Zuletzt angesehen: Offenbarung, Kapitel 13

Offenbarung, Kapitel 13

Offenbarung, Kapitel 13

13:1 Und ich trat an den Sand des Meeres und sah ein Tier aus dem Meer steigen, das hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Hörnern zehn Kronen und auf seinen Häuptern Namen der Lästerung.

13:2 Und das Tier, daß ich sah, war gleich einem Parder und seine Füße wie Bärenfüße und sein Mund wie eines Löwen Mund. Und der Drache gab ihm seine Kraft und seinen Stuhl und große Macht.

13:3 Und ich sah seiner Häupter eines, als wäre es tödlich wund; und seine tödliche Wunde ward heil. Und der ganze Erdboden verwunderte sich des Tieres

13:4 und sie beteten den Drachen an, der dem Tier die Macht gab, und beteten das Tier an und sprachen: Wer ist dem Tier gleich, und wer kann mit ihm kriegen?

13:5 Und es ward ihm gegeben ein Mund, zu reden große Dinge und Lästerungen, und ward ihm gegeben, daß es mit ihm währte zweiundvierzig Monate lang.

13:6 und es tat seinen Mund auf zur Lästerung gegen Gott, zu lästern seinen Namen und seine Hütte und die im Himmel wohnen.

13:7 Und ward ihm gegeben, zu streiten mit den Heiligen und sie zu überwinden; und ward ihm gegeben Macht über alle Geschlechter und Sprachen und Heiden.

13:8 Und alle, die auf Erden wohnen, beten es an, deren Namen nicht geschrieben sind in dem Lebensbuch des Lammes, das erwürgt ist, von Anfang der Welt.

13:9 Hat jemand Ohren, der höre!

13:10 So jemand in das Gefängnis führt, der wird in das Gefängnis gehen; so jemand mit dem Schwert tötet, der muß mit dem Schwert getötet werden. Hier ist Geduld und Glaube der Heiligen.

Das Thier aus dem Meere, das ein Thier zu sein scheint, aber kein wirkliches Thier ist, weil es redet, lästert, mit sieben Häuptern, seine Klugheit und List anzudeuten, und zehn Hörnern, den Zeichen seiner großen Macht, ist die Macht des Christo feindlichen Weltsinns, das eine tödtlich verwundete, aber wieder geheilte Horn ist das römische Papstthum, wie es seit dem elften Jahrhunderte in Europa aufgerichtet worden ist und die Gestalt eines weltlichen Reichs angenommen hat. Die Häupter dieses Reiches tragen Namen der Lästerung: ist es nicht Lästerung, wenn ein sündiger Mensch sich einen Namen beilegt, der Gott allein zukommt nach der Schrift, und sich den allerheiligsten Vater nennt? Es ist gleich einem Pardel: ist die List und Gewandtheit des Papstthums nicht sprichwörtlich geworden? Es hat Bärenfüße: erzählt die Geschichte nicht unzählige Fälle seines räuberischen Sinnes und Verfahrens? Sein Mund war wie eines Löwen Mund: wie stolz, anmaßend, furchtbar war oft die Sprache, die das römische Papstthum seit seiner Entstehung geführt hat! Manchmal schien es todt im Laufe der Zeiten, von der weltlichen macht bis auf den Tod verwundet; aber nicht lange, war es wieder lebendiger und wirksamer als je (V. 3.). Nach jeder Niederlage stieg es wieder neu in der Vergötterung der Menschen (V. 4.). Weltbekannt sind die großsprecherischen Worte, die die Päpste zu allen Zeiten geführt haben (V. 5.); buchstäblich eingetroffen ist die dreifache Lästerung (V. 6.) unseres Textes gegen Gott, dessen Name der Papst mißbrauchte zu seinen unheiligen Befehlen, Anmaßungen und Bannsprüchen, gegen Gottes Hütte, den Himmel, indem der Papst sich die Gewalt zuschrieb, denselben für die Menschen zu öffnen oder zu verschließen, und gegen die im Himmel wohnen, indem der Papst viele wahre Heilige als Ketzer verdammte und zum Feuertode verurtheilte, viele unheilige Menschen dagegen, die aber seine Macht vermehrten, unter die Heiligen zählte. Wie viel unschuldiges Blut hat im Laufe der Jahrhunderte die römische Kirche vergossen! (V. 7.) In Italien und Spanien allein wird die Zahl der durch die Inquisition gemordeten Wahrheitszeugen berechnet auf zwölf Millionen Menschen. Und wo nur Menschen auf dem Erdboden wohnten, (V. 7.) oder Zugang zu neuen Ländern und Nationen sich öffnete, da war das Papstthum gleich geschäftig, sein Ansehen auszubreiten und seine Satzungen einzuführen, die Evangelischen zu verdrängen und die neubekehrten Heiden ihnen wieder zu entreißen. Nie hat ein weltliches Reich eine solche Ausdehnung seiner Macht beansprucht und verlangt unter allen Sprachen, Geschlechtern und Heiden, als der römische Stuhl. Namentlich wurde durch die Jesuiten die päpstliche Macht immer weiter ausgebreitet oder erneuert. Freilich gab es auch in den dunkelsten Zeiten lebendige Glieder der unsichtbaren Kirche, deren Namen geschrieben sind im Buche des Lammes, welche die römische Kirche dann in's Gefängniß warf und tödtete; aber - „wer Ohren hat zu hören, der höre!“ (V. 9.) d.h. dies verdient die größte Aufmerksamkeit! - mit weltlichen Waffen ist gegen sie nichts auszurichten (V. 10.), nicht die Macht des Schwertes führt in geistlichen Dingen zum Siege, sondern die Macht des Geistes allein. Die Waffe der Gläubigen ist Dulden und Glauben. Selig, wer zu dieser kleinen Heerde der Duldenden und Gläubigen gehört! Unser Glaube ist der Sieg, der die Welt überwindet. Amen.
Anm. In Frankreich wurde den Evangelischen die Zunge ausgerissen, und sie darauf verbrannt, auf dem Programme eines Hoffestes war als eine Festlichkeit zum Zuschauen genannt: „Verbrennung von vier Ketzern.“ Ist das nicht thierartig? Hat das Papstthum schon widerrufen? (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

13:11 Und ich sah ein anderes Tier aufsteigen aus der Erde; das hatte zwei Hörner gleichwie ein Lamm und redete wie ein Drache.

13:12 Und es übt alle Macht des ersten Tiers vor ihm; und es macht, daß die Erde und die darauf wohnen, anbeten das erste Tier, dessen tödliche Wunde heil geworden war;

13:13 und tut große Zeichen, daß es auch macht Feuer vom Himmel fallen vor den Menschen;

13:14 und verführt, die auf Erden wohnen, um der Zeichen willen, die ihm gegeben sind zu tun vor dem Tier; und sagt denen, die auf Erden wohnen, daß sie ein Bild machen sollen dem Tier, das die Wunde vom Schwert hatte und lebendig geworden war.

13:15 Und es ward ihm gegeben, daß es dem Bilde des Tiers den Geist gab, daß des Tiers Bild redete und machte, daß alle, welche nicht des Tiers Bild anbeteten, getötet würden.

13:16 Und es macht, daß die Kleinen und die Großen, die Reichen und die Armen, die Freien und die Knechte-allesamt sich ein Malzeichen geben an ihre rechte Hand oder an ihre Stirn,

13:17 daß niemand kaufen oder verkaufen kann, er habe denn das Malzeichen, nämlich den Namen des Tiers oder die Zahl seines Namens.

13:18 Hier ist Weisheit! Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Tiers; denn es ist eines Menschen Zahl, und seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig.
Ein neues Gesicht tritt im Hintergrunde der Zeiten auf und dem heiligen Seher in’s geöffnete Auge. Dies Thier von anderer Herkunft hat nur zwei Hörner und sieht äußerlich aus wie ein Lamm; seine Gestalt hat nichts Fürchterliches; es scheint nur Menschenliebe, Duldung, Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit zu bringen; sein erster Eindruck ist ein ansprechender, und wer nicht feststeht und tiefer blickt, kann leicht getäuscht werden; dennoch ist es auch ein Diener des Teufels, wie das erste Thier, denn es redet wie der Drache, befördert das Reich der Lüge, des Unglaubens und der Sünde. Dieses Thier bedeutet eine innerlich geistige Macht, es wird später geradezu der falsche Prophet genannt; es ist also der verderbliche Zeitgeist, der Zeit der falschen Aufklärung und gottentfremdeten Bildung, der Rationalismus, die unchristliche Philosophie, die die Gott- und Christo feindliche Weisheit, die Wissenschaft in ihrer dem Evangelio feindlichen Stellung. Es thut alle Macht des ersten Thieres, maßt sich dieselbe Macht an, die falsche Weisheit macht sich groß und hat außerordentlichen Erfolg; die Menschen sind nun froh, daß sie Gründe finden für ihren Unglauben und ihre Sünde, Wissenschaft und Kunst bringt es weit, (V. 12), und entzündet ein ungeheures Feuer in der Welt, das alle bisher bestandenen Ordnungen zerstört (V. 13), verführt die Menschen zu einem Schattenbild des Papstthums, einer ihr ähnlichen selbstgeschaffenen Religion (Deutschkatholicismus? Freimaurerei?), und tödtet alle, welche sich nicht zu ihrer Natur- und Vernunftreligion bekennen wollen. Die Freigeisterei führt nur so lange Menschenliebe und Duldung im Munde, als sie noch nicht die äußere Gewalt in Händen hat; so wie sie diese erhält, tritt die unduldsamste Tyrannei gegen alle Gläubigen ein. Noch mehr, sie bewirkt, daß die Menschen ohne Unterschied des Alters, Vermögens oder Standes sich ein Erkennungszeichen machen lassen, das sie an der Stirn, an ihren Hüten, und an ihrem rechten Arm tragen (V. 16). Der Sieg des falschen Propheten ist einmal allgemein. Entsetzliche Zeit! Die materiellen Handelsinteressen verschlingen dann Alles (V. 17), der Mammon ist der Gott der Mehrzahl, vom christlichen Glauben ist keine Rede mehr im öffentlichen Leben der Völker. Das Kapitel schließt: Hier ist Weisheit, d.h. der Schlüssel zur Eröffnung der prophetischen Zeitangaben dieses Buches. Wer Verstand hat, der überlege die Zahl des Thieres; denn es ist eines Menschen Zhl, und seine Zahl ist 666. Was denn nun? 666 Tage oder Monate, Jahre, Jahrhunderte? Tiefes Schweigen! Der Herr hat das Verständniß absichtlich verhüllt bis zum Tage seiner eigenen Enthüllung. Wie viel haben Menschen schon in diesen 1800 Jahren zur Enträthselung dieser zahl gerechnet und geschrieben; alle Versuche sind bisher fehlgeschlagen und zu Schanden geworden. Rechne also nicht, aber prüfe dich: wie viel ist vom antichristlichen Geiste dieses Thieres in dir? Deine Väter haben dem Geiste des Papstthums widerstanden, wirst du dem Antichrist in der Gestalt des gegenwärtigen Unglaubens widerstehen können? Verlaß dich nicht auf deinen Verstand, noch auf die Kraft deines Glaubens, noch auf dein treues Herz; verlaß dich allein auf den Herrn und seinen Schutz, und bete zu Ihm um helle Augen, um Kraft aus der Höhe, um Zeugenmuth, um Beharren bis ans Ende! Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
bibel/nt/27_off/off_kapitel_13.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain