Hutter, Leonhard - Inbegriff ... - Vierundzwanzigster Artikel. - Von dem Kreuz und dem Trost in demselben.

Hutter, Leonhard - Inbegriff ... - Vierundzwanzigster Artikel. - Von dem Kreuz und dem Trost in demselben.

1. Warum lässt Gott zu, dass die Gläubigen durch mancherlei Angst und Not geübt werden?

Davon könnten sehr viele Ursachen angegeben werden; aber vorzüglich geschieht es aus folgenden Gründen:

1) Weil in den Gläubigen auch noch Sünde übrig ist, und ihnen gröbere Fleisches-Begierden, die gegen den Geist streiten, ankleben. Deshalb reizt sie Gott durch mancherlei Kreuz zur Buße, zum Glauben, Gebet, zur Erneuerung des Lebens, und andern dergleichen gottseligen Übungen. Jes. 28,19: die Anfechtung lehret auf das Wort merken.

2) Weil Gott will, dass die Gläubigen auch in diesem Leben gleich sein sollen dem Ebenbilde seines Sohnes, Röm. 8,29.

3) Weil Gott auf diese Weise seine Gegenwart, Liebe und Allmacht den Gläubigen herrlicher erweiset, Jes. 37,20: „Nun aber, Herr, unser Gott, hilf uns von seiner Hand, auf dass alle Königreiche auf Erden erfahren, dass du Herr seist allein.“

4) Weil Er will, dass die Frommen Zeugnis ihres Glaubens und Bekenntnisses ablegen, dass sie keine Heuchler sind, sondern in Wahrheit also glauben und halten, und nicht ihres Nutzens wegen eine erdichtete Lehre verbreiten. Ps. 116,10: „Ich glaube, darum rede ich. Ich werde aber sehr geplagt.“

2. Wie muss das Kreuz getragen werden?

Erstens, in wahrer Demuth, welche in ernster und inniger Erkenntnis der Sünden besteht. Zweitens, in wahrem Glauben an Christum, so dass wir durch ihn allein Linderung des Kreuzes von Gott erbitten. (S. 152)

Dann in wahrer Geduld, welche still sich in den Willen Gottes ergibt. Endlich in festem Trost, mit welchem wir uns selbst unter dem Kreuze aufrichten.

3. Woher ist solcher Trost zu nehmen?

Aus dem Worte Gottes, nach dem Spruch Davids Ps. 119,92: „Wo dein Gesetz nicht mein Trost gewesen wäre, so wäre ich vergangen in meinem Elend.“

4. Gibt denn die Philosophie nicht auch gewissen Trost?

Sie gewährt zwar Trost, aber sehr schwachen, welcher in schwereren Anfechtungen nicht bestehen kann. So tröstet sie 1) mit der Notwendigkeit; woher das bekannte: was du nicht ändern magst, das trage mit Geduld; 2) mit dem Wert der Tugend, dass wir nicht etwas Unrechtes tun, wegen des Schmerzes; 3) mit dem guten Gewissen; 4) mit dem Beispiel Anderer; 5) mit der Hoffnung eines fröhlichen Ausganges; 6) mit unsterblichem Ruhm, und mit noch einigem Andern, was diesen ähnlich ist. Melanchth. in den Artt. und im Exam.

5. Gib festere Trostgründe aus der heil. Schrift?

Die heil. Schrift gewährt vorzüglich fünf Trostgründe. Der erste ist: der gute Gotteswille; denn nicht von ungefähr oder aus Zufall werden wir geplagt, sondern weil es Gott so ordnet. Matth. 10,29.30: „Kauft man nicht zwei Sperlinge um einen Pfennig? Noch fällt derselben keiner auf die Erde, ohne euern Vater. Nun aber sind auch eure Haare auf dem Haupte alle gezählt.“

6. Welches ist der zweite?

Das gute Ende des Kreuzes, Röm. 8,28: „Wir wissen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.“

7. Der dritte?

Die Verheißung der göttlichen Hilfe und Gegenwart in allen Drangsalen; Ps. 91,15: „Ich bin bei ihm in der Not, ich will ihn herausreißen und zu Ehren machen.“

8. Nenne den vierten?

Dieser ist: ein gutes Gewissen, welches im Unglück ein großer Trost ist, 2 Kor. 1,12: „Unser Ruhm ist der (im Drangsal), nämlich das Zeugnis unsers Gewissens.“ (S. 153)

9. Und den fünften?

Der ist das feste Vertrauen auf die Vergebung der Sünden in Christo, welches machet, dass wir bei Gott in Gnaden sind, mögen wir geprüft werden, durch welche Drangsal es auch sei, Röm. 8,33: „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht. Wer will verdammen? Christus ist hier, der gestorben ist, ja vielmehr, der auch auferwecket ist, welcher ist zur Rechten Gottes, und vertritt uns. Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal, oder Angst, oder Verfolgung, oder Hunger, oder Blöße, oder Fährlichkeit, oder Schwert? Aber in dem allen überwinden wir weit, um des willen, der uns geliebt hat. Denn ich bin gewiss, dass weder Tod, noch Leben, weder Engel, noch Fürstentum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges, noch Zukünftiges, weder Hohes, noch Tiefes, noch keine andere Kreatur, mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist, unserm Herrn.“

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/h/hutter/inbegriff/kapitel_24.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain