Hus, Jan - Brief an seine hohen Wohlthäter (1415)

Hus, Jan - Brief an seine hohen Wohlthäter (1415)

(Constanz, im J. 1415.)

Meine gnädigsten Wohlthäter und Beschützer der Wahrheit! Ich ermahne Euch um Jesu Christi willen, daß Ihr die Eitelkeiten dieser Welt hintansetzet und dem ewigen Könige, dem Herrn Christo dienet. Verlasset Euch nicht auf Fürsten, auf Menschensöhne, in welchen kein Heil ist, weil die Menschenkinder Lügner und betrüglich sind. Sie leben heute, und Morgen kommen sie um, Gott aber bleibt in Ewigkeit: welcher Diener hat nicht zu seinem Bedürfnisse, sondern nur zu deren Wohlfahrt, und ihnen alles, was er verspricht, hält, seine Zusagen erfüllt. Er läßt keinen treuen Diener hinter sich zurück, da er sagt: wo ich bin, da wird mein Diener auch sein. Dieser Herr macht jeden seiner Diener zum Herrn über alles, was er besitzt, indem er sich ihm selbst gibt und mit ihm Alles, so daß er ohne Verdruß, Furcht, ja ohne allen Mangel Alles besitzt, und mit allen Heiligen unendliche Freude genießt. Diesem Könige also dienet, geliebteste Herren, in Furcht: er wird Euch, wie ich hoffe, nun in seiner Gnade und wohlbehalten nach Böhmen führen, und hernach zum ewigen Leben der Herrlichkeit. Lebet wohl. Denn ich glaube, dieß ist der letzte Brief an Euch: ich glaube, morgen werde ich in der Hoffnung Jesu Christi durch einen schrecklichen Tod von den Sünden gereinigt werden. Was mir in dieser Nacht widerfuhr, kann ich nicht schreiben. Siegmund handelte durchaus trügerisch, Gott schone seiner, und zwar allein Euretwegen. Ihr habt ja selbst auch die Ansicht, die er vortrug, gehört. Ich bitte Euch, habt keinen Argwohn gegen den treuen Vitus.

Quelle: Renner, C. E. - Auserlesene geistvolle Briefe der Reformatoren

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