Reichenthal, Ulrich - Die Verbrennung des Johann Hus 1415

Reichenthal, Ulrich - Die Verbrennung des Johann Hus 1415

Ulrich Reichenthal, Chronik des Konstanzer Konzils

Do nun das vorgieng, do gaben sy ain urtail über inn, also: Der wär ein kätzer und ainer der gestraft solt werden umb sin boßhait. Und empfahlen inn dem weltlichen rechten und batend unßern herren den küng, und as weltlich recht, das man inn nit tötet und inn sust behielt. Do sprach der küng zu hertzog Ludwigen: „Sid ich der bin, der das weltlich schwert innhaltet, lieber öham hertzog Ludwig, unßer und des hailgen römschen richs kurfürst und unßer ertztruchsäß, so nement inn und tund im als ainen kätzer, an unßer statt“. So rüst hertzog Ludwig der von Costentz vogt, der von des richs wegen vogt was, das was Hanns Hagen, der och zegegen was und sprach: „Vogt, nun nim den von unßer baider urtail wegen und verbrenn inn als ain kätzer“. Der hieß die rautsknecht und den henker, das sy inn uß furtind zu verbrennen und im aber kain sin häß, gürtel, gewand, sekel, messer, pfening, hosen, noch schuch nit nemen, noch abzugend. Das beschach och. Und hatt doch zwen gut swartz rök an, von gutem tuch und ain gürtel, der was ein klain beschlagen und zway bymesser in ainer schaid und ain lidrin sekel, da mocht wol ettwas inne sin. Und hat ain wiß infel uff linem hopt alß dann hernach gemauelt staut, da stünden an zwen tüfel und ye enmitten geschriben: Heresiarcha, das ist vil geredt, als ain ertzbischof aller kätzer. Und furtend inn die von Constentz uß mer dan mit tusend gewaupoten mannen; und die fürsten und herren och gewaupot. Und furtend inn hertzog Ludwig diener zwen, ainer zu der rechten siten, der ander zu der linggen. Und was nicht gebunden, dann sy sust neben im giengen und rustend mir Uolrichen zu in. Und giengen vor und hinder im des rauts knecht und furtend inn zu Geltinger for ußhin. Und von großem trang, das da was, do muß man inn füren den brül umbhin, umb Richmans widenhuß und wurden der gewaupoten mer, dann III tusend, on ungewaupot und on frowen. Und muß man die lüt uff der brugg an Geltinger for halten, das ye ain schar hinüber kam und vorcht man die brugg bräch. Und fürt man inn uff das klain inder usser feld, enmitten. Und an dem uß hin füren bettot er nit anders dan „Jhesu Christe, fili dei vivi, meserere mei!“ Und do er kam zu dem uffer veld und er ersach das für, holtz und strö, do viel er drymal uff sin knie und sprach mit luter stim: „Jhesu Christe, fili dei vivi, qui passus es pro nobis, miserere mei!“ Darnach fragt man inn, ob er bichten wolt? Da sprach er: „Gern wann das es hie zu eng ist!“ Da er nun kam in den ring, do machot man ain witen ring. Do fragt ich inn, ob er bichten wölt? Da wär ain priester, der hieß herr Uolrich Schorand, der hett do des concilium und des bistümbs gewalt. Do ruft ich demselben herr Uolrichen. Der kam zu im und sprach zu im: „Lieber herr und maister, wöllen ir abtretten dem ungeloben und der kätzery, darumb ir liden mußend, so will üch gern bicht hören, wöllen ir aber das nit tun, so wissend ir selbs wol, das in gaistlichen rechten stat, das man kainen ketzer enkain göttlich sach tun sol, noch geben sol!“ Do sprach der huß: „Es ist nit not, ich bin kain todsünder nit!“

Darnach do wolt er haben angefangen predigen in tütsch, das wolt hertzog Ludwig nit und hieß inn verbrennen. Do nam inn der henker und band inn mit häß und mit allem an ain uffrecht brett und stallt im ain schemel under sin füß und lait holtz und strou umb inn und schütt ain wenig bech darin und zündet es an. Do gehub er sich mit schyen vast über und was bald verbrunnen. Und do er allerding verbrunnen was, dannocht was die insel in dem für gantz. Do zerstieß sy der henker. Und do verbran sy och.

Darnach furt man äschen gentzlichen, was das lag, in den Rin.

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