Hus, Jan - Brief an die Gläubigen in Prag.

Hus, Jan - Brief an die Gläubigen in Prag.

M. Johannes Huß, in der Hoffnung ein Knecht Jesu Christi, allen, die Gott lieben, und sein Wort bekennen, und auf die Offenbarung ihres Heilandes warten, mit welchem sie ewig zu leben wünschen, denen sey Gnade und Friede von Gott dem Vater, und dem HErrn Jesu Christo, der sich zum Opfer für unsre Sünden dahin gegeben hat, daß Er uns errettete von der gegenwärtigen argen Welt, und der ewigen Verdammniß; nach dem Willen Gottes, des Vaters, welchem sey Ehre in Ewigkeit, Amen.

Ihr Lieben, fürchtet euch nicht, und erschrecket nicht, daß Gott einige von euch versucht, und zulässet, daß die Anhänger des Anti-Christs mit ihrer Tyranney sie plagen können; denn Gott selbst spricht einem jeden seiner Knechte zu: du sollst dich nicht fürchten dürfen vor Schrecken, noch vor dem Sturme der Gottlosen, wenn er kommt, denn der HErr ist dein Trost u. s. w. Und wiederum: Ich bin bey ihm in der Noth, ich will ihn herausreißen u. s. w. Da wir nun, lieben Brüder, solches wissen, so achtet es für lauter Freuden, daß ihr in mancherley Anfechtung gerathet, auf daß euer Glaube, so er rechtschaffen ist, Geduld wirke, die Geduld aber fest bleibe bis ans Ende, und ihr vollkommen seyd, und lauter, und keinen Mangel habt. Seelig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet, denn, nachdem er bewähret ist, wird er die Crone des Lebens empfahen, welche Gott verheißen hat denen, die Ihn lieben. Darum bestehet in der Wahrheit, die ihr erkannt habt. Alles, was ihr thut, das thut, als Kinder Gottes. Seyd getrost, denn Christus hat überwunden, und ihr werdet auch überwinden. Gedenket an den, der von den Sündern solchen Widerstand erlitten hat! auf daß ihr nicht in euerm Muthe matt werdet, und ablasset! Betrachtet Jesum Christum, den Anfänger und Vollender des Glaubens, der, da ihm Freude vorgelegt war, erwählte er das Creutz, achtete der Schande nicht, und sitzet nun zur Rechten Gottes.

Sehet, wie der Schöpfer, HErr und König der ganzen Welt, in der Erniedrigung seiner Menschheit so vieles unschuldig erlitten hat! Wie diente ER doch uns Sündern, indem ER Hunger und Durst, Frost und Hitze, Wachen und Schwachheit, Arbeit im Lehren, und Schmach von den Schriftgelehrten und Priestern erduldete, so, daß sie Ihn einen Säufer, einen Fresser, einen Teufels-Mann und Gotteslästerer schalten, und sagten, ER sey nicht von Gott, so, daß sie ihn zu einem Ketzer machten, ihn excommunicirten, aus der Stadt hinausführten, und creutzigten, als einen Verfluchten.

Wenn nun Christus solche Verfolgung von den Priestern erlitten hat, der doch alle ihre Kranken ohne Entgeldt mit einem bloßen Worte geheilet, Teufel ausgetrieben, Todte auferweckt, den Willen Gottes gelehrt, keinem Menschen einigen Schaden gethan, noch eine Sünde begangen, sondern blos ihnen ihre Bosheit aufgedeckt, was wundern wir uns denn, wenn auch heute zu Tage die Diener des Anti-Christs, die noch geitziger, üppiger, grausamer, und listiger sind, als jene Pharisäer, die Knechte Gottes verfolgen, schmähen, verfluchen, verbannen, gefangen setzen, umbringen? Wir aber wollen für sie zu Gott bitten, auf daß, wenn einige unter ihnen auserwählt sind, sie zur Erkenntniß der Wahrheit gebracht werden mögen. Gott verleihe euch Beständigkeit, und erfülle euer Verlangen, um des Verdienstes Jesu Christi willen, mit allem Guten, der für uns den schmählichen Todt erlitten, und damit uns ein Exempel gelassen hat, daß wir gleichermaaßen nach Seinem Willen leiden sollen, Amen.

Quelle: Wöchentliche Beyträge zur Beförderung der ächten Gottseligkeit.

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