Wesley, John - Christus ist des Gesetzes Ende

Wesley, John - Christus ist des Gesetzes Ende

Ich werde mich zuerst bemühen, den Ursprung des Sittengesetzes, wegen seiner Wichtigkeit oft «das Gesetz» genannt, zu zeigen. Dieses ist nicht, wie es sich einige vorgestellt haben, erst eine Stiftung aus der Zeit Mose. Noah erklärte es den Menschen lange vor dieser Zeit, und Henoch vor ihm. Aber wir können den Ursprung des Gesetzes noch weiter zurückführen, sogar vor die Grundlegung der Welt, in jenen Zeitraum, der den Menschen tatsächlich unbekannt, aber zweifellos in den Annalen der Ewigkeit eingetragen ist, als die eben ins Dasein gerufenen «Morgensterne miteinander sangen» …

Damit sie all die ihnen verliehenen Fähigkeiten, besonders ihren Geist und ihre Freiheit, anwenden könnten, gab er ihnen ein Gesetz, eine vollständige Vorlage aller Wahrheit, soweit dies für endliche Wesen faßbar ist, und alles Guten, soweit ein Engel fähig war, es in sich aufzunehmen …

Zu seiner von ihm vorgesehenen Zeit hat Gott eine neue Ordnung verstandesbegabter Wesen geschaffen und ließ den Menschen aus dem Staube der Erde erstehen. Er hauchte ihm den Odem des Lebens ein, machte ihn zu einer lebendigen Seele und stattete ihn mit der Kraft aus, zwischen Gut und Böse zu wählen. Diesen seinen freien, vernunftbegabten Geschöpfen gab Gott das gleiche Gesetz wie seinen erstgeborenen Kindern. Tatsächlich war es nicht auf Steintafeln oder auf irgendeinem verderblichen Material geschrieben, sondern durch den Finger Gottes in ihr Herz eingegraben. Es wurde in den innersten Geist sowohl des Menschen wie der Engel geschrieben, damit es ihnen nie weit entfernt oder schwer zu verstehen, sondern stets bei der Hand sei und immer mit klarem Licht wie die Sonne in der Mitte des Himmels leuchte.

Dies war der Ursprung des Gesetzes Gottes. Dem Menschen wurde es gleichzeitig mit seiner Erschaffung gegeben, aber mit Bezug auf die älteren Söhne Gottes schien es in seinem vollen Glänze, «ehe denn die Berge wurden und die Erde und die Welt geschaffen wurden». Aber es dauerte nicht lange, bis sich der Mensch gegen Gott empörte und durch Brechen dieses herrlichen Gesetzes dasselbe beinahe aus seinem Herzen auslöschte. Die Augen seines Verständnisses verdunkelten sich im gleichen Maße, wie seine Seele sich vom Leben aus Gott trennte.

Und doch verachtete Gott das Werk seiner Hände nicht, sondern, durch den Sohn seiner Liebe mit dem Menschen versöhnt, schrieb er in gewissem Sinne das Gesetz aufs neue in das Herz seiner finsteren, sündhaften Kreatur. «Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist, und was der Herr von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.»

Und dies zeigte er nicht nur unseren ersten Eltern, sondern gleicherweise seiner ganzen Nachkommenschaft durch «das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, die in diese Welt kommen». Aber ungeachtet dieses Lichtes hatte alles Fleisch im Laufe der Zeit «seinen Weg vor ihm verderbt», bis er sich aus dem Menschengeschlecht ein besonderes Volk erwählte, dem er ein vollkommenes Verständnis seines Gesetzes schenkte. Und die Hauptpunkte dieses Gesetzes schrieb er, weil das Volk träge zum Verstehen war, auf zwei steinerne Tafeln und befahl den Vätern, sie ihren Kindern durch alle folgenden Geschlechter beizubringen…

Es bleibt zu sagen, dass das Gesetz seinem Sinne nach kein anderes ist als das Sittengesetz. Dieses Gesetz ist ein unzerstörbares Abbild des Hohen und Heiligen, der in der Ewigkeit wohnt. Durch dasselbe wird der, seinem Wesen nach den Menschen und Engeln Unsichtbare, den kein Mensch gesehen hat noch sehen kann, sichtbar gemacht. Es ist das unverhüllte Angesicht Gottes, der seinen Geschöpfen so weit offenbarte Gott, als sie es ertragen können, und zwar offenbart, um Leben zu geben und nicht um Leben zu zerstören - damit sie Gott sehen und leben. Es ist das den Menschen geöffnete Herz Gottes. In gewissem Sinne können wir au dieses Gesetz anwenden, was der Apostel von Gottes Sohn sagt, es ist «der Abglanz seiner Herrlichkeit und das Ebenbild seines Wesens» …

Das Gesetz Gottes ist die Vereinigung aller Tugenden in eine, in einer solchen Form, dass sie von all jenen mit offenem Blick beschaut werden kann, deren Augen Gott erleuchtet hat. Was ist das Gesetz anderes als göttliche Tugend und Weisheit in sichtbarer Form? Was ist das Gesetz anderes als die ursprüngliche Idee von Wahrheit und Güte, welche in dem unerschaffenen Geist von Ewigkeit her wohnte und nun hervorgebracht und mit einem solchen Träger bekleidet wurde, der sogar dem menschlichen Geist verständlich erscheinen konnte?

Wenn wir das Gesetz Gottes von einem anderen Gesichtspunkt aus betrachten, ist es höchste, unveränderliche Vernunft, es ist unwandelbare Geradheit, es ist die ewige Eignung aller Dinge, die bestehen oder je geschaffen wurden… Das Gesetz Gottes - um nach der Weise der Menschen zu reden - ist ein Abdruck des ewigen Geistes, eine Abschrift der göttlichen Natur; ja, es ist der makellose Sprössling des ewigen Vaters, das hellste Ausströmen seiner vollkommenen Weisheit, die sichtbare Schönheit des Allerhöchsten. Es ist die Wonne und das Wunder der Cherubim und Seraphim und aller Heerscharen des Himmels und die Herrlichkeit und Freude eines jeden weisen Gläubigen, jedes wohlunterrichteten Kindes Gottes auf Erden. Wie die Sünde ihrem eigentlichen Wesen nach Feindschaft gegen Gott ist, so ist sein Gesetz Feindschaft gegen die Sünde. Daher kommt es, dass der Apostel mit solchem Abscheu jene gotteslästerliche Annahme verwirft, wonach das Gesetz Gottes selbst Sünde oder die Ursache der Sünde sei. Gott verhüte, dass wir es als die Ursache der Sünde halten sollten, weil es dieselbe aufdeckt, weil es die verborgenen Dinge der Finsternis ans Licht bringt und an den hellen Tag zerrt. Es ist wahr, durch dieses Mittel (wie der Apostel in Rom. 7, 13 bemerkt) erscheint die Sünde «richtig als Sünde». Alle ihre Masken sind weggerissen, und sie erscheint in ihrer ihr eigenen Hässlichkeit. Es ist ebenfalls wahr, dass «die Sünde überaus sündig wird durch das Gebot». Wird die Sünde nun entgegen empfangenem Licht und vorhandener Erkenntnis begangen, kann sie keine Unwissenheit vortäuschen. Sie verliert ihre Entschuldigung ebenso wie ihre Bemäntelung und wird noch weit anrüchiger vor Gott als wie vor den Menschen. Ja, und es ist wahr, dass die Sünde den Tod wirkt durch das Gute, welches in sich selbst rein und heilig ist. Wenn Sünde ans Licht gezogen wird, führt sie sich nur noch ärger auf; wird sie zurückgehalten, bricht sie mit noch größerer Gewalt aus. So erklärt der Apostel (in der Person dessen sprechend, der von der Sünde überzeugt, aber noch nicht von ihr befreit ist): «Die Sünde nahm Anlass am Gebot», das aufdeckte und sich bemühte, die Sünde zurückzuhalten. Die Sünde verschmähte dieses Zurückhalten und erregte um so mehr «in mir jegliche Lust» (Vers 8) und alle Arten Torheit und schädliche Wünsche, welche jenes Gebot zurückzuhalten suchte. Darum: «Als aber das Gebot kam ward die Sünde lebendig.» Sie reizte und erregte um so mehr. Obwohl das Gebot missbraucht wird, kann es nicht befleckt werden. Dies beweist nur, dass das Herz des Menschen verzweifelt böse ist. Aber das Gesetz Gottes ist immer noch heilig.

Und zweitens ist es gerecht. Es zeigt allen Menschen ihre Pflichten auf. Es beschreibt genau, was recht ist, was getan werden sollte, sei es in Wort oder Tat. Und dies sowohl dem Urheber unseres Seins wie auch uns selbst und jeder Kreatur gegenüber, die er geschaffen hat. Es ist in jeder Hinsicht der Natur der Dinge, dem ganzen Universum und jedem geschaffenen Wesen angepasst. Es entspricht allen Umständen jedes einzelnen, all ihren gegenseitigen Beziehungen; mögen diese Verhältnisse von Anbeginn bestanden haben oder in irgendeiner späteren Zeit aufgekommen sein… Obwohl das Ganze und jeder Teil desselben völlig von Gottes Willen abhängig ist, ist es doch so, dass «Dein Wille geschehe im Himmel und auf Erden» … das oberste universelle Gesetz ist.

Und es ist ebenso gut wie gerecht. Dies können wir leicht erkennen aus der Quelle, der es entspringt; denn was ist diese anderes als die Güte Gottes? Was anderes als allein Güte veranlasst ihn, diese göttliche Abschrift seiner selbst den heiligen Engeln mitzuteilen? Und was anderem können wir es zuschreiben, dass Gott die gleiche Abschrift seiner eigenen Natur auch dem Menschen gab? Und was anderes als zärtliche Liebe drängte ihn, aufs neue seinen Willen dem gefallenen Menschen zu offenbaren - sei es dem Adam oder irgendeinem seiner Nachkommen, die, Adam gleich, «des Ruhmes mangeln, den sie vor Gott haben sollten»? War es nicht lauter Liebe, die ihn bewog, sein Gesetz zu verkündigen, nachdem das Verständnis des Menschen verfinstert war, und seine Propheten zu senden, um das Gesetz den blinden, gedankenlosen Menschen zu erklären? Ohne Zweifel war es seine Güte, welche Henoch und Noah erweckte, Prediger der Gerechtigkeit zu sein, welche Abraham, seinen Freund, Isaak und Jakob veranlasst, Zeugnis von der Wahrheit abzulegen? Es war allein seine Güte, die, als «Finsternis das Erdreich und Dunkel die Völker bedeckte», Mose und durch ihn dem von Gott erwählten Volk ein geschriebenes Gesetz gab. Es war Liebe, welche diese lebendigen Ansprüche durch David und alle die ihm nachfolgenden Propheten erklärte, bis die Zeit erfüllet war. Dann sandte er «seinen eingeborenen Sohn», nicht um das Gesetz zu zerstören, sondern zu erfüllen», um das kleinste Tüpfelchen und jeden Buchstaben desselben zu bestätigen. Und wenn er es in die Herzen aller seiner Kinder geschrieben und alle seine Feinde unter seine Füße getan hat, wird «er das Reich Gott dem Vater überantworten», «dass Gott sei alles in allem».

Und dieses Gesetz, welches die Güte Gottes am ersten Anfang gab und durch alle Zeiten bewahrt hat, gleicht der Quelle, der es entspringt, voller Güte und Wohlwollen. Es ist mild und freundlich, «süßer denn Honig und Honigseim», wie sich der Psalmist ausdrückt. Es ist ansprechend liebenswert. Es enthält alles, «was wahrhaftig, was ehrbar, was gerecht, was rein, was lieblich, was wohllautend, was etwa eine Tugend oder irgendein Lob» vor Gott und seinen heiligen Engeln ist, dies alles ist darin enthalten.

Und es ist gut in seinen Wirkungen wie in seiner Natur. Wie der Baum ist, so sind auch die Früchte. Die Früchte des in das Herz geschriebenen Gesetzes sind «Gerechtigkeit, Friede und ewige Sicherheit» …

Es bleibt nun aufzuzeigen, welches der Gebrauch des Gesetzes ist. Der erste Zweck des Gesetzes ist ohne Zweifel der, die Welt von der Sünde zu überzeugen. Dies ist in der Tat das besondere Werk des Heiligen Geistes, der ohne jedes Hilfsmittel arbeiten kann… Aber es ist die gewöhnliche Methode des Heiligen Geistes, Sünder durch das Gesetz zu überzeugen. Es ist das Gesetz, welches das Gewissen trifft und Felsen zertrümmert. Von diesem Teil des Wortes Gottes kann besonders gesagt werden, dass es «lebendig und kräftig und schärfer als ein zweischneidiges Schwert» ist… Durch dieses lernt der Sünder sich selbst kennen. Alle seine «Feigenblätter» werden ihm weggerissen, und er sieht, dass er «elend, arm, jämmerlich, blind und bloß» ist. Das Gesetz wirkt überall Einsicht. Der Mensch fühlt sich als Sünder. Er hat nichts zu bezahlen. Sein «Mund ist verstopft», und er steht schuldig vor Gott.

Der erste Zweck des Gesetzes ist es also, den Sünder zu demütigen, das Leben und die Kraft, auf die er sein Vertrauen setzt, zu zerstören. Es überzeugt ihn, dass er tot ist, obwohl er lebt, und nicht nur unter dem Todesurteil steht, sondern wirklich für Gott tot ist, bar alles geistlichen Lebens, «tot in Übertretung und Sünden».

Der zweite Zweck des Gesetzes ist es, den Sünder zum Leben - zu Christus - zu führen, damit er leben möge. Es ist wahr, bei der Erfüllung dieser beiden Ämter handelt es wie ein strenger Zuchtmeister. Es treibt uns mehr durch Gewalt, als dass es uns durch Liebe zieht. Und doch ist die Liebe der Urquell dieses Handelns. Es ist der Geist der Liebe, welcher uns durch diese schmerzvollen Mittel unser Vertrauen auf das Fleisch entreißt, welcher uns keine Stütze läßt und so den von allem entblößten Sünder nötigt, in der Bitterkeit seiner Seele ausrufen oder in der Tiefe seines Herzens zu seufzen: «Nichts bringe ich, als dass dein Blut einst floss für mich.»

Der dritte Zweck des Gesetzes ist es, uns am Leben zu erhalten. Es ist das große Mittel, durch welches der Geist Gottes die Gläubigen für eine größere Mitteilung des Lebens aus Gott vorbereitet.

Ich bin besorgt darüber, dass diese große und wichtige Wahrheit wenig verstanden wird, und dies nicht nur von der Welt, sondern auch von vielen, die Gott aus der Welt herausgeführt hat, die wirklich durch den Glauben Kinder Gottes sind. Manche von diesen betrachten es als eine selbstverständliche Wahrheit, dass wenn wir zu Christus kommen, wir mit dem Gesetz fertig seien, und dass «Christus ist des Gesetzes Ende, wer an den glaubt, der ist gerecht», in diesem Sinne zu verstehen sei.

«Das Ende des Gesetzes», ja, aber «zur Gerechtigkeit», «zur Rechtfertigung», «für jeden, der da glaubt». Hierin ist das Gesetz zu Ende. Es rechtfertigt keinen, sondern bringt ihn nur zu Christus, der in einem anderen Sinne das Ende, der Endzweck des Gesetzes, der Punkt ist, auf welchen es unermüdlich hinweist. Aber wenn es uns zu ihm geführt hat, hat es noch ein weiteres Amt: uns bei Christus zu erhalten.

Wir geben zu, dass jeder Gläubige mit dem Gesetz fertig ist, was das jüdische Zeremonialgesetz oder die ganze mosaische Ordnung anbetrifft, denn Christus hat diese abgetan. Ja, wir geben auch zu, dass wir mit dem Sittengesetz als Mittel zur Sicherung unserer Rechtfertigung nichts mehr zu tun haben, weil wir «ohne Verdienst gerecht werden aus Gnade, durch die Erlösung, die in Jesus ist». Aber dennoch ist für uns das Gesetz in einem anderen Sinn nicht erledigt. Denn das Gesetz ist immer noch von unschätzbarem Nutzen, erstens, weil es uns von der Sünde überzeugt, die noch in unseren Herzen und in unserem Wandel zurückbleibt, und uns so nahe bei Christus hält, damit uns sein Blut jeden Augenblick reinigen kann. Zweitens weil dadurch Kraft von unserem Haupt in seine lebendigen Glieder abgeleitet wird, wodurch sie befähigt werden zu tun, was das Gesetz befiehlt. Und drittens, um unsere Hoffnung zu bestärken, dass wir für alles, was er gebietet und wir noch nicht erreicht haben, Gnade um Gnade empfangen werden, bis wir wirklich im Besitz der Fülle seiner Verheißungen sind.

Wie klar stimmt dies überein mit der Erfahrung jedes wahren Gläubigen! Während er ausruft: «Wie habe ich dein Gesetz so lieb! Täglich sinne ich ihm nach», sieht er jeden Tag in jenem göttlichen Spiegel mehr und mehr seine eigene Sündhaftigkeit. Er sieht mehr und mehr, dass er immer noch in allen Stücken ein Sünder ist, dass weder sein Herz noch seine Wege richtig sind vor Gott, und diese Erkenntnis treibt ihn zu Christus.

Wir wollen das Gesagte durch ein Beispiel erläutern. Das Gesetz sagt: «Du sollst nicht töten», und damit verbietet es, wie unser Herr sagt, nicht nur sichtbare Handlungen, sondern jedes unfreundliche Wort und jeden unfreundlichen Gedanken. Je mehr ich nun in dieses vollkommene Gesetz hineinschaue, desto mehr fühle ich mein Zukurzkommen. Je mehr ich dieses nun fühle, desto mehr fühle ich, wie notwendig ich sein Blut habe, um alle meine Sünden zu versöhnen, und seinen Geist, um mein Herz zu reinigen, damit ich «vollkommen und ganz werde und keinen Mangel habe».

Darum kann ich das Gesetz keinen Augenblick entbehren, so wenig wie Christus. Nun brauche ich es ebensosehr, um mich bei Christus zu erhalten, wie ich es zuvor nötig hatte, um mich zu ihm zu führen. Mein arges, ungläubiges Herz würde sonst augenblicklich vom lebendigen Gott abweichen. In der Tat schickt mich eins ständig zum ändern: das Gesetz zu Christus, und Christus zum Gesetz. Auf der einen Seite drängt mich die Höhe und die Tiefe des Gesetzes, zu der Liebe Gottes in Christo zu fliehen; auf der ändern Seite macht mir diese Liebe Gottes in Christo das Gesetz teurer als Gold und Edelsteine, indem ich in jedem seiner Teile eine kostbare Verheißung erkenne, welche mein Herr zu seiner Zeit erfüllen wird.

Wer bist du, o Mensch, «der du das Gesetz verlästerst und richtest das Gesetz»?… Der Apostel Jakobus hält das Richten oder Übelsprechen vom Gesetz für etwas so abscheulich Gottloses, dass er nicht weiß, wie er die Schuld des Richtens über unsere Brüder schlimmer darstellen soll als mit dem Hinweis, dass dieses darin Inbegriffen ist. Er erklärt: «So bist du nicht ein Täter des Gesetzes, sondern ein Richter desselben!» Also ein Richter dessen, was Gott bestimmt hat, dich zu richten! So hast du dich selbst auf den Richterstuhl Christi gesetzt und die Regel niedergeschlagen, nach welcher er die Welt richten wird! 0 erkenne, welchen Vorteil Satan über dich gewonnen hat! In Zukunft denke oder rede nicht mehr so geringschätzig von diesem gesegneten Instrument der Gnade Gottes, noch viel weniger mache es zu einem Schreckgespenst. Ja, liebe und schätze es um deswillen, von dem es kam und zu dem es führt. Lass es nächst dem Kreuz Christi deine Ehre und Freude sein. Erkläre seinen Ruhm und erhebe es vor allen Menschen!…

Nie lass das Gesetz der Gnade und Wahrheit, der Liebe zu Gott und den Menschen, der Demut, Sanftmut und Reinheit dich verlassen. «Binde es um deinen Hals, schreibe es auf die Tafel deines Herzens.» Halte dich nahe zum Gesetz, wenn du dich fest an Christus halten willst; halte es fest, lass es nicht fahren! Lass es dich stets zum versöhnenden Blut rühren, ständig deine Hoffnung bekräftigen, bis alle «vom Gesetz geforderte Gerechtigkeit in dir vollbracht ist» und du «mit der ganzen Fülle Gottes» erfüllt bist.

Und wenn der Herr sein Wort bereits erfüllt und sein Gesetz schon in dein Herz geschrieben hat, dann stehe fest in der Freiheit, mit der Christus dich frei gemacht hat… O stehe fest in dieser Freiheit, denn im Vergleich mit ihr ist alles andere nicht wert, erwähnt zu werden! Stehe fest, Gott von ganzem Herzen zu lieben und ihm mit allen Kräften zu dienen! Dies ist vollkommene Freiheit, auf diese Weise sein Gesetz zu halten und untadelig in allen seinen Geboten zu wandeln. «Lass dich nicht wiederum fangen in das knechtische Joch!» Ich meine damit nicht das jüdische Joch noch das Joch der Angst vor der Hölle. Diese, so hoffe ich, hast du hinter dir gelassen. Aber hüte dich, dass du nicht wieder in das Joch der Sünde, in irgendeine innere oder äußere Übertretung des Gesetzes, verstrickt wirst. Verabscheue die Sünde mehr als Tod und Hölle, verabscheue die Sünde an sich weit mehr als die Strafe vor derselben. Hüte dich vor der Knechtschaft des Hochmuts, der Begierde, des Zorns, jeder bösen Laune, jedes bösen Wortes oder Werkes. Blicke auf Jesus, und dazu blicke mehr und mehr in das vollkommene Gesetz, das Gesetz der Freiheit. Bleibe darin, so wirst du täglich «wachsen in der Gnade und in der Erkenntnis unseres Herrn Jesu Christi».

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