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Hebräer, Kapitel 3

Hebräer, Kapitel 3

Heb 3:1 Derhalben, ihr heiligen Brüder, die ihr mit berufen seid durch die himmlische Berufung, nehmet wahr des Apostels und Hohenpriesters, den wir bekennen, Christus Jesus,

Heb 3:2 der da treu ist dem, der ihn gemacht hat, wie auch Mose in seinem ganzen Hause.

Heb 3:3 Dieser aber ist größerer Ehre wert denn Mose, soviel größere Ehre denn das Haus der hat, der es bereitete.

Heb 3:4 Denn ein jeglich Haus wird von jemand bereitet; der aber alles bereitet hat, das ist Gott.

Heb 3:5 Und Mose war zwar treu in seinem ganzen Hause als ein Knecht, zum Zeugnis des, das gesagt sollte werden,

Heb 3:6 Christus aber als ein Sohn über sein Haus; des Haus sind wir, so wir anders das Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis ans Ende fest behalten.
Die christliche Hoffnung ist eine Art Stiefkind; viele Zeitgenossen wissen nichts Rechtes mit ihr anzufangen. Allenfalls läßt man sich ein Wort der Hoffnung an Sarg und Grab gefallen. Die Apostel standen anders zur Hoffnung. Sich von ihr jetzt Freudigkeit in allen Schwierigkeiten geben zu lassen und sich mitten in seiner Armut der Hoffnung auf den Reichtum Christi zu rühmen, ist eine Kunst, die nicht viele können. Man muß aber beides - Freudigkeit durch die Hoffnung und Ruhm (über die Gewißheit solcher herrlichen Aussicht kommt uns das Rühmen des Herrn, wenn auch die Herrlichkeit noch zukünftig ist!> erst wirklich haben, wenn die Mahnung einen Sinn haben soll: bis ans Ende fest behalten. Hast du solche Hoffnung nicht, mußt du sie dir durch den Glauben reichen lassen. Kennst du sie schon, hältst du sie als köstliches helles Licht fest in beiden Händen, dann hebe das Licht beim Durchschreiten deiner täglichen Stimmungen und Nöte über diese dunklen Wasser heraus, damit es nicht naß wird und erlischt. Je fester wir an solcher Hoffnung halten, desto leichter kommen wir über Zeiten der geringen Dinge im Alltag hinüber.
Herr, wir hoffen auf dich und möchten das noch immer besser lernen, damit der Kleinglaube und die Kurzsichtigkeit von heute verscheucht werde durch der Hoffnung Hauch. Deine Zukunft ist gewiß; laß unsere Hoffnung darauf ebenso gewiß werden. Amen. (Samuel Keller)

Heb 3:7 Darum, wie der heilige Geist spricht: „Heute, so ihr hören werdet seine Stimme,

Heb 3:8 so verstocket eure Herzen nicht, wie geschah in der Verbitterung am Tage der Versuchung in der Wüste,

Heb 3:9 da mich eure Väter versuchten; sie prüften mich und sahen meine Werke vierzig Jahre lang.

Heb 3:10 Darum ward ich entrüstet über dies Geschlecht und sprach: Immerdar irren sie mit dem Herzen! Aber sie erkannten meine Wege nicht,

Heb 3:11 daß ich auch schwur in meinem Zorn, sie sollten zu meiner Ruhe nicht kommen.“

Heb 3:12 Sehet zu, liebe Brüder, daß nicht jemand unter euch ein arges, ungläubiges Herz habe, das da abtrete von dem lebendigen Gott;
Wie kann es dazu kommen, daß jemand vom lebendigen Gott wegtritt? Ein trotziges Kind, das seinen Willen nicht durchsetzen konnte, will jetzt auch keine Liebkosung von der Mutter dulden; es biegt den Kopf zur Seite, es macht sich mit Gewalt hart, um sich nicht weich machen zu lassen. Wie kommt ein Mensch in solche Verfassung Gott gegenüber? Wenn Gott ihm seinen Willen nicht tut. „Weil er mir mein Kind hat sterben lassen“, sagte mir einst eine Mutter, „will ich nichts mehr von ihm wissen, nie!“ Die Richtung des Mißtrauens, des Unwillens führt sie zum Unglauben, und dann gibt es bald durch den Betrug der Sünde auch die Tat: Wegtreten von Gott weg. Was hilft's? Er ist der Lebendige; du kannst ihm doch nicht entlaufen. Und wenn du tausend Schritte oder Meilen von ihm wegeilst, bleibst du doch in seiner Hand. Was wird dann dein Los werden? Die Liebe zu Jesus und die Liebe Jesu zu uns darf nicht gestört werden. Unser herzliches Vertrauen zu ihm darf nicht erschüttert werden. Sonst kann, wer weiß was, aus dieser geheimen Erkältung erwachsen. Trage deine Seele alle Tage in deinen Händen!
Herr Jesus, du weißt alle Dinge! Du weißt, daß ich dich lieb habe. Ich kann den bloßen Gedanken nicht ertragen, daß deine Liebe mir nicht mehr sollt gelten, oder daß meine Liebe zu dir geschädigt würde. Darum erbarme dich meiner und halte mich fest. Ich bin dein! Amen. (Samuel Keller)

Heb 3:13 sondern ermahnet euch selbst alle Tage, solange es „heute “ heißt, daß nicht jemand unter euch verstockt werde durch Betrug der Sünde.
Der Apostel fand diese Warnung bei den ersten Christen, die durch ihn oder andere Apostel des Herrn erweckt und geführt wurden, für nothwendig; wie vielmehr wird sie für uns nöthig sein? Ach, wie leicht fällt man zurück, wird wieder lau, und endlich umempfänglich für alle Gnadenrührungen - woraus nach und nach Verstockung geboren wird. Es ist nichts listiger als die Sünde, sie betrügt so leicht wieder den, der ihr abgesagt hat, aber nicht ganz, oder sich nicht beständig vor ihr fürchtet, sein Herz nicht mit Demuth bewahrt und nicht kindlich an dem Herrn hängt. Es versteckt sich nach und nach etwas Arges und Schlechtes im Herzen, macht dasselbe ungläubig, und es fällt ab vom lebendigen Gott, bleibt am todten Buchstaben, an Formen und gewohnten äußern Uebungen hängen. Aber der lebendige Gott, Christus und sein Geist, sein Friede und seine Nähe ist aus dem Herzen gewichen. Was kann und wird aus einem solchen Christus-leeren, gottlosen Herzen werden? Es zieht ein Anderer ein, der mit sieben Aergern kommt. Warum sagt Paulus: vom lebendigen Gott? Darum, weil Gott für uns ein todter Gott ist, wenn er nicht in uns lebt. Gott ist in sich immer lebendig, aber für dich ist er nichts, wenn du sein Leben und Wesen, seine Gnade und Kraft nicht in dir spürst. Du hast dann nur die todten Götzen der Buchstaben ohne Geist, der leeren Worte ohne Leben. Das wirket die Täuschung der Sünde. Sie läßt dir einen todten Gott auf der Zunge, ohne Geist im Herzen, äußere Uebungen ohne inneres Leben; wenn nur Gott, Christus nicht in dir lebt, damit sie ihr Wesen in deinem Herzen treiben kann. Es muß aber umgekehrt sein, die Sünde muß im Innern getödtet werden, und Christus muß darin leben, sonst bist du abgetreten vom lebendigen Gott, und deine frommen Uebungen werden dir zu todten Götzen, die das Herz verhärten und verstocken. (Johannes Goßner)


Wer jeden Tag so anfängt, daß er zu sich selbst sagt: „Dieser Tag ist für dich ein Tag des Heils, aber vielleicht ist es dein letzter Tag; darum sei wie der Knecht, der seines Herrn wartet, und heilige all dein Thun und Lassen in dem Gedanken, daß der Ruf des Herrn dazwischen hinein schallen könne!“ – der wird sich vielleicht tausend Mal und aber tausend Mal verrechnen können, aber doch gewiß nie zu seinem Schaden, sondern immer zu seinem Vortheil; und ein Mal wird er sich doch auch nicht verrechnen, dann trifft es ein: „Selig ist der Knecht, den der Herr nicht träge und müßig findet!“ Wer gleicherweise am Tage des Herrn, das Wort Gottes hörend, sich selbst ermahnt: „Heute hörst du vielleicht auf Erden das Wort Gottes zum letzten Male, es ergeht heute an dich der letzte Ruf der erweckenden, lehrenden, ermahnenden und warnenden Gnade, so überhöre den Ruf nicht und gehorche ihm!“ - der wird vielleicht noch mehrmals das Wort Gottes hören, aber es wird ihn nie gereuen, es jedes Mal so gehört zu haben, als hörte er es zum letzten Male; und ein Mal wird es doch auch das letzte Mal sein, und dann heißt es: „Selig sind die Gottes Wort hören und bewahren!“ O was kann das Wort „Heute, heute ist der Tag des Heils“ der Ermahnung für Kraft und Nachdruck geben, die Gnadenzeit wohl anzuwenden! Welch ein Wurm, der nicht erstirbt, und welch ein Feuer, das nicht erlöscht, wird für die Verdammten in der Erinnerung liegen, ein gnadenreiches Heute nach dem andern versäumt zu haben! Und mit welchem Beben der Freude vor dem Angesicht des Herrn werden die Seligen denken: „Daß du vom Tode zum Leben hindurchgedrungen bist, das ist geschehen, weil du einst den Tag des Heils nicht versäumt hast!“ - Darum sehet zu, lieben Brüder, daß nicht jemand unter euch ein arges ungläubiges Herz habe, das da abtrete von dem lebendigen Gott. Sondern ermahnet euch selbst alle Tage, so lange es heute heißet, daß nicht jemand unter euch verstocket werde, durch Betrug der Sünde (Hebr. 3, 13. 14.). Das ist aber ein Betrug der Sünde, daß man sich des morgenden Tages rühmet, da man doch nicht weiß, was heute sich begeben mag, und ob nicht das Wort eintrifft: „Du Narr, diese Nacht wird man deine Seele von dir fordern!“ Machet eure Rechnung nicht auf morgen, gleich jenen, die da sagen Jes. 56, 12: „Kommt her, laßt uns Wein holen, und voll saufen, und soll morgen sein wie heute, und noch viel mehr.“ Sondern heute ergebet euch dem Herrn ganz und unbedingt, daß ihr heute und alle Tage in seinem Dienst erfunden werdet! (Carl Johann Philipp Spitta) —-Das Heute, von dem der Apostel redet, ist keine Ewigkeit, sondern eine eingeschränkte und für einen jeden Menschen abgemessene Zeit, worin er Gottes Stimme oder Wort hören kann. Hier kommt es nun darauf an, daß er glaube, was Gott geredet hat, und durch den Glauben den Ruhm der Hoffnung der ewigen Ruhe erlange, und diesen Ruhm bis an’s Ende fest behalte, und alsdann in die ewige Ruhe Gottes eingehe. Höret er aber die Stimme Gottes vergeblich, ist er bei diesem Gehör und zugleich bei dem Anblick der Werke Gottes unglaubig, irret er mit seinem Herzen, tritt er ab von dem lebendigen Gott, wird er bitter gegen den Geist Gottes, und gegen alle Menschen, die ihm das Sündigen im Namen Gottes wehren wollen, verstocket er sein Herz durch einen hartnäckigen Vorsatz zu sündigen, es möge darauf folgen, was da wolle: so gelangt er nicht zur Ruhe Gottes, ob sie ihm schon verheißen war, das Wort der Predigt hilft ihm nichts, und der Zorn Gottes schlägt ihn endlich so darnieder, daß er in das höllische Feuer versinkt.
Um diesem Jammer zu entgehen, sollen die Christen einander selbst alle Tage, so lange es heute heißet, ermahnen; folglich die Gefahr nicht für entfernt, und den Verfall nicht für unmöglich halten. Auch wer stehet, soll zusehen, daß er nicht falle, und deßwegen eine Ermahnung von Andern gern annehmen. Christen sollen einander ermahnen, daß nicht Jemand unter ihnen verstockt werde durch Betrug der Sünde. Die Sünde schleicht bei dem Menschen zuerst unter dem Schein des Rechts, der christlichen Freiheit, oder der Nothwendigkeit ein. Das arge Herz denkt, man dürfe doch ein wenig sündigen, Andere thun’s auch, man könne sich durch die Sünde ein Vergnügen oder ein Glück verschaffen, und doch in der Gnade verharren, oder bald wieder Gnade erlangen. Wenn aber nun die Sünde den Menschen betrogen hat, so verdammt ihn sein eigenes Herz, und wenn er wieder sündigt, so verdammt es ihn wieder; endlich aber findet er eine solche Annehmlichkeit in der Sünde, daß er ungeachtet aller Gewissensschläge lieber die Gnade und Christum und Sein Himmelreich fahren läßt, als die Sünde. Er fährt also im Sündigen fort, die Verdammungen des Gewissens werden schwächer, und hören oft gar auf, er wird ein Feind der Wahrheit, die ihn beunruhiget hat. Er macht sich eine eigene Religion, nach welcher seine Sünde keine Sünde ist, und verspottet den richtigen Weg, und nimmt sich vor, nimmer anders zu werden. Alsdann ist er aber durch den Betrug der Sünde verstockt, und fährt in das Verderben dahin. Wie nöthig ist’s also, daß Christen einander alle Tage ermahnen, weil nicht nur rohe Leute, die ihre Herzen gegen die vorlaufende Gnade verstocken, in diesen Verfall gerathen können, sondern weil auch Solche wieder abfallen können, welche einmal erleuchtet waren, und geschmeckt hatten die himmlischen Gaben, und theilhaftig worden waren des Heiligen Geistes, und geschmeckt hatten das gütige Wort Gottes und die Kräfte der zukünftigen Welt, Hebr. 6,4.5.6. Von den Israeliten, welche aus Aegypten gingen, wird Mos. 14,31. gesagt: sie fürchteten den HErrn, und glaubten an Ihn und Seinen Knecht Mose. Und doch richteten sie nach diesem guten Anfang in der Wüste eine Erbitterung an, und verstockten ihre Herzen, daß der HErr schwur in seinem Zorn, sie sollten nicht zu Seiner Ruhe kommen. (Magnus Friedrich Roos)

Heb 3:14 Denn wir sind Christi teilhaftig geworden, so wir anders das angefangene Wesen bis ans Ende fest behalten.

Heb 3:15 Indem gesagt wird: „Heute, so ihr seine Stimme hören werdet, so verstocket eure Herzen nicht, wie in der Verbitterung geschah“:

Heb 3:16 welche denn hörten sie und richteten eine Verbitterung an? Waren's nicht alle, die von Ägypten ausgingen durch Mose?

Heb 3:17 Über welche aber ward er entrüstet vierzig Jahre lang? Ist's nicht über die, so da sündigten, deren Leiber in der Wüste verfielen?

Heb 3:18 Welchen schwur er aber, daß sie nicht zur Ruhe kommen sollten, wenn nicht den Ungläubigen?

Heb 3:19 Und wir sehen, daß sie nicht haben können hineinkommen um des Unglaubens willen.
Nachdem der Apostel im ersten und zweiten Kapitel die Erhabenheit Christi über die Engel, durch die das Gesetz gegeben worden, nachgewiesen hat, geht er nun in der Darstellung der Erhabenheit des Neuen Bundes über den Alten weiter und zeigt V. 1-6, wie hoch Christus auch über dem irdischen Mittler des Alten Bundes, Moses, stehe. Der höchste Diener sei Moses gewesen im ganzen hause Gottes; aber dennoch nur ein Knecht des Hauses und ein Theil desselben und daher dem nicht zu vergleichen, der selbst da Haus unmittelbar im Namen Gottes als sein Haus, des Sohnes Haus, bereitet hat. An diese Lehrdarstellung schließt sich dann gleich eine Warnung vor dem Unglauben an, durch welchen Israel den Eingang in Gottes Ruhe verscherzt hat, und die Ermahnung an uns, die irdische Gnadenzeit zu benutzen, so lange sie noch da ist, so lange es noch heute heißt. Dies Heute ist keine Ewigkeit, sondern eine eingeschränkte und für einen jeden Menschen abgemessene Zeit, in der er Gottes Stimme oder Gottes Wort hören kann, und wo es darauf ankommt, daß er glaube, was Gott geredet hat und durch den Glauben den Ruhm der Hoffnung der ewigen Ruhe erlange, und diesen Ruhm bis ans Ende fest behalte, und alsdann in die ewige Ruhe Gottes eingehe. Wehe, wer nicht hört und die Seligkeit verscherzt! Um diesem Jammer zu entgehen, sollen die Christen einander selbst alle Tage, so lange es heute heißt, ermahnen, folglich die Gefahr nicht für entfernt und den Abfall nicht für unmöglich halten. Auch wer steht, soll zusehen, daß er nicht falle. Die Sünde schleicht so leicht beim Menschen unter dem Schein des Rechts, der christlichen Freiheit, der Nothwendigkeit ein, ja, entsteht nicht blos aus ihrer scheinbaren Anmuth, sondern auch bei dem Anblick ihrer Häßlichkeit kann der sichere Mensch fallen, weil er glaubt, sie könne ihn nicht blenden; von der bösen und guten Seite des Herzens ist daher täglich Gefahr zu fürchten. Wohlan, laß mich Deine warnende Stimme hören, o Herr; bewahre mich vor Sicherheit und vor Betrug der Sünde, laß mich meine Seele stündlich in Händen tragen und des Glaubens und ewigen Lebens ja nicht verlustig gehen. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)


Die Epistel an die Hebräer, die allen Umständen nach der Apostel Paulus geschrieben, ist gleich den übrigen Büchern der heiligen Schrift sehr hoch und werth zu achten, weil sie uns die vornehmsten Stücke der jüdischen Ceremonien und Gottesdienste erkläret, die alle schöne Vorbilder auf Christum und die christliche Kirche gewesen sind.
In dem dritten Kapitel wiederholt St. Paulus die Vermahnungen, die er allbereits in den zwei vorhergehenden von Christo Jesu gethan, nämlich wie Er als der ewige Sohn Gottes um unserer Seligkeit willen Sich so tief erniedriget habe, daß Er wahre menschliche Natur annahm, nur damit Er leiden und sterben - und ein Opfer für unsere Versöhnung bei Gott Seinem Vater im Himmel werden könnte. Darum sollen wir Ihn und Sein heiliges Evangelium nicht verachten, sondern vielmehr, weil wir dadurch einen himmlischen Beruf zum ewigen Leben und zur ewigen Seligkeit erlanget haben, mit herzlichem Glauben annehmen und bekennen.
In solchem Glauben aber uns zu stärken, wird Christus von Paulus ein Apostel und Hohepriester genennet, die Gläubigen dagegen heilige Brüder. Einen Apostel nennet er Christum, weil Er ein Gesandter Gottes des himmlischen Vaters ist, dessen Willen und den Weg zur Seligkeit Er uns getreulich verkündiget. Wir sollen Ihm denn auch willige Folge leisten und an Ihn glauben, weil Er nicht von Ihm selber geredet, sondern in dem Namen des Vaters, der Ihn gesandt hat. Einen Hohenpriester aber nennet er Ihn, weil Er uns durch Sein heiliges Opfer bei Gott dem Vater in die Gnade gebracht und ausgesöhnet. Daher sollen wir nicht durch muthwillige Sünden Seinen Zorn über uns erregen, weil wir außer Ihm kein ander Opfer für unsere Sünden haben. Heilige Brüder nennet er endlich die Gläubigen an Christum, weil sie durch Sein theuer werthes Blut - der anhangenden sündlichen Schwachheiten ungeachtet - vor Gott geheiliget sind, nur daß sie aber wohl zusehen, daß sie nicht mit unheiligem Leben und Wandel solche Ehre und Würde aufs neue beschmutzen - oder wohl gar verscherzen. Denn der himmlische Beruf zur Erbschaft der ewigen Seligkeit soll uns von den irdischen, sündlichen Wollüsten ganz und gar zurückhalten, so daß wir „vergessen, was dahinten ist, und uns strecken zu dem, das da vorne ist, und nachjagen dem vorgesteckten Ziel, dem Kleinod, welches vorhält die himmlische Berufung Gottes in Christo Jesu.“
Um dieser Ursache willen sollen wir ja Christum und Seine Gnade zu unserm Heil nicht verachten, sondern vielmehr das Exempel des Volks Israel betrachten, welches Paulus aus dem 95. Psalm anführt, wie sehr dasselbe gestraft worden ist, da es dem Moses wider den göttlichen Befehl ungehorsam gewesen war, daß nämlich Gott sie niedergeschlagen in der Wüste, und daß der mehrste Theil desselben gestorben - und um der Sünde willen das Leben hat lassen müssen. Nun aber ist Moses nichts weiter gewesen, als nur ein Knecht oder Diener Gottes, der in dem Hause Gottes von Christo Jesu gezeuget. Daher ist leicht zu erachten, wie weit größere Strafe alle diejenigen treffen werde, die sich gar an Christo Jesu selber versündigen, der kein bloser Knecht oder Diener ist, sondern gar der Herr selber in Seinem Haus - oder in Seiner Kirche.
Gleichwie aber Paulus gar bedenklich hinzusetzet: Wir sind das Haus Gottes, (worunter er die neubekehrten Hebräer und alle Frommen und Gläubigen verstehet,) so haben wir dabei mit dankbarem Herzen die hohe Ehre zu erkennen, die uns widerfährt, daß wir Gottes Haus, Wohnung und Tempel heißen, darinnen die heilige Dreifaltigkeit mit allen Gnaden wohnen will; wie der heilige Geist hin und wieder in heiliger göttlicher Schrift sehr herrlich bezeuget. Dessen können die Gläubigen sich herzlich trösten - und freudig trotzen wider alle ihre Feinde und Verfolger, sonderlich wider den Teufel und der Hölle Pforten, gegen welche Gott Sein Haus und Seinen Tempel wohl wird zu bewahren wissen, daß sie auch zu keiner Zeit und Stunde dieselbigen überwältigen sollen.
Lasset uns nur allesammt wohl zusehen, daß wir die nachdrückliche Warnung des heiligen Geistes nicht in den Wind schlagen - und uns vor der Verstockung und dem Unglauben unsers Herzens so viel als möglich bewahren, damit nicht Gott durch uns erbittert - und zum Zorn über uns gereizet werde, wie über das ungehorsame israelitische Volk. Denn dieses und andere dergleichen Exempel der heiligen Schrift sollen wir nicht lesen oder hören als blose Historien und Dinge, die längst geschehen sind - und uns weiter nichts angehen, sondern sollen wissen, daß alles, was andern Gutes oder Böses widerfahren, uns zum Vorbild geschehen sey, daß wir also entweder Strafe zu gewarten haben, wenn wir dem Bösen folgen, oder Belohnung, wenn wir das Gute thun.
Gott, der uns berufen und zubereitet hat zu Jesu Christi Haus und Wohnung, der bewahre uns durch Seinen heiligen Geist, daß wir nimmermehr von Ihm, dem lebendigen Gott, abtreten - noch unsere Herzen verstocken, wider denselben zu murren - oder Ihn zu versuchen. Er verleihe, daß wir den guten Warnungen und Vermahnungen Seines Worts nachkommen, weil wir noch Zeit haben, damit wir nicht in Unglauben und Sünde verfallen, wodurch Leib und Seele verderbt werden, sondern daß wir unser Vertrauen und den Ruhm der Hoffnung bis an's Ende fest behalten, einzugehen in das himmlische Land der Verheißung und. in die ewige Ruhe. Amen. (Veit Dieterich)

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