Hollaz, David - Die gebahnte Pilgerstraße - Das achte Gnadenwerk.

Hollaz, David - Die gebahnte Pilgerstraße - Das achte Gnadenwerk.

auf dem Wege zum himmlischen Jerusalem ist
die Bescheerung eines seligen Endes.

Das ist das letzte Ziel des Zionspilgers: Er kommt den Thoren der Freudenstätte näher, er erblickt ihren Glanz und Herrlichkeit von ferne. Der heilige Geist vollendet nun sein Werk der Buße und des Glaubens, und nimmt das Geschäft der letzten Läuterung, als eine Vollendung der täglichen Buße und der letzten Versiegelung, Confirmation, als einer Vollendung aller Glaubensübungen vor. Sind Stroh und Stoppeln, Eigenheiten und Unlauterkeiten mit auf den guten Grund gekommen, die werden im Läuterungsfeuer 1 Kor. 3,13 beschwerlicher Todeskämpfe abgebrannt; doch wird der Seele auch darin Manna gereicht, daß sie nicht verzage.

Je näher dein Ziel, je herrlicher, aber auch je härter ist alles dem eigenen Leben. Ist auf jeden Strauß in der Pilgrimschaft einige Ruhe und Stärkung geschenkt worden, so kann der Pilger glauben, daß auf das Ausharren im Letzten, als dem Beschwerlichsten, auch die herrlichste Erquickung folgen werde. Sei getreu bis an den Tod! weiter verlangt Jesus nicht; im Tode will Er alles selber machen. Die Bundeslade stund so lange im Jordan, bis Israel hinüber war. Alle vorhergehenden Uebungen des Glaubens in mancherlei auch den härtesten Proben, haben ihren Nutzen in der letzten Stunde; man weiß Bescheid, wo die Zuflucht ist, man ist geübt, man glaubt sich bis zum Schauen hin.

A) Selbstbetrug in Ansehung des letzten Endes.

1) Ein Selbstbetrug ist es, ohne rechtschaffene Bekehrung, ohne Vergebung der Sünden ein seliges Ende hoffen.

2) Seine Bekehrung und Aussöhnung mit Gott auf’s Todtenbette sparen ist die allerthörichteste Sache von der ganzen Welt. Denn was ist wohl wichtiger, als Buße und Glauben, daran ich vierzig, fünfzig Jahre zu lernen habe. (Der Autor meint hier eben nicht die erste Buße von den todten Werken, nicht eben den ersten Glauben, der durch das Evangelium in dem Herzen eines gebeugten Sünders gewirkt wird; (denn darüber darf man nicht so lange lernen, wie er selbst anderswo lehret), sondern er nimmt das ganze Werk der Buße und des Glaubens zusammen; so wie es in der ersten Bekehrung angefangen und in der täglichen Erneuerung fortgesetzt und geübt wird bis an das Ende.]

Die besten Seelen gestehen, daß sie nur Schüler darin seien, und das will der unbesonnene Sünder, wenn er krank, das ist, am untüchtigsten ist, geschwind und selbst, wenn’s ihn selber ankommt und gut dünkt, zu Stande bringen, dazu er doch schon von Natur ganz todt und erstorben ist.

Auch ist es Selbstbetrug, wenn man aus einer friedsamen stillen Abfahrt von Unbekehrten, die niemals aufgewacht, einen Schluß zur Seligkeit machen will. Es ist fast nichts schrecklicher, als Leute, die sicher gelebt, so sicher und sanft in die Ewigkeit gehen sehen, da alles hinein gesparet wird.

B) Die Furcht des Todes

hält machen Zionspilger auf, daß er zittert und an der Pforte der Ewigkeit, weil er keine rechte Versicherung der göttlichen Gnade hat.

C) Welchen Seelen das letzte Ende aus eigener Schuld schwer wird.

Ein schweres Ende machen sich die Leute, die ein gutes Fünklein bekommen, aber sich der Gnade nicht völlig im Leben hingegeben haben: 1) Nicht hingegeben haben zur völligen Aufdeckung der Sünden; das muß denn noch zuletzt geschehen. 2) Nicht zur Bedeckung derselben mit dem Blute Jesu, das müssen sie alsdann oft ängstlich suchen. 3) Sich nicht hingegeben haben zur Läuterung, sondern ihr Stroh, Stoppeln und Eigenheiten an sich behalten, und nicht bei gesunden Tagen haben abbrennen lassen. Die werden oft als ein Brand aus dem Feuer und Zorn gerückt Judä v. 23.

D) Treuer Rath und Vortheile zu einem seligen Ende.

Die Vortheile sind in gesunden Tagen, ach! in gesunden Tagen diese Seelensachen ausmachen, nämlich 1) sich zur Erkenntniß und Bereuung seiner Sünden bringen lassen, 2) zur Versicherung der göttlichen Gnade durch den Glauben an die Wunden Jesu. Man lasse sich das weiße Steinlein der Absolution und Loslassung bald schenken, bitte und bettle darum, damit man es als einen Paß an den Thoren der Ewigkeit ausweisen könne. Man reinige sich bei Zeiten von der Furcht des Todes im Blute des Lammes. 3) Ist man der Versöhnung im Glauben theilhaftig und eine neue Kreatur in Christo geworden; so halte man der läuternden Gnade stille, wie sie es äußerlich und innerlich mit uns macht.

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