Huberinus, Caspar - Etlich Schlusred vom gnaden Bundt Christi/ das ist vom Tauff/ und vom kinder glauben.

Huberinus, Caspar - Etlich Schlusred vom gnaden Bundt Christi/ das ist vom Tauff/ und vom kinder glauben.

Wittemberg.

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  1. Der bundt den Gott mit uns macht/ ist ein Bundt der gnaden.
  2. Der Bundt aber der gnaden/ begreifft ynn ym ein tröstliche zusagung Gottes.
  3. Die selbige zusagung und verheissung ist/ Das Gott uns gnedig welle sein/ uns wolthat erzeigen/ welle unser trewer vater/ und barmhertziger Gott sein.
  4. So er uns denn nu in solcher seiner zusagung verspricht zusein ein trewer vater.
  5. So volgt/ das wir seine kinder werden/ die weil er unser vater wirt yn sölcher seiner Bündtnis.
  6. Nu kan aber niemand ein kind Gottes werden/ dann durch den glauben. Gala. 3. Jr seyt alle gottes kinder/ durch den glauben an Jesum Christ/ Jtem. Joh. 1.
  7. Sollen nu die jungen kindlin Gott angenem/ und in die kindtschafft auffgenomen werden/ so müssen sie glauben. Denn on glauben ists unmüglich Gott gefallen. Heb. 11.
  8. Darumb gibt Gott auch den jungen kindlen den glauben in der Tauff.
  9. Denn Gott verheisset ynn seinem bundt die erbschafft des ewigen lebens/ und die gab des heiligen geists/ eben so wol den jungen kindlen als den alten. Acto. 2.
  10. Denn ynn Christo ist wedder fraw noch man/ wedder jung noch alt.
  11. Es kompt auch die erbschafft nicht aus der vernunfft/ nicht aus den wercken/ sondern aus dem glauben. Gal. 3.4.
  12. Darumb müssen die kinder durch den glauben die erbschafft und das leben entpfahen.
  13. Denn die schrifft sagt/ wer dem son nicht glaubt/ der wird das leben nicht sehen/ sondern der zorn Gottes bleibt uber yhm.
  14. Glauben nu die kindlein nicht/ so bleibt der zorn Gottes uber yhnen.
  15. Bleibt aber der zorn Gottes uber yhnen/ so ist Gott nicht yhr vater/ sonder ein zorniger richter/ und also ein anseher der person.
  16. Gott aber ist nicht ein anseher der person/ er gibt einem itzlichen sey jung odder alt/ die gab des geistes nach seinem wolgefallen. Er geusset aus seinen geist uber alles fleisch. Johel. 2. Acto. 2.
  17. Denn der glaub ist ein gab des heiligen geists/ Ephe. 2. Die selbig gab geusset er reichlich aus uber seine auserwelten/ unangesehen die kindtheit/ ainfalt/ unverstandt.
  18. So dem nu allem also ist unwiddersprechlich/ so volgt/ das niemand auszuschliessen ist/ aus diesem gnaden Bundt/ denn jung und alt gehören in diese bündtnis/ die weil die verheissung zu jederman geschicht.
  19. Gleich wie das jung kindlein mit sich bringt von muter leib her die erbsund/ das ist/ den unglauben/ on alle vernunfft und verstandt/ allein das es vom ersten Adam her kompt und geborn wird.
  20. Also bringt auch das jung kindlein mit sich die erbgnad/ das ist/ den glauben/ aus der andern und newen geburt/ vom andern … Christo/ ynn der Tauff.
  21. Denn gleich wie die erbsünd ynn den jungen kindlein steckt/ und noch nicht heraus bricht ynn die werck/ bis zu seiner zeit.
  22. Also ligt auch der glaub verborgen ynn den new gebornen taufften kindlein/ und bricht nicht herauw ynn die werck bis zu gelegener zeit. Psal. 1.
  23. Gleich wie Christo/ als er getaufft ward/ die hymel eröffnet wurden/ der heilig geist uber yn herab gesandt/ und ein stym gehört. Das ist mein lieber son.
  24. Also wenn die kindlein getaufft werden/ so wird yhn der hymel auffgethan/ der heilig geist gegeben/ und werden kinder Gottes.
  25. Es glauben aber allein die aus dem andern Adam geborn werden/ und als viel yhr verordnet sind zum ewigen leben/ Acto. 13.
  26. Denn nicht alle sambt/ so vom Alten Adam geborn/ werden/ auch vom andern Adam darumb widder geborn. Denn viel beruffen sind/ und wenig auserwelet.
  27. Die weil aber sölchs allein der hertzkündiger weys/ und uns verborgen ist, welche die selbigen seyen.
  28. So sollen wir alle kindlein zu diesem gnaden Bundt bringen/ und verhoffen sie seyen alle aus der verordneten zal der auserwelten.
  29. Wir sollen alles thon/ was uns müglich ist zu thon/ da mit durch uns nichts verhindert werde/ und darnach die sach Gott vertrawen und heymstellen/ yhn bitten/ Das sein wil geschech.
  30. Gleich wie ym alten testament alle Jüden die beschneidung annemen musten/ und also ynn das Judenthum kamen.
  31. So komen auch die Christen ynn die gemyne Gottes die getaufft werden.
  32. Wann an stat der beschneidung ist die tauffe getrettenU/ an stat des gesetzes das Evangelion/ wie S. Paulus leret.
  33. Die beschneidung aber ist ein zeichen der gerechtigkeit des glaubens Roma. 4.
  34. Also ist auch die tauff ein zeichen des gnedigen willen Gottes gegen uns.
  35. Die zeichen der verheissung Gottes angehenckt/ sind nicht schlechte zeichen do bey man sol einen Jüden oder Christen erkennen gleich wie einen knecht bey der farb seines herren.
  36. Sonder die zeichen sind der genedig wil Gottes selbs gegen uns/ wie er zu Araham spricht/ Ich wil dein protector sein. etc.
  37. Also ynn der tauff wird uns ym wort zugesagt vergebung der sunden/ wie er spricht/ wer gleubt und getaufft wird/ der wird selig.
  38. Der glaub aber ists der den gnedigen willen Gottes und ablas der sünd erobert.
  39. Folget das die kein ablas der sünd haben die nicht glauben/ auch nicht ynn die gemeyne Gottes gerechnet/ wenn ausserhalb des glaubens und gemeyne ist kein vergebung der sünde.
  40. Also warden die ynn dem volk Gottes nicht erzelet die nicht beschnitten waren/ sonder ausgerottet.
  41. Niemand wird aber aus dem volk Gottes gethan denn der nicht gleubet.
  42. Sind nu die kindlein/ die beschnitten sind/ ynn dem volk Gottes/ und nympt sich Gott jrer an/ das er spricht/ Ich wil yhr Gott sein/ so müssen sie gelauben/ und ablas der sünd ym glauben durchs wort und werck Gottes erlangen.
  43. Wann niemand gefelt Gott on den glauben/ Heb. 11. und wer gleubt ist ein kind Gottes. Joh. 1.
  44. Wo die kindlein nu nicht gelaubten/ so het sie Christus nicht zu yhm geruffen/ hetten sie yhm nicht gefallen so het er nicht gesprochen ir ist das reich Gottes/ hette nicht uns heissen yhnen gleich werden.
  45. Die geschrifft preist den kinder glauben auffs höchst/ ynn den kindern die Heroden unschuldiglich von Christo wegen liesse ermörden. Item/ Psal. 8. Ex ore infantium. etc. Item ynn Joan. und Hieremia ynn mutter leibe.
  46. Item Psal. 77. preiset der text die kinder die unschuldig den abgöttern auffgeopffert werden/ Niemand aber wird unschuldig ynn der geschrifft genandt denn dem seine sünde nicht zugerechnet werden/ dem aber werden die sünd nicht zugerechnet der do gleubt/ Mundis omnia munda.
  47. So denn dcem also ist/ das die kinder gleuben/ so sol mans nach der regel Christi und Apostolorum/ die gantze heuser geteuffet haben/ ut est in actis/ teuffen/ und wer also gleubt und getaufft wird/ der wird selig.
  48. Wer nu die kindlein vom tauffe abfodert/ und vermeynt es sey on not die kindlein tauffen/ der thut nichts anders/ denn das er yhn misgunt der gnaden/ und ablas der sünd/ do her sie billich falsche Christen genennet werden sollen.
  49. Denn die tauffe ist nichts anders denn ein versicherung/ ein gewisses zeichen der bus/ und ablas der sünde/ wie S. Joh. sagt/ Ich teuffe euch mit wasser zur busse. etc. Derhalben sie an den kindlein die ym zorn geborn werden/ Eph. 2. anfecht und weret durchs leben durch und durch,
  50. Wenn alweg ist not der busse/ und besserung/ Und die getaufft werden müssen imer vornen zu yhrem alten Adam absterben und mit Christo widder erstehn/ ynn ein newerung des lebens/ Roma. 6.
  51. Da her die tauffe von S. Paul Titum. 3. Lauacrum regenerationis/ das ist ein bad dder widdergeburt genennet wird/ Und Christus selbs sagt/ wer nicht widdergeporn wird ex aqua et spiritu/ der mag ynn das reich Gottes nicht komen. Also Ephe. 5. Reyniget Christus sein runtzlichte und ungestalt praut/ lavacro aquae per verbum/ Ephe. 5. etc. Paulus spricht mermals ziehend aus den alten menschen/ und legend an den newen/ das ist/ gedencket an die tauffe daryn yhr der welt eygen fleisch der sünd abgestorben/ nun ort an der gerechtigkeit leben werdt.
  52. Also wie wol die Erbsünde den kindlen ym tauff vergeben wird/ mus es doch verheissen/ sein leben lang ze streiten widder den teuffel/ sünde. etc denn weil wir hie leben/ wird der Adam mit seiner sünde nicht gar getödtet/ bis der mensch zu aschen wird.
  53. Darum aber die kendlen yetzt ynn den gnaden bundt komen durch den tauff und glauben/ wird yhn die sünde nicht zugerechnet/ sonder von Gott gebenedeyet/ wie Marcus spricht/ und Christo eingepflantzet und eingeleibet/ wie S. Paulus sagt/ Rom.8. Psal. 13.
  54. Wo wir nu erstriten haben zum teil das man die kinder von yhres glaubens wegen teuffen sol/ felt der grosse yrsal schon umb/ derer die den widdertauff leren.
  55. Derhalben wir uns hie der kinder annemen/ und sie verteydingen/ wenn wie S. Augustinus sagt. Sie künden sich nicht vorsprechen und beschirmen/

Casper Huberinus.

Gedruckt zu Wittemberg durch Joseph Klug.

Aus dem Original abgeschrieben.

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