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Prediger, Kapitel 10

Prediger, Kapitel 10

10:1 Schädliche Fliegen verderben gute Salben; also wiegt ein wenig Torheit schwerer denn Weisheit und Ehre.

10:2 Des Weisen Herz ist zu seiner Rechten; aber des Narren Herz ist zu seiner Linken.

10:3 Auch ob der Narr selbst närrisch ist in seinem Tun, doch hält er jedermann für einen Narren.

10:4 Wenn eines Gewaltigen Zorn wider dich ergeht, so laß dich nicht entrüsten; denn Nachlassen stillt großes Unglück.

10:5 Es ist ein Unglück, das ich sah unter der Sonne, gleich einem Versehen, das vom Gewaltigen ausgeht:

10:6 daß ein Narr sitzt in großer Würde, und die Reichen in Niedrigkeit sitzen.

10:7 Ich sah Knechte auf Rossen, und Fürsten zu Fuß gehen wie Knechte.
Emporkömmlinge maßen sich oft die höchsten Würden an, während die wahrhaft Großen im Dunkel verkümmern. Das ist ein Rätsel in den Schicksalsführungen, dessen Lösung einmal das Herz aller Aufrichtigen mit Freude erfüllen wird. Als unser Herr auf Erden wandelte, der doch der König ist über alle Könige auf Erden, da ging Er einher auf dem Pfade der Mühseligkeit und Armut als ein Knecht aller Knechte; was Wunder also, wenn seine Jünger, die doch Prinzen von Geblüt sind, sich ebenso müssen gefallen lassen, dass man mit Verachtung und Mitleid auf sie herabblickt? Die Welt ist verkehrt, und darum müssen die Ersten die Letzten und die Letzten die Ersten sein. Siehe, wie die sklavisch gesinnten Söhne Satans auf Erden so vornehm tun! Wie reiten sie auf hohem Ross! Wie richten sie ihr Horn so stolz empor! Haman ist im Vorhof, während Mardochai im Tore sitzt; David irrt in den Gebirgen umher, während Saul in aller Pracht herrscht; Elia trauert in der Höhle, während Isebel im elfenbeinernen Hause übermütig schaltet; und dennoch: wer möchte an der Stelle dieser stolzen Empörer stehen? und wer möchte nicht dagegen die verachteten Heiligen beneiden? Wenn das Rad sich wendet, so kommen die Untersten oben auf, und die Höchsten sinken in die Tiefe. Darum Geduld, gläubige Seele, die Ewigkeit macht die Versehen der Zeit wieder alle gut.
Lasst uns nicht in den Irrtum geraten, dass wir unsre Leidenschaften und fleischlichen Lüste lassen im Triumph einherziehen, während unsre edleren Kräfte im Staube wandeln. Die Tugend muss königlich herrschen und des Leibes Glieder zu Dienern der Gerechtigkeit machen. Der Heilige Geist liebt Ordnung, und darum setzt Er unsre Kräfte und Fähigkeiten auf die rechte Stelle und Stufe, und weist den erhabensten Ort denjenigen geistigen Fähigkeiten an, die uns mit dem großen König in die engste Verbindung bringen; stören wir denn die göttliche Anordnung nicht, sondern bitten wir um Gnade, dass wir mögen unsern Leib betäuben und ihn zähmen. Wir wurden nicht dazu wiedergeboren, damit unsre Leidenschaften über uns herrschen, sondern damit wir als Könige in Christo herrschen über das dreifache Königreich von Geist, Seele und Leib, zur Ehre Gottes des Vaters. (Charles Haddon Spurgeon)

10:8 Aber wer eine Grube macht, der wird selbst hineinfallen; und wer den Zaun zerreißt, den wird eine Schlange stechen.

10:9 Wer Steine wegwälzt, der wird Mühe damit haben; und wer Holz spaltet, der wird davon verletzt werden.
Gewalttätige Menschen können bei Armen und Bedürftigen ihren Willen ebenso leicht durchsetzen, wie ein Holzhacker Holz klein macht; aber sie würden es besser bleiben lassen, denn es ist ein gefährliches Geschäft, und schon oft hat ein Splitter vom Stamm den Arbeiter getötet. Der Herr Jesus wird in jedem beleidigten Heiligen verfolgt, und Er ist stark genug, seine lieben Schützlinge zu rächen. Wenn das Unterdrücken der Armen und Geringen gelingt, so ist‘s etwas Furchtbares, denn wenn dem Verfolger hienieden keine Gefahr droht, so erreicht sie ihn sicher hernach.
Holzspalten ist etwas sehr Gewöhnliches und Alltägliches, und doch ist Gefahr damit verbunden; und darum, lieber Freund, sind mit deinem Beruf und täglichen Leben manche Gefahren verknüpft, vor denen dich in Acht zu nehmen du wohl tun wirst. Wir denken nicht an Vorfälle zu Wasser und zu Land, noch an Krankheit und schnellen Tod, sondern an Gefahren geistlicher Art. Dein Beruf ist vielleicht so bescheidener Art, wie Holz spalten, und doch kann dich der Teufel dabei versuchen. Du bist vielleicht als Diener bei einer Herrschaft, oder als Tagelöhner oder als Fabrikarbeiter im Dienst, es bleiben dir die Versuchungen zu gröberen Sünden ferne, und doch bringt dich vielleicht eine geheime Leidenschaft in große Gefahr. Wer daheim bleibt und sich nicht mit der argen Welt einlässt, kann selbst durch seine Einsamkeit in eine gefährliche Lage geraten. Keiner ist sicher, der sich für sicher hält. Stolz kann eines Armen Herz betören; der Geiz kann in eines Dürftigen Brust wuchern; unreine Begierden können in der friedlichsten Hütte sich einnisten; und Zorn, Neid und Hass können sich im lieblichsten Aufenthalt eine Stätte bereiten. Schon wenn wir wenige Worte mit einem Untergebenen reden, kann uns die Sünde überraschen; ein geringfügiger Kauf in einem Laden kann uns das erste Glied in einer Kette von Versuchungen werden; schon ein Blick vom Fenster kann Anlass zum Bösen werden.
O Herr, wie vielen Gefahren sind wir doch ausgesetzt! Wie können wir bewahrt bleiben? Es wird uns zu schwer, uns selber zu behüten, nur Du allein bist imstande, uns in einer so argen Welt zu schützen vor allem Übel. Breite Deine Flügel über uns, so wollen wir uns wie Küchlein unter Dein Gefieder flüchten. (Charles Haddon Spurgeon)

10:10 Wenn ein Eisen stumpf wird und an der Schneide ungeschliffen bleibt, muß man's mit Macht wieder schärfen; also folgt auch Weisheit dem Fleiß.

10:11 Ein Schwätzer ist nichts Besseres als eine Schlange, die ohne Beschwörung sticht.

10:12 Die Worte aus dem Mund eines Weisen sind holdselig; aber des Narren Lippen verschlingen ihn selbst.

10:13 Der Anfang seiner Worte ist Narrheit, und das Ende ist schädliche Torheit.

10:14 Ein Narr macht viele Worte; aber der Mensch weiß nicht, was gewesen ist, und wer will ihm sagen, was nach ihm werden wird?

10:15 Die Arbeit der Narren wird ihnen sauer, weil sie nicht wissen in die Stadt zu gehen.

10:16 Weh dir, Land, dessen König ein Kind ist, und dessen Fürsten in der Frühe speisen!

10:17 Wohl dir, Land, dessen König edel ist, und dessen Fürsten zu rechter Zeit speisen, zur Stärke und nicht zur Lust!

10:18 Denn durch Faulheit sinken die Balken, und durch lässige Hände wird das Haus triefend.

10:19 Das macht, sie halten Mahlzeiten, um zu lachen, und der Wein muß die Lebendigen erfreuen, und das Geld muß ihnen alles zuwege bringen.

10:20 Fluche dem König nicht in deinem Herzen und fluche dem Reichen nicht in deiner Schlafkammer; denn die Vögel des Himmels führen die Stimme fort, und die Fittiche haben, sagen's weiter.1)
Göttlich-Weise und ungöttliche Narren sind sich in Allem entgegengesetzt: diesen Satz führt Salomo im zehnten Kapitel in Sentenzen aus. Er beklagt das Unglück, wenn Unwürdige die höchsten Stellen einnehmen, während Würdige in niederen Posten stehen V. 5-7; da solche Mißgriffe, wie Alles, was ohne Vorsicht und Umsicht geschieht, von nachtheiligen Folgen begleitet sein müssen, V. 8-111; wie dies in der Rede der geschwätzigen Thoren deutlich an den Tag tritt, da nur der Weise sich durch seine Worte Gunst zu erwerben vermag V. 12-15. Schließlich wird das Land glücklich gepriesen, an dessen Spitze ein edler König und weise Minister stehen, da unwürdige Führer den Staat in Verfall bringen. V. 18-20. Salomo mag dabei wohl an seine Thronfolger Rehabeam und Jerobeam gedacht haben, obwohl es für alle Zeiten gilt. Aus der tiefen Rührung, mit der er dies sagt, läßt sich schließen, daß er mehr die Zukunft seines eignen Reichs, als eines idealischen, in Gedanken gehabt habe. Denn er wußte schon, wie es werden, wo es hinausgehen würde. Er hatte bei den einzelnen Aussprüchen gewiß Zweck auf gewisse Menschen, für die er zunächst einzelne Dinge schrieb, die es lesen sollten, und die es auch verstehen mußten, wenn sie es lasen. Die häufigen Wiederholungen des: „wer weiß, was künftig ist? was nach ihm geschehen wird? wer will ihm das entdecken?“ zeigen, wie sehr Salomo durch solche Gedanken bekümmert gewesen sei. – Segne denn, o Herr, und oberster Regent aller Welt, auch unser König und Herrn, und durch ihn unser ganzes Vaterland; und da Du uns alle zu geistlichen Königen gemacht hast, die Kriege genug tagtäglich zu führen haben, um die kleine Festung des menschlichen Herzens wohl zu verwahren, so bewahre uns vor Nachlässigkeit in unserm Christenthum, damit wir nicht in einen großen Schlaf der Sicherheit hineinfallen, sondern unsere Seligkeit schaffen mit Furcht und Zittern. Dann wirst Du uns geben, was unser Herz wünscht, hier die süße Empfindung Deiner Gnade und dort ein Gesicht Deiner ewigen Herrlichkeit im Himmel. Amen. (Johann Friedrich Wilhelm Arndt)

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