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Psalm 111

Psalm 111

111:1 Halleluja! Ich danke dem HERRN von ganzem Herzen im Rat der Frommen und in der Gemeinde.

111:2 Groß sind die Werke des HERRN; wer ihrer achtet, der hat eitel Lust daran.

111:3 Was er ordnet, das ist löblich und herrlich; und seine Gerechtigkeit bleibt ewiglich.

111:4 Er hat ein Gedächtnis gestiftet seiner Wunder, der gnädige und barmherzige HERR.
Er setzet nicht schlecht den Namen Gott, oder HErr allein, sondern der „gnädige und barmherzige“ HErr. Denn der Name Gott und HErr haben etwas Erschreckliches in sich, weil es Namen der Majestät sind. Aber die Zunamen: gnädiger und barmherziger, haben eitel Trost und Freude in sich. Und ich weiß nicht, ob sich Gott irgend in der Schrift lieblicher nennen lässet. Gib du Ihm nur keinen andern Namen in deinem Herzen, mach Ihn auch nicht anders in deinem Gewissen; du thust ihm unrecht, und das größeste Leid, und dir selbst den größesten Schaden. Im Zorn und Dräuen zählet Er nur bis aufs vierte Glied; in der Liebe aber beweiset Er seine Barmherzigkeit nicht ins vierte, fünfte, zehente, oder zwanzigste Glied, sondern in viel tausend. Denn Sein eigen Werk ist Wohlthun; Zürnen aber heißet ein fremdes Werk. (Martin Luther)

111:5 Er gibt Speise denen, die ihn fürchten; er gedenkt ewiglich an seinen Bund.
Die, welche Gott fürchten, brauchen keinen Mangel zu fürchten. Alle diese langen Jahre hindurch hat der Herr immer Speise für seine eignen Kinder gefunden, ob sie in der Wüste waren oder am Bach Krith oder in der Gefangenschaft oder inmitten der Teuerung. Bisher hat der Herr uns Tag für Tag unser täglich Brot gegeben, und wir zweifeln nicht, daß Er fortfahren wird, uns zu speisen, bis wir nichts mehr bedürfen.
Mit den höhern und größern Segnungen des Gnadenbundes aber will Er nie aufhören, uns zu versorgen, je nachdem unsre Lage es erfordert. Er gedenkt daran, daß Er den Bund machte und handelt nie, als wenn Er dies bereute. Er gedenkt daran, wenn wir Ihn erzürnen und Ihn reizen, uns zu verderben. Er gedenkt daran, uns zu lieben, zu behüten und zu trösten, wie Er sich verpflichtet hat zu tun. Er gedenkt an jedes Jota und jeden Titel seiner Verpflichtungen und läßt nie eins seiner Worte auf die Erde fallen.
Wir gedenken leider wenig an unsren Gott, aber Er gedenkt gnädig an uns. Er kann nicht seinen Sohn vergessen, welcher der Bürge des Bundes ist, noch seinen Heiligen Geist, durch dessen Wirken der Bund in Ausführung gebracht wird, noch seine eigne Ehre, welche mit dem Bunde eng verknüpft ist. Deshalb stehet der Grund Gottes fest, und kein Gläubiger soll das göttliche Erbteil verlieren, das sein ist durch einen Salzbund. (Charles Haddon Spurgeon)

111:6 Er läßt verkündigen seine gewaltigen Taten seinem Volk, daß er ihnen gebe das Erbe der Heiden.

111:7 Die Werke seiner Hände sind Wahrheit und Recht; alle seine Gebote sind rechtschaffen.

111:8 Sie werden erhalten immer und ewiglich und geschehen treulich und redlich.

111:9 Er sendet eine Erlösung seinem Volk; er verheizt, daß sein Bund ewiglich bleiben soll. Heilig und hehr ist sein Name.
Des Herrn Volk freut sich über den Bund selber. Er ist für sie eine nie versiegende Quelle des Trostes, so oft sie der Heilige Geist „in seinen Weinkeller führt und die Liebe sein Panier über ihnen ist.“ Sie sind entzückt, wenn sie das hohe Alter dieses Bundes betrachten und bedenken, daß, ehe die Sterne in den Kreisen ihrer Bahnen einherzogen, alle Angelegenheiten der Heiligen schon geordnet und gesichert waren in Christo. Es ist für sie ganz besonders lieblich, wenn sie der Gewißheit des Bundes eingedenk sind, und sich vor Augen halten „die gewissen Gnaden Davids.“ Sie freuen sich, ihn preisen und besingen zu können, als einen Bund, der unterzeichnet, besiegelt, bestätigt und in allen Stücken wohl erwogen ist. Oft hüpft ihnen das Herz vor Freude, wenn sie die Unwandelbarkeit des Bundes ins Auge fassen, eines Bundes, den weder Zeit noch Ewigkeit, weder Leben noch Tod je zerreißen kann, eines Bundes, der so alt als die Ewigkeit und so unzerstörbar ist als der Fels der Zeiten. Sie freuen sich auch innig über die Fülle dieses Bundes, und erquicken sich daran, denn sie sehen, daß in demselben alles für sie vorbedacht ist. Gott ist ihr Erbteil, Christus ist ihr Freund, der Heilige Geist ihr Tröster, die Erde ihre Herberge, der Himmel ihre Heimat. Sie sehen in dem Bund ein Erbe, daß einer jeden Seele aufbewahrt und zugesichert bleibt, die in der uralten, ewigen Schenkungsurkunde mit inbegriffen ist. O, wie strahlten ihre Augen, als sie den Bund im Worte Gottes als eine Schatzverschreibung erkannten! und o, wie wurden ihre Seelen von Entzücken erfüllt, als sie im Testament und letzten Willen ihres göttlichen Verwandten erfahren, daß jene Verschreibung auf sie selber laute! Ganz besonders aber ist's für die Kinder Gottes eine Freude, wenn sie auf den Gnadenreichtum dieses Bundes merken. Sie sehen, daß das Gesetz beiseite gestellt ward, weil es ein Bund der Werke war und auf dem Verdienst beruhte; den Neuen Bund aber erkennen sie als etwas Bleibendes, weil Gnade sein Grund, Gnade seine Vorbedingung, Gnade sein Schutz, Gnade seine Burg, Gnade seine Macht, Gnade sein Schlußstein ist. Der Bund ist ein Schatzhaus voll Reichtums, eine Kornkammer voll Vorräte, ein Brunnen voll lebendigen Wassers, ein Hort des Heils, ein Freibrief des Friedens und ein Himmel voller Wonne. (Charles Haddon Spurgeon)

111:10 Die Furcht des HERRN ist der Weisheit Anfang. Das ist eine feine Klugheit, wer darnach tut, des Lob bleibt ewiglich.1)
Dieser Psalm preist den Herrn wegen seiner großen Werke, namentlich der Erlösung aus Aegypten V. 9. der Speisung in der Wüste V. 5, der Einsetzung Israels in das Erbe der Heiden V. 6, also der großen leuchtenden Grundwohlthaten, die Er seinem Volke erwiesen und die für dasselbe ähnliche Bedeutung hatten, wie für die Gemeinde des neuen Bundes die Thatsachen der Erlösung durch Christum. Mit dem ersten Worte desselben beginnt daher auch das feierliche Hallelujah oder Lobgesang der alten Israeliten, welches sie jedesmal beim Genuß des Osterlamms zu singen pflegten, und zwar Psalm 111 und 112 vor dem Becher der Danksagung und die sechs folgenden nach dem Trinken dieses Bechers. Im Hebräischen fängt überdies jede Hälfte eines Verses mit einem Buchstaben des Alphabets an, und erhebt Psalm 111 mehr die Gnade Gottes, Ps. 112 mehr die Seligkeit seiner ächten Bundeskinder. Der Zweck ist, wie der Schluß zeigt, dem allen Eifer im Wandel in den Geboten Gottes lähmenden Kleinmuthe zu begegnen, zu welchem die traurige Lage des Volks Gottes so leicht verleitete. Die großen Thatsachen der Vergangenheit sind Grund zu neuen Hoffnungen für die Zukunft, thatsächliche Weissagungen und Bürgschaften, daß das Elend der Gegenwart nur ein vorübergehendes sein kann. Die Gottesfurcht ist der Ausgang für alle wahre Weisheit, so daß es kein Forschen über himmlische oder irdische Dinge giebt, das nicht durch Gottesfurcht auf den rechten Weg geleitet würde; nicht weniger ist aber auch Gottesfurcht als die wahre Quelle aller Lebensweisheit zu betrachten. Die Furcht des Herrn lehrt wachen und beten, mißtrauisch sein gegen sich selber, die bösen Gelegenheiten fliehen, und auf ebener Straße bleiben. Sie heißt eine feine Klugheit, weil sie die feinen Regungen des heiligen Geistes spürt und das Gewissen wieder wach werden läßt. Was wollen wir mehr, wenn wir uns bewußt sind, daß wir unter seinen Augen wandeln? Auf diesem Wege allein wird das Herz fest und hat auch das Gebet seine Kraft: Gott weiß, was die Gottesfürchtigen begehren, und hört ihr Schreien, und hilft ihnen. Wie viel Segen liegt in der Furcht des Herrn, wie viel Pein in der Furcht vor dieser Furcht! Eine einzige überhörte Gottesstimme raubt uns den Himmel. Erhalte uns denn, o Herr, bei dem Einen, daß wir Deinen Namen fürchten: dann können wir Dir auch Hallelujah singen für und für. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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