Herberger, Valerius - Am vierten Advent-Sonntage.

Herberger, Valerius - Am vierten Advent-Sonntage.

JEsus wird von Johannes bekannt. Joh. 1. V. 19-28.

JESUS, Der rechte Advent-Herr, soll von unserm Herzen und Mund freudig bekannt werden, nach Johannis Exempel, auch verharren bis ans Ende, und dabei einen unerschrockenen Muth haben. Joh. l. V. 34. Und ich (Johannes der Täufer) sahe und zeugete, daß dieser ist Gottes Sohn. Und Joh. 3. V. 28. Ich habe euch gesaget, ich sei nicht Christus, sondern vor ihm hergesandt. Und Joh. 5. V. 33. Ihr schicktet zu Johannes, und er zeugete von der Wahrheit (spricht Christus; er gab von mir, als dem rechten Messias, ein wahrhaftiges Zeugniß). Ach Herr JEsu, verleihe mir auch ein solch Herz, das Lust und Liebe hat zu Ehre und Tugend, damit ich auch ein gut Zeugniß habe bei den Feinden des Evangelii. Hilf, daß ich aller Untugend gram sei; laß mein Licht zu einem ehrbaren ehrlichen Leben leuchten vor den Menschen, daß sie meine guten Werke sehen, und dein himmlischer Vater gepreiset, und dein Evangelium fortgepflanzet werde. Herr JEsu, du bist der Brunn meiner Gerechtigkeit; ach wirke durch deinen Geist in mir ein liebreiches Herz gegen meinen Nächsten, damit ich innerlich mit der Gerechtigkeit des Glaubens gezieret sei, und auch ein Zeugniß der Gerechtigkeit, die dir gefällt, von außen durch ein löbliches Leben erlange. Mein Herr JEsu, gib mir einen beständigen Glauben, daß ich mich deines werthen Namens festiglich tröste, mich an dich standhaftig halte, damit meiner nimmermehr im Himmel vergessen werde. Denn des Gerechten, welcher sich deiner Gerechtigkeit tröstet, soll nimmermehr vergessen werden. Herr JEsu, wer dich ehret, den ehrest du wieder; wer dich verachtet, den verachtest du wieder, du übergibst ihn in alles Elend. Ach Herr JEsu, verschmähe mich nicht, denn ich ehre dich; auch der Tod soll mich und dich nicht scheiden. Herr JEsu, du hast ein rechtes Mannesherz wider alle Feinde unsrer Seligkeit, du bist ohne alle Gebrechen: ach verleihe mir auch einen frischen männlichen Muth wider den Teufel und alle Anfechtung. Schaffe in mir, Gott, ein reines Herz. Hilf, daß ich vorsichtiglich wandle, und nicht hinke in meinem Christenthum, noch auf beiden Achseln trage. Denn Niemand kann zweien Herren dienen. Behüte mich vor geistlicher Blindheit, schenke mir wackere helle Augen. Die Augen wahrer Buße sind die schärfsten Augen auf Erden. Gib Gnade, daß ich meine Sünde klar ansehe, deine Wohlthaten in hellem Glauben besehe, und was zu einem löblichen Wandel gehöret, bedenke, und demnach dir zeitlich und ewig wohlgefalle. Amen! JESUS, Der große Advent-Herzog, lässet seinen Vorläufer Johannem artig bilden durch das Posaunenfest, welches dem Versöhnungsfest muß vorher gehen. Jesaia 40. V. 3-5. Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüsten: (nemlich Johannis des Täufers, welcher mit seinem Predigen und Taufen das neue Testament angefangen): Bereitet (durch wahre Buße und Besserung) dem Herrn (dem Messias, welcher mit dem Vater und heiligen Geist wahrer Gott ist) den Weg (daß er in eure Herzen durch wahren Glauben einkehren möge), machet auf dem Gefilde eine ebene Bahn unserm Gott (daß er frei und ungehindert bei euch einziehen möge). Alle Thale (alle Herzen, die durch die Last des Gesetzes tief niedergedrückt sind) sollen erhöhet (durch die Predigt des Evangelii wieder aufgerichtet und getröstet) werden, und alle Berge und Hügel (die stolzen Herzen und heuchlerischen Werkheiligen) sollen geniedriget (zur Erkenntniß ihrer Sünden gebracht, und das Vertrauen auf eigne Werke in ihren Herzen niedergeleget) werden, und was ungleich ist, soll eben, und was höckericht ist, soll schlecht werden (Christus wird alles sein richtig und gerade machen, indem alle Menschen allein seiner Gnade werden leben müssen, und keiner vor dem andern einen Vorzug haben wird). Denn die Herrlichkeit des Herrn soll offenbaret werden (in Christo, und in allen seinen Werken und Wundern), und alles Fleisch miteinander wird sehen, daß des Herrn Mund redet (denn Christi Mund ist wahrhaftig Gottes Mund, darum wer Christum hat hören reden, der hat Gott gehöret, daß er mit seinem Munde zu den Menschen geredet). Liebes Herz, zehn Tage vor dem Versöhn-Fest mußten die israelitischen Priester mit Posaunen blasen, und hiemit das große zukünftige Versöhn-Fest abkündigen. Gleich wie nun das Versöhn-Fest auf unsern Seligmacher JEsum gehet: also gehet das Posaunen-Fest, welches allein durch Personen, die priesterlichen Standes sind, muß verrichtet werden, eigentlich auf die Predigt Johannis des Täufers. Der ist ein Mann priesterlichen Geblüts, und kündiget der Welt an, daß die große Versöhnung des menschlichen Geschlechts mit Gott vorhanden sei. Wer da will selig werden, soll und muß des gegenwärtigen Herrn JEsu wahrnehmen. Darum spricht er deutlich: Er sei eine Stimme eines Predigers in der Wüste: bereitet dem Herrn den Weg. Er sei ein Vorbote des Messias und seiner großen Versöhnung. Er blase gleichsam das Hörnlein, als ein Vorreiter vor seinem ankommenden und einziehenden Herrn. Herr JEsu, wie ist dein ganzer Lauf in das alte Testament hinein geschraubet? Das stärket mich mächtig in meinem Glauben, und macht mir das Christenthum lieb vor allen andern Religionen. Hilf, Herr JEsu, daß ich die Lehre Johannis zu Herzen nehme, mich seine Posaune ermuntern lasse zu seliger Betrachtung der Versöhnung, die durch dich der Welt ist widerfahren. Ja hilf, daß ich alle Warnungen meiner Seelsorger aufnehme als lauter priesterliche Posaunen, die mir die Versöhnung in deinem Blut anbieten, damit ich meiner Seelen Seligkeit in großem Ernst wahrnehme. Herr JEsu, dein Evangelium wird mir durch besondere Posaunen geprediget, das sind die Stimmen Johannis des Täufers, der Apostel, aller treuen evangelischen Prediger. Hilf, daß ich sie mit Andacht höre, auch daß mein Mund meines eigenen Herzens Posaune werde, damit ich dich ohne Scheu mit deinem Befehl bekenne, wie Johannes und die heil. Märtyrer gethan haben. Ewiger, allmächtiger, himmlischer Vater, hilf, daß ich deinen lieben Sohn Jesum Christum herzlich liebe, und daneben christlich lebe, damit ich vor deinen Augen auch heilig geschätzet werde, und in der Gemeinschaft der heiligen Kinder Gottes stehe, und in der Zahl deiner auserwählten Kinder angeschrieben bleibe, damit du über mir, als über deinem Eigenthum, fest halten mögest, und mich zum ewigen Leben bewahren. Amen! JESUS, Der Herzenskündiger, ist der Herr; wo in seinem Namen das Evangelium rein gelehret und geprediget wird, da ist Gottes Haus und die rechte christliche Kirche. 5. Buch Mose 4. V. 7. 8. Wo ist so ein herrlich Volk, zu dem Götter also nahe sich thun (die von Gott so hoch gewürdiget sind, daß er sich ihnen so eigentlich offenbaret, unter ihnen wandelt und wohnet, sie höret und ihnen antwortet), als der Herr unser Gott, so oft wir ihn anrufen? Und wo ist so ein herrlich Volk, das so gerechte Sitten (allerlei feine Ceremonien und Kirchen-Gebräuche) und Gebot (gute Gesetze und Ordnungen im weltlichen Regiment) habe, als alles dies Gesetz, das ich euch heutiges Tages vorlege? Allerliebster Heiland, Herr JEsu, dein Ehrentitel ist wie ein lebendiges Brünnlein mit schönem blanken Trost gefüllet. Er lehret mich, daß du seiest der wahrhaftige Gott, der großmächtige, allmächtige, gewaltige Meister zu helfen, ein überall gegenwärtiger Gott, ein gnädiger und barmherziger Gott, ein geschworner, hochbetheuerter Heiland, dem wir mit Eidespflichten verbunden, und der ein Herzenskündiger und allwissender Herr ist. Herr JEsu, jetzt denke ich an dein Wort: Das Heil kommt von den Juden. Darum hast du das jüdische Land mit so engen Glänzen beschlossen, daß man dich ja nicht möchte verkennen. Ach erhalte mich bei deiner Erkenntniß bis an mein Ende. Ich tröste mich des alles, was du mir in dem engen jüdischen Lande hast erworben. Verleihe Geduld allen bedrängten Christen, die bei deinem Evangelio auch immer mit kleinen Plätzlein müssen vorlieb nehmen, und in kleinen Kirchen, in kleinen Ländchen sich behelfen. Wir werden doch unser Auskommen haben, wie die Israeliten, so lange ihr Volt deiner Menschwerdung zu Ehren ward erhalten. Wir werden bei dir und deinem Wort in unsern engen evangelischen Räumen das Leben und volle Genüge haben, bis du uns endlich wirst Raum im Himmel machen. Herr JEsu, ich bin auch ein Glied deiner wahren Kirche, denn ich bekenne mich zu der Versammlung, die dich allein für den Felsen ihrer Seligkeit rühmet. Mein Herz nimmt an in Demuth den scharfen Wein der ernsten Bußpredigten deiner Diener, mein Herz wird froh über dem edlen Balsamöl deines Blutes. Dein Wort ist meiner Füße Leuchte, und mein edles liebstes Kleinod; ich geselle mich zur Gemeinschaft der Heiligen, und trete zur Gesellschaft deiner christlichen Kirche; die evangelische Kirche ist mein anderes, ja mein liebstes Vaterland. Was soll ich sagen? Mein Herz selber ist ein heiliges, ein gebenedeites Haus Gottes, da mein edler Heilstein JEsus aufgerichtet. Mein Herz ist mit scharfen Wein herzlicher Bußthränen begossen, mein Herz ist mit dem edlen Oele des Blutes Jesu geröthet. Gottes Wort behält den Platz in meinem Herzen. Zeuch ein, lieber frommer Gott, bewohne dein Haus und Eigenthum, sei mein Herzgenosse, daß ich dein Hausgenosse sei in deinem himmlischen Hause, da viel Wohnungen sind. Du Herr JEsu bist groß, deine Person ist groß, du bist wahrer Gott und Mensch, dein Amt ist groß, deine Wohlthaten sind groß, deine Macht und Herrlichkeit ist groß; ach laß meine Liebe gegen dich auch groß sein in Ewigkeit. Du, Herr JEsu, bist ein unbegreiflicher, unermeßlicher Gott, und dennoch hast du uns zu Ehren menschliche Natur an dich genommen; ach dir sei Dank gesagt in alle Ewigkeit. Amen! JESUS, Unser liebster Advent-Prediger, soll in's dreißigste Jahr seines Alters gehen, wenn er die Last seines Predigtmuts durch die Taufe wird auf sich nehmen.**

Matth. 3. V. 11.
Johannes, der Täufer, sprach: Ich taufe euch mit Wasser (ich verrichte auf Gottes Befehl die Wasser-Taufe, welche doch nicht ist schlecht Wasser, sondern das Wasser, mit Gottes Wort verbunden, daher ist's eine Taufe) zur Buße (und also auch zur Vergebung der Sünden, welche auch denen, so in wahrer Buße und Glauben die Taufe annehmen, geschenket wird, und sie werden derselben durch die empfangene Taufe versichert), der aber nach mir kommet, (nemlich der verheißene und nunmehr gesendete Messias, dessen Vorläufer ich bin, welcher mir auf den Rücken folget, und bald auftreten wird zu lehren, und das Werk der Erlösung zu vollbringen) ist stärker, denn ich (weil er nicht allein ein bloßer Mensch, sondern auch wahrer Gott ist), dem ich auch nicht genugsam bin, seine Schuhe zu tragen (ich bin, gegen ihn zu rechnen, nicht gut genug dazu, daß ich ihm den allergeringsten Dienst sollte leisten), der wird euch mit dem heiligen Geist und mit Feuer taufen (am Pfingsttage wird er über viele unter euch den heiligen Geist in Gestalt feuriger Zungen ausgießen).

Herr JEsu, du mußt ja der rechtschuldige Messias sein, weil alle Dinge im alten Testament auf dich so richtig weisen. Joseph war auch im dreißigsten Jahr, da er ein Herr in Egyptenland war. David war auch dreißig Jahre alt, da er König ward. Da du dich ließest taufen, da war auch eben das dreißigste und letzte Jubeljahr Mosis. Gleich wie die dreißigjährigen Leviten ihre Last trugen: also lässest du dir bald, im dreißigsten Jahr deines Alters vom Täufer Johannes das Zeugniß geben, daß du seist das Lamm Gottes, welches die Sündenlast der Welt tragen würde. Im dreißigsten Jahr deines Alters nach dem Fleisch hebest du an, deine schweren Amtssorgen zu tragen, und trägest immer fort, bis du die große Last unserer Sünden und des Zorns deines himmlischen Vaters glücklich abträgest, und uns die Seligkeit durch dein schweres Kreuztragen erwirbest. Herr JEsu, du großer Sündenträger, nimm auch meine Seele auf deine Schulter, und trage sie als ein Schäflein in's ewige Leben. Amen!

Herr JEsu hilf, daß wir dich für unsern Gnadenthron erkennen, dich stets vor Augen haben, dir stündlich folgen, dich fürchten, und in Ehren haben, uns heiligen, und deine Wunder erfahren, unsere Taufe für unsern größten Schatz achten; denn du hast du angefangen, uns groß zu machen, und dich erboten, bei uns zu sein als ein lebendiger Gott und Schutzherr. Da ist uns die richtige Straße in's gelobte Land der ewigen Seligkeit versprochen worden. Kein Unglückswasser, kein Sumpf der Anfechtung, kein Todesmeer, leine Verdammniß soll uns schaden. Ach hilf, daß wir's seliglich erfahren, wie wir's aus deinem Wort berichtet jetzt glauben, damit wir in der vollen reichen Erndtezeit der ewigen Freude dich mit vollem Munde mögen preisen. Herr JEsu, habe Dank, daß du uns bald in der Kindheit hast zu deinen Dienern angenommen, ach laß uns in deinem Dienst alt werden und ersterben, fülle unsern Mund mit deinem allerheiligsten Wort und Namen; hilf, daß dich Kinder und alte Leute mächtig und kräftig loben, bis wir dich in Ewigkeit mit verklärtem Munde werden preisen. Herr JEsu Christe, unser Gott und unser Advent-Herr, wir kennen dich richtig auf Johannis Zeugniß, daß du unser Heiland seist, hilf, daß wir durch wahre Buße unsere Herzwege richtig machen, alle Sündenberge mit Fleiß abtragen, alle Thale unserer Betrübniß in wahrem Glauben aus deinen Schätzen vollfüllen, und alles, was höckricht ist in unserm Leben, schlecht machen, und dich mit Freuden ohne Scheu nach dem Exempel Johannis hell, klar, beständig bekennen, damit du unverhindert nach deines Herzens Lust bei uns einkehren, mitten unter uns wohnen und uns kräftig erhalten mögest zum ewigen Leben. Amen!

Herzlicher Wunsch zum Weihnachtsfeste.

JEsus Christus, der große Herr, welchen Johannes einen Herrn und unsern Gott genennet hat, zu welchem Thomas sagt: Mein Herr und mein Gott, der wolle einkommen in diese Stadt durch das fröhliche Weihnachtsfest, und in unsere Herzen als zum Kripplein Christi einkehren, und sich gnädiglich lassen vernehmen, daß er Lust habe in unsern Herzen zu wohnen. Machet die Thore weit, und die Thüre in der Welt hoch, daß der König der Ehren einziehe. Bereitet dem Herrn den Weg. Ein jeder arbeite vor der Thür seines Gewissens und Herzens. Er helfe, daß wir ihn als unsern Seelenkönig mit Freuden annehmen, und sagen: Bist willkommen, du edler Gast. Und gleich wie in der Stadt alle Glocken klingen werden, also soll alles, was in uns und an uns ist, dem eingebornen Ehrenkönige Christo zu Ehren singen. Lasset uns diesen Tag lieber haben, als alle Welthandel unter der Sonne. Ein jeder denke, es möchte vielleicht seine letzte Weihnachten sein. Das übrige sei einem jeden andächtigen Herzen befohlen. Wir wollen daneben herzlich beten, daß Gott sein Werk künftige Tage glücklich durch die evangelischen Kirchenengel fördere. Helf's JEsus, unser Herr, und unser Gott. Amen!

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