Spitta, Carl Johann Philipp - Wir rühmen uns auch der Trübsale.

Spitta, Carl Johann Philipp - Wir rühmen uns auch der Trübsale.

Wenn wir sind gerecht geworden durch den Glauben, und Frieden mit Gott haben durch unsern Herrn Jesum Christ, so heißt es: „Wo bleibt nun der Ruhm? Er ist gar aus. Statt des Selbstruhms, der gar aus ist, rühmen wir uns Gottes, der Gnade, die uns widerfahren ist. Und der Hoffnung der zukünftigen Herrlichkeit, die Gott geben soll. In keiner Hinsicht aber zeigt sich's deutlicher, wie gar anders es nun mit uns geworden, und wie herzlich wir mit Gott versöhnt sind, als in Hinsicht der zeitlichen Trübsale. Diese Trübsale nicht bloß von der Hand Gottes ohne Unwillen und Widerwillen hinnehmen und mit Ergebung ertragen, sondern sie auch von Herzen gut heißen, ja sich ihrer rühmen, wie der Apostel Röm. 5, 3. schreibt: “„wir rühmen uns auch der Trübsale!“ - das ist das sichere Zeichen eines durch den Glauben wahrhaft gerechtfertigten Herzens. Ist aber das Herz erst tüchtig und willig geworden, sich der Trübsale zu rühmen, so sieht man auch ein, warum die Trübsale es werth sind, daß man sich ihrer rühmt. Wieviel mehr würden wir an der Welt und ihrer Lust hängen, und wie viel weniger Herz und Sinn nach Oben richten; wenn die Uebel dieses Lebens nicht ein Gegengewicht gegen die Welt und ihre Lust machten, wenn die Anfechtung uns nicht auf das Wort Gottes merken, und die Züchtigung uns beten lehrte! Wie schläfrig würden wir werden, wenn nicht bald dieser, bald jener Schlag uns zum Wecker würde! Wie leicht würden wir uns über unsern Zustand täuschen und meinen, es sähe gut bei uns aus; wenn Gott nicht ab und zu durch Trübsale mancherlei Art uns heim suchte, das heißt, Haussuchung bei uns hielte, nachsähe und nachfragte: „Wo ist nun euer Glaube und Vertrauen, eure Geduld und Ergebung, eure Willigkeit und Folgsamkeit?“ Wie könnte unser Glaube viel köstlicher erfunden werden als das vergängliche Gold, das durch's Feuer bewährt wird, wenn uns keine Hitze der Anfechtung widerführe, und wir nie in den Ofen des Elends müßten? Wie könnte unsere Liebe rein werden von den Schlacken der Selbstsucht und des Eigennutzes, und mächtig, feurige Kohlen auf des Feindes Haupt zu sammeln, wenn uns niemand unbillig feind wäre, niemand fluchte, beleidigte und verfolgte? Wie könnte unsere Hoffnung sich beweisen und bewähren, als Hoffnung auf den lebendigen Gott, deren Anker in das inwendige Heiligthum geht, wenn ihr niemals der Grund im Sichtbaren und Zeitlichen entzogen würde? Ja, die Trübsale sind's wohl werth, daß wir uns ihrer rühmen; dieweil wir wissen, daß Trübsal Geduld bringt, Geduld aber bringt Erfahrung, Erfahrung aber bringt Hoffnung, Hoffnung aber läßt nicht zu Schanden werden. Denn unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, schaffet eine ewige und über alle Maaße wichtige Herrlichkeit uns, die wir nicht sehen auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig.

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