Luther, Martin - Eine einfältige Weise den Glauben zu betrachten.

Luther, Martin - Eine einfältige Weise den Glauben zu betrachten.

Wer nun übrige Zeit hat, oder sonst lustig ist, der mag mit dem Glauben auch also thun, und ein viergedrehtes Kränzlein daraus machen. Der Glaube aber hat drey große Hauptstücke oder Artikel, nach den drey Personen göttlicher Majestät, wie sie vorhin auch in dem Katechismo getheilet sind.

Der erste Artikel. Von der Schöpfung.

Ich glaube an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden.

Hie leuchtet erstlich ein großes Licht in dein Herz, so du es willst haben, und lehret dich mit kurzen Worten, was mit allen Zungen und vielen Büchern nicht ausgeredt noch ausgeschrieben werden kann. Nämlich, was du bist, wo du herkommst, wo Himmel und Erden herkommen. Denn du bist Gottes Geschöpf, Gemachte, Kreatur und Werk. Das ist, von dir selbst, und in dir selbst bist du nichts, kannst nichts, weißt nichts, vermagst nichts. Denn was bist du vor 1000 Jahren gewesen? Was ist Himmel und Erden vor 6000 Jahren gewesen? Eben so gar nichts, als nichts ist, so nimmer nicht geschaffen soll werden. Was du aber bist, weißt, kannst, vermagst, das heißt Gottes Geschöpfe, wie du hie mit deinem Munde bekennest.

Darum du vor Gott dich nichts zu rühmen hast, denn daß du gar nichts seyest, und er dein Schöpfer sey, und dich alle Augenblick zunicht machen kann. Von solchem Licht weiß die Vernunft nichts; haben viel hohe Leute gesucht, was Himmel und Erden, Mensch und Kreatur sey, habens nicht funden. Der Glaube sagt: Gott habe alles geschaffen aus nichts. Hie ist der Seelen Lustgarten, zu spazieren in Gottes Werken; aber ist zu lang, hie davon zu schreiben.

Zum andern, soll man hie danken, daß wir durch Gottes Güte aus Nichts geschaffen sind, und aus Nichts täglich erhalten werden, ein solch Geschöpf, das Leib und Seele, Vernunft, fünf Sinne. hat, und uns zu Herren über die Erde, Fische, Vogel, Thiere gesetzt rc. Hie gehört her l. Mos. 1. 2. 3. Kap.

Zum dritten, soll man beichten und klagen über unsern Unglauben und Undankbarkeit, daß wir solches nicht zu Herzen genommen, geglaubet, bedacht, noch erkennet haben, ärger denn die unvernünftigen Thiere.

Zum vierten, bitten um rechten gewissen Glauben, daß wir den lieben Gott für unsern Schöpfer hinfort ernstlich gläuben und halten, wie dieser Artikel sagt.

Der andere Artikel. Von der Erlösung.

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn unsern Herrn.

Hier leuchtet abermal ja so großes Licht, und lehret uns, wie wir durch Christum, Gottes Sohn, erlöset sind von dem Tode, darein wir nach der Schöpfung durch Adams Sünde gefallen sind, und ewiglich verderben müßten. Und hie ist Zeit, gleich wie du im ersten Artikel dich selbst auch für eine unter den Kreaturen Gottes rechnen mußt, und nicht daran zweifeln, und bey allen Worten setzen das erste Wort (unsern); als, Jesum Christum, Unsern Herrn. Also auch: Unsern gelittenen, Unsern gestorbenen, Unsern auferstandenen, daß er unser Alles sey, und uns gelte, und du unter denselben Unsern mit seyst, wie es das Wort selbst giebt.

Zum andern, herzlich für solche große Gnade danken, und fröhlich seyn über solche Erklärung.

Zum dritten, bitterlich klagen und beichten den schändlichen Unglauben oder Zweifel an solcher Gnade. Ach was wirst du hier zu denken kriegen, wie viel Abgötteren du hienieden geübet hast mit so viel Heiligendienst und unzähligen eigenen Werken, die solcher Erlösung widerstrebet haben.

Zum dritten, bitte nun, daß dich Gott bey rechtem reinen Glauben, an Christum, deinen Herrn, hinfort erhalte bis ans Ende.

Der dritte Artikel. Von der Heiligung.

Das ist das dritte große Licht, das uns lehret, wo solcher Schöpfer und Erlöser auf Erden äußerlich zu finden und anzutreffen sey, und wo es alles zuletzt anzutreffen sey, und wo es alles zuletzt bleiben werde. Davon viel zu reden Ware; und ist kurz die Summa: wo die heilige christliche Kirche ist, da findet man Gott Schöpfer, Gott Erlöser, und Gott Heiligen Geist, das ist, der da täglich heiliget, durch Vergebung der Sünde. Da ist aber die Kirche, wo Gottes Wort von solchem Glauben recht geprediget wird.

Hie hast du abermal viel zu denken, von allem, das der heilige Geist täglich in der Kirche übet. Darum denke hie, daß du auch in solche Kirche kommen und berufen bist. Beichte und klage über deinen Unglauben und Undankbarkeit, daß du solches alles nicht geachtet hast. Bitte um rechten festen Glauben, der da harre und bleibe, bis du kommest dahin, da alles bleiben wird ewiglich, das ist, nach der Auferstehung der Toden im ewigen Leben, Amen.

Quelle: Kraußold, Lorenz - Das Betbüchlein Lutheri

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