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Luther, Martin - Ein Traubüchlein

Luther, Martin - Ein Traubüchlein

Ein Traubüchlein für die einfältigen Pfarrherrn.

Vorrede D. Martin Luthers

So manches Land, so manche Sitte, sagt das gemeine Sprichwort. Dennoch weil die Hochzeit und Ehestand ein weltlich Geschäft ist, gebührt uns Geistlichen oder Kirchendienern nichts darin zu ordnen oder regieren, sondern lassen einer jeglichen Stadt und Land hierin ihren Brauch und Gewohnheit, wie sie gehen. Etliche führen die Braut zweimal zur Kirche - beide des Abends und des Morgens, etliche nur einmal; etliche verkündigen und bieten sie auf der Kanzel auf, zwo oder drei Wochen zuvor. Solchs alles und dergleichen laß ich Herren und Rath schaffen und machen, wie sie wollen; es geht mich nichts an.

Aber so man von uns begehret für der Kirchen oder in der Kirchen sie zu segnen, über sie zu beten oder sie auch zu trauen, sind wir schuldig dasselbige zu thun. Darum hab ich wollen diese Wort und Weise stellen denjenigen, so es nicht besser wissen, ob etliche gelüstet einträchtiger Weise mit uns hierin zu brauchen. Die andern, so es besser können, das ist, die allerdings nichts können und aber sich dünken lassen, daß sie alles können, dürfen dieses meines Dienstes nicht, ohn daß sie es überflügeln und übermeistern mügen, und sollen sich ja fleißig hüten, daß sie mit niemand etwas Gleiches halten. Man möchte sonst denken, sie müßten von andern etwas lernen. Das wäre große Schande.

Weil man denn bisher mit den Mönchen und Nonnen so trefflich groß Gepränge getrieben hat in ihrem Einsegnen (so doch ihr Stand und Wesen ein ungöttlich und lauter Menschengedicht ist, das keinen Grund in der Schrift hat): wie vielmehr sollen wir diesen göttlichen Stand ehren, und mit viel herrlicher Weise segnen, beten und zieren? Denn ob es wol ein weltlicher Stand ist, so hat er dennoch Gottes Wort für sich, und ist nicht von Menschen erdicht oder gestift, wie der Münche und Nonnen Stand, darum er auch hundertmal billiger sollt geistlich gehalten werden, denn der klösterliche Stand, welcher billig der allerweltlichste und fleischlichste soll geachtet werden, weil er aus Fleisch und Blut und aller Dinge aus weltlicher Witz und Vernunft erfunden und gestiftet ist.

Auch darum, daß diesen Stand das junge Volk lerne mit Ernst ansehen und in Ehren halten als ein göttlich Werk und Gebot, und nicht so schimpflich dabei seine Narrheit treibe mit Lachen, Spotten und dergleichen Leichtfertigkeit, so man bisher gewohnt hat, gerade als wäre es ein Scherz oder Kinderspiel, ehelich zu werden, oder Hochzeit machen. Die es zum ersten gestift haben, daß man Braut und Bräutigam zur Kirchen führen soll, habens wahrlich für keinen Scherz, sondern für einen großen Ernst angesehen. Denn es kein Zweifel ist, sie haben damit den Segen Gottes und gemein Gebet holen wollen und nicht eine Lächerei oder heidnisch Affenspiel treiben.

So beweiset es auch das Werk an ihm selbst wol. Denn wer von dem Pfarrherr oder Bischof Gebet und Segen begehrt, der zeiget damit wol an (ob ers gleich mit dem Munde nicht redet), in was Fahr und Noth er sich begibt, und wie hoch er des göttlichen Segens und gemeinen Gebets bedarf zu dem Stande, den er anfähet; wie sichs denn auch wol täglich befindet, was Unglücks der Teufel anricht in dem Ehestand mit Ehebruch, Untreu, Unreinigkeit und allerlei Jammer. So wollen wir nu auf diese Weise an dem Bräutigam und Braut (wo sie es begehren und fordern) handeln.

Zum ersten

auf der Kanzel aufbieten mit solchen Worten:
Hans N. und Greta N. wollen nach göttlicher Ordnung zum heiligen Stand der Ehe greifen, begehren des ein gemein christlich Gebet für sie, daß sie es in Gottes Namen anfahen und wol gerathe.
Und hätte jemand was darein zu sprechen, der thue es bei Zeit oder schweige hernach. Gott gebe ihnen seinen Segen! Amen.

Für der Kirchen trauen mit solchen Worten:

Hans, willst du Greten zum ehelichen Gemahl haben?
Dicat: Ja.

Greta, willst du Hansen zum ehelichen Gemahl haben?
Dicat: Ja

Hie lasse er sie die Trauringe einander geben und füge ihre beide rechte Hände zusammen und spreche:
Was Gott zusammenfüget, soll kein Mensch scheiden.

Darnach spreche er für allen insgemein:
Weil denn Hans N. und Greta N. einander zu der Ehe begehren, und solchs hie öffentlich für Gott und der Welt bekennen, darauf sie die Hände und Trauringe einander geben haben: so spreche ich sie ehelich zusammen im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Amen.

Vor dem Altar über dem Bräutigam und Braut lese er Gottes Wort. Genes. am 2. Kap.
Und Gott der Herr sprach: Es ist nicht gut, daß der Mensch allein sei, ich will ihm ein Gehilfin machen, die sich zu ihm halte. Da ließ Gott der Herr ein tiefen Schlaf fallen auf den Menschen und er entschlief, und nahm seiner Rieben eine und schloß die Stätte zu mit Fleisch. Und Gott der Herr bauet ein Weib aus der Riebe, die er von dem Menschen nahm, und bracht sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinen Beinen, und Fleisch von meinem Fleisch. Man wird sie Männin heißen, darum, daß sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und Mutter verlassen und an seinem Weibe hangen, und sie werden sein ein Fleisch.

Darnach wender er sich zu ihnen beiden und rede sie an also:
Weil ihr euch beide in den Ehestand begeben habt in Gottes Namen, so höret aufs erste das Gebot Gottes über diesen Stand.

So spricht S. Paulus:
Ihr Männer, liebet eure Weiber, gleichwie Christus geliebet hat die Gemeine, und hat sich selbst für sie gegeben, auf daß er sie heiliget, und hat sie gereiniget durchs Wasserbad im Wort, auf daß er sie ihm selbst zurichte eine Gemeine, die herrlich sei, die nicht habe ein Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern daß sie heilig sei und unsträflich:
Also sollen auch die Männer ihre Weiber lieben, als ihre eigene Leibe. Wer sein Weib liebet, der liebt sich selbst. Denn Niemand hat jemals sein eigen Fleisch gehasset, sondern er nähret es und pfleget sein, gleichwie auch der Herr die Gemeine.
Die Weiber sein unterthan ihren Männern als dem Herrn. Denn der Mann ist des Weibes Haupt, gleichwie auch Christus das Haupt ist der Gemeine, und er ist seines Leibes Heiland. Aber wie nun die Gemeine Christo ist unterthan, also auch die Weiber ihren Männern in allen Dingen.

Zum andern

Höret auch das Kreuz, so Gott auf diesen Stand gelegt hat. So sprach der Herr zum Weibe:
Ich will dir viel Schmerzen schaffen, wenn du schwanger wirst, du sollt mit Schmerzen Kinder gebähren, und dein Wille soll deinem Manne unterworfen sein und er soll dein Herr sein.

Und zum Manne sprach Gott:
Dieweil du hast gehorchet der Stimme deines Weibes und gessen von dem Baum, davon ich dir gebot und sprach: Du sollst nicht davon essen: Verflucht sei der Acker um deinetwillen, mit Kummer sollt du dich darauf nähren dein Leben lang, Dorn und Disteln soll er dir tragen, und sollt das Kraut auf dem Felde essen. Im Schweiß deines Angesichts sollt du dein Brod essen, bis daß du wieder zu Erden werdest, davon du genommen bist. Denn du bist Erde und sollt zu Erden werden.

Zum dritten

So ist das euer Trost, daß ihr wisset und gläubet, daß euer Stand für Gott angenehm und gesegnet ist. Denn also steht geschrieben:
Gott schuf den Menschen ihm selbst zum Bilde, ja zum Bilde Gottes schuf er ihn. Er schuf sie ein Männlein und Fräulein. Und Gott segnet sie und sprach zu ihnen: Seid fruchtbar und mehret euch, und füllet die Erden und machet sie euch unterthan, und herrschet über Fisch im Meer und über Vogel unter dem Himmel und über alles Thier, das auf Erden kreucht. Und Gott sah alles, was er gemacht hatte, und siehe da, es war alles sehr gut.

Darum spricht auch Salomon: Wer eine Ehefrau findet, der findet was Guts und schöpfet Segen vom Herrn.

Hier recke die Hände über sie und bete also: \ Herr Gott, der du Mann und Weib geschaffen und zum Ehestand verordnet hast, dazu mit Früchten des Leibes gesegnet, und das Sacrament deines lieben Sohns Jesu Christi und der Kirchen, seiner Braut, darin bezeichnet: wir bitten deine grundlose Güte, du wollest solch dein Geschöpf, Ordnung und Segen nicht lassen verrücken noch verderben, sondern gnädiglich in uns bewahren, durch Jesum Christum, unsern Herrn!

Amen.

Quelle: Müller, J. T. - Die symbolischen Bücher der evangelisch-lutherischen Kirche

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