am Ziel sind und in Dein himmlisches Jerusalem eingehen mit Freuden. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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