Kohlbrügge, Hermann Friedrich - VIII. Predigt über 1. Ep. Petri Cap. 1. Vers 17-19.

Kohlbrügge, Hermann Friedrich - VIII. Predigt über 1. Ep. Petri Cap. 1. Vers 17-19.

Und sintemal ihr den zum Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk, so führet euren Wandel, so lange ihr hier wallet, mit Furcht. Und wisset, daß ihr nicht mit vergänglichem Silber oder Gold erlöset seid von eurem eiteln Wandel nach väterlicher Weise, sondern mit dem theuren Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes.

Wenn in dem alten Bunde der Hohepriester in das Allerheiligste gegangen war, so stand das Volk welches Gott fürchtete, draußen in der Hütte in banger Erwartung, ob der Hohepriester wohl von dannen zurückkommen, ob er wohl Versöhnung finden und den Segen statt des Fluches mitbringen würde. Weil aber Gott es gesagt, weil Gott das Blut der Versöhnung, welches gemäß seinem Gesetze gebracht worden war, angenommen hatte: so kam der Hohepriester jedesmal lebendig wieder, ohne des Volkes Sünde und legte auf das Volk den Segen, den Namen Gottes. Nicht sprach er: der Herr hat dich verflucht und gibt dich dem Tode und dem Teufel Preis, sondern: der Herr segne dich und behüte dich; nicht: der Herr gibt dich der Macht der Finsterniß anheim und zürnet über dich, sondern: der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; nicht: der Herr will dich nicht mehr ansehen und überläßt dich der Verzweiflung und aller innern Qual deiner Ungerechtigkeit, sondern: der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden!

Nach dem ewigen Bunde der Gnaden ist unser Hohepriester in die Himmel durchgedrungen mit einem eignen Blute gemäß dem Gesetze Gottes, und hat eine ewige Versöhnung gefunden; Gott hat es gesagt, daß er diesen Sohn angenommen, daß er angenommen das Lösegeld seiner Seele; die Sünde des Volkes ist vor den Augen Gottes weggenommen, gnädiglich bedeckt, und der Hohepriester kommt ohne Sünde wieder und bringt Allen die ihm zur Seligkeit gehorchen, die Krone des Lebens mit, indem er ihnen zuruft: „Kommet ihr Gesegneten des Vaters, ererbet das Reich, das euch bereitet ist von Anbeginn!“ Da diese Krone gewiß ist, indem sie erworben ist in göttlichen Blute, sollten wir uns denn davon abschrecken lassen, zu kämpfen den guten Kampf des Glaubens, sollten wir müde werden im Laufen um diese Krone? Haben wir nicht alle Ursache, uns der Begierden zu enthalten, welche uns hindern würden den Lauf zu vollenden? Haben wir nicht alle Ursache, uns der Dinge zu enthalten, welche sich nicht schicken zu dem guten Streite welchen wir zu streiten haben? Warum zieht sich so Mancher zurück vor den Worten: Werdet heilig, denn ich bin heilig? Ist es einem Menschen nicht um die Krone der Gerechtigkeit zu thun, dann mag er sich damit schmeicheln, daß er etwas ist weil er in die Laufbahn gekommen, weil er die Gesetze des Laufens gelernt, weil er mitläuft; aber er bedenke dann auch, daß derjenige nicht gekrönt wird der nicht recht streitet. - Wir lesen im 78. Psalm: „Er richtete ein Zeugniß auf in Jacob und gab ein Gesetz in Israel, daß er unsern Vätern gebot zu lehren ihre Kinder: - daß sie setzten auf Gott ihre Hoffnung und nicht vergäßen der Thaten Gottes und seine Gebote hielten; und nicht würden wie ihre Väter, eine abtrünnige und ungehorsame Art, welchen ihr Herz nicht fest war, und ihr Geist nicht treulich hielt an Gott. Wie die Kinder Ephraim, die geharnischt den Bogen führeten, abfielen zur Zeit des Streites; sie hielten den Bund Gottes nicht und wollten nicht in seinem Gesetze wandeln und vergaßen seiner Thaten und der Wunder, die er ihnen erzeiget hatte.“ Diese setzten also ihre Hoffnung nicht vollkommen auf die zukünftige Gnade; die Krone der Gerechtigkeit war nicht ihr Augenmerk; sie stelleten sich den vorigen Lüften gleich, die sie regieret, da sie solche große Thaten Gottes noch nicht gesehen; sie waren nicht darauf aus, heilig zu sein wie Gott heilig ist; sie sahen sich um nach den Fleischtöpfen Egyptens, machten sich ein goldenes Kalb und versuchten Gott am Haderwasser, wie wir dies auch in dem 106. dem 81. und 95. Psalm zu unserer Warnung beschrieben finden. Ach! warum wird die Hoffnung von Manchen nicht vollkommen auf die zukünftige Gnade gesetzt? - Ist es nicht darum, weil man das Gewissen nicht gereiniget hat von den todten Werken in dem Blut des, der sich Gotte unsträflich hat geopfert? Ist es nicht darum, weil man noch Gehör gibt einer andern Herzensreinigung als der, welche geschieht durch Glauben? Und warum ist keine lebendige Hoffnung da, durch die Gnade Jesu Christi selig zu werden? Warum macht man sich das Herz nicht durch die Gnade fest? Ist es nicht darum, weil man das Vergängliche mehr begehrt als die Krone des Lebens? Wo das aber der Fall ist, da wird man ja nicht heilig sein in all seinem Wandel, denn da hält sich der Geist des Menschen nicht treulich an Gott, sondern es wird gesehen auf die eigene Lust, auf Ehre bei Menschen, auf ein Stückchen Gold und Silber und auf Allerlei, womit man beweiset, daß man in Gott nicht sein allgenugsames Heil und Theil hat, und daß man seinem Worte nicht traut, worin doch Himmel und Erde gemacht sind. Wie der Psalmist, so ermahnet der Apostel Petrus die Gemeine, so wird sie annoch ermahnet: bei der heilsamen Lehre der Gerechtigkeit aus Glauben zu bleiben, und sich davon nicht so groß anfechten zu lassen, daß sie deshalb etwas zu erdulden hatten; daß sie um so viel mehr ihre Hoffnung auf die gewissen zukünftigen Güter setzen sollten, und daß, wenn auch die dummen Begierden des fleischlichen Wandels fiel möchten abziehen wollen von dem einzigen Wege und von den einzigen Worten des Lebens, sie solchen Begierden nicht gehorchen sollten, vielmehr darauf aus sein, sich keusch zu benehmen, ihre Kleider rein zu halten und je mehr und mehr gereiniget zu werden von aller Befleckung, womit man so leicht beflecket wird von der Welt welche im Argen liegt; wie auch der Apostel Paulus schreibt Röm. 12, 1 u. 2, und in allen seinen Sendbriefen, namentlich im 2. Brief an die Corinther Cap. 7: „Dieweil wir nun solche Verheißung haben“ schreibt er daselbst „meine Liebsten, so lasset uns von aller Befleckung des Fleisches und des Geistes uns reinigen, und fortfahren mit der Heiligung in der Furcht Gottes“. Zu dieser Gottesfurcht, worin wir fortzufahren haben in der Heiligung, ermahnet uns nun auch der Apostel Petrus folgendermaßen: Und sintemal ihr den zum Vater anrufet, der ohne Ansehen der Person richtet nach seines jeglichen Werk, so führet euern Wandel, so lange ihr hier wandelt, mit Furcht (so vollbringet in Furcht die Zeit eurer Fremdlingschaft); wissend, daß ihr nicht mit vergänglichen Dingen, einem Stückchen Silber oder Gold erlöstet seid von euerm eiteln Wandel, der euch von den Vätern überliefert ist, sondern mit dem theuern Blute Christi, als eines unschuldigen und unbefleckten Lammes (wie eines Lammes ohne Fehl und ohne Flecken)„. Es ist manchmal zum Staunen, wie bei denjenigen die sich zu der Gnade bekennen wollen, so wenig Gottesfurcht gefunden wird. - Was thuts zu unserm ewigen Glück, ob viele oder wenige oder gar keine Menschen (so fern uns bekannt ist) mit uns sind auf dem Wege welcher nach Jerusalem geht? Hatten doch die Weisen aus dem Morgenlande. Niemanden aus dem ganzen Jerusalem mit sich, da sie hinzogen den neugeborenen König anzubeten! Es soll vielmehr dies der Probierstein der rechten Lehre bleiben, welchen die Juden selbst anwiesen, da sie zu Paulo sagten: „Was diese Secte angeht, wir wissen, daß ihr in aller Welt widersprochen wird“; auch dieser, welchen der Herr selbst anzeigte da er sprach: „Ihr werdet gehasset werden von Allen um meines Namens willen.“ Sollen wir darum Menschen fürchten, die uns verwerfen weil wir mit Gott wandeln? Menschen fürchten, die uns Allerlei androhen weil wir das Gute Israel suchen? Gott allein ist zu fürchten; darum singt auch die Gemeine im 118. Psalm: „Wer unternimmts daß er mir schade, was kann ein schwacher Mensch mir thun?“ Darum heißt es auch aus dem Munde des Herrn bei Jesaia: „Ich, ich bin euer Tröster. Wer bist du denn, daß du dich vor Menschen fürchtet, die doch sterben, und vor Menschenkindern, die doch Heu sind und vergissest des Herrn, der dich gemacht hat, der den Himmel ausbreitet und die Erde gründet? Du aber fürchtest dich täglich vor dem Grimm des Wütherichs, wenn er vornimmt zu verderben. Wo blieb der Grimm des Wütherichs!?“ Darum schreibt auch der Apostel Paulus Ebr. 13: „Der Wandel sei ohne Geiz, und lasset euch begnügen an dem das da ist; denn Er hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen; also, daß wir dürfen sagen: Der Herr ist mein Helfer, und will mich nicht fürchten; was sollte mir ein Mensch thun?“ Und wiederum stehet geschrieben: „So Gott für uns ist, wer mag wider uns sein?“

Und wahrlich, wir haben der Ursachen genug, Gott allein zu fürchten und gar nicht nach Menschen zu fragen, und mit Fleisch und Blut gar keine Rücksprache zu nehmen, ob wir bei dem einzigen Zeugnisse der Wahrheit zu beharren und Gottes Gebote also zu bewahren haben. Welche triftigen Gründe gibt der Apostel dafür nicht an!

„Wir rufen ihn an zum Vater“, nämlich den hohen Gott. Wenn nun eine solche Majestät sich von uns Vater nennen läßt und sich nicht schämt, uns zu seinen Kindern angenommen zu haben um seines eignen lieben Sohnes willen; wenn ein solcher Gott uns zu sich Abba schreien läßt, und das Gebet: „Unser Vater in den Himmeln, dein Name werde geheiliget!“ von unsern Lippen annehmen und erhören will: da haben wir doch alle Ursache, unsern Wandel lediglich in seiner Furcht zu halten; um so mehr, wenn wir bedenken, daß er „ohne Ansehen der Person richtet nach eines jeglichen Werk“. Denn die Allerhöchste Majestät, vor welcher alle Menschen sind wie ein Tropfen am Eimer, richtet darnach nicht, ob Einer Jude oder Grieche gewesen, ob Einer beschnitten oder unbeschnitten am Fleische war; - was kann Er nach menschlicher Autorität fragen, Er aller Seelen Souverain?

Er zeigt uns den rechten Weg an in einem Worte, lehrt uns und gebeut uns den wahren Glauben, den lebendigen; hat der Mensch das einzige, gute Werk, den Glauben: so ist ein ganzes Werk Glaubens-Werk; - hat er das Werk des Glaubens nicht: was wird ihm all sein Werk vor Gott helfen, er möge in der Kirche einen Namen tragen welchen er wolle? Gott „richtet nach eines Jeglichen Werk“. - Ob das Werk auch noch so gleißet, was hilft es vor Gott? Er hat das ganze Werk angegeben, auch die Seinen in diesem Werke in Christo Jesu geschaffen und es zuvor bereitet, bevor wir noch waren.*) Wer dieses Werk nicht vollbringt, wer nicht darin beharret, wer dieses nicht aufweisen kann am Tage wenn Er die Welt richtet: wird vor Gott verstummen müssen und verdammt werden, habe auch die ganze Welt ihn einen Propheten geheißen; weshalb auch Paulus schreibt: „Wenn selbst wir, oder ein Engel vom Himmel euch anders Evangelium predigte, neben dem her das wir euch gepredigt, der sei verflucht“; - und der Gemeine es mittheilt, wie er sogar den Petrus bestraft, da derselbe nicht richtig wandelte; in welcher Meinung wir auch in dem 99. Psalm lesen: „Moses und Aaron unter seinen Priestern, und Samuel unter denen die seinen Namen anrufen - Herr, du bist unser Gott, du erhöretet sie; du, Gott, vergabt ihnen und straftet ihr Thun.“ Da Gott so deutlich und klar uns seinen Willen kund gethan, und wir denselben wissen, würden wir vor ihm bestehen mit der Antwort: Ja, dem war wohl so - aber dieser und jener Pabst lehrte anders, die ganze Welt wollte es anders und darum meinte ich, du wolltest es auch so, wie die ganze Welt es wollte? Obendrein haben wir zu Herzen zu nehmen, daß es mit unserm Wandel hienieden ein Ende nimmt, daß wir uns hier in der Fremde befinden. Wir haben hier unsers Bleibens nicht, wir müssen nach dem Himmel, das ist unser Vaterland. Wo wir nun im voraus, da wir auf den Weg gesetzt wurden, es vernommen haben und stets vernehmen: „Dies ist der Weg, denselben gehet, sonst weder zur Rechten noch zur Linken!“ sollen wir da den guten Glaubensweg, obschon er schmal ist, verlassen und den breiten Weg gehen, weil alle Welt ihn geht, weil er gemächlich ist, weil man auf demselben des Kreuzes Christi wegen nicht verfolgt wird und Ruhe für das Fleisch auf ihm hat? Aber wo kommt man denn hin, wenn man den Weg nicht geht welcher ist Christus, durch welchen allein der Zugang zu der Gnade dargestellt ist; und was findet man, wenn man die einzige Wahrheit, das einzige Leben, welches ist Christus, verläßt? O, selig ist der Mann, der sich täglich fürchtet! wie denn alle Heiligen Gottes diese heilige Scheu gehabt haben und sind nüchtern gewesen und haben gewacht, auf daß sie nicht dem Wege des Glaubens abtrünnig würden. Davon bezeugt der Apostel Paulus Manches im 11. Cap. des Ebräerbriefes: „Sie haben sich wohl begnügen lassen“ schreibt er „und bekannt, daß die Gäste und Fremdlinge auf Erden sind, denn die solches sagen, die geben zu verstehen, daß sie ein Vaterland suchen - sie begehreten eines himmlischen. Darum schämet sich Gott ihrer nicht, zu heißen ihr Gott; denn er hat ihnen eine Stadt zubereitet.“ Und welche heilige Scheu vor Gott Paulus gehabt, gibt er zu verstehen wenn er im 2. Briefe an die Corinther, Cap. 5 schreibt: „Wir lehnen uns nach unserer Behausung die vom Himmel ist, und uns verlange, daß wir damit überkleidet werden - wir fleißigen uns, wir sind daheim oder wallen, daß wir ihm wohlgefallen. Denn wir müssen alle offenbar werden vor dem Richterstuhl Christi, auf daß ein Jeglicher empfange, nach dem er gehandelt bei Leibes Leben (davontrage, was durch den Leib geschehen, wozu er gewirkt hat), es sei gut oder böse. Wir wissen, daß der Herr zu fürchten ist, darum bewegen wir die Menschen zum Glauben.“ Das ist aber eine Furcht, wie sie die vollkommene Liebe erweckt, es gibt eine andere Furcht, welche durch die vollkommene Liebe ausgetrieben wird. Und es gibt der Beispiele in der heiligen Schrift, wie auch im täglichen Leben, wie Sand am Meere, wie gnädig Gott einem Jeglichen ist, der bei diesem Werke beharret, daß er sich an Gnade hält, daß er seine Gnade nicht verlasse - und wie schrecklich Gott zürnet über Alle die da meinen, mit Gott und seinem Worte spielen zu können nach ihren Gelüsten. Die wichtigste Ursache aber welche wir haben, die Zeit die uns hier übrig ist, in Gottesfurcht zu wandeln, ist: weil jeder andere Wandel nichtig ist, weil wir von jedem andern Wandel erlöset sind, weil der Preis, der für diese Erlösung bezahlt wurde, ein ganz kostbarer ist, einen unendlichen Werth hat, und weil derjenige der den Preis bezahlte, der von Gott selbst dazu Gesalbte ist und als solcher vollkommen derjenige, welchen das Gesetz mit seinen Geboten bezweckt. Jeder andere Wandel ist nichtig, ist eitel. Die Christen an welche Petrus schrieb, ließen sich einschüchtern durch Menschensatzung; das Fleisch hat immerdar seine Väter, sogenannte prophetische oder apostolische Väter oder Kirchenväter; gemäß ihrer Lehre, so wie sie gelehret haben, will das Fleisch lehren und seinen Wandel darnach richten. So hatte Paulus vor einer Bekehrung einen Vater an Gamaliel und an der ganzen Synagoge, welche Väter hießen; so hatten später viele Christen vor ihrer Bekehrung ihren Vater an Hieronymus und Andern, welche verbieten ehelich zu werden und die Speise, die Gott geschaffen hat, zu nehmen mit Danksagung. Das ist nun der Wandel nach Fleisch, welcher eitel und nichtig ist, und wovon Paulus schreibt Römer 6: „Da ihr der Sünde Knechte waret, da waret ihr frei von der Gerechtigkeit; was hattet ihr nun zu der Zeit für Furcht? Welcher ihr euch jetzt schämet, denn das Ende derselben ist der Tod.“ Da haben wir dieses Wandels Nichtigkeit. Von diesem nichtigen Wandel nach väterlicher Weise, nach einem Gesetzes Buchstaben welcher tödtet, sind wir erlöst, freigekauft, schreibt der Apostel. So sind wir denn Sclaven und Leibeigene dieses Wandels gewesen, so steckten wir denn in diesem Wandel gleichsam in einem Kerker? Ja, so war es; und es war bei uns weder Rath noch Mittel, nicht einmal der Wille, aus diesem Kerker und Gefängniß hinwegzukommen. Und solcher Wandel, wobei man meint man sei gerecht und ist doch zu Allen untauglich, wie gefällt er dem Fleische! dabei kann man ja alle Sünden an der Hand halten und sich doch segnen mit der Zukunft. Aber gibt es etwas hienieden, das mächtig wäre uns aus solchem Zustande zu erretten, aus dem Zustande, da man unter dem Gesetze ist, aus dem Zustande, von welchem es offenbar ist was der Apostel Paulus davon bezeugt Röm. 7, 5 und Röm. 3, 10-18? O, solcher Zustand, wobei wir in unserem Tode stecken bleiben und dem Tode Frucht tragen; solcher Zustand, zu welchem sich alle Greuel gesellen; solcher Wandel, wobei man aus Werken eines Gesetzes sucht, was nur aus dem Glauben da ist: - wie mußte er Gottes Zorn über uns reizen, denn wie beleidigten wir damit die allerhöchste Majestät und Güte! Das war ein Wandel der Feindschaft wider Gott, welche nur Gott wegnehmen konnte. Und er hat es gethan aus ewiger Erbarmung, er hat die Versöhnung dargestellt - aber was hat es ihn gekostet! Nicht weniger hat es ihn gekostet als sein eigenes Herzblut, nicht weniger als das Blut seines lieben Sohnes, so daß es Leben um Leben ging. Unser sündiges Leben wurde aus dem Mittel gethan in dem Ausgießen des Lebens seines Sohnes; davon kam uns das Leben, die Erlösung, die Befreiung von dem Wandel des Fleisches, hinfort zu wandeln nach Geist; denn die Verpflichtung des Werkbundes, des „Thue das“ wurde zu nichte gemacht in dem Tode seines Sohnes, und über uns ging auf der ewige Gnadenbund. Sollen wir das nicht zu Herzen nehmen? Es gibt keinen Menschen, der den Werth eines Gegenstandes von hohem Preise kennt, und nicht mit demselben behutsam umgeht; es hat sogar ein Kaiser einen kostbaren Spiegel aus einem Welttheil in einen andern Welttheil auf Händen tragen lassen, auf daß er ganz bliebe.

„Ihr seid theuer erkauft“ schreibt der Apostel Paulus „darum verherrlichet Gott, beides, an eurem Leibe und an eurem Geiste, welche Gottes sind“ Nein wahrlich, wir sind nicht mit vergänglichen Dingen erlöst von unserm eiteln Wandel, nicht mit einem Stück Silber oder Gold! Was begeht der denn, der um vergängliche Dinge, um ein vergängliches Stück Silber oder Gold sich selbst gegen besseres Wissen den eiteln Dingen, dem eiteln Wandel nach Fleisch ergibt, sich wieder willig davon zum Sclaven machen läßt? „Ihr wisset es“ schreibt der Apostel Petrus „für welchen unermeßlichen Preis ihr erkauft seid.“ - Wer das weiß, der soll auch wissen, von welchem unermeßlichen Werth er ist - und wo er sich dennoch muthwillig zerstören läßt um ein vergängliches Ding, so soll er wissen daß geschrieben steht: „So Jemand den Tempel Gottes verderbet, den wird Gott verderben - der Tempel Gottes ist heilig, der seid ihr.“) Wenn wir nur nach Gottes Willen, nach Gottes Gesetz sind, soll uns das nicht genug sein? Wenn unser Wandel nur so ist daß er Gott gefällt, daß er seinem durch Mose gegebenen Gesetze vollkommen entspricht: was sollen wir dann noch nach Menschenlehre, Menschensatzungen, Menschenwillen und Fleisches Wandel fragen? Und wirklich, wenn wir nach dem Geist wandeln, so wissen wir, daß wir zu diesem Wandel nach dem Geist erkauf sind durch das kostbare Blut des „Einen“, den Gott dazu geheiliget und in die Welt gesandt, den Gott dazu gesalbet und der die Bezahlung so gebracht hat, daß das Gesetz es laut bezeugt: Mir ist genug geschehen; ich habe von nun an nichts mehr und von Niemanden der in diesem Einen ist, zu fordern! Diesen Einen, Christum nennt ihn der Apostel. So ist er denn unser Hohepriester, unser König, unser Gesetzgeber. Sollen wir uns noch Gewissen machen lassen von einem andern Gottesdienste? Da er die Bezahlung brachte, brachte er sie wie ein unschuldiges und unbeflecktes Lamm, wie ein Lamm ohne inwendigen Fehl und auswendigen Flecken. So ist er denn das wahre Osterlamm, vor dessen Blut, wenn wir damit die Pfosten und die Schwelle unseres Hauses bestreichen, der Würger vorübergeht; Er das Lamm, das Opfer welches das Gesetz wollte, das Lamm das des Volkes Sünde wegtrug an. Einem Tage, das Lamm in dessen Blut dem Volke die Gerechtigkeit des Lebens, der ganze gute Wandel, das ganze Werk des Glaubens geschenket wurde - und nun wir, als Lämmer (sei es auch als Schlachtschafe, die um seinetwillen getödtet werden) - ihm nach, in einen Fußstapfen gegangen, bei der Wahrheit Christi beharret, daß wir ohne Fehl und ohne Flecken vor ihm erfunden werden an dem Tage seiner Offenbarung, wenn er die Krone wird mitbringen! Das ist es, daß ich es noch mal sage, wozu der Apostel ermahnet, was der Herr befiehlt in allen diesen Worten, namentlich in denen: „Werdet heilig, denn ich bin heilig!“ O, wie heilig und rein bekennt sich Gott als ein allmächtiger Gott und als ein treuer Vater zu denen, die nicht nach Fleisch, sondern in Christo Jesu nach Geist wandeln! Nein, Gott ist kein Diplomat, daß er sich zu denen nach Geist und zu denen nach Fleisch halten sollte; so heilig wie er ist, wird er nimmer eins mit dem schädlichen Stuhl, der das Gesetz übel deutet Er weiß nichts und will nichts wissen von Allem was nicht aus Glauben, was nicht nach seinem Worte ist, sondern läßt es in Finsterniß herumzappeln, bis es in den Abgrund versinkt. Er hält sich rein zu seinem armen Volke, das ihn fürchtet und auf sein Wort harrt. Darum werdet auch ihr heilig, haltet den Weg Gottes, fürchtet ihn allein, daß ihr das Zeugniß empfanget: „Sie haben sich mit den Verzagten und Abgöttischen nicht eingelassen, sie sind keusch geblieben bei dem Worte vom Glauben, sie sind dem Lamme gefolgt wo es auch hingegangen.“ Das gebe euch unser allmächtiger Herr durch den Geist einer Gnaden! Amen.

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