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Offenbarung, Kapitel 1

Offenbarung, Kapitel 1

1:1 Dies ist die Offenbarung Jesu Christi, die ihm Gott gegeben hat, seinen Knechten zu zeigen, was in der Kürze geschehen soll; und er hat sie gedeutet und gesandt durch seinen Engel zu seinem Knecht Johannes,

1:2 der bezeugt hat das Wort Gottes und das Zeugnis von Jesu Christo, was er gesehen hat.

1:3 Selig ist, der da liest und die da hören die Worte der Weissagung und behalten, was darin geschrieben ist; denn die Zeit ist nahe.
Indem Johannes schrieb: selig ist, der da lieset, und die da hören die Worte der Weissagung u.s.w., so forderte er nicht, daß der Vorleser und die Zuhörer alle Worte dieser Weissagung verstehen sollen, denn die verheißene Seligkeit hängt nicht von diesem völligen Verständniß ab: hingegen mußten jener und diese schon zur Zeit des Johannes so viel von dieser Weissagung verstehen, als ihnen damals nöthig war, und so verhält es sich mit Allen, welche zu allen Zeiten das Buch der Offenbarung zu ihrem geistlichen Nutzen lesen, oder als vorgelesen hören sollen. Johannes sagte, die Zeit sei nahe, da dieses Buch anfangen werde, in die Erfüllung zu gehen, man solle es also nicht weglegen und ungebraucht liegen lassen, sondern alsbald in den Gemeinden vorlesen, und wenn es vorgelesen werde, aufmerksam anhören. Alle damaligen Gemeinden hatten insonderheit nöthig, dasjenige zu verstehen und zu Herzen zu nehmen, was der Geist aus dem Munde Jesu ihnen in den sieben Briefen Kap. 2. und 3. sagte. ob nun gleich diese sieben Briefe zu allen Zeiten sehr nützlich sind, so haben doch die Christen in den folgenden Zeiten noch besonders auf diejenigen Theile dieser Weissagung Achtung zu geben gehabt, welche zu ihrer Zeit erfüllt wurden. Man bemerkt auch in den alten Schriften, daß sie zu derjenigen Zeit, da Viele um des Namens Christi willen getödtet wurden, auf dasjenige besonders aufmerksam gewesen seien, was Offenb. 6,9.10..11. von den Seelen der Märtyrer geschrieben steht. Christen, die zur gegenwärtigen Zeit leben, sollen vornehmlich dasjenige verstehen lernen und beherzigen, was vom 13. Kapitel der Offenbarung an geweissagt ist. Ueberdieß enthält das Buch der Offenbarung Vieles, das zu allen Zeiten zur Erweckung und Stärkung des Glaubens, der Leibe und der Hoffnung nützlich sein kann, wie denn darin von der Macht des erhöhten Heilandes, von der Gemeinschaft der Heiligen, von den himmlischen Dingen, von dem Ende der Welt und von der Stadt Gottes deutlichere und ausführlichere Nachrichten enthalten sind, als in allen andern Büchern der heiligen Schrift; und weil alle diese Nachrichten von unsichtbaren dingen handeln, so haben alle den Geist der Weissagung zum Urheber, und sind eigentliche Weissagungen. Wer nicht wahrnimmt, daß dieses Buch der Weissagung durch eine göttliche Offenbarung entstanden sei, und der Mund des HErrn darin rede, hat weniger geistliches Gemerk und Gefühl als die Knechte der Pharisäer und Hohenpriester, deren Joh. 7,46. Meldung geschieht. Soll aber dieses Buch einem Lesenden oder Hörenden zur Seligkeit dienen, so muß die darin enthaltene Wahrheit Buße, Glauben, Wachsamkeit, Geduld, Hoffnung, und einen steten Fleiß, die Gebote Gottes zu halten, wirken. Auch darf der Eindruck, den sie macht, nicht wieder verschwinden, sondern muß bewahrt werden. Die Unterhaltung des Vorwitzes ist nicht der Zweck dieses Buches, sondern die Seligkeit der Menschen. Wer die Worte dieses Buches bewahrt, den bewahren sie hinwiederum in den gefährlichen Versuchungen, die auf Erden entstehen. HErr, laß dieses mir und allen Auserwählten zu dieser Zeit widerfahren. (Magnus Friedrich Roos)

1:4 Johannes den sieben Gemeinden in Asien: Gnade sei mit euch und Friede von dem, der da ist und der da war und der da kommt, und von den sieben Geistern, die da sind vor seinem Stuhl,

1:5 und von Jesu Christo, welcher ist der treue Zeuge und Erstgeborene von den Toten und der Fürst der Könige auf Erden! Der uns geliebt hat und gewaschen von den Sünden mit seinem Blut
Johannes, welcher den HErrn Jesum im Stand Seiner Erniedrigung gekannt hatte, und an Seiner Brust an einem Abendessen gelegen wahr, Ihn aber auch als todt am Kreuze hangend gesehen hatte, glaubte von Herzen, daß Er der wahrhaftige Gott und das ewige Leben sei, weil er von Ihm bezeuget, daß Ihm Ehre und Gewalt in Ewigkeit gebühre, gleichwie solches Offenb. Joh. 4. und 7. von Gott bezeuget wird. Er erinnerte sich auch ohne Zweifel bis an sein Ende mit einer innigen Freude, daß er der Jünger sei, den Jesus lieb gehabt habe, eignete sich aber diese Liebe des HErrn Jesu nicht allein zu, sondern sagte zu allen Glaubigen: Er liebet uns. Ob wir Ihn schon nicht sehen, ob Er schon in die Herrlichkeit aufgenommen ist, so liebet Er uns doch. Er liebet uns und hat uns von unsern Sünden mit Seinem Blut gewaschen. Die Sünde ist das Einzige an dem Menschen, das Jesu nicht lieben kann. Sie ist ein Unflath, der den ganzen Menschen unrein und verwerflich macht, und wer sich nicht davon frei machen läßt, wird wirklich verdammt und verworfen. Von sich selbst aber und von allen Glaubigen sagt Johannes: Jesus Christus hat uns von unsern Sünden mit Seinem Blut gewaschen. Mit diesem Abwaschen ist die Vergebung aller Sünden verbunden, um derenwillen der HErr Jesus Sein Blut vergossen hat, wie Er denn bei der Einsetzung des heiligen Abendmahls sagte: Mein Blut ist für euch und für Viele vergossen zur Vergebung der Sünden; das Abwaschen selber aber ist die innerliche Reinigung der Seele, wodurch sie eine Aehnlichkeit mit dem reinen und unbefleckten Lamm Gottes bekommt. Johannes sagte: Christus Jesus hat uns von unsern Sünden mit Seinem Blut gewaschen, als ob’s schon geschehen wäre. Es ist auch, was die Hauptsache bei den Glaubigen anbelangt, wirklich geschehen. Das Blut Jesu hat die Herrschaft der Sünde bei ihnen aufgehoben, und ihre Seelen in Ansehung derselben in eine selige Freiheit gesetzt, wie Paulus Röm. 6. rühmet. Sie haben schon eine Aehnlichkeit mit dem HErrn Jesu bekommen, Er hat eine Gestalt in ihnen gewonnen. Sie hassen die Sünde, die Er auch hasset. Sie wandeln nicht mehr nach dem Fleisch, sondern nach dem Geist. Insofern hat sie also Christus Jesus mit Seinem Blut gewaschen; doch muß diese Abwaschung oder Reinigung fortwähren, bis sie ihre Vollendung erreicht hat, und die Kinder Gottes sagen können: wir haben keine Sünde, welches sie bei Leibesleben nie sagen können, 1 Joh. 1,8. Darum schrieb Johannes 1 Joh. 1,7.: so wir im Licht wandeln, wie Gott im Licht ist, so haben wir Gemeinschaft unter einander; und das Blut Jesu Christi, Seines Sohnes, macht uns (noch weiter) rein von aller Sünde, und 1 Joh. 3,3.: ein jeglicher, der die Hoffnung hat, Jesum dereinst zu sehen, und Ihm ganz ähnlich zu sein, reiniget sich, gleichwie Er auch rein ist. Wie wohl wird’s uns sein, wenn wir durch’s Blut Jesu von unsern Sünden ganz gewaschen sein werden, weil doch die Sünde die Ursache aller Finsterniß und alles Mißvergnügens ist! Nun demjenigen, der uns liebet, und gewaschen hat von unsern Sünden mit Seinem Blut, und uns ferner bis zu unserer Vollendung waschen will - demselben sei Ehre und Gewalt in Ewigkeit!(Magnus Friedrich Roos)

1:6 und hat uns zu Königen und Priestern gemacht vor Gott und seinem Vater, dem sei Ehre und Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen.
Wer derjenige seie, dem dieser Lobspruch mit tiefster Ehrerbietung dargebracht wird, ist leicht zu erachten. Es ist eben der, von welchem der Verfasser der Offenbarung in seinem ersten Brief Kap. 1,7. schreibt: das Blut Jesu Christi, des Sohnes Gottes, macht uns rein von aller Sünde.
Jesus Christus ist es also werth, daß Ihm der Ruhm der Herrlichkeit und Kraft nicht nur jetzt, auf die kurze Zeit unserer Pilgrimschaft, sondern in alle Ewigkeiten gebracht werde. Schon als der Sohn Gottes, den alle Engel Gottes anbeten, ist Er unserer innigsten Verehrung und Anbetung würdig: wenn wir aber vollends an Seine unbeschreibliche und unbegreifliche Liebe denken, womit Er uns unwürdige, sündhafte, verdorbene, hochverschuldete Menschen umfangen hat, so übersteigt unsere Verpflichtung gegen Ihn Alles, was sich denken läßt. Er liebet uns, die wir doch von Natur Seines und Seines Vaters Feinde sind, und erweiset uns Gutes für Böses. Er hat, aus Liebe zu uns, unter der äußersten Schmach, und unter den empfindlichsten Martern an Seele und Leib, Sein Blut vergossen zur Versühnung für unsere Missethat; aber mit eben diesem kostbaren Blut hat Er uns, die wir Ihn im Glauben an Sein Evangelium als unsern Mittler und Seligmacher angenommen haben, von unsern garstigen Sündenflecken an unsern Herzen und Gewissen gereinigt, und will uns von Tag zu Tag, wenn wir Ihm stille halten, noch weiter reinigen. Diese Reinigung aber soll den erstaunlichen Erfolg haben, daß wir Seinem Gott und Vater, der durch Ihn und um Seinetwillen auch unser Gott und Vater ist, nicht nur als hochbeglückte und begnadigte Unterthanen Seines unendlich ausgebreiteten Königreichs, sondern gar als Priester in Seinem himmlischen Heiligthum, die den nächsten Zutritt zu Seinem majestätischen Thron haben, zu Seinem göttlichen Wohlgefallen mit einer solchen Ehre und Wonne dienen sollen, gegen welcher alle Ehrenstellen, womit die Großen dieser Welt ihre Lieblinge auszeichnen können, nur Kinderspiel und Schattenwerk heißen mögen. Was kann wohl Prächtigeres und Seligeres gedacht werden, als dieser himmlische Priesterstand, der K. 7,15., und noch umständlicher K. 22,3.4. also beschrieben wird: und es wird (in der Stadt Gottes) kein Verbanntes mehr sein, und der Stuhl (der Thron) Gottes und des Lammes wird darinnen sein. Und Seine Knechte werden Ihm dienen, und sehen Sein Angesicht, und Sein Name wird an ihren Stirnen sein. (Seine Klarheit wird aus ihnen, als eben so vielen lebendigen Spiegeln, zurückstrahlen). Und wird keine Nacht da sein, und nicht bedürfen einer Leuchte, oder des Lichts der Sonne; denn Gott, der HErr, wird sie erleuchten, und sie werden regieren von Ewigkeit zu Ewigkeit.
O wie trefflich, wie hoch kann ein armer schnöder Sünder in jener Welt ankommen, wenn er sich in dieser Vorbereitungszeit dazu hergibt, daß die Kraft des Blutes Jesu an seinem Herzen und Gewissen ihre volle Wirkung beweisen, und ihn von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes befreien kann! Aber welch ein Glück verscherzen auch diejenigen, die nicht aufhören wollen, in offenbaren oder verborgenen Sündengräueln sich zu wälzen, und alle Liebes-Anträge Dessen, der auch ihnen zu gut Sein Blut vergossen hat, in stolzem Unglauben, oder frecher Sicherheit, oder träger Gleichgültigkeit zu verschmähen!(Magnus Friedrich Roos)

1:7 Siehe, er kommt mit den Wolken, und es werden ihn sehen alle Augen und die ihn zerstochen haben; und werden heulen alle Geschlechter auf der Erde. Ja, amen.
Von der Zukunft Christi zum Gericht wird sehr oft in der heiligen Schrift geredet, und es hat schon Enoch der Siebente von Adam gesagt: siehe, der HErr kommt mit viel tausend Heiligen, Gericht zu halten u.s.w., Jud. 14.15. Auf gleiche Weise schrieb auch Johannes im Eingang seines letzten Buchs: siehe, Er kommt in den Wolken. Die heiligen Propheten sahen nämlich die künftigen Dinge im Geist, als ob sie gegenwärtig wären und wirklich geschähen, und deßwegen redeten sie auch so davon. Johannes setzt sogar das Wörtlein siehe hinzu, als ob er dem Leser seines Buchs die Zukunft Jesu in den Wolken zeigen wollte. Offenb. 19. wird eine Zukunft Christi beschrieben, bei welcher Er als ein Feldherr auf einem weißen Pferd mit einem Heer kommt, um zu streiten und zu siegen, und diese Zukunft ist eben dieselbe, von welcher Jesaias Kap. 6. geweissagt hat, und welche Zach. 14,. ein Auszug des HErrn zum Streit genannt wird. Diese Zukunft wird einigermaßen sichtbar sein, und große Veränderungen auf der Erde nach sich ziehen. Seine letzte Zukunft aber, bei welcher ihn alle Augen sehen werden, wird o geschehen, daß Er mit himmlischen Wolken umgeben sein, und auf einer derselben als auf einem Wagen oder beweglichen Thron daher fahren wird, Luk. 21,27., wie dann dieses Letzte auch Ps. 104,3. von Gott geweissagt wird, s. Mark. 13,26., Offenb. Joh. 1,7. Auch bei der Gesetzgebung kam Gott in einer dicken Wolke, 2 Mos. 19,9.16., und bei der Verklärung Christi auf dem Berg war die Herrlichkeit Gottes mit einer Wolke bedeckt, so daß ein Schatten durch die Wolke entstand: doch leuchtete sie auch einigermaßen aus derselben heraus, weßwegen Matth. 17,5. gesagt wird, es habe die Jünger eine lichte Wolke überschattet. Als der HErr Jesus im Begriff war, aus der Welt zu gehen, sagte Er zu Seinem Vater Joh. 17,11.13.: Ich komme zu Dir, und dieses höchst wichtige Kommen zum Vater, wobei Er als Priester vor Seinem Angesicht für uns erschien, und als König alle Gewalt von Ihm empfing, wird auch Hebr. 9,12.24., Offenb. 5,7. und Dan. 7,13. beschrieben und in der letzten Stelle auch der Wolken des Himmels Meldung gethan. Dieses Kommen zum Vater ist der Grund Seiner Zukunft bei den Menschen. Er kommt, Seine Feinde zu überwinden und zu richten, und die Seinigen von allem Uebel zu erlösen, weil Er bei Seiner Zukunft zu dem Vater eine ewige Erlösung gefunden, und alle Gewalt von dem Vater empfangen hat.
Unser Blick soll oft auf die Zukunft Christi gerichtet sein, welche unaussprechlich wichtig ist, und ewige Folgen haben wird. Jetzt können die Menschen auf dem Erdboden nach ihrer Willkühr handeln. Sie werden des Bösen gewohnt und entschuldigen die Sünden, oder sehen sie wenigstens nicht mit dem gebührenden Haß und Abscheu an. Sie meinen alsdann, Gott sei auch gesinnt wie sie: und Er sieht zu, und schweigt; aber Er wird bei Seiner Zukunft sie von Seiner reinen Gerechtigkeit überzeugen, ihnen ihre Werke in dem rechten Licht unter Augen stellen und über einen Jeden ein rechtes Urtheil fällen, wobei es sein Verbleiben haben wird. Siehe, Er kommt in den Wolken: wache also auf, der du schläfest!(Magnus Friedrich Roos)

1:8 Ich bin das A und das O, der Anfang und das Ende, spricht Gott der HERR, der da ist und der da war und der da kommt, der Allmächtige.
Ist Jesus A und O, Anfang und Ende, so laß ihn nicht nur dein A, laß ihn auch dein O sein. Fange nicht nur mit Jesus an, ende, vollende auch mit ihm; oder, laß ihn vollenden, was er in dir angefangen hat. Viele bleiben beim A stehen, begnügen sich mit den Anfangsgründen, mit den ersten Buchstaben des Christenthums, mit den ersten Rührungen, oder gar nur mit guten Vorsätzen, mit welchen, wie die Alten sagten, die Hölle gepflastert ist. Die Fortsetzung, die ernste Uebung der Gottseligkeit unterbleibt. (1 Tim. 4, 8. 2 Tim. 3, 5.) Wie will es zum O, zum Ende kommen, wenn man beim Anfange schon sitzen bleibt. Man muß aber doch auch das A nicht überspringen, und nicht zum Ende eilen wollen, ehe man das A recht gelernet, ehe man einen guten Grund gelegt und einen rechten Anfang in und mit Christo gemacht hat. (1 Cor. 3, 11.) Jesus kündigt sich nicht umsonst als A und O an. Er will Alles in dir sein. Wo er einmal A sagt, da will er auch O sagen; wo er anfängt, da will er es auch zum Siege hinaus führen. Sein A ist Pfand, daß er uns auch O sein wolle. Glaube! sei getrost, und ware es. (Johannes Gossner)

1:9 Ich, Johannes, der auch euer Bruder und Mitgenosse an der Trübsal ist und am Reich und an der Geduld Jesu Christi, war auf der Insel, die da heißt Patmos, um des Wortes Gottes willen und des Zeugnisses Jesu Christi.

1:10 Ich war im Geist an des HERRN Tag und hörte hinter mir eine große Stimme wie einer Posaune,

1:11 die sprach: Ich bin das A und das O, der Erste und der Letzte; und was du siehst, das schreibe in ein Buch und sende es zu den Gemeinden in Asien: gen Ephesus und gen Smyrna und gen Pergamus und gen Thyatira und gen Sardes und gen Philadelphia und gen Laodizea.

1:12 Und ich wandte mich um, zu sehen nach der Stimme, die mit mir redete. Und als ich mich umwandte sah ich sieben goldene Leuchter

1:13 und mitten unter die sieben Leuchtern einen, der war eines Menschen Sohne gleich, der war angetan mit einem langen Gewand und begürtet um die Brust mit einem goldenen Gürtel.
Einer, der war eines Menschen Sohne gleich, erschien dem Apostel Johannes auf Patmos, und der geliebte Jünger sah, dass Er einen goldenen Gürtel trug. Einen Gürtel, denn Jesus war allezeit gegürtet, so lange Er auf Erden wandelte, und war stets bereit zum Werk der Gnade, und auch jetzt steht Er vor dem Throne der Ewigkeit seinem heiligen Amte treu vor, als ein Priester gegürtet „mit dem Gürtel um den Leibrock her.“ Es ist gut für uns, dass Er nicht aufgehört hat, seine Liebespflichten an uns zu erfüllen, weil das unser köstlicher Schutz und Schirm ist, dass Er ewig lebt und für uns bittet. Jesus ist nie müßig, seine Kleider lockert Er nie, als ob sein Amt ein Ende erreicht hätte; Er fördert aufs fleißigste die Sache seines Volkes. Ein goldener Gürtel, zum Zeugnis der Vortrefflichkeit seines Amtes, der Königswürde seiner Person, der Hoheit seines Standes, der Herrlichkeit seines Lohnes. Er ruft nicht mehr aus dem Staube, sondern Er redet und bittet mit Kraft, wie ein König und Priester. Unser Anliegen ist wohl versorgt in den Händen unsres erhöhten Melchisedek.
Unser Herr gibt all den Seinigen ein herrliches Vorbild. Wir dürfen unsern Gürtel nie lösen. Jetzt ist keine Zeit, sich zur trägen Ruhe niederzulegen, es ist Zeit zum Wirken und Kämpfen. Wir müssen den goldenen Gürtel der Wahrheit immer dichter und fester um unsre Brust gürten. Es ist ein goldener Gürtel und ist darum unser reichster Schmuck, und wir bedürfen dessen sehr, denn ein Herz, das nicht wohl umgürtet ist mit der Wahrheit, die in Christo Jesu ist, und mit der Treue, die der Heilige Geist in uns wirkt, wird nur zu leicht umgarnt vom Irdischen und Vergänglichen und überrascht von der List der Versuchungen. Umsonst ist uns die Heilige Schrift anvertraut, wenn wir sie nicht anlegen wie einen Gürtel, der unser ganzes Wesen umgibt und jede Seite unsres Gemüts in gutem Stand erhält und unsern ganzen Menschen kräftigt. Wenn der Herr Jesus im Himmel den Gürtel nicht ablegt, so dürfen wir es auf Erden noch viel weniger tun. Darum stehet und umgürtet eure Lenden mit Wahrheit, als fertig zu treiben das Evangelium des Friedens, damit ihr bereitet seid. (Charles Haddon Spurgeon)

1:14 Sein Haupt aber und sein Haar war weiß wie weiße Wolle, wie der Schnee, und seine Augen wie eine Feuerflamme

1:15 und seine Füße gleichwie Messing, das im Ofen glüht, und seine Stimme wie großes Wasserrauschen;

1:16 und er hatte sieben Sterne in seiner rechten Hand, und aus seinem Munde ging ein scharfes, zweischneidiges Schwert, und sein Angesicht leuchtete wie die helle Sonne.

1:17 Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie ein Toter; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte

1:18 und der Lebendige; ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.
Wenn Johannes in sich selbst gefragt hat, wer Derjenige sei, den er in einer sehr herrlichen Gestalt vor sich sahe, so ist ihm seine Frage durch das Wort Jesu: Ich war todt sehr deutlich beantwortet worden; denn kein Engel konnte dieses von sich selbst sagen: der HErr Jesus aber schämte sich nicht, dem Johannes hier zu sagen, daß Er derjenige sei, den er als einen Todten zwischen zwei Missethätern habe am Kreuz hangen sehen, da er zusahe, wie man Ihm die Seite mit einem Speer öffnete. Auch die vierundzwanzig Aeltesten, auch die Engel im Himmel dürfen dem HErrn Jesu zurufen: Du bist erwürget oder geschlachtet worden, und leiten daraus Sein unermeßliches Lob her, Offenb. Joh. 5,9.12. Als der HErr Jesus zu dem Johannes sagte: Ich war todt, mahnte ER ihn hiedurch an Seine Liebe, die Er durch keine größere Probe beweisen konnte, als durch diese, daß Er Sein Leben für Seine Freunde ließ. Johannes also, der bei dem Anblick der Herrlichkeit Jesu wie ein Todter zu Seinen Füßen niederfiel, wurde erquickt, da ihn Jesus an den Tod mahnte, den Er für den Johannes und alle Sünder gelitten habe. Daß Jesus gestorben sei, wußten Viele, die sonst unglaubig waren, und noch jetzt gestehen es alle Juden ein; daß Er der Lebendige sei, glauben sie nicht, und wer dieses nicht glaubt, dem nützt die Wissenschaft von dem Tod Jesu nichts. Es war auch dem HErrn Jesu daran gelegen, daß Er den Glauben des Johannes in der Absicht auf Sein Leben bestätigte, und deßwegen sagte Er: Ich bin der Lebendige, und wiederum: siehe! Ich bin lebendig (der Anblick zeigt es ja), und bleibe lebendig in die Ewigkeit der Ewigkeiten, folglich ohne Ende. Hiemit bestätigte Jesus dem Johannes die Wahrheit des ganzen Evangelii, stärkte zugleich seine Hoffnung des ewigen Lebens, das er durch den Glauben an Ihn erlangen sollte, und machte zugleich bei ihm eine Vorbereitung auf die folgenden Gesichte, in welchen er immer Jesum als einen lebendigen Herrscher, Sieger und Richter sehen sollte.
Auch uns sollen diese Worte Jesu sehr wichtig sein. Der HErr Jesus ist aus dem Land der Lebendigen weggerissen worden, da Er um die Missethat Seines Volkes geplagt ward; man siehet Ihn jetzt nicht mehr auf Erden: aber Er ist und lebet in der Herrlichkeit. Er herrschet als König auf dem höchsten Thron, und ist Priester auf eben diesem Thron, Zach. 6,13. Er kann immerdar selig machen, die durch Ihn zu Gott kommen, und lebet immerdar und bittet für sie, Hebr. 7,25. Weil Er in die ewigen Ewigkeiten lebet, so hat Er keinen Nachfolger in Seinem Königreich und Priesterthum, sondern Er selbst bleibet ewiglich Priester nach der Weise Melchisedek, der zugleich König, und der Einige von dieser vorbildlichen Art war. Hebr. 5,6. 7,3. Man kann auch Seine Lebenskraft empfinden und genießen, wenn man zu Ihm nahet, und Er zu den Menschen nahet, denn Er theilt sie gern mit, wie Er sie denn auch dem Johannes, welcher als ein Todter niedergefallen war, schnell mittheilte, daß er wieder aufstehen und schreiben konnte, was Jesus ihm vorsagte. Man empfindet auch, daß Jesus liebe, wenn man Seinen heiligen Leib und Sein heiliges Blut im heiligen Abendmahl geziemend empfängt, und dadurch eine Erfrischung und Stärkung des geistlichen Lebens bekommt. Endlich, weil Er lebt, so werden diejenigen, die an Ihn glauben, und durch Ihn gerecht werden, auch nach der Seele und dem Leib ewiglich leben, und als Lebendige bei Ihm, dem Lebendigen, ewiglich sein. Das Ziel des Christenthums ist Leben: Gott lasse mich dieses Ziel erreichen!(Magnus Friedrich Roos)


Wer mag uns Leid thun, da wir einen solchen HERRN haben, der den Tod, und aller Widersacher Leben in seiner Hand hat? Sie dräuen uns mit dem Tode, wenn sie so klug wären, als thöricht sie sind, solten sie uns mit dem Leben drohen. Es ist ein spöttlisch schimpflich Drohen, daß man Christum und seine Christen mit dem Tode schreckt, so sie doch Herrn und Siegmännern des Todes sind, gleich als wann ich wolte einen Mann damit erschrecken, daß ich ihm sein Roß aufzäumete, und ihn drauf reiten liesse. Aber sie glauben nicht, daß Christus auferstanden ist von den Todten, und ein HERR des Lebens und des Todessey. Er ist bey ihnen noch im Grabe, ja in der Höllen. (Martin Luther)


Jesus ist der Lebendige. Wir beten Ihn an, weil Er lebt. Wir beten Gott, unseren Vater, an, denn wir sind durch Jesus Seine Kinder geworden. Aber auch unseren Herrn selbst beten wir an, denn Er ist unser Gott, Er durchströmt Seine betenden Glieder mit Seiner beseligenden Lebensfülle. Die Jünger hatten einen großen Herrn, als sie Ihn als den Lebensfürsten erkannten, und auch uns wird Jesus immer teurer; Ehrfurcht durchdringt uns, wenn wir einen Einblick gewinnen in Seine hohe Majestät. Er, der am Kreuze für midi starb, ist mein Herr und mein Gott! Diese Erkenntnis macht einen unauslöschlich tiefen Eindruck. Ganz anders beugen wir jetzt unsere Knie vor Ihm. Die Liebe zu Ihm wird mannigfaltig, wird stark, rein, tief und ehrfurchtsvoll. Welch einen großen Heiland haben wir! Er ist die höchste Majestät, der starke Gott, alle Engel beten Ihn an! Wohl dir, o Jüngerschar, du kannst der Welt Hohn und Verachtung tragen, du bist dem wahren, ewigen Gott verbunden, verkehrst mit dem Lebensfürsten, du stehst in der Gemeinschaft des Königs aller Könige. Bedrängt mag Jesu kleine Herde sein, aber sie hat allezeit einen offenen Zutritt zum Throne der Gnaden, Erhörung ist ihr zugesagt, sie ist geliebt vom Vater und vom Sohne. Jesus ist der Lebendige. Er lebt. und Er will, dass wir auch leben. Heute macht Er dich lebensvoll durch Seinen Geist, und wenn die Tage deiner irdischen Wallfahrt beendet sind, nimmt dich der Lebendige auf in das Reich des Lebens, reiht dich in die Zahl der Lebenden. Er setzt die Krone des Lebens auf dein Haupt. (Markus Hauser)


Das kann im vollen Sinn beider Aussagen niemand so von sich sagen als Jesus! Was haben wir seither von diesen Heilstatsachen für unsern Glauben und Leben schon gehabt und genossen! Da mutet es uns wunderlich an, wenn es mitten in der Christenheit Leute gibt, die kein Ostern, keinen auferstandenen Heiland, keine Lebensbezeugung aus der Höhe erkennen. Vielleicht fehlt ihnen die Gleichung: sie selbst sind noch von ihrem Tod - d. h. ihrer Sündenverhaftung, gar nicht überzeugt, darum sind sie auch noch nicht lebendig! Sie brauchten keinen toten Heiland am Kreuz um ihrer Schuld willen - dann bekommen sie auch keinen lebendigen Heiland für ihr Leben! Der Weg zum lebendigen Osterjubel geht durch die Totenklage des Karfreitags. Neues Leben wächst nur aus dem Gericht über die Sünde am Kreuz. Nun glauben wir aber an Jesu Tod und die Vergebung unserer Sünden; dann muß auch der Osterglaube in uns spürbare Wirkungen erzielen: mit Jesus lebendig geworden für Gott! - Und wenn es leiblich nochmals so kommt, daß wir sterben müssen, dann bleibt's doch bei der Gleichung mit Jesus, daß wir nachher im neuen Licht der Ewigkeit ihm das jauchzend nachsprechen können: Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig! Herr Jesus, du lebst und willst uns auch in dein Leben hineinziehen! Erbarme dich unserer Trägheit und Torheit, wenn es gilt, zu glauben und zu leben mit dir. Amen. (Samuel Keller)

1:19 Schreibe, was du gesehen hast, und was da ist, und was geschehen soll darnach.

1:20 Das Geheimnis der sieben Sterne, die du gesehen hast in meiner rechten Hand, und die sieben goldenen Leuchter: die sieben Sterne sind Engel der sieben Gemeinden; und die sieben Leuchter, die du gesehen hast, sind sieben Gemeinden.
Welche majestätische Erscheinungen! Welche überirdische Worte! Vor allem das Glanzwort aus des verklärten Gottessohnes Munde: „Fürchte dich nicht, ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige; ich war todt, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit, und habe die Schlüssel der Hölle und des Todes.“ So kann kein Sterblicher von sich rühmen. Das sind Worte des göttlichen Erlösers, Worte voll Hoheit und Macht, die den Fürsten des Lebens vor allen seinen Erlöseten im Himmel kennbar und anbetungswürdig machen. Zwar der ewige Sohn Gottes, der so unsterblich wie Gott ist und keine andere Zeit kennt als das ewige Heute, Er konnte sich nie anders nennen als: Ich bin der Lebendige. Aber was hülfe es zu wissen, daß Er lebt, Er, der Erste und der Letzte, unser Gott und Richter, wenn wir nicht auch wüßten, daß Er als unser Erlöser lebt? Gott lebt dem Sünder zum größten Schrecken ewig, und wäre der Sohn Gottes auch bloß göttlich und ewig, wie könnten wir uns Sein getrösten? Aber uns zum unaussprechlichen Trost und Ihm selbst zum ewigen Ruhm wird Er es durch alle Himmel ausbreiten und den Ewigkeiten noch sagen: „Ich war todt, den armen Sterblichen zum Besten ward ich auch ein Mensch wie sie, und unter die Todten gerechnet, die im Grabe liegen; ob ich gleich nicht sterben durfte, so bin ich doch freiwillig gestorben: aber nur einmal gestorben. Ich war todt, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit; die Bande des Todes sind längst von mir zerrissen, die Gräber geöffnet und durch mein Blut die Gefangenen ausgeführt.“ Wahrlich, ein hehres Siegeslied des mächtigsten Ueberwinders der Hölle und des Todes! Er kann den Himmel aufthun und verschließen, selig machen und verdammen, tödten und lebendig machen! Auf sein Geheiß muß einst Erde und Meer ihre Todten wiedergeben. Er wird sie mit allmächtiger Stimme aus den Gräbern hervorrufen, und dann soll es erst recht offenbar werden vor aller Welt, daß Er über Todte und Lebendige Herr ist. – Herr, ich liege zu Deinen Füßen und bete an. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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