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Offenbarung, Kapitel 3

Offenbarung, Kapitel 3

3:1 Und dem Engel der Gemeinde zu Sardes schreibe: Das sagt, der die sieben Geister Gottes hat und die sieben Sterne: Ich weiß deine Werke; denn du hast den Namen, daß du lebest, und bist tot.
Es sind sieben Geister Gottes, die Jesus Christus hat und zwar so, daß sie auch seine Geister sind; denn er sagt: „Alles, was der Vater hat, das ist mein“. Der Geist Gottes ist in den Gläubigen; er ist aber nicht ihr Geist. Jesus ist also Gottes Sohn und wahrer Gott. Diese sieben Geister sind vor Gottes Thron und werden gesandt auf die ganze Erde. Sie durchdringen alles, beleben und erleuchten alles mit ihrer unendlichen Kraft.
Die sieben Sterne bedeuten die sieben Gemeindeengel. Im ersten Sendschreiben werden sie mit den sieben goldnen Leuchtern, hier aber mit den sieben Geistern verbunden. Die Vorsteher der Gemeinden sollen als Sterne den Einfluß des Lichtes vom Geist Gottes haben und dann auch den Gemeinden ihre Kräfte mitteilen. Der Engel der Gemeinde zu Sardes ist einer von den sieben Sternen. Er soll also durch den Titel, den der Herr Jesus hier führt, belebt, aufgeweckt und in die geistliche Lichtskraft versetzt werden, deren er gar sehr bedarf. (Johann Albrecht Bengel)


Dein Name, heißt es hier, klingt gut; aber deine Werke taugen nichts: das weiß ich. Es sind tote Werke, wie du selber tot bist. Die Beschreibung dieses Vorstehers ist kurz und knapp; aber in einem einzigen Wörtlein ist viel Leidiges enthalten. Seine Sache war soviel wie nichts. Es kann ein jedes für sich darüber nachdenken, was es für einen Namen habe, und soll ihn billig verstehen, damit, wenn er etwas Liebliches an sich hat, wie zum Beispiel Gottlieb, Christoph, Salome, Katharina usw., im Werk selbst nicht das Gegenteil vor den Augen des Herrn Jesus sich finden möge.
Die Welt ist gar so eitel und hat eine Freude an schönen Worten, Titeln und Namen, wenn schon nichts dahinter ist. Vor Gott gilt das gar nichts, ja ein solcher eitler und eingebildeter Ruhm hilft die Schuld nur vergrößern. Der Herr Jesus sieht es bei einem jeden unter uns, wieviel Tod oder Leben da sei und was vorherrsche. Was tot sei, kann man aus dem Gegenteil entnehmen. Leben ist es, wenn man in der Kraft Gottes steht, in der Kraft Jesu Christi, in der Kraft des Heiligen Geistes, in dem heiligen Taufbund, der sich gründet auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes; wenn das, was wir von Gott und seinem Heil vernommen haben, sich auch in unserem Herzen regt; wenn das, was im Wort Gottes ist, auch in unsre Herzenstafeln eingeprägt ist. Es ist bei innerem Leben ein Gefühl da, bei dem man spürt, es sei die Sache selber vorhanden, von der die Worte so schön lauten. Da werden nicht nur die natürlichen Sinne von außen her erfreut, sondern auch das Herz selber wird von ihnen durchdrungen. Es ist ein Genuß da oder wenigstens ein sehnliches Verlangen, bis das Verlangen sich durchsetzt und zum Siege kommt.
Dagegen zeigt sich der Tod, wenn einer von heiligen Dingen nicht gerührt wird, gleichsam als ginge es ihn nichts an, wenn es einem gleich viel bedeutet, ob man mit Gottes Wort oder mit weltlichen Dingen umgeht. Ein solcher weiß zwar wohl, daß es zweierlei Inhalt ist; aber vom Geistlichen hat er ebensowenig Kraft wie vom Weltlichen. Die Sünde und die Übertretungen bedecken die Seele. Der Glaube, die Hoffnung und die Liebe, in denen das geistliche Leben steht und durch die es sich ausweist, sind nicht da. Es ist nur ein natürliches und kein geistliches Tun vorhanden.
Der Vorsteher zu Sardes war tot und hatte doch Werke. Wenn einer leiblich tot ist, dann ist kein Odem und keine Bewegung da; aber beim geistlichen Tod kann eine natürliche Wirksamkeit vorhanden sein, und daher ist er nicht so leicht zu erkennen. Wer geistliches Leben hat, der kann wissen, wann andere geistlich Tote, die einander für lebendig halten, im Tode liegen. Wenn zum Beispiel ein roher Mensch seine groben Sünden in Werken oder in Worten sicher forttreibt und in seinem Tun und Lassen frech und ohne Furcht vor Gott fortfährt, dann ist er tot. Es kann aber auch mancher im geistlichen Tode liegen, obwohl er nicht in groben Sünden lebt. Auch einen solchen Zustand sieht der Herr Jesus aufs genauste. (Johann Albrecht Bengel)

3:2 Werde wach und stärke das andere, das sterben will; denn ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor Gott.
Der Anfang des wahren Heils einer Seele ist, daß sie aus ihrem Todesschlaf aufgeweckt wird. Da kommt ein Mensch erstmals zu sich selbst, daß er denkt: Ei, was mache ich? Wenn ich in diesem Augenblick aus der Zeit in die Ewigkeit versetzt werden sollte: wie ging es mir? Da ist es ihm zum ersten Mal wahrhaftig darum zu tun, daß er möge zu Gott kommen und seine Seele retten. Da geht ihm der heilige und gnädige Wille Gottes auf; da wird er gewahr, wie man zu der seligen Gemeinschaft mit Gott und mit seinem Sohne gelangen könne. Da vergeht dem Menschen auf einmal der vorige Schlummer; und was vorher vor seinen Augen verborgen gewesen ist, das geht ihm nun auf. Die Stimme des Herrn Jesus öffnet das Ohr, so daß es plötzlich von ihr getroffen wird und dadurch ein Verlangen bekommt, das weitere zu hören. Sonst kann ein Mensch eine Menge guter Lehren an sich vorübergehen lassen. ohne daß er verändert wird; er kann aber auch durch ein einziges Wörtlein getroffen werden, so daß er wach wird.
Wie kann aber einer das bei sich stärken, was sterben wollte? Wenn der Herr Jesus sagt: Stärke es! dann gibt er eben die Fähigkeit dazu. Mose sagt nur: Tue das! und läßt einen sorgen, wo man die Kraft hernehmen werde; wenn dagegen der Herr Jesus einem etwas befiehlt, dann führt dieser Befehl die Kraft mit sich, wie er hieß einen Gichtbrüchigen aufstehen und einen Blinden sehen. Merke es: Sobald das Wort des Herrn Jesus dein Herz trifft, ist auch die Kraft da. Es kann einer im gleichen Augenblick dem Herrn Jesus antworten: Herr Jesus, du bist da, ich bin hier. Ich spüre deine Kraft; die ist größer als all mein Unvermögen. Wecke mich recht auf, dann muß der Schlaf weichen. Stärke mich, dann kann ich mich selber stärken, und alles, was an mir bisher erstorben war, wird sich erholen.
So war es bei diesem Vorsteher. Was der Herr Jesus ihm im besonderen sagte und Johannes ihm schrieb und vorlesen ließ, das traf ihn und drang ihm ins Herz. Da konnte er sich denn aufraffen und das beinahe erstorbene Lebensfünklein bei sich erwecken. 0 wie gut ist es, wenn der Herr Jesus einem geistlich Toten sozusagen die Nativität fein kurz und gut stellen läßt. Das sollte man sich ja nicht verdrießen lassen, sondern nur hurtig den Schlaf aus den Augen wischen, wenn man auch einen noch so süßen Sündentraum gehabt hätte. Wer noch im Augenblick zuvor tot gewesen und jetzt aufgewacht ist, der gilt schon als Lebendiger und nicht mehr als ein Toter, wenn er nur sich recht stärkt.
Der Herr Jesus ist wahrhaftig: Was lebt, nennt er lebendig; was tot ist, nennt er tot; und wo Tod und Leben miteinander ringen, da sagt er es auch. Wie nun die Wahrheit im Wort und im Gewissen uns unsern Zustand vorhält, so sollen wir uns erkennen und aus dem Tod ins Leben dringen und nicht aus dem Leben in den Tod sinken. Es verhält sich mit dem geistlichen Leben wie mit dem natürlichen. Es kann ein gesunder Mensch durch eine schwere Wunde oder einen Unglücksfall plötzlich umkommen, und durch den Sturz in eine schwere Sünde kann auch das geistliche Leben erlöschen. Das letztere geschieht zwar nicht so leicht; dagegen ist es etwas häufig und leicht Vorkommendes mit dem Kränkeln und dem allmählichen Abnehmen, wie sich bei einem Feuer zuerst die Flamme verliert, hernach die Glut allmählich abnimmt und mit Asche bedeckt wird. Es kann einer im Geist lebhaft, brünstig und wacker sein und dann in einem Stück nach dem andern, in der Zuversicht, in der Barmherzigkeit, im Gebet, in der Vorsicht, in der Mäßigkeit nach und nach, von einem Tag, Monat und Jahr zum andern abnehmen, so daß es nur noch an etlichen Fünklein hängt, um die es auch bald vollends geschehen wäre, während, wenn sie wieder aufgeblasen werden, die Besserung eines solchen Menschen wieder schnell zunehmen und der Eifer gegen das vorige Abnehmen hierzu sehr viel beitragen kann.
Es heißt weiter: „Ich habe deine Werke nicht völlig erfunden vor meinem Gott“. Der Herr Jesus wiegt alles ab nach der Wahrheit. Unsre Werke sollen völlig sein und alle zusammen ein volles Maß ausmachen und jedes im besonderen seine rechte Art haben im Glauben, in der Liebe, in der Hoffnung. Es sollen keine tote, sondern lebendige Werke sein. Wenn wir mit einem Geschäft kommen, das ganz oder halb tot ist und nicht zu Gottes Ehre taugt, dann ist es, als ob der Herr Jesus sich dessen vor seinem Gott zu schämen hätte. Unser Gehorsam, unser Tun und Lassen soll so beschaffen sein, daß es wert ist, dem Herrn Jesus in die Hand gegeben und durch ihn dem himmlischen Vater als eine geistliche Frucht dargebracht zu werden. Es müssen nicht gerade große, aber doch gute und völlige Werke sein. Wenn ein kleines Kind in dem Geist Jesu Christi einen Seufzer zu dem Vater schickt, dann ist das schon ein völliges Werk vor Gott. Da ist es, als ob der Herr Jesus zu seinem himmlischen Vater sagte: Siehe, mein Vater, da ist wiederum eine Frucht von der Erde, die ich mit meinem Blut erneuert habe. (Johann Albrecht Bengel)

3:3 So gedenke nun, wie du empfangen und gehört hast, und halte es und tue Buße. So du nicht wirst wachen, werde ich über dich kommen wie ein Dieb, und wirst nicht wissen, welche Stunde ich über dich kommen werde.
Das Zurückdenken ist eine köstliche Sache, wenn einer vorher in einem guten Stand seiner Seele gewesen ist und nun bedenkt: Die Freude an dem Namen Jesu hat vorher mein Herz belebt; ich weiß nicht, wie ich darum gekommen bin. Ich habe früher so frei beten, Gott loben und mit ihm kindlich umgehen können; ich will mich befleißigen, daß ich wieder dazu gelange.
Die Buße ist eine Wiederkehr zum Leben. Der verlorene und wieder gefundene Sohn ist das Bild eines Sünders, der Buße tut, und von ihm heißt es: „Er war tot und ist wieder lebendig geworden“. 0 es ist nichts Widriges um die Buße. Wenn ein Kranker gesund wird, ein Irrender wieder auf den rechten Weg kommt, ein gefallener Mensch wieder aufsteht, so sind das lauter gute Dinge. Wenn man einen, der in einer Ohnmacht gelegen hat, mit köstlichem Wasser bestreicht, so daß er wieder zu sich kommt, dann wird er die nicht schelten und schmähen, die ihn gestärkt haben. Jesus Christus ist der getreue Erwecker der Seelen; ihm laßt uns nachfolgen, weil die angenehme Zeit des Heils ist. (Johann Albrecht Bengel)


Welche Bewandtnis hat es mit dieser Aufmunterung? War der Vorsteher zu Sardes im Zustand des Schlafens oder des Wachens 7 Es gibt einen Seelenzustand, da Wachen und Schlafen miteinander ringen und abwechseln, so daß das eine oder das andere von einem Augenblick zum andern die Oberhand gewinnt: bis entweder der Schlaf Meister wird oder der Mensch durch eine Stimme oder eine Gewalt von außen her und durch seine eigne Ermunterung von innen her recht wach wird.
Hier weckt der Herr Jesus den Gemeindeengel, der beinahe ganz im Schlummer versunken war, und dann hatte dieser gleichsam die freie Wahl, ob er vollends einschlafen oder aufwachen und wachsam bleiben wollte auf die Zukunft des Herrn.
Es kann einer dem Leibe nach sehr wachsam sein (die bösen Geister schlafen gar nicht) und mit der Seele in tiefem Schlaf liegen. Dagegen kann einer wegen seines körperlichen Zustandes schläfrig sein und doch in der Wachsamkeit der Seele stehen. Indessen soll sich auch keines zum leiblichen Schlaf niederlegen, wenn es nicht seine Seele recht gefaßt hat; denn keines weiß, ob es in dieser Welt wieder aufwachen werde. Wenn ein solcher Mensch in der Gnade Gottes steht und sich etwa noch viel Sorge gemacht hat, sich aber auf einmal und auf ewig errettet sieht, welch eine Danksagung, meinen wir wohl, wird sich bei ihm finden! Wenn dagegen einer im Leibes- und Sündenschlaf zugleich hingerafft wird und in jener Welt sich dessen bewußt wird, welch ein Schrecken muß das sein! Also ist die geistliche Wachsamkeit mit der natürlichen gewissermaßen verbunden, und wer in der Seele recht gefaßt ist, der kann recht wachen und schlafen. (Johann Albrecht Bengel)


Auch bei dieser Warnung ist eine große Treue. Jesus wird daherkommen wie ein Dieb. Ein Dieb sagt nicht vorher, zu welcher Stunde er kommen werde, noch daß er komme; aber Jesus sagt es vorher, daß er komme, und nur die Stunde hält er verborgen; denn sonst wäre es um die Wachsamkeit nichts besonders Löbliches, wenn einer die ganze Nacht, eine einzige angezeigte Stunde ausgenommen, schlafen dürfte. (Johann Albrecht Bengel)


O wie mancher Mensch würde vor Scham und Bestürzung glauben zu Boden sinken zu müssen, wenn ein Mann, an dessen Liebe und Hochachtung ihm alles gelegen ist, dem er sich nur in einem vortheilhaften Lichte zu zeigen und vor dem er alles Böse klüglich zu verbergen suchte, ihm unter die Augen träte und spräche: „Ich weiß deine Werke, ich weiß alles, was du da und da gethan und getrieben hast; deine Heuchelei, dein Schönthun und Gleißen hilft dir nicht, ich kenne dich.“ - Nun aber spricht der Sohn Gottes, der die Schlüssel hat der Hölle und des Todes, dein Herr und dein Richter zu dir: „Ich weiß deine Werke!“ - Wie ist dir dabei zu Muthe? Du bekennest Christum mit dem Munde, und verleugnest ihn mit dem Wandel; du weißt seine Gebote, und thust doch nicht, was er dir gebietet; du hast in seinem Hause und an seinem Tische den Schein eines gottseligen Wesens, aber seine Kraft im häuslichen und öffentlichen Leben ist nicht zu merken. Was hast du denn nun? - Den Namen, daß du lebest, und bist todt. - Aber sein lebendigmachendes Wort ruft dir zu: „Sei wacker, wache auf, und was noch an göttlichem Leben in dir übrig ist, das stärke durch's Gebet, ehe es stirbt, und du als ein dürres abgestorbenes Holz für nichts weiter, als für das Feuer taugst; denn so, wie du jetzt bist, hat er deine Werke, wenn du dein Thun auch noch so sehr schmückest, nicht völlig erfunden. Darum gedenke, wie du empfangen und gehört hast, was dir vordem gesagt und vertrauet war. Den Weg, den du verlassen hast, suche wieder; thue Buße und wache von nun an, daß der Herr nicht unerwartet und plötzlich über dich komme, und du aus dem Munde des Richters das Donnerwort hören müssest: „Ich weiß deine Werke!“ - Denn so freundlich der Herr der Seele ist, die nach ihm fragt, und so wenig er einen ausstößt, der zu ihm kommt; so ernstlich und genau nimmt er es mit allen, die sich zu ihm bekennen; so wenig duldet er Heuchelei und Scheinheiligkeit, Trägheit und Fahrlässigkeit bei denen, welchen er so große Gnaden und Gaben anvertraut hat. Darum lasset uns unter einander unserer selbst wahrnehmen mit Reizen zur Liebe und guten Werken. Denn der Herr wird sein Volk richten. (Carl Johann Philipp Spitta)

3:4 Aber du hast etliche Namen zu Sardes, die nicht ihre Kleider besudelt haben; und sie werden mit mir wandeln in weißen Kleidern, denn sie sind's wert.
Etliche haben ihre Kleider nicht besudelt. Sie haben sich vom Fleisch und von der Welt unbefleckt bewahrt; und sie werden mit dem Herrn Jesus Christus wandeln in weißen Kleidern als Gerechte und Unschuldige, weil sie es wert sind. Wo ihrer viele ein gutes Zeugnis ablegen, da müssen die übrigen sich sozusagen der Schande halben auch ein wenig vorsehen; wo aber unter einer großen Menge sich nur etliche wenige recht bewahren, sind sie sehr wohl daran und werden um so mehr in acht genommen als ein Eigentum des Herrn. Bei Hof sind die am besten daran, die überall mit hin dürfen, wo der Fürst hingeht. Welch eine Ehre ist es dann, im weißen priesterlichen Schmuck mit dem Herrn Jesus wandeln zu dürfen in seinem himmlischen schönen Gefolge! (Johann Albrecht Bengel)

3:5 Wer überwindet soll mit weißen Kleidern angetan werden, und ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, und ich will seinen Namen bekennen vor meinem Vater und vor seinen Engeln.
Streiter des Kreuzes, kämpfe fort! Ruhe nie, bis dein Sieg vollständig ist, denn dein ewiger Lohn wird eines Lebens voll Kampf wert sein.
Siehe, hier ist vollkommene Reinheit für dich! Einige wenige in Sarden hielten ihre Kleider unbesudelt, und ihr Lohn ist, fleckenlos zu sein. Vollkommene Heiligkeit ist der Preis unseres hohen Berufs, laßt uns ihn nicht verfehlen.
Siehe, hier ist Freude! Du sollst Feierkleider tragen, wie die Menschen sie bei Hochzeitsfesten anlagen; du sollst mit Fröhlichkeit angetan werden und vor Freuden glänzen. Schmerzliche Kämpfe sollen im Frieden des Gewissens und in der Freude im Herrn enden.
Siehe, hier ist Sieg! Du sollst deinen Triumph haben. Palme und Krone und weißes Gewand wird dein Lohn sein; du sollst als Sieger behandelt und von dem Herrn selber als solcher anerkannt werden.
Siehe, hier ist priesterlicher Schmuck! Du sollst vor dem Herrn stehen in solchen Kleidern, wie die Söhne Aarons sie trugen; du sollst die Opfer des Dankes darbringen und mit dem Weihrauch des Lobes dich dem Herrn nahen.
Wer wollte nicht für einen Herrn kämpfen, der so große Ehren dem geringsten seiner treuen Diener gibt? Wer wollte nicht um Christi willen mit einem Narrenkleid angetan werden, wenn Er uns mit Herrlichkeit bekleiden will? (Charles Haddon Spurgeon)


Die Gemeinde zu Sarden war von einem vermischten Zustand, der Bischof oder Pfarrer hatte den Namen, daß er lebe, und war todt, und unter den Zuhörern gab es Leute, die geistlich sterben wollten. Doch waren auch wenige Christen daselbst, die ihre Kleider nicht besudelt hatten; und diesen verspricht der HErr Jesus, daß sie mit Ihm in weißen Kleidern wandeln werden, weil sie es werth seien. Diesen redlichen und treuen Seelen gebietet der HErr Jesus nicht, daß sie sich von ihrem todten Pfarrer und von den übrigen halbtodten Sardischen Christen äußerlich absondern oder Separatisten werden sollen. Der Pfarrer hatte diese treuen Seelen in Seiner Gemeinde, und sollte sie ferner haben, aber auch die übrigen stärken, die sterben wollten. Die Gefahr des geistlichen Todes oder des völligen Rückfalls kam bei diesen daher, daß sie es mit der Sünde nicht mehr genau nahmen, und sich durch dieselbe mannigfaltig befleckten. Die wackeren und treuen Seelen kostete es alsdann desto mehr Wachsamkeit und Ernst, wenn sie weder wider die Liebe durch’s Richten sündigen, noch ihre Kleider im Umgang mit jenen beflecken wollten. Sie mußten aber eben in diesen Umständen überwinden, und so muß ein Jeder überwinden, der in der wüsten Welt unbefleckt bleiben, oder sich von aller schon geschehenen Befleckung des Fleisches und des Geistes reinigen, und in der Heiligung fortfahren will. Wer aber überwindet, soll in der unsichtbaren Welt nach der Verheißung Jesu mit weißen Kleidern angethan werden. Daß diese Verheißung erfüllt werde, konnte Johannes bezeugen, weil er viele solche Weißgekleidete im Himmel sahe, s. Off. 4,4. 6,11. 7,9. Dieses weiße Kleid ist ein herrlicher, glänzender Schmuck der Auserwählten, dergleichen einer an Christo bei Seiner Verklärung zu sehen war, Matth. 17,2. Im Tempel zu Jerusalem hatten die Priester weiße Kleider an; und so dienen auch die Vielen, die Johannes K. 7. sahe, in ihren weißen Kleidern dem HErrn Tag und Nacht in Seinem Tempel. Auch den 24 Aeltesten, die mit weißen Kleidern angethan sind, wird Kap. 5,8. die priesterliche Verrichtung des Räucherns zugeschrieben. Wer aber ein solches weißes Kleid im Himmel bekommen soll, muß vorher sein eigenes Kleid, das ist seine Natur, gewaschen und helle gemacht haben im Blut des Lammes, Offenb. 7,14., und dieses kostet freilich ein Ueberwinden, weil die Unreinigkeit dem Fleisch angenehm ist. Der HErr Jesus will aber eines solchen Ueberwinders Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens, sondern will seinen Namen bekennen vor Seinem Vater. Hieran ist unaussprechlich mehr gelegen, als an dem guten und berühmten Namen, den ein Mensch unter den kurzsichtigen Menschen haben mag. Wessen Name im Buch des Lebens steht, der kommt nicht in’s Gericht, und darf in das ewige Leben eingehen, und wer von dem Heiland so theuer geachtet wird, daß Er seinen Namen als eines Gerechten, Treuen, Auserwählten vor Seinem Vater bekennt, erlangt Ehre genug, ob er gleich auf Erden geschmähet, oder seiner bald vergessen worden wäre. (Magnus Friedrich Roos)

3:6 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Wenn in den bisherigen Gemeinden immer Lob und Tadel gemischt war, so wird von den drei kommenden im dritten Kapitel Sardes im Ganzen keines Lobes von ihrem Meister würdig befunden, Laodicäa empfängt dagegen nur Tadel, Philadelphia nur Lob. Bisher waren die Gemeinden nur gewarnt, als die erst noch in der Gefahr standen, verweltlich zu werden; Sardes und Laodicäa werden behandelt, als die schon verweltlicht wären; Philadelphia, als wenn sie alles Weltliche bereits überwunden hätte. Sardes ist das Bild einer Gemeinde, die von Andern für besser gehalten wird, als sie ist; Laodicäa stellt die dar, die sich selbst für besser halten; Philadelphia wird von Andern geachtet, und achtet sich selbst für nichts als für gering, aber gerade da sie so sich erniedrigt, wird sie von dem Menschensohne erhöht. – Der Herr schmeichelt Sardes nicht, Er sagt’s ihr, sie haben den Namen, daß sie lebe, und sei todt, ihr Christenthum sei nur ein Scheinleben; aber doch trägt Er sie noch in Liebe, und möchte sie gern noch retten und stärken. Nur daß diese tragende Liebe bei dem unbußfertigen großen Haufen endlich ihre Grenze findet; unter welchem der Herr die kleine Anzahl der Frommen wohl herauszufinden weiß und überhaupt der Bußfertigen sich auch hier annimmt mit treuer Gnade. Die Feinde, welche da überwunden werden müssen, sind die Schläfrigkeit und die Widerspänstigkeit; denn einschläfernd ist es, wenn man beständig uns lobt und sich von allen Seiten zufrieden bezeigt, und es kommt dann mit uns dahin, daß wir nicht aufstehen mögen, auch wenn der Herr selber uns weckt; andererseits thut’s wehe, einen Zustand für schlimm und gefährlich zu erklären, den man so lange selbst für vortrefflich gehalten und der von Allen gelobt wird. O Herr, bewahre mich vor solcher Seelengefahr, daß es mir nicht wie Sardes gehe; gieb mir selbstverläugnende Demuth und Kindeseinfalt. Noch steht unser Name im Lebensbuch: o daß er niemals ausgelöscht werde! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Dem Überwindenden werden weiße Kleider angelegt werden, wie einem vor der Welt geehrten Menschen durch andere Leute schöne Kleider angelegt werden. Dabei heißt es: Ich werde seinen Namen nicht austilgen aus dem Buch des Lebens. Dieses Buch ist das himmlische Verzeichnis derer, die gewiß in das ewige Leben kommen. Von der Welt wird es für etwas Großes gehalten, wenn einer mit seinem Namen zum Beispiel in den Turnierbüchern als ein redlicher Ritter eingeschrieben ist; aber solche Bücher sind vergänglich, wenn sie auch Geltung hätten bis ans Ende der Welt.
Die Welt kann nichts für alle Zeit belohnen. Die Weltleute haben auch keinen wahren Großmut, weil das Größte, das sie bewundern, geben, erben und nehmen können, so nichtig ist. Christus kann rechte Ehre austeilen. Wer bei ihm angeschrieben ist, dem ist nichts daran gelegen, in welchen Registern der Welt er eine Weile stehe oder nicht. Einen Namen, den der Herr Christus im Buch des Lebens stehen läßt, den wird er auch bekennen vor seinem Vater und vor seines Vaters Engeln, das ist, er wird sagen: Wie ich überwunden habe, so hat auch dieser überwunden. Er heißt mit Namen David, Paulus, Johannes usw. Er ist mein; er hat sich wohl gehalten. 0 große Verheißungen! Laßt uns in der Kraft Christi danach trachten, daß wir gewißlich überwinden. (Johann Albrecht Bengel)

3:7 Und dem Engel der Gemeinde zu Philadelphia schreibe: Das sagt der Heilige, der Wahrhaftige, der da hat den Schlüssel Davids, der auftut, und niemand schließt zu, der zuschließt, und niemand tut auf:
Im ersten Kapitel redet der Herr Jesus auch von den Schlüsseln; er sagt aber dort, er habe die Schlüssel des Todes und der Hölle, und hier heißt es, er habe den Schlüssel Davids. Hat denn David auch den Schlüssel des Todes und der Hölle gehabt? Nein! Was David hatte, das wird dem Herrn Jesus zugeschrieben; und was dem Herrn Jesus zugeschrieben wird als etwas Davidisches, das reicht bei ihm aus dem Sichtbaren in das Unsichtbare hinein. Mithin widersprechen diese beiden Stellen einander nicht, sondern sie erläutern einander sehr schön.
Der Herr Jesus nennt sich den Heiligen, den Wahrhaftigen. Das sind göttliche Namen; so wird Gott im fünften Siegel der Heilige und der Wahrhaftige genannt. Die Verbindung dieser Bezeichnungen ist merkwürdig. Der Titel „der Heilige“ ist eigentlich ein göttlicher Name. Wann es heißt: Das sagt der Heilige, dann ist es, als ob es hieße: Das sagt Gott. Es wird dadurch die ganze Vortrefflichkeit angezeigt, wie sie verborgen und wie sie doch auch offenbar ist, wie sie von allen Kreaturen unendlich weit unterschieden ist und wie sie sich doch auch den edelsten Kreaturen zur Nachfolge darstellt.
Gott ist der wahrhaftige Gott. Er ist in seiner Natur eben so, wie es ihr zukommt. Es ist an ihm nichts Verstelltes noch Erdichtetes, und so ist auch in seinen Worten und Zeugnissen lauter Wahrheit. Was er sagt, das verhält sich auch so, und was er zusagt, das kommt auch so. Diese göttlichen Namen führt der Herr Jesus: Er ist der Heilige, er ist der Wahrhaftige. Die Seinen können sich ganz und gar an ihn halten und sich auf ihn verlassen. Was er stiftet und sagt und verspricht, dabei muß es bleiben. Die Gnaden, die dem David verheißen worden sind, sind gewiß und unveränderlich. Dem Messias ist der Thron Davids zuerkannt. David hatte für sich und seine Nachfolger zu Jerusalem ein zeitliches Königreich; aber Christi Reich ist ewig und himmlisch.
Jesus Christus hat eine vollkommene und unumschränkte Gewalt. Er selbst ist es und nicht der Schlüssel, dem das Auftun und das Zuschließen zugeschrieben wird. Was er auftut, bleibt aufgetan; was er zuschließt, bleibt verschlossen. Niemand kann es ändern als er selbst.
Das ist denen, die sich dem Herrn widersetzen, etwas Schreckliches, weil sie nichts wider seine Gewalt vermögen, wenn sie auch zerbersten möchten; für die aber, die es mit dem Herrn Jesus halten, ist es hoch erfreulich. Wenn er die Hindernisse, die man seinem Reich in den Weg legt, aufheben will, dann kann sie niemand wieder in Gang bringen; will er dagegen dem Guten Bahn brechen, dann kann keine weltliche Gewalt es hindern. Es muß alles zu rechter Zeit geschehen.
So ist es auch mit unserem Herzen. Ein jeder kann merken, daß er nicht einmal den Schlüssel zu seinem eignen Herzen hat. Unser Herz ist von sich aus verschlossen; niemand kann es öffnen als der Herr Jesus durch die Kraft seines Worts. Dies kann dann kein Mensch hindern. Alles ist in des Herrn Jesu Gewalt. Wir können wohl darauf achten, wenn er seinen Schlüssel an unsrem Herzen ansetzt, und wacker sein, wenn sein Licht und seine Wahrheit bei uns eindringt. Wer da folgt, der hat Frieden und kann des Sieges Christi froh werden. (Johann Albrecht Bengel)

3:8 Ich weiß deine Werke. Siehe, ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen; denn du hast eine kleine Kraft, und hast mein Wort behalten und hast meinen Namen nicht verleugnet.
Wenn eine Tür offen ist, dann kann man ungehindert in ein Haus oder in ein Zimmer eintreten und ausrichten, was man will, wie auch Paulus den ungehinderten Fortgang des Evangeliums als eine offene Tür beschreibt. Da hat denn der Herr Jesus auch in Philadelphia eine solche Förderung des Guten verliehen, daß auch die Widersacher, wer sie auch sein mochten, es nicht verhindern konnten. Seine Macht ist groß. Als er auf die Welt kam und sein Amt antrat, war alles durch die Gewalt der Finsternis verschlossen und verriegelt. Es wurde aber eine Öffnung gemacht. Sein Vorläufer ging einher im Geist und in der Kraft des Elia; da mußten sich schon die Herzen der Väter und der Kinder auftun, aber vor dem Herrn Jesus selbst noch vielmehr. Als das in Israel geschah, war übrigens in der Welt alles zugeschlossen. Da ist Christus mit seinem Wort durchgedrungen und hat das Reich Gottes in aller Welt ausgebreitet, wo vorher das tolle Heidentum im Schwange gewesen ist und die ungläubigen Juden mit den Heiden ihr Äußerstes getan haben, den Weg zu versperren. So ist es heute noch. Wo einer mit der Gemeinschaft Christi gewappnet ist und sich der Sache rechtschaffen annimmt, da muß man ihm weichen und Platz machen; das ist des Herrn Jesu Gabe. Wenn einer eine geöffnete Tür vor sich hat, da ist es Weisheit, daß man sich ihrer fein zu bedienen weiß; dies läßt der Herr Jesus treue Knechte erfahren. Andererseits kann es geschehen, daß man es rechts und links versucht und keine offene Tür, sondern vielmehr eine starke Mauer vorfindet. Da muß man nichts eigenwillig zu erzwingen begehren, noch mit dem Kopf gegen die Wand laufen; es wird doch zu rechter Zeit eine offene Tür geben.
Der Name Jesu Christi war bei den Heiden und Juden sehr verachtet und verworfen. Der Vorsteher aber dachte und sagte dessenungeachtet: Ich halte es mit Jesus Christus; er ist mein Herr. Sein Wort ist meine Weisheit, sein Kreuz ist mein Ruhm, sein Leben ist meine Hoffnung und meine Seligkeit, sein Name ist ein Name über alle Namen, den zu bekennen mich nichts in der Welt abhalten soll.
Was sind unsre Werke? Hat nicht mancher eine ziemliche Macht und legt dabei doch sehr wenig Ehre ein? Wie will der, der Christi Wort nicht bewahrt, fordern, daß Christus ihn bewahren soll? Wie kann der, der Christi Namen mit Werken der Ungerechtigkeit verleugnet, hoffen, daß Christus seinen Namen bekennen werde vor seinem Vater und vor seinen Engeln? Der Vorsteher in Philadelphia hat Christus geehrt, darum wird Christus ihn auch ehren. (Johann Albrecht Bengel)


Heilige, die der Wahrheit Gottes treu bleiben, haben eine offene Tür vor sich. Meine Seele, du bist entschlossen, zu leben und zu sterben auf das, was der Herr in seinem Wort geoffenbart hat, und deshalb steht die offene Tür vor dir.
Ich will eingehen durch die offene Tür der Gemeinschaft mit Gott; wer will mir dies verweigern? Jesus hat meine Sünde hinweggenommen und mir seine Gerechtigkeit gegeben, deshalb darf ich frei eintreten. Herr, ich tue das durch Deine Gnade.
Ich habe auch vor mir eine offene Tür in die Geheimnisse des Wortes. Ich darf nachsinnen über die tiefen Dinge Gottes: Erwählung, Vereinigung mit Christo, die zweite Zukunft - alle diese sind vor mir, und ich darf mich an ihnen erfreuen. Keine Verheißung und keine Lehre sind jetzt vor mir verschlossen.
Eine offene Tür des Zuganges ist vor mir in der Einsamkeit, und eine offene Tür der Wirksamkeit im Dienste des Herrn, Gott will mich hören; Gott will mich gebrauchen. Eine Tür ist geöffnet für mein Vorwärtsgehen zu der Kirche droben in der Herrlichkeit und für meine tägliche Gemeinschaft mit Heiligen hienieden. Einige mögen versuchen, mir den Mund zu schließen oder mich auszuschließen, aber alles vergeblich.
Bald werde ich eine offene Tür in den Himmel sehen: Das Perlentor wird mein Eingang sein, und dann werde ich hineingehen zu meinem Herrn und König und mit Gott auf ewig eingeschlossen sein. (Charles Haddon Spurgeon)


Dieses Wort des Herrn kann aufrichtige Jünger ungemein trösten. Sie haben eine Kraft. Der Herr weiß es, dass sie eine Kraft haben. Er kennet die Seinen! Und auch das Maß und die Beschaffenheit dieser Kraft ist Ihm genau bekannt. Er spricht es offen aus: Deine Kraft ist gering. Nur wenige sehr begabte Arbeiter stehen in Seinem Weinberg; das Heer Seiner Mitarbeiter besteht aus Leuten, die nicht besonders hervorragen. Wem viel anvertraut ist, von dem wird viel gefordert werden. Mit großen Geistesgaben ausgerüstete Zeugen Christi haben eine um so höhere Verantwortung. Nicht nach hohen Dingen sollen wir streben; gibt aber der Herr des Weinberges dem einen diese und dem anderen jene Geistesgabe, so soll er wissen, dass ihm hieraus auch besondere Gefahren erwachsen. Wir sind durchaus nicht benachteiligt, wenn wir nicht auffallende Gaben besitzen. Offenbarung 3, 7-13 macht uns dies sonnenklar. Wer in Christo Jesu ist, der hat auch eine Kraft. Wer Jesu Eigentum ist, der gebraucht die eigene kleine Kraft treu für Ihn. Diese Liebe hält sich rein von allen Dingen, die dem Wesen des Herrn zuwider sind, gibt sich ganz hin an Gott und findet ihre höchste Freude darin, in aller Herzlichkeit und Treue das zu tun, was den Heiland freut. Unser Schriftabschnitt zeigt uns, was ein Jünger auch mit einer geringen Kraft ausrichten darf. Das Herz wird uns warm, wenn wir das erwägen, was der Herr gerade der Gemeinde sagt, die geringe Kraft besitzt. „Du hast mein Wort bewahrt“, sagt Er. Die geringe Kraft reicht aus, Sein Wort zu bewahren. Klagst du über geringe Kraft? Vergrabe dein Pfund nicht; du darfst in Seiner Kraft wirken, sie ist in den Schwachen mächtig. (Markus Hauser)

3:9 Siehe, ich werde geben aus des Satanas Schule, die da sagen, sie seien Juden, und sind's nicht, sondern lügen; siehe, ich will sie dazu bringen, daß sie kommen sollen und niederfallen zu deinen Füßen und erkennen, daß ich dich geliebt habe.
Die Juden führten einen hohen Namen; denn ein Jude heißt ein Mensch, der Gott lobt und den Gott lobt. Da aber die Juden sich allein auf ihre natürliche Herkunft verließen und dem Werke nach selbst keine Juden waren, werden sie hier von dem Wahrhaftigen als Lügner gescholten. Solche Lügner sind auch alle, die sich Christen nennen und es nicht sind, was etwas gar Allgemeines ist. Die Juden bildeten eine Versammlung, die sie für heilig hielten; aber sie wird hier eine Versammlung des Satans genannt, die sich dem Reich Gottes widersetzt. Solche betrogenen Leute sahen den Engel der Gemeinde in Philadelphia als einen heillosen und verwerflichen Menschen an, der vor Gott und vor Menschen nichts tauge und gelte; aber der Herr Jesus will ihm eine andere Glaubwürdigkeit verschaffen, auch bei den Widersachern.
Dieser Vorsteher war ein Spott der Leute. Es ließ sich an, als ob er keine Hilfe bei Gott hätte, und doch stand es wohl um ihn. Der Herr Jesus bezeugt es ihm. Dies wird selbst den Feinden zu erkennen gegeben werden, und ihm wird eben dies vorher angezeigt. 0 so geht es noch immerdar zu! Solche, die das Wort Christi am treulichsten bewahren, müssen sich dafür ansehen lassen, als ob sie verkehrt gedacht hätten oder etwas für sich suchten; aber endlich gibt der Herr den Ausschlag, mag es auch bei den meisten bis zum Jüngsten Tag anstehen.
Wann einer nur in seinem Herzen das Zeugnis hat und bei sich sagen kann: Jesus, mein Herr, hat mich lieb, dann ist es schon köstlich. Wann auch niemand in der Welt ihn dafür hielte, so ging ihm deshalb doch nichts ab. Es wird dies dennoch zu seiner Zeit herauskommen. Wenn dagegen einer von allen Weltkindern und besonders auch von allen Heiligen dafür geachtet würde, daß er in der Liebe Christi stünde, und es wäre nichts daran, was wäre das für ein Jammer, und was würde dereinst für ein Schrecken und eine Schande noch dazukommen! Wir sollen also nur darauf sehen, daß wir in der Liebe des Herrn Jesu mögen erfunden werden; das übrige wird hernach schon folgen.
Es geht oft ein rechtschaffener Knecht Christi oder sonst eine wackere Seele so dahin; er hängt Christus und seinem Wort mit redlichem Herzen an, ist aber dabei von äußeren Bedrängnissen und Geschäften oder kümmerlichen Umständen und bescheidenen Verhältnissen umgeben. Da weiß man nicht, was hinter ihm steckt, bis er eine unvermutete Probe besteht oder bis Gott ihm ein gutes, freudiges Ende verleiht. Da kriegt man erst den Schlüssel zu seinem vorigen Tun und Lassen. Es sind in der Kirche je und je rechtschaffene Arbeiter zu ihren Lebzeiten verketzert worden; hernach aber, wenn sie im Frieden entschlafen sind, hat man das Siegel, das der Heilige und Wahrhaftige auf ihre Sache gedrückt hat, und seine Liebe zu ihnen erkennen müssen. Der ist tüchtig, den der Herr lobt, und dessen Widersacher der Herr dazu bringt, daß sie ihn loben. (Johann Albrecht Bengel)

3:10 Dieweil du hast bewahrt das Wort meiner Geduld, will ich auch dich bewahren vor der Stunde der Versuchung, die kommen wird über den ganzen Weltkreis, zu versuchen, die da wohnen auf Erden.
Wie wir mit Gottes Wort umgehen, so geht Gott auch mit uns um. Gott und dem Herrn Christus, der nun so hoch thront, können wir eigentlich nichts zugute oder zuleide tun; aber sein Wort ist gewissermaßen in unsrer Gewalt, insofern als wir es entweder bewahren oder hinter uns werfen können. Wie wir es nun seinem Wort machen, so nimmt er es auf, als ob wir es ihm selbst machten, und danach geschieht dann die Vergeltung. Wer sein Wort verschmäht, der wird verschmäht werden; wer es bewahrt, wird bewahrt werden. Das Wort Christi ist ein Wort der Geduld. Die Welt kann's nicht leiden. Es ist und bleibt ein Wort des Kreuzes und folglich ein Wort der Geduld und will daher bewahrt sein. Wer es nun bewahrt, dem traut es der Herr Jesus in seiner Liebe zu, daß er sich seiner annähme, wenn es möglich wäre, daß er selber noch in Gefahr käme; einen solchen wird Christus wiederum in der Not bewahren.
Die Gläubigen bedürfen immerdar einer Bewahrung; denn sie sind ständig in Gefahr. Hier wird aber eine besondere Bewahrung vor der Stunde einer allgemeinen und besonders großen Versuchung versprochen und damit die Bewahrung in allen anderen Versuchungen vorausgesetzt. Das ganze menschliche Leben ist eine beständige Versuchung; es geht aber zu einer Zeit und Stunde schärfer her als zur andern. Nachdem nun damals eine solche schwere Stunde vor der Tür war, so soll dieser Vorsteher wohl bewahrt bleiben, obgleich sonst viele Tausende dahinfallen werden. Nun mochte diese Versuchung bestehen, worin sie wollte, so wird doch dieser Vorsteher von dem in Gnaden ausgenommen, was den ganzen Erdkreis treffen wird.
Das heißt ins Herz geredet! So kann der Herr die Seinen auszeichnen. Wann es für die Welt am schlimmsten hergeht, haben sie es am besten. Noah fuhr in seinem Kasten sanft auf dem Wasser umher, als alle Welt um ihn her und unter ihm ersoff. (Johann Albrecht Bengel)


Ob es schon wahr ist, und durch die Erfahrung bestätigt wird, was Salomo Pred. 9,2. sagt, es begegne Einem wie dem Andern, dem Gerechten wie dem Gottlosen, dem Guten und Reinen wie dem Unreinen; folglich noch kein Unglück über die Gottlosen verhängt worden ist, welches nicht auch schon einem Frommen widerfahren ist: so ist doch auch gewiß, daß fromme Leute, die Gott vertrauen, und sich keiner scharfen Zucht durch Unachtsamkeit schuldig machen, zuweilen eine besondere göttliche Verschonung und Bewahrung genießen. Es geschieht dies vornämlich alsdann, wenn Gott der Welt durch sichtbare Beweise den Mund stopfen will, welche zu sagen pflegt. es ist umsonst, daß man Gott dienet, und was nützt es, daß wir Sein Gebot halten, und hart Leben vor dem HErrn Zebaoth führen, Mal. 3,14. Er läßt sie nämlich alsdann sehen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Gerechten und Gottlosen, und zwischen dem, der Gott dienet, und dem, der ihm nicht dienet, indem Er einige Seiner Kinder, die Ihn fürchten und an Seinen Namen gedenken, auch in Ansehung der zeitlichen Gerichte schont, wie ein Mann seines Sohnes schonet, der ihm dienet, V. 16. 17. 18. Eben dieses versprach der HErr Jesus auch dem Bischof zu Philadelphia. Er war eine geraume Zeit bei einer lautern Treue in seinem Amt sehr bedrängt gewesen, und hatte eine kleine Macht gehabt, etwas auszurichten. Er wurde insonderheit von gottlosen Juden verlästert. Bei diesem Allem aber hatte er das Geduldwort Jesu treulich bewahrt, und deßwegen wollte ihn auch der HErr bewahren vor der Stunde der Versuchung, welche bald hernach über den Weltkreis kommen sollte, zu versuchen, die auf Erden wohnten. So sagte auch der Heiland zu den redlichen Christen zu Thyatira, welche die falsche Prophetin Isabel und ihren Anhang eine Zeit lang unter sich haben dulden müssen, und doch von ihrer falschen Lehre und von ihren Greueln rein geblieben waren: Ich will nicht auf euch werfen eine andere Last; doch was ihr habt, das haltet, bis Ich komme, Offenb. 2,24.25. Eine solche Bewahrung und Verschonung geschieht durch eine gnädige Vorsehung Gottes, welche die großen und kleinen Begebenheiten lenkt, wie Er will. Sie kann durch viele Mittel, aber auch dadurch geschehen, wenn die Gerechten vor dem Unglück weggerafft werden, und, die richtig vor sich gewandelt haben, zum Frieden kommen, und in ihren Kammern ruhen, Jes. 57,1.2.
Es mag aber einem Christen auf Erden gehen, wie es will, so soll er den HErrn in seinem Herzen durch die Erkenntniß Seiner untadelhaften Gerechtigkeit heiligen, wie Moses gethan hat, der nach vielen ausgestandenen Trübsalen am Ende seines Laufs 5 Mos. 32,3.4. sagte: ich wil den Namen des HErrn preisen; gebt unserm Gott allein die Ehre. Er ist ein Fels; Seine Werke sind unsträflich; denn Alles, was Er thut, das ist recht. Treu ist Gott, und kein Böses an Ihm; gerecht und fromm ist Er. Auch soll er das unschätzbare Privilegium mit seinem Glauben wider alle Einreden seiner Vernunft fest halten, daß denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen müssen. Endlich erlöst Er aus allem Uebel, und wischt alle Thränen von den Augen der Seinigen ab.(Magnus Friedrich Roos)


Nehmen wir an, dass dreißig Generationen über die Erde gehen von Jesu Kommen im Fleische an bis zu Seinem Kommen in Herrlichkeit, so haben also neunundzwanzig durch Tod und Grab zur Auferstehung gehen müssen; wie bei Jesus, so ging bei ihnen der Himmelfahrt der Tod voran. Wir machen uns den Weg nicht selbst, aber wir gehen den Pfad, den Gott uns führt. Zweierlei Leiden stehen vor uns. Erstens solche, denen wir gar nicht ausweichen können, und zweitens Leiden, denen wir uns zu entziehen vermögen. Geschmolzen, geläutert, gereinigt werden nur wenige, weil die Mehrzahl leidensscheu ist und um Jesu willen nicht viel, sondern äußerst wenig zu überwinden vermag. Bei solchen kann von einer Entrückung keine Rede sein. „Nur den Reinen öffnet sich das Land!“ Wer fröhlich seiner eigenen Himmelfahrt entgegensehen will, darf Leiden, Trübsale, Verfolgungen nicht scheuen, darf dem Kreuze nicht ausweichen. Zur Auferstehung aus den Toten gelangt nur, wer sich selbst, der Sünde und der ,.Welt“ gestorben ist. Und Himmelfahrt kann nur feiern, wer in Christus lebt und durch Ihn der Auferstehung teilhaftig wird. Wir wollen ja nicht das Schwere, Saure, Bittere ansehen und verdrießlich werden über des steilen Weges Mühen. Lasst uns das schöne Ziel fest ins Auge fassen, nie komme uns aus Herz und Sinn die herrliche Heimat bei Jesus im Licht. An Überwindungskraft ist kein Mangel, denn der Fürst des Lebens ist für uns gestorben. Aus Ihm fließt in allen Lagen Kraft zu denen, die kindlich darum bitten. So werden wir auch bewahrt in der gewaltigen Stunde der Versuchung, die über die ganze Erde kommen wird. (Markus Hauser)

3:11 Siehe, ich komme bald; halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme!
Was wir aus der Gnadenfülle Jesu Christi empfangen haben, das sollen wir in acht nehmen; dann steht er gut dafür, daß unsre Krone uns bleiben werde. Der Apostel Paulus redet bald von einem Gut, das den Knechten Christi anvertraut ist, bald von einem Gut, das sie beim Herrn in Verwahrung haben (2.Tim. 1, 12.14). Was Gott uns anvertraut hat, dafür sollen wir Sorge tragen; dann können wir ihn für das, was wir bei ihm stehen haben, sorgen lassen. Wer etwas hat, der denke an dieses Wort. (Johann Albrecht Bengel)

3:12 Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen; und will auf ihn schreiben den Namen meines Gottes und den Namen des neuen Jerusalem, der Stadt meines Gottes, die vom Himmel herniederkommt von meinem Gott, und meinen Namen, den neuen.
Der Bischof zu Philadelphia hatte bei seiner kleinen Macht oder bei seinem sehr eingeschränkten Wirkungskreis das Wort des Heiland, das Geduld wirket, bewahret, und Seinen Namen nicht verleugnet, ob er gleich von grimmigen Juden verlästert wurde. Er war so wacker und treu, daß der Heiland ihm konnte schreiben lassen: Ich komme bald, halte, was du hast, daß Niemand deine Krone nehme. Dieses heißt dann überwinden, und wer so überwindet, den will der Heiland zum Pfeiler im Tempel Seines Gottes machen. Dieses Tempels wird Offenb. 7,15. 15,5.6., und in andern Stellen, wo er das himmlische und wahrhaftige Heiligthum genannt wird, Meldung gethan. Im neuen Jerusalem sahe Johannes keinen Tempel, sondern die Menschen sind da in Gott und in dem Lamm als in einem Tempel; vorher aber sind ihre Seelen in einem himmlischen Tempel, und vor dem Thron Gottes, Offenb. 21,22. 7,15. Dieser Tempel bedarf zwar keiner Pfeiler zu seiner Unterstützung, die Ueberwinder aber, welche im Glauben standhaft gewesen waren, will der Heiland in demselben zu Pfeilern machen. Sie sollen diesem Tempel zur Zierde dienen; wie ansehnliche Pfeiler einem Gebäude; sie sollen da fest stehen wie Pfeiler, und nicht mehr heraus gehen, folglich keinen Rückfall aus ihrem herrlichen Zustand thun können. Der HErr Jesus will aber auch auf einen solchen Ueberwinder den Namen Seines Gottes schreiben, und ihn dadurch auszeichnen, als einen Solchen, der sagen dürfe: der Gott meines HErrn Jesu Christi ist auch mein Gott. Auch will Er den Namen des neuen Jerusalems, der Stadt Seines Gottes, auf ihn schreiben, und ihn für einen Solchen erkennen und erklären, der das Bürgerrecht in dieser Stadt haben und darin wohnen soll. Er will aber auch Seinen Namen, den neuen, auf ihn schreiben. Der Heiland wurde schon im Stand Seiner Erniedrigung Jesus, Christus, Sohn Gottes, Menschen-Sohn und dergl. genannt, und diese Namen sind in das Evangelium eingeflochten worden, das allen Menschen gepredigt wird. Sein neuer Name aber bezieht sich ohne Zweifel auf die Herrlichkeit, die Er als erhöhet bei dem Vater hat, und derjenige, auf den dieser Name geschrieben wird, wird als ein Solcher ausgezeichnet, der mit Christo in der Herrlichkeit Gemeinschaft haben, oder mit Ihm zur Herrlichkeit erhoben sein soll. Wunderbar ist es, daß der Heiland in dieser Verheißung viermal von Seinem Gott redet. Er war schon zur Rechten Gottes erhöhet, und nennt doch Gott Seinen Gott, welches Er vor Seiner Kreuzigung nie gethan hatte, weil es damals nöthig war, den Menschen zu bezeugen, daß Gott Sein Vater sei. Sein Vater ist aber auch Sein Gott, Joh. 20,17., insofern Er Ihn als der Pfleger des himmlischen Heiligthums rühmet und preiset, wie Er durch ein Gelübde am Kreuz hangend versprochen hat, Ps. 22,23.26., und insofern Seine menschliche Natur in Ihm als ihrem höchsten Gut ruhet. (Magnus Friedrich Roos)

3:13 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
„O mein Gott, wie wunderlich führst Du Deine Heiligen, unter wie viel Schwachheit des Fleisches, Gefühl ihrer kleinen Kraft, Kampf und Druck und Verachtung giebst Du diejenigen herunter, aus denen Du sogar etwas Anderes dereinst in Deinem Tempel zu machen beschlossen hast! Ach, mit diesem Ziel unserer Hoffnung ermuntere uns immer wieder, auf daß wir nicht in unserm Muthe matt werden, sondern beharren bis an’s Ende und Niemand unsere Krone nehme. Amen.“ So hat ein verabschiedeter Knecht Christi gebetet, da er aufhörte, über dieses Wort zu sprechen. Ich bete es ihm nach, und bitte ihn, daß Er mir etwas vom Philadelphiageist und Segen geben möge. Das ist eine Gemeinde, die wenig geachtet und der auch wirklich wenig gegeben ist, die aber in diesem Wenigen Treue beweiset. Der Herr fordert von Keinem mehr, als Er ihm selber gegeben; aber dem Treuen giebt Er immer mehr. Die Verachtung, welche solche Seelen trifft, ist nur eine jeweilige, - endlich wird auch an ihnen der Herr verherrlicht; und sie selbst kommen auch durch das Allerschwerste unbeschädigt hindurch; nur müssen sie nie von ihrer Treue lassen und halten, was sie haben, daß niemand ihre Krone nehme. Dann soll Philadelphia sein ein Pfeiler, eine unveränderliche Stütze im Gottestempel, daran Andere sich anlehnen; dann soll es wie der Hohepriester auf der Stirn den Namen Gottes als Vater tragen, auf den Schultern den Namen des neuen Jerusalem, und auf dem Brustschildlein den Namen seines Jesu, aber den neuen. Herr, gieb mir denn den demüthig stillen Kindersinn, der mit seiner Ohnmacht sich auf die Allmacht wirft, mit seinen Gebrechen sich auf die Gnade verläßt, nur auf die Gnade. Ich strecke meine Hände nach Dir aus; Herr Jesu, fülle diese Hände, mache mich immer kleiner und immer treuer im Kleinen, und laß mich halten, was ich habe, bis an’s Ende, damit die Philadelphiakrone mein bleibe. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Der Tempel Gottes ist das Heiligtum Gottes. In diesem eine Säule abgeben, ist eine sehr große Ehre; aber vor der letzten Überwindung ist es nicht zu begreifen, was das für eine Ehre sei. Sie gehört ganz in jene Welt, und dort ist es eine immerwährende Ehre; denn der Überwinder „wird nicht mehr hinauskommen.“ Wer ein Pfeiler wird im Hause Gottes, den wird Christus so kennzeichnen, daß er selbst und andere es wissen sollen, wem er auf ewig angehöre. Er wird auf ihn schreiben den Namen seines Gottes. Jesu Christi Gott ist eines solchen Überwinders Gott. Er wird auf ihn schreiben den Namen der Stadt seines Gottes, welche ist Neu-Jerusalem; das ist, er soll eine sichere Anwartschaft haben auf die Gemeinschaft im Neuen Jerusalem. Das Neue Jerusalem kommt aus dem Himmel hernieder von Gott. Es ist eine gnadenvolle Herablassung Gottes mit seiner Wohnung zu seinen Kreaturen, zu den Menschen, um sich ihnen auf das reichlichste mitzuteilen, wiewohl er sonst für sich in seiner herrlichen Höhe, wohin keine Kreatur reicht, erhaben bleibt. Jesus hat einen neuen Namen, und auch diesen will er auf den Überwinder schreiben, um ihn als sein Eigentum zu kennzeichnen, das ihm niemand streitig machen kann. Das sind Verheißungen, die einem Lust und Liebe geben, sich so zu fassen, daß man auch Anteil daran haben möge. Es sei doch ein jedes in seinem Herzen recht aufmerksam und gebe wohl acht auf sich selbst und lasse fern von sich sein nicht nur alle Falschheit, sondern auch alle Trägheit (die nie von aller Falschheit rein ist) und überlasse sich mit ganzer Kraft dem siegreichen Wort des Herrn Jesus! Wer das tut, der hat großen Lohn. (Johann Albrecht Bengel)

3:14 Und dem Engel der Gemeinde zu Laodizea schreibe: Das sagt, der Amen heißt, der treue und wahrhaftige Zeuge, der Anfang der Kreatur Gottes:
Amen ist ein bekanntes hebräisches Wort und heißt so viel als „wahrhaftig“. Jesus Christus ist der Amen: Herrlicher Name! Er ist in seiner Majestät, Herrlichkeit und Wahrheit unveränderlich und unbeweglich. Was bestehen soll, muß sich nach ihm richten. Seine Wahrheit läßt sich weder biegen noch beschneiden, sondern bei ihr wird es bleiben. Die göttlichen Verheißungen und Drohungen sind ganz gewiß; es ist um sie keine leere Spiegelfechterei.
Amen im Hebräischen bedeutet auch der getreue und wahrhaftige Zeuge. Der Herr Jesus ist die Wahrheit, und er bezeugt uns die Wahrheit. Dieser Wahrheit sollen wir in unserm Herzen Raum geben durch den Gehorsam des Glaubens. Wer sich ihr willig gefangen gibt, der erhält in seinem Herzen eine solche feste Bekräftigung, daß es auch bei ihm Wahrheit ist. Jesus Christus ist auch der Ursprung der Schöpfung Gottes. Das ist eine gar prächtige Benennung. Himmel und Erde und alles, was darin ist, ist zusammen ein einiges Werk, das Gott der Allmächtige im Anfang erschaffen hat, und das wird die Schöpfung Gottes genannt oder seine Geschöpfe. Jesus Christus ist kein Stück und kein Teil dieses Werkes, sondern er ist der Ursprung oder der Anfang desselben, wie er auch in Kolosser 1, i8 genannt wird. In ihm und durch ihn und auf ihn hin ist alles erschaffen (Kol. 1, 16). Alles ist durch ihn, durch das Wort gemacht, und ohne ihn ist nichts gemacht, was gemacht ist (Joh. 1, 3). Was will sich also ein Mensch einbilden nach seinem natürlichen oder geistlichen Zustand? Alles haben wir Christus Jesus zu verdanken. Wie er der Ursprung ist unsres natürlichen und unsres geistlichen Wesens, so sollen wir beide auch nicht dadurch trennen, daß wir im Natürlichen und nicht zugleich auch im Geistlichen etwas zu sein begehrten. (Johann Albrecht Bengel)

3:15 Ich weiß deine Werke, daß du weder kalt noch warm bist. Ach, daß du kalt oder warm wärest!
Wie der Mensch ist, so sind seine Werke, und an den Werken können wir einen Menschen erkennen; aber der Herr Jesus hat nicht nötig, einen Menschen erst an den Werken oder an den Früchten kennenzulernen, sondern er sieht in das Innerste direkt. Nur die Menschen läßt er sich selbst an den Werken erkennen. Die Worte, „daß du weder kalt noch warm bist“, werden häufig mißbraucht. Wenn ein Mensch im Bekenntnis des Glaubens unbeständig ist und von einer Religion zur andern wechselt, dann heißt es, er sei weder kalt noch warm, gerade als ob die, die nicht so herüber und hinüber springen, nicht auch weder kalt noch warm sein könnten. Was heißt denn kalt, und was heißt warm oder, was noch mehr ist, heiß und siedend, wie es im Grundtext eigentlich lautet? Und was ist lau? Das kann man aus der Natur verstehen. Weil der Laue aus dem Munde des Herrn ausgespien werden soll, sieht man, daß das Gleichnis vom Wasser her genommen ist. Das Wasser ist an sich kalter Natur. Durch das Feuer wird es warm und heiß gemacht; für sich selbst aber wird es hernach lau und wieder kalt. So verhält es sich mit der menschlichen Art nach dem Sündenfall. Von Natur ist das Herz kalt; es hat nichts vom himmlischen Feuer. Ein Heide, ein Türke oder ein Jude, dem der göttliche Gnadeneinfluß etwas ganz Fremdes ist, dient als deutliches Beispiel; aber nicht viel anders verhält sich auch ein roher Maulchrist. Heiß dagegen ist eine Seele, die durch das himmlische Feuer wallend gemacht worden ist, wie es Römer 12,11 heißt: „Im Geist seid brünstig“ oder, was noch deutlicher ist, „ seid siedend“. Warm sagt man auch, wenn etwas nur lau ist, so daß man es mit der Hand wohl leiden kann; aber siedendheiß ist mehr. Unser teurer Heiland will also bei uns nicht eine Wärme mittleren Grades haben, sondern wir sollen von der Hitze des Geistes durchdrungen sein. Der Heilige Geist wird gar oft beschrieben als das himmlische Feuer; von dem sollen wir durchdrungen sein und einen heißen Glauben, eine heiße Hoffnung, eine heiße Liebe, eine heiße Andacht und ein heißes Verlangen haben. Leute, die sich schon lange Zeit von dem Herrn Jesus ein Lied nach dem andern haben vorsingen lassen und doch nicht zur Kraft der Gottseligkeit gelangt sind, die kommen nicht leicht zu etwas Besserem. Es gibt in der Natur beim Trockenen und beim Nassen, bei der Kälte und bei der Hitze mancherlei Stufen. Es geht allmählich von einer niederen zu einer hohen Stufe; aber wann es im Geistlichen recht zugeht, gelangt man wohl schneller von der Kälte zu einer seligen Hitze, wie in der Apostelgeschichte reichlich zu sehen ist. (Johann Albrecht Bengel)

3:16 Weil du aber lau bist und weder kalt noch warm, werde ich dich ausspeien aus meinem Munde.
Was ist unser Christentum? Insgemein ist es eben ein laues Werk. Es ist nicht ganz kalt. Man tut doch so, als begehre man Gott zu gefallen und in den Himmel zu kommen; aber am Eifer und Nachdruck fehlt es gar zu sehr. Wenn es heißt, der Herr Jesus wolle einen ausspeien aus seinem Munde, was ist davon das Gegenteil? Er hat und behält die in seinem Munde, die er vor seinem himmlischen Vater bekennt und deren Namen er mit süßer Liebe und Wohlgefallen in seinem Munde führt, weil er sie für heilig und herrlich hält (Ps. 16, 3.4). Es sind dreierlei Seelenzustände: kalt, lau und heiß. Jetzt merke ein jedes bei sich selbst, wie es beschaffen sei. Heiß ist der rechtschaffene, gute Stand einer durch den Heiligen Geist mit Eifer angezogenen Seele im Glauben, in der Hoffnung, in der Liebe, in der Verleugnung der Welt, in dem Verlangen nach dem lebendigen Gott, in der Bereitschaft auf das Zukünftige, in dem Haß gegen das Böse, im Fleiß, Christus nachzufolgen. Dagegen ist kalt, wer von dem allen ganz abgekommen ist, dem es in seiner Unwissenheit gleichgültig ist, ob Himmel oder Hölle ineinander fiele, wer tut, was ihm gefällt, und nicht meint, daß es anders sein müßte oder daß man dem Willen Gottes untertan sein sollte, sondern eben so an der Welt und am Sichtbaren hängen bleibt. Lau ist endlich, wer etwas dergleichen hat, das dem Christentum ähnlich sieht, und denen gegenüber, die ganz leer sind, noch etwas zu besitzen scheint. Bei der heutigen Kaltsinnigkeit, da die Liebe bei vielen erfroren ist, kann man das Ansehen haben, als ob etwas da wäre, und ist doch nicht heiß oder recht warm, sondern nur lau. Da ist es nötig, wenn man zur Erkenntnis seiner selbst kommen soll, daß man sich nicht mit solchen vergleiche, die noch weiter zurück sind, sondern mit denen, die in brünstiger Geisteskraft stehen. Wo nun Lauheit ist, da soll man nicht lange säumen, sondern ernsthaft nach Besserung trachten. Dann kann man, wenn es bisher noch so seichte hergegangen wäre, bald zu einer Inbrunst kommen, wie sie die Emmausjünger hatten, die da sprachen: „Brannte nicht unser Herz in uns, da er mit uns redete auf dem Wege?“ (Johann Albrecht Bengel)


Wie muss es mir ergehen, wenn Jesus genötigt ist, mich auszuspeien aus Seinem Munde? O, das darf nicht sein! Nein, es darf nicht geschehen! Die Beziehungen zu Ihm erlöschen, wenn er mich von sich tut. Wir wollen also leben und wandeln, dass Er mit Lust und Wonne auf uns blicken kann. Aber wie, wenn Lauheit uns befällt! Es darf nicht sein. Dieser Gefahr zu entgehen, ist heilige Pflicht. Der Herr soll nicht über uns klagen müssen. Sind wir heute lau? Warm im Herrn wollen wir wieder werden! Sind wir fröhlich vor Gottes Angesicht? Ist unser Herz entleert von den Dingen dieser Erde, ist es erfüllt von der Liebe Christi? O, dann wollen wir auch warm bleiben! Bewahrung tut not. Krankheiten heilen ist schwer, Krankheiten zu verhüten, so viel an uns liegt, ist tägliche Pflicht. Sind wir lau - der Herr redet dennoch mit uns, und Er tut es, weil Er Hoffnung für uns hat. Er ist der große Arzt, der heilen will und heilen kann. Warum deckt der Herr Seiner Gemeinde den argen Schaden auf? Er will eine gründliche Umwandlung herbeiführen, Er kann dies aber nicht durch einen Machtspruch tun. So wendet Er sich an die Lauen; wird Sein Bußruf beherzigt, kann wieder alles gut werden. Gnade, viel Gnade liegt in Jesu ernstem Bußruf. In den Versammlungen der Gläubigen herrscht leider viel Lauheit. Wo ist der ersten Liebe Lebenskraft? Brüder und Schwestern im Herrn, es ist an uns, darüber Buße zu tun. (Markus Hauser)

3:17 Du sprichst: Ich bin reich und habe gar satt und bedarf nichts! und weißt nicht, daß du bist elend und jämmerlich, arm, blind und bloß.
Der Vorsteher hat bei sich selbst in großer Einbildung gesprochen: Ich bin reich und habe mich bereichert und bedarf nichts (das heißt in Bezug auf das, was ihm gesagt wird); ich habe Gold und habe mir einen guten Vorrat an Kleidern und dergleichen angeschafft und bedarf keiner Arzneimittel; mir ist um und um wohl. Es mag sein, daß dieser Mann im Leiblichen sich wohl fühlte, ein großes Vermögen gehabt hat, dabei sicher gewesen ist und sich eingeredet hat, es stehe im Geistlichen auch gut um ihn. In der Tat war es aber ganz anders, was um so kläglicher war, als er es nicht wußte. Daran ist nichts gelegen, was einer von sich selbst hält, sondern was er in der Tat ist. So ist mancher elend und jammert nicht über sich selbst, sondern ist wie einer, der in der hitzigen Krankheit phantasiert und sich einbildet, es fehle ihm nichts, da die Umstehenden um ihn desto mehr bekümmert sind. Wenn ein Gebrechen allein da ist, dann ist es schon elend genug; wenn aber ihrer mehrere vorhanden sind, dann ist es noch kläglicher. Diesem Vorsteher fehlte es in allen Stücken: er war arm, blind und bloß; doch will ihm der barmherzige Heiland von dem allem helfen. (Johann Albrecht Bengel)


Viele Gemüter bilden sich ein, sie wären etwas, da sie doch nichts sind. Sie sind wirklich noch arm, nackt, blind und bloß und meinen, sie seien reich und haben gar satt. Und es kann wirklich die erste empfangene Gnade des Heiligen Geistes so schwach werden, daß alles wieder verwelkt, was vorher grün gewesen. Wenn dann nun solche Seelen noch zum öftern eine Unruhe in ihren Gewissen verspüren, welche ihnen heimlich sagt, daß es nom nicht recht mit ihnen stehe, daß sie noch nicht bis auf das Blut wider die Sünde gekämpft haben, und ihnen daher obliege, den Bußkampf von neuem anzuheben, so berufen sie sich durch Betrug des Feindes auf dasjenige, was sie schon einmal wirklich erfahren zu haben meinen. Da und da, sprechen sie, bist du noch einmal deiner Sünden wegen so traurig und bekümmert gewesen, hast dieselben so nachdrücklich gefühlt, so herzlich beweint. Zu der und der Zeit hast du diese und jene Gnadenerquickungen, diese und jene Glaubenskraft empfunden, diese und jene Versicherung von der Vergebung der Sünden erhalten. Auf solche Weise suchen sie ihr unruhiges und sie anklagendes Gewissen wieder zu besänftigen und einzuschläfern. Aber ihr betrügt euch, ihr macht euch nur einen falschen und vergeblichen Trost. Alles dies sind nichtige Feigenblätter, mit welchen der nackt dastehende Mensch seine Blöße zu bedecken sucht. Gesetzt auch, daß wir die Gnade wirklich erfahren und empfangen hätten - was ich vor einem Jahr genossen habe, kann mich heute nicht mehr sättigen. Wir müssen die Kraft aus der Höhe täglich an uns wahrnehmen und vermittels derselben auf dem Wege der Buße und Bekehrung nie stillestehen, sondern immer mehr und mehr fortgehen, in dem Worte der Gerechtigkeit täglich erfahrener und in dem Herrn völliger werden, weil uns sonst das vorige nichts helfen kann. (Gerhard Tersteegen)

3:18 Ich rate dir, daß du Gold von mir kaufest, das mit Feuer durchläutert ist, daß du reich werdest, und weiße Kleider, daß du dich antust und nicht offenbart werde die Schande deiner Blöße; und salbe deine Augen mit Augensalbe, daß du sehen mögest.
Wenn ich einem etwas befehle, dann hat er nicht die Wahl, ob er es tun wolle oder nicht, sondern er muß es tun. Wenn ich aber einem einen Rat gebe, dann hat er die Wahl; denn einen Rat gibt man auch einem Fremden. So sagt der Herr Jesus zu diesem Menschen: Wenn ich dir gut genug bin, einen Rat zu erteilen… Es hatte sich nämlich dieser Mensch von dem Herrn Jesus entfremdet. Daß nun der Herr Jesus mit seiner Erteilung eines Rates etwas fremd gegen ihn tat, das konnte ihn in Nachdenken und Sorge versetzen und ihn desto mehr aufwecken. Da mußte er bei sich selbst denken: Es muß um meine Sache mißlich stehen; ich will mich so verhalten, daß ich mit dem Herrn Jesus wieder in ein gutes Einvernehmen komme.
Womit kann man aber Gold kaufen, da man doch für Gold und Geld andere Waren kauft? Was kann man für das Gold selbst geben? Was ist das denn hier für ein Kauf? Es ist nirgends besser kaufen als beim Herrn Jesus. Er ist ein ehrlicher und guter Kaufmann; wer zu ihm kommt, der tut einen guten Kauf. Er gibt alles her, was man nur von ihm annehmen mag. Nur eins muß man ihm geben: Das Herz! Damit kann man ihm alles abkaufen. Das taugt für sein Geschäft; das nimmt er gnädig an; das ist vor ihm etwas Kostbares, und dafür gibt er, was man nur immer braucht. Darum kann man sich getrost beim Herrn Jesus anmelden und sagen: Herr, du hast mir durch dein Wort lassen kund werden, daß man bei dir einen solchen guten Kauf machen könne; du erklärst dich durch dein gnädiges Anerbieten dazu bereit; ich will daher kaufen, was mir nötig ist, was mir abgeht und was ich brauche. Du weißt alle meine Werke und alle meine Gebrechen. Ich bitte dich, du wollest allen meinen Mangel erstatten.
Der Herr Jesus gibt Gold, das vom Feuer durchläutert ist; das macht reich! Dieses Gold ist nicht das natürliche Metall, das an sieh selbst sehr kostbar ist und noch köstlicher wird, wenn es durch das Feuer von seiner Unlauterkeit befreit und wohl zubereitet wird, sondern das Gold, das der Herr Jesus gibt, ist der Reichtum, der in dem Verdienst des Erlösers liegt und seine höchste Lauterkeit schon hat, ehe wir seiner durch den Glauben teilhaftig werden. Dadurch also wird unsrer Armut abgeholfen, und dadurch werden wir trefflich versehen und ausgerüstet. Er gibt Kleider und zwar weiße Kleider der Gerechtigkeit, der Seligkeit und des Wohlstandes, so daß unsre schandbare Blöße vor Gott bedeckt wird und wir uns vor Gott, vor Engeln und Menschen sehen lassen dürfen.
Er gibt Augensalbe wider den elenden Zustand und das schwere Gebrechen der Blindheit, so daß man zum geistlichen Schauen gelangt und erleuchtet wird, den Herrn Jesus zu sehen, dazu sich selbst und alles, was um uns her ist. (Johann Albrecht Bengel)


Die Menschen prangen gern mit ihrer natürlichen Seelengestalt, insonderheit wenn sie dieselbe durch allerhand Wissenschaften und Uebungen meinen verschönert zu haben: wenn sie aber nichts Weiteres bekommen, so wandeln sie bloß, und man sieht ihre Schande (Offenb. 16,15.). Menschen sehen insgemein mit ihren blinden oder blöden Augen diese schändliche Blöße an sich und Andern gar nicht, oder nicht klar genug: aber vor Gott, auf den Alles ankommt, ist sie vollkommen offenbar, und Seine Engel sehen sie auch deutlich genug. Wessen bedarf also eine menschliche Seele? Sie bedarf eines Anzugs. Was ist aber dieser Anzug? Christus will es selber sein. Ziehet an den HErrn Jesum Christ, sagt Paulus Röm. 13,14. Christus wird erstlich dem Sünder ein Rock der Gerechtigkeit, indem Er ihm Seine guten Werke, Seine heiligen Leiden, folglich Seine ganze Mittlersgerechtigkeit schenkt, daß dadurch die Sünde bedeckt und alle Verdammung abgewendet werde. Man ziehet aber auch Christum an im Gegensatz gegen die schändlichen Sünden, dergleichen Fressen und Saufen, Buhlereien und Unzucht, Hader und Neid sind, Röm. 13,13. Indem man Christum anzieht, ziehet man herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demuth, Sanftmuth und Geduld an (Koloss. 3,12.), man ziehet den neuen Menschen (Eph. 4,24.), und den Harnisch Gottes an (Eph. 6,11.), und so wird die Seele bekleidet, und durch diese Kleidung erneuert, verwandelt und verherrlicht. Ohne Zweifel hat der HErr Jesus auf diese ganze Kleidung Sein Augenmerk gerichtet, da Er dem Bischof zu Laodicea schreiben ließ: Ich rathe dir, daß du weiße Kleider von Mir kaufest. Er nannte diese Kleider weiße Kleider, weil das reine Licht weiß ist (Matth. 17,2.), und die weiße Farbe, worin man die Flecken am deutlichsten sieht, ein Sinnbild der Reinigkeit ist. Man soll diese weißen Kleider von Jesu kaufen, freilich ohne Geld und umsonst, durch Bitten und Flehen: kann sich aber dieselben nicht selber erwerben und machen, und sie eben so wenig von andern Menschen empfahen, obschon diese sich insgemein unterfangen und bemühen, einander zu bilden. In der Absicht auf das gute Fortkommen in der politischen oder bürgerlichen Welt mögen sie es thun: aber in der Absicht auf das Reich Gottes kann kein Mensch den andern durch seine natürliche Kunst bilden oder kleiden. Wenn aber der HErr Jesus die weißen Kleider gibt, so thut sich der Mensch an, das ist, er nimmt begierig an, was ihm Jesus gibt: weil aber diese weißen Kleider auch die Seele nach dem Bild Gottes verwandeln, und die sündlichen Neigungen, die sich oft wieder regen, schwächen und austilgen sollen, so werden auch Glaubige ermahnt, den HErrn Jesum Christum (noch weiter), und den neuen Menschen, und den Harnisch Gottes und Alles, was dazu gehört, noch völliger anzuziehen, wie die oben angeführten Sprüche beweisen. Selig ist aber auch, der da wachet, und seine empfangenen Kleider behält, damit er nicht, wenn er sie wieder fahren ließe, wieder bloß wandle, und man auf’s Neue seine Schande sehe. Offenb. 16,15.(Magnus Friedrich Roos)

3:19 Welche ich liebhabe, die strafe und züchtige ich. So sei nun fleißig und tue Buße!
Durch die Überführung bringt er uns zur Erkenntnis unsres seitherigen Übelstandes, und durch die Züchtigung bringt er uns künftighin in einen besseren Zustand. Beides zusammen ist eine große Wohltat und ein wichtiges Liebeswerk.
Wenn einer im süßen Schlaf liegt, während Feuer ausbricht im Haus oder gar in dem Zimmer, in dem er schläft, so daß er in Gefahr ist umzukommen, ohne daß er davon weiß, und ein anderer wollte ihn wecken und mit Gewalt aus dem Feuer reißen; ein dritter aber sagte: Ei, er schläft so sanft, du mußt ihn nicht aufwecken und erschrecken; er dauert mich wäre das ein Werk der Barmherzigkeit und der Liebe? Doch die sicheren Sünder wollen immer haben, daß man ihre Ruhe und ihr eingebildetes Wohlsein nicht stören soll. Wir aber wollen vielmehr den Heiland bitten, er möchte unsrer nur nicht schonen und damit fortfahren, auch wenn wir uns seiner Überführung und Züchtigung entziehen wollten. (Johann Albrecht Bengel)


Der HErr züchtigt, die Er lieb hat, begreiflich nur, wenn sie's verdient haben. Aus dem Spruch geht also hervor, daß die, die Er lieb hat, nicht immer die Brävsten sind; und doch hat Er sie lieb! Denn wer noch die Ruthe braucht, der ist nicht brav, und doch hat man ihn lieb. Also auch die, die der Herr lieb hat, bauchen je und je die Ruthe; und eben weil Er sie lieb hat, macht Er von derselben Gebrauch. Wenn sie so sind, daß Er sie nicht mehr lieb haben kann, läßt Er sie laufen und denkt: „Es ist ja doch für nichts.“ Der Hauptfehler bei vielen ist der, daß sie, wenn der liebe Gott sie straft, gleich sagen: „Der Herr hat mich nicht mehr lieb.“ Seht da den Tuck ihres Herzens und ihre Eigenliebe! Was wäre es doch, wenn ein Kind, das gestraft wird, zur Mutter sagen wollte: „Ich sehe wohl, du magst mich eben nicht, kannst mich nicht leiden.“ Das ist ein großer Fehler, den sehr Viele haben, daß sie, wenn es ihnen übel geht, wenn sie krank sind, auf ihr Gebet hin nicht augenblicklich aufgewartet wird, sagen: „Der Heiland hat mich verstoßen, der Heiland hat mich verworfen u. dergl.“ Diesen bösen Gedanken müssen wir ja nicht in uns aufkommen lassen. Der ist vom Argen. Der Teufel ist's, der da, ganz dem entsprechend, wie er die ersten Eltern verführte, dem Herzen eingiebt: „Siehst du's jetzt? Da kannst du's sehen, was der liebe Gott nach dir fragt!“ - Hören wir da nicht lieber die Stimme des Heilands, die vom Himmel herab gegen die Gemeine zu Laodicea sich vernehmen läßt: „Welche Ich liebhabe, die strafe und züchtig Ich?“ - Merken wir's uns also, gerade die Strafe und Züchtigung ist ein Beweis, daß wir beim Heiland etwas gelten, daß er uns lieb hat.
Übrigens ists auch wieder so, daß Viele meinen, es sei wie eine Art Liebhaberei vom Heiland, daß Er nur geschwind Eins von Seinen Lieben vornehme, um es zu züchtigen, ohne weiteren Grund, als ob es eben einmal geschlagen sein müßte. Da kann's geschehen, daß man einander Glück wünscht und sagt : „Du mußt beim Heiland recht wohl daran sein, daß Er dir so viel Kreuz auferlegt; dich muß Er besonders lieb haben.“ Dabei ist aber nicht der geringste Gedanke an die Schuld, die dem Heiland die Ruthe in die Hand giebt, weder bei dem, der so schmeichelt, noch bei dem, der sich so schmeicheln läßt. Es wird nicht überlegt, warum der HErr züchtige; sondern man bleibt selbstgefällig oder einfältig bei dem: „Der HErr züchtigt mich, also bin ich Ihm lieb.“ Wie unvernünftig aber doch das ist! Denn wenn ich's eine Züchtigung nenne, so muß ich's doch auch wissen, warum ich gezüchtigt werde, und darf ich mich damit nicht so schnell beruhigen, daß Er mich, weil Er straft, lieb habe. Soll doch die Züchtigung auch eine Frucht schaffen; wie ist das möglich, wenn ich's nicht ernster nehme, wenn ich nicht weiter denke! Ach, wie viele Züchtigungen, im Kleinen wie im Großen, gehen so umsonst vorüber!
Zusatz: Andererseits giebt es auch wieder Fälle, da man mit dem Denken und Überlegen, namentlich mit der Beschuldigung nicht zu weit gehen darf. Man kann sich auch unnötigerweise und übertrieben mit Schuld und Sünde zermartern. Man kann nicht gerade jedes Kreuz und jede Trübsal eine Strafe oder eine Züchtigung für bestimmte Sünden nennen. Oft ists, wie bei einem Paulus, der einen Pfahl im Fleisch haben mußte, nur um sich der hohen Offenbarung nicht zu überheben. So mag's wohl oft sein, daß Trübsale und langedauernde Übel da sein müssen, damit man nicht hinaufkomme, sondern fein unten bleibe. Das wäre denn freilich auch eine Art Züchtigung. Aber merke dir, wenn du nichts Anderes mehr weißst, so denke, du sollest eben recht klein und demütig werden und bleiben; und so tut's der Heiland auch, weil Er dich lieb hat. Wirst du aber ein hoffärtiger Dulder, so wird die Liebe deines Heilandes klein werden.
Noch Andern wird viel Kreuz auferlegt, weil sie Geduld lernen und Ausdauer im Glauben beweisen müssen. Es kann geschehen, daß dich der Teufel, wie den Hiob, verklagt, als könnte er dich um Beides bringen. Da ists wieder Liebe vom Heiland, daß Er dich würdigt, an dir dem Teufel zeigen zu wollen, daß es noch Leute giebt, die Geduld und Glauben behalten, auch wenn es ihnen schwer und recht schwer geht. Merk' dir's, und mach's nicht, daß der Teufel ob dir in die Faust lacht, und dein Heiland vor ihm ob dir sich schämen muß. Dein Gewinn wäre das nicht. (Christoph Blumhardt)


Wieviel Trost und Erbarmen liegt doch in diesem Worte! Wir sehen daran, daß die Züchtigung nicht ein Beweis seines Zornes, sondern vielmehr seiner väterlichen Liebe ist. Ist unser Weg steil und mühsam, so brauchen wir nicht zu fürchten, wir seien auf falschem Wege; denn eben der schmale Pfad zum Himmel geht durch viele Trübsale (Apg. 14,22). Die Demut kann alle Bitterkeit aus dem Leidensbecher nehmen, und der Glaube kann ihn mit göttlichem Troste versüßen. Mancher Heilige hat sich schon seiner Trübsal rühmen können, weil er erfahren hatte, daß „die Trübsal Geduld wirket, die Geduld aber wirket Erfahrung, die Erfahrung aber wirket Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zuschanden werden, denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsere Herzen durch den Heiligen Geist.“
Ist unser Herz im Glauben an Jesus Christus gewurzelt, so ist der Stachel der Trübsal, wie der des Todes, abgestumpft und kraftlos. Wissen wir, daß Gott für uns ist, so werden wir uns niemals trost- und hilflos fühlen. Wer seinen Teil im Himmel hat, kann die Leiden der Erde wohl tragen. Sind wir Kinder Gottes, so müssen alle Dinge zu unserem Besten dienen. „Unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, wirket eine ewige und über alles Maß wichtige Herrlichkeit, indem wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare.“
Wohl dem, der sagen kann: „Wäre dein Gesetz nicht meine Freude gewesen, ich wäre vergangen in meinem Elend.“ Wohl dem Manne, welcher die Anfechtung erduldet, denn nachdem er bewährt ist, wird er die Krone des Lebens empfangen.“ (Hermann Heinrich Grafe)


Wer glauben kann, daß ihn Jesus liebt, der hat nicht Ursache sich zu betrüben über irgend ein Unglück oder Leiden, die Sünde ausgenommen, die das größte Unglück und Leiden ist, die allerdings Betrübniß verdient. Doch auch darüber soll die Betrübniß nicht zum Verzagen, sondern zum Glauben, zum Trost, zur Freude führen: weil auch der Sünder, so bald er betrübt ist über seine Sünde, gewiß sein darf, Jesus, der Sünder Freund, liebt mich, sucht mich, will mich auf- und annehmen, begnadigen und beseligen. Soll das nicht Freude machen? Außerdem aber kommt gewiß nichts Betrübendes über uns, das uns nicht aus lauter Liebe und Weisheit von dem zugeschickt ist, der uns nur schlägt, um uns zu heilen, nur tödtet, um uns lebendig zu machen. Es sind lauter Liebesschläge, die uns näher zu ihm hintreiben, inniger mit ihm vereinigen sollen. Wir sind böse Kinder, wir folgen Gott nicht aufs Wort; darum muß er uns mit der Ruthe oder Peitsche heimholen. Kommen wir bald, verstehen wir seine Liebe, so weicht auch die Zucht bald. Deine Betrübniß soll dir also nicht die Liebe Jesu verdunkeln, sonst ist sie eine schwarze Wolke aus der Hölle. Bist du betrübt, so denke: Jesus liebt mich, sucht mich, darum betrübt er mich; weil ich ihm noch nicht nahe genug bin, er will mich näher haben, er will mich mehr lieben, als ich mich bisher habe lieben lassen. (Johannes Goßner)


Es gibt Krankheiten, die einen erziehenden und bewahrenden Zweck haben. Solche Leiden nimmt der Herr nicht weg, aber er ist sehr freundlich, wenn wir Ihn anrufen. „Lass dir an Meiner Gnade genügen“, sagte der Herr zu Paulus. Er hatte ein sehr schweres Leiden. Nimm es hinweg! flehte er; aber Christus wollte es nicht, denn es war ein erziehendes und bewahrendes, ein läuterndes und schmelzendes Leiden. Es diente einem hohen Zweck. Das 12. Kapitel im zweiten Korintherbrief sei vielen Kranken zur Beherzigung warm empfohlen. Gewisse Dinge lassen sich nicht nur so wegbeten. Der Christ muss sie tragen. In solchen Fällen schaden Mediziner mehr als sie nützen. Du kannst da wohl aus einer Krankheit zwei oder gar drei machen, aber du kannst sie nicht hinwegbringen. Zum Himmelreich Berufene sollten sich klar darüber werden, welchen Zweck ihre Krankheit hat. Es liegt in ihrer Jüngerpflicht, die Sache dem Meister darzulegen und Ihn ernstlich und aufrichtig um den Grund des Übels zu fragen. Ohne seinen Willen fällt kein Haar von unserm Haupte. Sei nur lauter und kindlich; denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum besten dienen. Meine sehr schwachen Augen sind auch ein erziehendes und bewahrendes Mittel in der Liebeshand meines Herrn. Dringend bat ich Ihn um Sehkraft; aber Er hat mir gesagt, ich will dir geben, was du von mir erbittest, dieses Übel aber sollst du tragen. So habe ich einen klaren Boden, ich weiß, woran ich bin. Unzählige Bitten hat mir Jesus gewährt, das Augenleiden aber soll fort und fort seinen erziehenden und bewahrenden Zweck behalten. So will es der Herr haben. (Markus Hauser)

3:20 Siehe, ich stehe vor der Tür und klopfe an. So jemand meine Stimme hören wird und die Tür auftun, zu dem werde ich eingehen und das Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.
Meist versteht man dies Wort von der Herzenstür, und es wird deswegen zur Adventszeit oft angeführt, wenn von der Zukunft Christi geredet und auch von der geistlichen Zukunft gesprochen wird. Es hat dies auch seinen guten Nutzen; aber hier wird eigentlich die ganz nahe Zukunft und Gegenwart Christi angezeigt, da nur noch das wirkliche Sehen beim Auftun der Türe dazuzukommen braucht. Wenn er sagt, er stehe vor der Türe, läßt er damit seine Stimme hören, klopft überdies an und will freiwillig eingelassen und aufgenommen sein. Seine Stimme soll man geflissentlich hören und sie nicht geschwind überhören, und dem Anklopfenden soll man die Tür auftun.
Die Rede ist als Gleichnis zu verstehen; sie enthält aber wichtige Dinge, nämlich einen kräftigen Hinweis auf die nahe Zukunft Christi und die selige Bereitschaft derer, denen er willkommen ist.
Was geschieht bei einem, der bereit ist? „Zu dem werde ich eingehen“, heißt es, „und Abendmahl mit ihm halten und er mit mir.“ Der Herr verspricht seine gnadenreiche Einkehr, ladet sieh zu dem ein, der bereit ist, und bringt auch selber sein Mahl mit. Alles, was wir dem Herrn Jesus vorsetzen können, ist sozusagen aus seiner Tenne und aus seiner Kelter genommen.
Wer der Einkehr des Herrn Jesus gewürdigt wird, mit dem hält er das Abendmahl und er mit dem Herrn Jesus. Er hält das Abendmahl mit dem Menschen, wenn eine Seele ihm aufwartet und begegnet mit inniger Liebe, mit herzlicher Aufrichtigkeit, mit beständigem Gedenken, mit brünstigem Verlangen, mit tiefer Anbetung, mit brennender Dankbarkeit für seine unaussprechlichen Wohltaten und allermeist für die kostbare Erlösung durch sein Blut, mit heiligem Gehorsam gegen seine Gebote und sein Vorbild. Wohlan, die Stimme des Herrn Jesus hören wir oft, wir hören sie eben jetzt, und er klopft dazu noch an. Er legt auch seine Hand an, daß er den vorgelegten Riegel zurückschiebe. Da begegne ihm denn ein jedes schleunig, wie sich's geziemt?. Es muß doch einmal zu einem rechten Anfang kommen und einen ununterbrochenen Fortgang haben bis ans Ende. Alle, die das Ende des Glaubens wirklich erlangt haben, die haben einmal so angefangen. Wenn auch mancher etwa rückfällig geworden ist, so hat er dennoch hernach wieder angefangen und es fortgesetzt bis ans Ende. Eines jeden ewige Seligkeit ist an einem augenblicklichen Anfang gelegen, da man sich auf des Herrn Jesu Stimme hin ergibt und ihm dann ergeben bleibt. (Johann Albrecht Bengel)

3:21 Wer überwindet, dem will ich geben, mit mir auf meinem Stuhl zu sitzen, wie ich überwunden habe und mich gesetzt mit meinem Vater auf seinen Stuhl.1)
Eine dreifache Bedeutung liegt wohl in dem: „Wer überwindet“, das wir am Schluß von jedem der sieben Sendschreiben finden: 1. eine Mahnung; 2. eine Ermutigung; 3. eine Verheißung.
1. Eine Mahnung. Mit diesem „wer überwindet“ ist nicht nur gemeint eine Überwindung der Sünde und der Welt im allgemeinen Sinn. Es soll nicht den Gegensatz bezeichnen zu dem früheren Weltleben, denn es richtet sich ja an die Gemeinde des Herrn. Es richtet sich an einzelne in der Gemeinde. Überwinder ist, wer die Trägheit, Gleichgültigkeit, das Abweichen und Zurückbleiben in den Gemeinden überwindet, wer da, wo andre hängen- und stehengeblieben sind, durchbricht, wer trotz aller Veräußerlichung um sich her in den göttlichen Linien bleibt und dem göttlichen Ziel zueilt, wer nicht wie Orpa umkehrt, wenn sie von Bitterkeit und Entsagung hört, sondern wie Ruth durchbricht und ihr Leben wagt (Ruth 1,6-14). Der erste und engste Kreis, wo wir Überwinder werden sollen, ist nächst der Familie die Gemeinde, der wir angehören und die ja auch nur eine Familie ist im weitem Sinn des Wortes. In der Familie, Mann gegen Frau und Frau gegen Mann, gab es die erste Niederlage, und hier ist auch der Platz, wo der Überwinder die erste Probe machen muß; hier sollen die Überwinder erzogen und gebildet werden. Manche verlassen den Familienkreis, weil der Übungen hier so viele sind und weil ihnen dieselben so alltäglich und wertlos erscheinen, und treten in den Missionskreis, um dort in den Linien der Überwinder zu kämpfen; andre verlassen ihren Gemeindekreis und schließen sich einem andern an, in der Meinung, dort eher ein Überwinder werden zu können. Aber das ist nicht der Weg, auf dem man ein Überwinder wird. Der Herr hat die Treuen nicht aus der Gemeinde weggerufen, sondern sie ermahnt, da ein Überwinder zu werden, wo sie stehen. Erst wenn wir uns in dem engen Kreis der Familie, der Gemeinde ausgewiesen haben als Überwinder, kann uns der Herr in weitere Kreise führen. Mancher will ein „Zeuge“ sein, bevor er ein „Zeugnis“ gewesen ist. Die Art und Weise aber, wie Gott seine Zeugen bereitet, ist, erst ein Zeugnis, dann ein Zeuge.
2. Eine Ermutigung. Gewiß muß dieses Wort noch mehr sagen als bloß die Hindernisse überwinden, an welchen andre in der Gemeinde hängengeblieben sind; denn diese Aufforderung wird von dem Herrn ja auch an diejenigen Gemeinden gerichtet, für die der Herr keinen Tadel, sondern nur Lob und Ermutigung hat. Hier muß es also heißen: Wer vorwärts schreitet, wer Schritt hält mit dem Geist, wer bis zum Ziel durchdringt. Denn wenn wir auch momentan so stehen würden, daß der Herr nichts an uns zu tadeln hätte, wenn er auch nicht als der Strafende und Korrigierende vor uns stehen müßte, so steht er doch allezeit vor uns als der Winkende, der uns winkt, dem Ziel zuzueilen, ihm nachzukommen. Denn wir sind ja doch auf keiner Linie bis zum letzten Punkt gekommen. Es ist noch nicht erfüllt an uns, was von den Überwindern geschrieben steht (Off. 12, 11): „Sie haben ihn (den Satan) überwunden.“ Der Mensch wurde geschaffen und in das Paradies gesetzt, um ein Überwinder des Satans zu sein, um das Böse, das schon vor dem Menschen auf der Erde war, zu verdrängen. Der Mensch sollte der Rivale des Satans sein. Aber statt dessen ist er unter die Herrschaft des Satans gekommen, bis Christus kam, der uns aus der Obrigkeit der Finsternis und aus der Gewalt Satans befreite und kraft seines Blutes uns wieder zu Königen und Priestern gemacht hat, die über die Erde herrschen. Denn es muß ein Augenblick kommen, wo die Überwinder kraft des Blutes des Lammes den Satan verdrängen werden aus seinen bis jetzt behaupteten Stellungen.
3. Eine Verheißung. Auch will der Herr durch dieses: „Wer überwindet!“ eine neue Disposition schaffen in uns für größere Segnungen. Er sagt: „Wer überwindet, dem will ich geben. .. den will ich machen. .. den will ich kleiden. .. den will ich setzen usw. Jedes neue Überwinden schafft in uns eine Disposition, bringt uns auf einen Boden, wo wir neue und größere Segnungen empfangen können. Die in gegenwärtigen, geringen Dingen sich ausgewiesen haben als solche, die Geduld und Tragkraft haben, die will er zur Säule machen in seines Gottes Haus. Hier geht es nach dem Grundsatz „Gnade für Gnade“ (Joh. 1, 16), d. h. wir empfangen eine Gnade, leben sie aus und bringen sie zurück und empfangen dafür eine weitere und tiefere Gnade. Und so muß es auch sein. Wir können ja nicht Kinder bleiben, sondern sollen Überwinder werden, wie auch die Offenbarung, das letzte Buch der Bibel, uns nicht mehr „Kinder“, sondern „Überwinder“ nennt. (Georg Steinberger)


Der HErr Jesus sagte nicht, daß der Ueberwindende mit Seinem Vater auf Seinem Stuhl oder Thron sitzen werde. Dieses ist das Vorrecht des eingebornen Sohnes Gottes, der, weil Er die menschliche Natur in die Einigkeit Seiner göttlichen Person aufgenommen hat, würdig war, sich auf den göttlichen Thron des Vaters zu setzen, folglich zur göttlichen Majestät und Gewalt erhöht zu werden. Wer mit dem Vater auf Seinem Thron sitzt, hat keinen Thron und König über sich, gleichwie der Vater keinen über sich hat, und ist im völligsten Verstand der Allerhöchste. Wir haben also einen solchen Hohenpriester, der da sitzet zu der Rechten der Majestät in dem Himmel, Hebr. 8,1. Bis dahin wird kein Engel erhöht; denn zu welchem Engel hat Gott jemals gesagt: setze dich zu Meiner Rechten? Hebr. 1,13. Auch hat er dieses zu keinem Menschen gesagt, sondern nur zu demjenigen, zu dem Er auch gesagt hat: Du bist Mein Sohn, heute habe Ich Dich gezeuget, V. 5. Dieser ist, nachdem Er überwunden hat, mit Seinem Vater gesessen auf Seinem Stuhl. Nun sagt Er aber mit einer unbegreiflichen Liebe: wer überwindet, dem will Ich geben, mit Mir auf Meinem Stuhl zu sitzen. Indem Er sagt: Ich will geben, so zeigt Er an, daß Er der Erstgeborne unter vielen Brüdern und der HErr über Alles sei. Er verheißt hier eben dasjenige, das der Heilige Geist durch Paulus verspricht, der 2 Tim. 2,11.12. schreibt: das ist je gewißlich wahr: dulden wir, so werden wir mit herrschen. Der Thron Jesu, auf dem die Ueberwindenden mit Ihm sitzen sollen, bezieht sich ohne Zweifel auf das Reich, das Er am Ende Gott und dem Vater übergeben wird, 1 Kor. 15,24. Gleichwie Er als Gottmensch und als der eingeborne Sohn Gottes gleiche Majestät und Gewalt mit dem Vater hat, zu welcher kein bloßes Geschöpf gelangen kann: also will Er als der Erstgeborne Seine vielen Brüder zur Gemeinschaft der Herrlichkeit und Gewalt, welche Er als der erhöhte Menschensohn besitzt, erhöhen. Er herrscht, und sie sollen mit Ihm herrschen. Er regiert, und sie sollen mit Ihm regieren, Offenb. 20,4. 22,5. Er will die Rechte Seiner erhöhten Menschheit (Seine göttliche Hoheit, oder Seinen Namen, der über alle Namen ist, ausgenommen) den Ueberwindern mittheilen. Doch was stammeln wir davon? Lasset uns überwinden, so werden wir von demjenigen, was hier verheißen ist, mehr erfahren, als wir jetzt verstehen können.
Der Bischof zu Laodicea, an den Jesus diese Verheißung schreiben ließ, war, weil er nicht bekehrt war, aber doch viele Rührungen und eine feine Erkenntniß hatte, weder kalt noch warm, sondern lau, und sprach in einer eiteln Einbildung: ich bin reich, und habe gar satt, und bedarf nichts. Wenn er nun die liebreiche Bestrafung Jesu annahm, und nach Seinem Rath das Gold eines lebendigen Glauben, Augensalbe der Erleuchtung, und weiße Kleider der Gerechtigkeit umsonst und ohne Geld kaufte, so hat er im Ueberwinden schon einen guten Anfang gemacht, und es, was die Hauptsache anbelangt, gewonnen. (Magnus Friedrich Roos)

3:22 Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt!
Laodicäa ist das Bild der Lauheit im Christenthum oder des Herzenszustandes, wo die anfänglich warme, innige, lebendige Liebe zu Jesu abgenommen hat, wo sie zwar nicht ganz verschwunden, aber so matt und schwach geworden ist, daß das Herz von dieser Liebe nicht mehr erwärmt und beseelt wird. Der Glaube ist dem herzen dann nur noch eine Meinung, keine feste Herzensüberzeugung, die Liebe zu Jesu nur noch im Aeußern sich zeigende, steife Achtung, kein Drang, für Ihn zu zeugen und seine Liebe zu Ihm auszusprechen; man fühlt wohl gar eine Abneigung gegen die lebendigen Christen; das Andenken an Jesum erlischt je mehr und mehr; das Lesen des göttlichen Worts ist theilnahmlos, das Kirchengehen todte Gewohnheit, das Abendmahl wird höchstens einmal des Jahres noch gefeiert, und wenn es gilt, Opfer der Liebe für Jesum zu bringen, so werden sie karg abgemessen. Ein gefährlicher Zustand! Er macht den Menschen unwahr, falsch, heuchlerisch; er bildet ihm ein, es stehe viel besser mit ihm, als es wirklich ist, und läßt ihn in seiner traurigen Lage; er macht ihn unfähig, Andere zu erwärmen und zu erwecken; er ist dem Herrn ein Gegenstand des Ekels und des Widerwillens. Jesus möchte aber gern helfen und retten; darum deckt Er erst den Grund des Uebels auf, dann giebt Er die Heilmittel. Der Grund des Uebels ist der leidige Eigendünkel, die Selbstgefälligkeit und Selbstbespiegelung, der geistliche Hochmuth. Die Heilmittel sind das Gold heiliger, lauterer Liebe, das Kleid der Gerechtigkeit Jesu Christi und die Selbsterkenntniß der Buße. Bist du auch lau, meine Seele? dann befolge den gegebenen Rath und laß dich heilen. Quälst du dich aber nur mit der Furcht, du könntest es sein? dann höre: ist dir die Sprache bis zum Tod zuwider: „ich bin reich und gar satt und darf nichts,“ kommst du dir in deinen eignen Augen erbärmlich vor, so gehörst du noch nicht zu den Lauen, der Herr wird sich dein erbarmen und dich weiter fördern. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Jesus hat überwunden in seinem Tod. Er hat die Welt überwunden und ihren Fürsten, der sich hinter die Welt versteckt hatte, ihm sein schweres Leiden zuzufügen; er hat aber nichts an Jesus gefunden, weshalb die Macht der Finsternis an ihm zuschanden geworden. Nach seinem Sieg hat er sich durch die Himmelfahrt zu seinem Vater auf dessen Thron gesetzt. Wie der Vater zu ihm gesagt hat: „Setze dich zu meiner Rechten!“ so wird er zu dem, der überwindet, auch sagen: „Komm, setze dich hierher zu mir auf meinen Thron!“ Wenn eines schon in seinem Leben keinen königlichen Stuhl oder Thron gesehen hat, so kann es sich doch nach Gemälden oder sonstigen Abbildungen eine Vorstellung davon machen. Man muß dabei aber auch wissen, daß die Throne im Altertum breit gewesen sind, so daß ein vornehmer Herr viele andere neben sich Platz nehmen lassen konnte. So hat denn auch Christus auf seinem Thron einen Platz für den Überwinder. Welch eine große Herrlichkeit ist das! Diese Verheißung für den Überwinder und die vorhergehenden Verheißungen miteinander fassen doch überschwenglich große Herrlichkeiten in sich. Sie lauten schon so schön; wie herrlich werden sie in Erscheinung treten, wenn sie dereinst in ihrer ganzen Erfüllung dargestellt und offenbar werden.
Welch eine Gewalt wird da in allen diesen Stücken hervorbrechen! Wie werden auch die tapfersten Überwinder finden, daß sie sich noch viel besser sollten gehalten haben! Wie werden sie denken: Das ist eine Sache, zu der wir uns durch unser Überwinden ja nicht würdig machen konnten. Hätte einer noch vielmal so viel zu überwinden gehabt, so wäre es doch wie nichts gegen diese Belohnungen. Das Leiden der vergangenen Zeit war bei weitem nicht wert der nun geoffenbarten Herrlichkeit. Da wird die unendliche Güte des Herrn, die den kleinen Überwindern so großen Lohn austeilt, um so höher gerühmt und gepriesen werden. Wem etwas von diesen Dingen zu Herzen geht, der werde nicht müde und verlegen, sondern jage ihnen immer nach und lasse sich auch durch die Ärgernisse nicht zurückwerfen, deren die Welt voll ist. Was fallen will, mag immerhin fallen. Wer in seinem Herzen einmal ergriffen ist, der bleibe auf der Spur und fahre in ihr getrost fort. Es wird ihn nicht gereuen. Es steht eine unvergleichliche Freude und Ehre darauf, und die Überwinder werden fröhlich sagen: Dank sei Gott, der uns den Sieg gegeben hat durch unsern Herrn Jesus Christus! (Johann Albrecht Bengel)


Dieses Kapitel gehet die drei übrigen christlichen Gemeinen in Asien an.
Da lautet denn dasjenige, was an die Gemeine zu Sardes geschrieben ist, nicht allzuwohl. Denn der HErr Christus schilt sie, daß sie den Namen haben wollten, als wären sie wahre und lebendige Glieder Christi und Seiner Kirche auf Erden, da sie doch in Wahrheit nichts anderes seyen, als todte Glieder.
Das malet uns den Zustand der christlichen Kirche, wie sie noch heutzutage ausstehet, gar fein ab, daß sich nämlich in der sichtbaren Gemeine auf Erden, darinnen der Name Christi bekannt wird, und Sein Wort und die Sacramente im Gebrauch sind, zweierlei Leute finden, gute und böse, die sich also selber in zwei besondere Haufen theilen. Denn da gibt es zwar noch wahre und rechtschaffene Christen, die von ganzem Herzen an Jesum Christum glauben, Ihn lieben, anrufen, loben und ehren - und sich von dem heiligen guten Geist regieren und zu allerlei Werken der Tugend und Gottseligkeit treiben, auch ihre christliche Absicht seyn lassen, alles zum Preis Gottes und zum Dienst des Nächsten zu richten. Allein es sind derselben (Gott sey es geklagt!) gar wenige. Dagegen sind derer gar viele, die in der äußerlichen Gemeine Gottes Wort hören - und die Sacramente gebrauchen, aber keinen Glauben haben - und noch viel weniger christliche Werke beweisen; oder wenn sie ja eine Zeit lang geglaubt und im Stand guter Werke sich haben finden lassen, so fallen sie doch gar bald wieder ab, wo nicht zum Irrthum in der Lehre, doch auf allerlei Sünden und Laster. Daher heißen sie billig todte Glieder, weil sie kein geistliches Leben in sich haben - und, wie der heilige Geist selber redet, lebendig todt sind.
Dies soll ja billig alle treuen und rechtschaffenen Prediger dahin bewegen, daß sie, wie die Vermahnung des Sohnes Gottes an den Bischof zu Sardes ergangen ist, erwecken und aufmuntern, was in ihren Gemeinen fallen und sterben will, damit es vor dem ewigen Tod bewahrt - und zu dem Leben erhalten werde; und was noch ein Fünklein des Glaubens - und dieses schöne Kleid mit allzubösem Leben nicht besudelt hat, das sollen sie stärken - und im Guten zu erhalten trachten.
Was die Gemeine zu Philadelphia anbelangt, gereicht es ihr zu großer Ehre, daß sie den Ruhm hat, das königliche und hohepriesterliche Amt Christi, wodurch Er ihr Versöhnopfer worden ist - und den Eingang zum Himmel aufgeschlossen hat, nicht mit Undank und Unglauben ausgeschlagen, sondern durch die Thüre des Worts, die ihnen so gnädig aufgethan worden ist, einen gläubigen und freudigen Eintritt in das Reich der christlichen Kirche genommen zu haben. Diese Ehre genießen wir gleichfalls durch Gott noch bis zur Stunde, da auch uns die Thüre Seines Wortes gar reichlich aufgethan ist, so daß wir nur zuzusehen haben, daß wir nach dem Vorgang jener eben belobten christlichen Gemeine an dem Wort Gottes, am Glauben und der an Geduld beständig bleiben, wider unser Fleisch, Welt und Teufel ritterlich kämpfen und überwinden; so sollen auch uns alle Verheißungen Christi zu Theil werden, die Er als der treue und wahrhaftige Zeuge versprochen und zugesagt hat, nämlich, daß Er uns zur Zeit der Anfechtung erhalten, unsere Feinde zu uns bekehren - und uns zu einem Pfeiler in dem Tempel Gottes machen wolle, so daß wir fest und wohlgegründet im Glauben stehen - und einst in das neue Jerusalem, in die Stadt Gottes, als Bürger, Einwohner und Hausgenossen Gottes eingehen sollen.
Endlich haben wir an den Heuchlern zu Laodicea zu lernen, wie das äußerliche Schein- und Maulchristenthum, auch alle Werkheiligkeit, womit man den Himmel und die Seligkeit zu verdienen meinet, Gott dem HErrn mißfalle. Denn solche Leute sind weder kalt noch warm. Sie wollen keine öffentlichen Verächter der wahren Religion seyn - und sich doch nicht mit rechtem Ernst und Eifer derselben annehmen. Daher heißt Er sie lau, das ist: sie seyen Heuchler, die sich äußerlich wie gute Christen stellen, aber mit dem Werk sich nicht also beweisen; die werden ausgespieen - oder, was ebensoviel ist, aus Seinem Reich verstoßen und verworfen werden, weil Zöllner und Hurer, wie Christus anderweit sagt, eher in's Himmelreich kommen mögen, als die Heuchler und Scheinchristen.
Darum lasset uns ja dem wohlgemeinten Rath des Sohns Gottes folgen, daß wir uns zuvörderst nach dem Wort Gottes umsehen, welches das köstliche, durch's Feuer bewährte Gold ist, und nach der Augensalbe, die unsere geistlichen Augen erleuchtet, zu sehen nach dem rechten Kleid, darinnen wir Gott gefallen, und welches die Gerechtigkeit ist, die vor Gott gilt, und darinnen wir ewiglich bestehen mögen.
Christus Jesus, der Anfang der Creatur Gottes, der Heilige und Wahrhaftige, dem unser natürlicher Jammer und Elend, geistliche Blöse und Blindheit allzuwohl bekannt ist, mache uns wacker - und stärke uns mit der Augensalbe Seiner wahren Erkenntniß, damit wir nicht als Heuchler ausgespieen - noch aus dem Buche des Lebens getilgt werden. Er klopfe immer mehr und mehr an die Thür unserer Herzen - und gebe, daß wir Seine Stimme also hören, daß wir Ihm bald aufthun - und mit Ihm eingehen, das Abendmahl zu halten. Amen. Amen. (Veit Dieterich)

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