Heuser, Wilhelm - Abrahams Führungen - Vorwort.

Heuser, Wilhelm - Abrahams Führungen - Vorwort.

Was mich bewogen hat, die nachfolgenden Predigten herauszugeben? Zunächst ein Herzensdrang: der warme Wunsch, meiner theuren Gemeinde bei der Niederlegung meines Amtes ein, wenn auch noch so geringes Angedenken an meinen Dienst unter ihr zu hinterlassen. - Für Fremde nemlich, denen etwa diese Betrachtungen in die Hände fallen, sei es gesagt, daß ein jahrelanges Hals- und Brustleiden, welches, wenn auch für eine Zeitlang im Fortschreiten gehemmt, bei jedem Wiedereintritt in die volle amtliche Wirksamkeit sich immer stärker entwickelte, mir es zuletzt ganz unmöglich gemacht, des Amtes ferner zu warten, welches mir seit acht und vierzig Jahren in der Kirche des Herrn anvertraut war; zuerst seit 1812 in den Gemeinden in Heiligenhaus und in Ronsdorf und zuletzt seit 1820 in der Gemeinde Wupperfeld.

Indem ich es nicht blos als einen Wink, sondern als ein unbedingtes Pflichtgebot des Herrn erkennen mußte, die Predigt des Worts, der meine Stimme sich fortan versagte, dem frischen Munde eines neuzuerwählenden Boten des Evangelii anheimzugeben und meinen Pflegedienst an der Gemeinde, wenn auch mit viel Wehmuth im Herzen, niederzulegen, sage ich meiner theuren Gemeinde den herzlichsten Dank für all' die Liebe, wodurch sie mir die Bitterkeit meines Austrittes aus den trautesten Verhältnissen - soll ich sagen erschwert oder erleichtert hat. Dir denn, du liebe Wupperfelder Gemeinde, seien diese Predigten gewidmet. Möge, wo alles so rasch wechselt und wandelt, der jezuweilige Einblick in diese Sammlung, dir, meiner geliebten und mir unvergeßlichen Gemeinde das Gedächtnis eines Namens zurückrufen, der eine bedeutende Zeitfolge hinab in den innigsten Beziehungen zu dir stand. Wie sollte, wer mehreren deiner Geschlechter in den Dingen, welche das Tiefste und Höchste, das ewige Heil der Seele angehn, von dem heiligen Namen Zeugniß gegeben, in welchem wir allein selig werden können, wie sollte der nicht die Hoffnung fassen dürfen, sein Name werde nicht wie ein über die Felder fliehender Schatten einer dahin eilenden Wolke spurlos verschwinden? Wie sollte, wer unter den wichtigsten Erlebnissen der einzelnen Gemeindeglieder, den thronen- und freudenreichen, das väterliche Wort des Apostels: Freut euch mit den Fröhlichen und weinet mit den Weinenden, in einem theilnehmenden Herzen bewegte, nicht erwarten dürfen, daß, so oft die Erinnerung an diese Stunden in ihnen erwacht, an ihren Jugendunterricht, ihre Consirmation, ihre ehelichen Bündnisse, ihre Krankheiten und an die Sterbebetten, die in den dunklen Kammern standen, auch der Name dessen aus dem Schatten der Jahre hervortreten werde, der in allen diesen Erlebnissen ihnen das Wort der Weihe, der Ermahnung und des Trostes brachte?

Das ist ein Hoffen bei meinem Abschied von dir, obgleich ich durchans nicht den mindesten Anspruch darauf mache, daß da, wo der Windstoß der Vergänglichkeit alle Erdennamen mit dem Staube der Vergessenheit bedeckt, nicht auch die Spur des meinigen über ein Kleines verschwinden werde. So lange er aber in dem Gedächtniß des jetzt lebenden Geschlechts sich erhält, sei es ein Gedächtniß im Segen.

Schließlich sei noch bemerkt, daß ich zur Auswahl gerade dieser Predigten durch den Wunsch der Herausgabe derselben veranlaßt worden bin, nachdem sie in den Jahren 1849 und 1850 gehalten waren. Ueber die inneren Gründe dieses Wunsches, als sei hier etwas Besonderes geleistet, entsage ich jeder Rechenschaft. Mir selbst überlassen, hätte ich wohl lieber neutestamentliche Predigten gegeben, aber der Wunsch der Andern mußte mir hier maßgebend sein, deshalb sind auch einzelne Beziehungen auf jene verhängnißvollen Jahre unverwischt geblieben.

Wupperfeld, im Juni 1860.

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