Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Nicht wert

Humburg, Paul - Die ganz große Liebe - Nicht wert

„Ich bin hinfort nicht mehr wert, dass ich dein Sohn heiße.“ (V. 19)

Es ist ein kleines Wort und ist doch abgrundtief. Es lässt uns hineinschauen in das innerste Herz des verlorenen Sohnes. „Ich bin nicht wert.“ Dass ihn seine Sünden quälen und sein schnöder Undank gegen seinen Vater, dass er das Bedürfnis hat, seinem Vater seine Sünden abzubitten, und sich darum zu ihm aufmachen will, das alles zeigt, dass sein Gewissen erwacht ist. In diesem Wort klingt die tiefste Stimme eines verwundeten Herzens auf: „Ich bin nicht wert.“ Nicht seine Sünden nur, seine Sünde ist ihm offenbar geworden. Er hat nicht nur Missfallen gefunden an dem, was er getan hat, sondern das ist seine Not: dass er so ist, wie er ist. Die rechte Selbsteinschätzung ist bei ihm eingetreten: Gott kann mich nicht wollen. Das ist die Not des Sünders, dem Gottes Geist das Gewissen erschreckt hat. „Ich bin nicht wert, dass ich dein Sohn heiße.“ Wir wissen nicht, dass Petrus ein besonderer Sünder gewesen ist in den Tagen seines Fischerhandwerkes am See Genezareth. Aber als ihm Jesus und seine göttliche Herrlichkeit in seinem Schiff begegnete, da fiel er zu seinen Füßen nieder: „Herr, gehe von mir hinaus! Ich bin ein sündiger Mensch“ (Luk. 5, 8). Dass sein ganzes Wesen verderbt war und er nicht stehen konnte vor dem Heiligen Gottes, das wurde ihm mit einem Schlage klar und warf ihn auf seine Knie. „Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig!“ bat der Zöllner im Tempel. Mit dem einen Wort „Sünder“ gab er sich vor Gott preis und flehte um Begnadigung.

Das ist es, worauf es auch bei uns ankommt. Gib dich auf! Gib dich verloren! Sage es deinem Gott: „Ich bin nicht wert, dass ich dein Sohn heiße.“ Dann wird es auch mit deiner Bekehrung eine gründliche Sache. Wenn das Wörtchen „wert“ fällt, dann muss ich ausscheiden, dann ist mit mir Schluss. Ich bin nicht wert, Gottes Kind zu heißen. Als der Seher in der Offenbarung Johannes (Kap. 5) die Frage hört: „Wer ist würdig, das Buch zu öffnen?“, fährt er fort:

„Ich weinte sehr, dass niemand würdig erfunden wurde.“ Wenn’s nach der Würdigkeit geht unter den Menschen, dann ist’s zum Weinen.

„Mache mich zu einem deiner Tagelöhner!“ Was ist es doch um ein wirklich gebeugtes Herz! Wenn ein Mensch ganz demütig, ganz aus der Tiefe, aus der Not seines bedrängten Gewissens heraus nur den einen Wunsch noch hat, bei Gott wieder angenommen zu werden, dann stellt er keine Ansprüche und erhebt keine Forderungen. Da macht er keine Bedingungen. Nein, der geringste Posten in seines Vaters Haus als Tagelöhner, nicht einmal als Knecht des Hauses, erscheint dem verlorenen Sohn begehrenswert. Wenn er nur in des Vaters Haus ist, nur in der Nähe des Herzens, dem er so weh getan hat! So hat schon manch einer in tiefer Not zu Gott gefleht: Herr, wenn ich auch ganz hinten stehen muss in der Reihe derer, die selig werden, wenn ich nur mit dabeisein darf! Nimm mich nur an, lass mich nicht liegen, schick mich nicht fort! Oder so, wie der Schächer bat: „Vergiss mich nicht!“ Da erhebt der Mensch nur Anspruch auf Gnade. Durch Gottes Wort erweckt, wagt er es, an Gottes Tür anzuklopfen als Sünder, den der Vater mit Fug und Recht mit Hunden vom Hofe jagen lassen könnte, und der Sohn könnte nichts dagegen einwenden. So hat er’s verdient.

Das ist die Kühnheit des Glaubens, dass er sich aller Gnade unwert achtet und des ewigen Todes schuldig erkennt und doch aus dem Abgrund seiner Verzagtheit hineingreift in das Herz Gottes. Gerade wenn der Mensch erkannt hat: „Ich bin nicht wert“, wenn ihm alle Entschuldigungen ausgegangen sind und es bleibt ihm nur das ewige Verderben, gerade dann, aus der tiefsten Not heraus, darf er, durch Gottes Geist ermutigt, im Glauben in die höchste Höhe greifen: Mache mich – nur selig! Und ob ich auch nur ein Tagelöhner bin in deinem Haus: „Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause denn wohnen in der Gottlosen Hütten“ (Ps. 84, 11).

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