Spitta, Carl Johann Philipp - Seid Thäter des Worts, und nicht Hörer allein.

Spitta, Carl Johann Philipp - Seid Thäter des Worts, und nicht Hörer allein.

Es wird gewiß kein nachlässiger und träger Knecht den Selbstbetrug bei unterlassener und versäumter Arbeit so weit treiben können, daß er sich mit dem Gedanken beruhigt: du hast das Deine gethan, denn du hast deines Herrn Wort aufmerksam angehört, wohl verstanden und zu Herzen genommen. Wenn aber die Menschen in ihrem Verhältniß zu ihrem himmlischen Herrn sich also selbst betrügen können, daß sie als bloße Hörer des Wortes Gottes ohne nachfolgenden Gehorsam meinen, das Ihrige gethan zu haben; so ist es wichtig zu fragen: „Wie mag solches zugehen? Ist vielleicht das Hören des Wortes Gottes an sich schon etwas so sehr Großes?“ - Ja, wenn es ein freiwilliges, aufmerksames, andächtiges, mit Theilnahme und Lust am Worte verbundenes Hören ist. Der Herr Jesus spricht Joh. 8, 47: „Wer von Gott ist, der höret Gottes Wort: darum höret ihr nicht, denn ihr seid nicht von Gott.“ Und die Apostel versichern 1 Joh. 4, 6: „Wer Gott erkennet, der höret uns; welcher nicht von Gott ist, der höret uns nicht.“ So ist es gewiß ein gutes Zeichen, ein Merkmal eines vom Geiste Gottes erweckten Verlangens nach Gott, wenn die Menschen etwas nach dem Worte Gottes fragen, und es gern und oft hören. Dazu ist auch das Hören des Wortes von den heilsamsten Wirkungen auf den Menschen begleitet. Die Hörer werden unter dem Hören desselben mit frommen heiligen Gedanken und Empfindungen, mit Erkenntniß, Bereuung und Verabscheuung der Sünde, mit Liebe, Dank, Freude und Bewunderung Gottes, ihres Heilandes, mit guten Entschließungen und Vorsätzen, kurz mit einem ganz anderen und besseren Geiste erfüllt, als die, welche das Wort nicht hören. Aber gerade darum, weil sie als Hörer den Nichthörern zuvorkommen, gerathen sie auf den Selbstbetrug, sich mit dem bloßen Hören zu beruhigen; sie sind nicht Thäter des Worts, sondern Hörer allein. So soll es aber nicht sein, lieben Brüder. Das Wort Gottes fordert beides, das Hören und das Gehorchen. „Selig sind die Ohren, die da hören, das ihr höret!“ spricht der Heiland. Aber er mahnt auch: „So ihr solches wisset, selig seid ihr, so ihr's thut!“ Denn wer seine Rede hört und thut sie nicht, der ist einem thörichten Manne gleich, der sein Haus auf den Sand baute. Da nun ein Platzregen fiel, und kam ein Gewässer, und weheten die Winde, und stießen an das Haus, da fiel es, und that einen großen Fall. Die rechte Einsicht ins Wort bekommt man nur durch Erfahrung, und die Erfahrung nur durch die Ausübung des Wortes, durch eine unausgesetzte Uebung in der Gottseligkeit nach der Regel des Wortes. Bei dem bloßen Hören ohne das Thun betrügt man sich selbst um den rechten Segen des Wortes, um das Seligsein in der That, und um alle die köstlichen Verheißungen der Gnade Gottes über diejenigen, die seinen Bund halten, und gedenken an seine Gebote, daß sie darnach thun.

Quelle: Spitta, Carl Johann Philipp - Biblische Andachten

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