Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Der unterbrochene Satz

Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Der unterbrochene Satz

„Der Sohn aber sprach zu ihm: Vater, ich habe gesündigt gegen den Himmel und vor dir; ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße. Aber der Vater… (V. 21-22)

Wie ein ungestümer Quell aus der Tiefe, so war unter der Umarmung seines Vaters bei dem verlorenen Sohn das Bekenntnis seiner Sünde aufgebrochen. „Vater, ich habe gesündigt. Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.“

Da fällt ihm sein Vater ins Wort. Bis dahin lässt er ihn kommen. Das Bekenntnis der Sünde muss heraus, und er lässt auch den Sohn es aussprechen: „Ich bin’s nicht wert, dass ich dein Sohn heiße.“ Aber das, was dann noch kommen sollte, die Selbsterniedrigung des Sohnes zum Tagelöhner, das, was der Vater erwartet und ahnt, das soll er nicht sagen. Das Wort vom Tagelöhner soll er nun durchaus nicht aussprechen. Durch einen Kuss kürzt der Vater ihm die tiefste Demütigung ab und fällt ihm in die Rede, indem er die Knechte ruft, die das Mahl bereiten sollen. Nein, nicht Tagelöhner sollst du sein, sondern dennoch, dennoch Sohn im Vaterhaus! Wunderbar hat Jesus in seinem Gleichnis uns damit des Vaters Gnade vor Augen gemalt. Er unterbricht das Bekenntnis des Sünders, wenn er die aufrichtige Reue sieht, und nimmt ihn an aus Gnaden, um Jesu willen, des Sohnes, der uns dies Gleichnis erzählt hat.

Wer sich selbst richtet, der wird nicht gerichtet, sondern ist schon vom Tode zum Leben hindurchgedrungen. Wer sich selbst nicht richtet, der kommt ins Gericht. Und in dem Gericht wird ihm nichts zugedeckt. Da kommt einem niemand entgegen. Da fällt einem niemand ins Wort. Da schneidet einem niemand die Rede ab. Nein, da kommt alles, alles ans Licht, und dem betreffenden Sünder wird eins nach dem andern vor Augen gehalten, und „die Bücher werden aufgetan“, und es wird alles aufgedeckt. Und wenn doch jemand niederfallen und um Vergebung bitten wollte, dann ist es zu spät. Die Taten sprechen. Dann geht die Tür auf in den Richtersaal, wo die Waage hängt und das Schwert und wo die Hand schreibt an der Wand und schreibt wider uns, und man kann dieser Hand nichts abhandeln. Sie weiß alles. Meinst du, du wärest doch wert, hineinzukommen in des Vaters Haus? Im Gleichnis vom Jüngsten Gericht sehen wir, wie alle, die verdammt werden, sich noch zu entschuldigen suchen. Aber dann fällt das letzte Wort: Gewogen und zu leicht erfunden!

Der Vater spricht zu seinen Knechten: „Bringt das beste Kleid hervor.“ Die Knechte werden herzugelaufen sein und dabeigestanden haben. Sie hatten es ja auch alle längst gewünscht, dass der junge Herr wiederkommen möchte. Sie hatten es gewünscht um des Vaters willen und auch um des Jungen willen. Und nun antwortet der Vater auf des Sohnes Bekenntnis mit der Tat. Er sagt nichts zu seinem Sohn. Er wendet sich von ihm zu seinen Knechten und antwortet mit der Tat. Das ist die Vergebung. Er stellt ihn zugleich den Knechten vor als seinen wiedergefundenen, wieder lebendig gewordenen Sohn. Die Knechte sollen nichts hören von dem Bekenntnis, nichts hören von seiner Erniedrigung. Sie sollen eilen, ihn wieder einzukleiden, ihn wieder zu begrüßen als ihren jungen Herrn.

Der Sohn hat seine Sünde bekannt. Der Vater sagt nichts zu ihm. Dem Sohn gilt nur sein Kuss und die Sprache seiner Arme, die ihn umschlingen. Aber in seinem Wort an die Knechte ist alles enthalten. „Dieser mein Sohn war tot und ist wieder lebendig geworden. Er war verloren und ist gefunden worden.“ Daraus soll er nun es entnehmen: Zwischen uns wird über das, was hinter uns liegt, nie, nie wieder gesprochen. Es ist vergeben. So sieht Gottes Vergebung aus.

Er lief uns entgegen in Jesus, seinem Sohn. Wie Gott die Welt geliebt hat, das können wir sehen am Kreuz. Und wenn uns nun Gott sagt: Es ist um Jesu willen alles vergeben, dann ist es vergeben, und dann haben wir das Recht, das, was hinter uns liegt, zu vergessen. Der Vater wusste, wie schlecht sein Sohn war, und schmückte ihn doch mit allen Ehrenzeichen als seinen Sohn. Das ist Vergebung. Er hat mich angenommen.

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