Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 3. Sonntage nach Epiphanias

Goßner, Johannes - Evangelische Hauskanzel - Am 3. Sonntage nach Epiphanias

Evang. Matth. 8, 1-13

Jesus heilt einen Aussätzigen und des Hauptmanns Knecht.

Jesus kommt von der schönen Bergpredigt her, und viel Volk's folgte Ihm nach. Wollte Gott, daß alles Volk nach der Predigt Ihm nachfolgte und bei Jesu bliebe! Merke es, Zuhörer, wenn du das Wort Jesu gehört hast, so heißt es: Jesu nach, in Seine Fußtapfen getreten!

Da kam ein Aussätziger und betete Ihn an. Die Noth treibt zu Gott, der Aussatz zum Heiland; warum treibt dich deine Sündennoth, dein Sündenaussatz nicht zu Christus? Gehe hin zu Jesu, bete Ihn an; denn siehe, was geschieht: Der Aussätzige sprach: Herr, so du willst, kannst du mich wohl reinigen. Das heißt Jesum recht anbeten, glauben, daß Er Sünde und Tod und Teufel und alles Uebel wegnehmen, allen Aussatz reinigen kann. Wer Ihm das nicht zutraut, der glaubt nicht an Ihn, dessen Anbetung ist nur Schein. Und Jesus streckte Seine Hand aus, rührete Ihn an, und sprach: Ich will es thun, sey gereiniget. Und alsbald ward er von. seinem Aussatz rein. Geglaubt - gethan. Der Glaube setzt Jesu heilende Hände in Bewegung. Wo Er Glauben sieht, streckt Seine Hand sich gleich aus zu helfen. Kein Aussatz ist Ihm zu unrein und zu häßlich, Er rührt ihn an und heilt ihn, wenn der Glaube Ihn anbetet. O du liebe Hand des Heilandes, die du nach Aussätzigen dich ausstreckst und sie anrührst, du hast ja alle Dinge im Himmel und auf Erden in deiner Gewalt: strecke dich auch nach meiner Seele aus, rühre auch meinen Aussatz an, ich weiß und glaube, so du willst, so kannst du mich reinigen!

Wie schnell ist die Sünde weg vom Herzen und das Herz rein, wenn Jesu durchbohrte Hand das Herz berührt, wie rein ist die Seele, die Er reiniget! Und wie bemüht man sich vergeblich, vom Aussatz rein zu werden, Sündenfrei zu werden, wenn man nicht zu Jesu geht, Ihn anbetet, und glaubt, daß Er nur die Sünde tilgen und das Herz selig machen kann.

Und Jesus sprach zum Geheilten: Siehe zu, sage es Niemand; sondern gehe hin, zeige dich den Priestern und opfre die Gabe, die Moses befohlen hat, zu einem Zeugniß über sie. Der Heiland wollte uns ein Beispiel geben, daß man seine Werke nicht zur Schau ausstelle, daß die Leute davon reden und mit Fingern auf einen zeigen: Sieh, der hat das und das gethan! Wir sollen unser Gutes zudecken, und nicht ausbreiten oder ausbreiten lassen; denn das thut die Eitelkeit, und die hat ihren Lohn dahin. Nur dort, wollte Jesus, sollte der Geheilte es anzeigen, wo das Gesetz es ihm gebot, bei dem Priester, der jeden vom Aussatz Geheilten untersuchen, und wenn er ihn wahrhaft rein fand, ihm das Zeugniß geben mußte, daß er wieder unter die Menschen gehen dürfe. Dabei hatte Jesus zugleich die Absicht, daß die Priester erfahren und überzeugt werden sollten von Seiner göttlichen Sendung. Er hat Seine Wunder nie gewirkt um zu prahlen, sondern zu heilen, leibliche und geistige Krankheit, nur zum Wohl der Menschen, Er suchte nicht Seine Ehre dabei, sondern Gottes Ehre und der Menschen Heil und Wohl an Leib und Seele, und sogar auch das Heil Seiner Feinde.

Das Wort aus Jesu Mund: Sage es Niemand, ist ein großes Wort, größer als das erste: ich will, sey rein. Das zweite ist Ihm schwerer nachzusprechen als das erste. Und wenn wir's auch manchmal sagen und Andere bitten still zu schweigen, so können wir's selber nicht verschweigen, und es kommt doch heraus: Ohne mich zu rühmen (und doch?) habe ich das und das gethan rc. Wer Jesu das: „Sag's Niemand,“ ablernt, der hat Ihm das größte Wunder an sich selbst zu wirken abgelernt. Herr, lehre es uns doch!

Da aber Jesus einging zu Kapernaum, trat ein Hauptmann zu Ihm - der „der Hauptmann im Evangelio“ heißt, und auch der Haupt-Mann des Glaubens im Evangelio ist - der bat Ihn, und sprach: Herr, mein Knecht liegt zu Hause und ist gichtbrüchig und hat große Qual. Da kommt nun einmal ein Heide zu Ihm, voll Glauben und Liebe, bittend nicht für sich, sondern für seinen Knecht, aus Mitleid und Erbarmen. Das Leiden, die Qual seines Knechtes geht ihm so nahe, wie seine eigene. Er ist Keiner von denen, die, sobald ihre Dienstboten krank werden, sie aus dem Hause schaffen, und sich ihrer nicht mehr annehmen. Nein, er liebt seinen Nächsten, obwohl es ein Sklave war, wie sich selbst, sucht Hülfe für ihn, wie für sich selbst, und befolgt das Gesetz (obwohl er als Heide ohne Gesetz war), das da spricht: Was du willst, daß dir geschehe, das sollst du auch immer Andern thun; und umgekehrt: Was du nicht willst, rc.

Jesus sprach zu ihm: Ich will kommen und ihn gesund machen. So bereitwillig ist der Heiland, jede Bitte zu erfüllen. Warum geht man nicht in jeder Noth zu Ihm? Warum sucht man anderswo bei Helfern, die nicht helfen können, vergeblich Hülfe? Bitte den Heiland in all deiner Noth, und du wirst allemal Sein: „Ich will,“ von Ihm vernehmen. Er hilft gewiß, wenn nicht nach deinem Sinn, doch in Seinem, dem bessern Sinn, was dir heilsamer ist als du meinst. Hilft Er nicht zu jeder Frist, hilft Er doch wenn's nöthig ist. Siehe, ein Heide, ein Hauptmann kommt, bittet für seinen Knecht, und Er sagt sogleich: Ich will kommen und ihn heilen. Möchtest du nicht auch dies Wort aus Jesu Munde hören? Nun so komm, wende dich zu Ihm von Herzen im zweifellosen Glauben, und du wirst dieselbe Bereitwilligkeit bei Ihm finden, dasselbe Wort: „Ich will -“ aus Seinem Munde hören.

Der Hauptmann, dem das zu viel war, daß Jesus selber kommen wollte, antwortete und sprach: Herr, ich bin nicht werth, daß du unter mein Dach gehest, sondern sprich nur ein Wort, so wird mein Knecht gesund. Denn ich bin ein Mensch, der Obrigkeit unterthan, und habe unter mir Kriegsknechte; und wenn ich sage zu einem: Gehe hin, so geht er; und zum andern: Komm her, so kommt er; und zu meinem Knechte: Thue das, so thut er's.

Welche Demuth! welche Zuversicht! Er schätzt sich nicht werth, daß Jesus zu ihm kommt und unter sein Dach eingeht. Jener Königische Joh. 4. dagegen drang darauf: Herr, komm doch, ehe denn mein Sohn stirbet. Dieser aber: O nein, Herr, komm nicht, bemühe dich meinetwegen nicht, sprich nur ein Wort, wo du stehst und gehst, so ist die Sache gethan, und mein Knecht gesund. Es wäre ihm gewiß die größte Ehre und Freude gewesen, Jesum bei sich zu haben; aber das: Ich bin's nicht werth - es ist nicht nöthig, du kannst doch helfen - das vermehrte ihm die Freude, und er fühlt sich schon glücklich, wenn nur seinem armen leidenden Knecht geholfen wird. Das ist eben das rechte Glaubens-Meisterstück und Kunst, sich ganz unwerth aller Gnade und Hülfe Gottes achten, und sie doch ergreifen und sich zueignen. Er ist so fern ein Verdienst oder Würdigkeit in sich zu finden, warum ihm Jesus helfen müßte, daß er vielmehr das nicht zugeben will; aber deßwegen nicht weniger, sondern mehr und stärker glaubt, daß ihm Hülfe werde. O Sünder! o Leidender! fühlst du dich aller Gnade und Hülfe ganz unwürdig, stehen deine Sünden wie Berge vor dir, und wollen dich nicht zu Jesu hinlassen, so glaube eben darum desto mehr; denn Jesus ist ja nicht gekommen in die Welt für Gerechte, Gesunde und Starke, sondern für Sünder, für Verlorene, Kranke, Schwache und Elende. Sprich allerdings deine Unwürdigkeit aus wie der Hauptmann, bekenne deine Sünden, dein Elend, statt ein eigenes Verdienst oder irgend eine Würdigkeit und Ursache, warum dir Jesus gnädig seyn müßte, aufzusuchen und vorzuschützen; bekenne geradezu: ich bin's nicht werth, ja ich hätte Zorn und Hölle verdient - aber dennoch muß ich Gnade, Hülfe haben; ich suche ja nicht Verdienst: Gnade, Gnade will ich und muß ich haben - nur ein Wörtlein aus Jesu Mund: „Ich will, dir sey geholfen,“ ist mir genug.

Der Glaube denkt nicht, Jesus muß, wenn Er angerufen wird, vom Himmel herabsteigen und erscheinen um zu helfen. Sein Wort, Sein Wille hilft, und kann helfen wo es ist. Denkst du dir Ihn über alle Himmel zur Rechten Gottes erhaben, oder unsichtbar auf Erden dir überall nahe, glaube nur in jedem Falle gewiß: Helfen kann Er und will Er. Sein Wort und Wille hilft in allen Welten und in allen Himmeln. Erwarte nicht, daß Er dir sichtbar sich zeige, oder einen Engel sende, oder sonst etwas Außerordentliches wirke, sondern halte dich an's Wort, wie der Hauptmann, der da glaubte, dem Herrn Jesu müssen Krankheiten und alle Dinge gehorchen, und gehen und kommen wie Er will und gebietet, wie seine Soldaten und Knechte ihm auf's Kommando-Wort folgen müssen. Und so ist es. Alle Dinge sind seine Knechte, sagt die Schrift, Er hat alle Gewalt im Himmel und auf Erden. Er spricht und es geschieht, Er gebietet und es steht da. Ihm ist kein Ding unmöglich. Was uns unmöglich dünkt, das ist das geringste Seiner Werke. So kann Er deine Sünden weggebieten, und wenn es Heere und mehr als Sand am Meer sind, kann sie schneeweiß machen durch Sein Wort, wenn sie gleich bluthroth sind; denn Er hat sie gebüßt, getragen, bezahlt und versöhnt. So kann Er deine Krankheit, dein Kreuz, deine Noth und all dein Elend wegnehmen wie eine Wolke, wie die Sonne den Nebel vertreibt und hellen Himmel schafft, denn es geht Kraft von Ihm aus und hilft Allen, die Ihn im Glauben anrühren, und als ihren Heiland ergreifen.

Da das Jesus hörte, verwunderte Er Sich, und sprach zu denen die Ihm nachfolgten: Wahrlich ich sage euch, solchen Glauben habe ich in Israel nicht gefunden. So ist der Glaube, wie Paulus sagt, wirklich nicht Jedermanns Ding, sondern das seltenste Ding auf Erden, auch im Lande der sogenannten Rechtgläubigen. Wenn nun der Heiland in ganz Israel, wo doch die Bibel, das Gesetz und die Propheten, die Verheißungen Gottes, der rechte Gottesdienst war, das doch das Volk Gottes, das auserwählte Geschlecht, königliche Priesterthum hieß, wenn Jesus da keinen solchen Glauben, wie bei dem heidnischen Hauptmann fand, wird Er in der Christenheit wie sie jetzt ist, mehr finden? Seine Augen, das sieht man hier, sehen nach dem Glauben; und Er hat selbst schon damals die Besorgniß für die späteren Zeiten ausgesprochen: Wird auch des Menschen-Sohn, wenn Er wiederkommen wird, Glauben finden auf Erden? Wir sind nun das Israel im Geist; fragen wir uns doch: Haben wir solchen Glauben, wie der Hauptmann? Nahen wir uns Ihm mit solcher Demuth und Zuversicht? Trauen wir Ihm Alles zu? Glauben wir Ihm ohne Sehen, ohne Erscheinung, ohne außerordentliche Mittel? Ist uns Sein Wort allgenugsam? Halten wir uns an den Unsichtbaren in Seinem Worte so fest, als sähen wir Ihn, als käme Er oder stände selber da, und spräche Sein allmächtiges: „Es werde! Ich will es!“ uns in die Seele? Wir haben in dieser wichtigsten Sache, auf die es allein ankommt, die allerernsteste, genaueste und treueste Selbstprüfung nöthig; denn was der Heiland noch hinzusetzt ist aufschreckend, und im höchsten Grade des Bedenkens werth.

Und ich sage euch: Viele werden kommen vom Morgen und vom Abend, und mit Abraham und Isaak und Jakob im Himmelreich sitzen. Aber die Kinder des Reichs werden ausgestoßen in die äußerste Finsterniß, da wird seyn Heulen und Zähnklappen. Ein Zentner-schweres Wort! möchte es Jedem auf die Seele fallen! Seht, der Heiland spricht nicht alle Kirchenmenschen selig, die sogenannten Gläubigen oder Kinder des Reichs, die sich selbst Kinder Gottes nennen, oder von Andern dazu gezählt werden, die die Form der Lehre, die Sprache Canaans, den Schein der Gottseligkeit haben, die Herr Herr sagen. Er weissagt uns vielmehr, daß aus Weltgegenden, wo dergleichen nicht sind, wo nach unserm Ermessen lauter Heiden und Ungläubige wohnen, dennoch Solche kommen werden, die Abraham für seine Kinder, Glaubenskinder, und Isaak und Jakob als Brüder und Mitgenossen der Gnade und der Verheißungen anerkennen, und in ihre himmlische Gemeinschaft, und in den Mitgenuß der ewigen Seligkeit aufnehmen müssen. (Wie das zugeht, weiß nur Er, der es sagt). Und was noch merkwürdiger ist, die Kinder des Reichs, die in den Kirchengemeinschaften sitzen, und meinen, sie hätten es von Rechtswegen geerbt und das Himmelreich an sich gerissen, die sich auf ihren äußern und Confessionsglauben verlassen, ohne wahre Bekehrung und Heiligung, die den Buchstaben ohne Geist, das Wort ohne Herz ergriffen haben, werden hinausgestoßen werden in das Reich der Finsterniß, das sie im Grunde geliebt haben, und Heulen und Zähnklappen wird ihre ewige Arbeit seyn. O wie Mancher sitzt nicht in der Kirche, hört das Wort und genießt das Abendmahl, läßt sich Bruder, Schwester in Christo nennen, und glaubt, es könne ihm nicht fehlen, ihm sey der Himmel gewiß, wird, ja muß, nach diesen wichtigen Worten Jesu, sich einst betrogen, schrecklich betrogen finden, wenn er aus Jesu Munde hören wird: Ich kenne dich nicht, weiche von mir, du Uebelthäter! Ja, der Heiland sagt anderswo sogar, wenn es auch Wunderthäter und Propheten sind, will ich sie doch Uebelthäter heißen und verstoßen. Matth. 7, 22. 23. Möchte doch dieses Wort Jesu alle sichern Christen aufwecken und zum Nachdenken bringen. Die Kirchenmauern, der Zaun der Form und des Bekenntnisses, die äußere Gottesdienstlichkeit, der Buchstabe, schützen sie nicht vor dem zukünftigen Zorn. Es sey denn, daß Jemand wiedergeboren wird - umkehrt und wie ein Kind wird - so kann er das Reich Gottes nicht sehen, mit Abraham, Moses, David, mit Christus, Paulus, Johannes und allen achten Kindern Gottes nicht im Himmel zu Tische sitzen. Die neue Natur, nicht die Form und der Schein; die Kraft, nicht die Worte geben ein Recht zum Eingang in's Reich der Herrlichkeit. Die wahre Gottseligkeit hat die Verheißung dieses und des zukünftigen Lebens. Christus für uns und in uns ist die Hoffnung der Herrlichkeit, das große Geheimniß, in dem alle Schätze der Weisheit und Erkenntniß liegen. Col. 1. und 2. So hat Er den Juden gepredigt. Nun wandte Er sich wieder zu dem Heiden, und sprach zu dem Hauptmann: Gehe hin, dir geschehe, wie du geglaubet hast. Und sein Knecht ward gesund zu derselbigen Stunde.

Das ist ja schrecklich, werden die Juden, die Kinder des Reichs gedacht haben, uns verdammt Er und wirft uns in die Hölle, und den Heiden spricht Er selig. Sie glaubten nämlich, es gepachtet zu haben, sie wären die allein Heiligen, aber die Heiden wären die Hunde, die Sünder, die Gottlosen, für die der Himmel nicht gebaut wäre; Abraham würde nur sie in seinen Schooß aufnehmen, aber keine Heiden, die nicht sein Same wären. Und Jesus lehrt gerade das Gegentheil. Wer glaubt wird selig, nicht wer sich's einbildet. Jedem geschieht in Zeit und Ewigkeit nach seinem Glauben, er sitze wo er wolle in einem Winkel der Erde. Man giebt sich so viele Mühe, die Leute zu Proselyten zu machen, sie in seine Kirchengemeinschaft zu ziehen und zu bereden. Das hilft nichts, sagt der Heiland, ihr werdet miteinander verloren gehen, und dem künftigen Heulen und Zähnklappen nicht entgehen, sondern sie zu ärgern Kindern der Hölle machen, wenn ihr und sie nicht Glauben habt, der die Welt überwindet, der Christum im Herzen wohnend hat, der den ganzen Menschen wandelt nach Herz, Muth, Sinn und allen Kräften, der das ewige Leben ergreift, und nicht sucht, was unten ist, sondern was droben ist, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes.

Der Hauptmann hat's erglaubt; sein Knecht ward, zur Stunde da er glaubte, gesund, so weit der kranke Knecht entfernt war. So hat ja der Herr Alles in unsere Hände, oder in den Glauben gelegt. Wenn einer nichts als glauben kann, so kann er Alles machen, der Erden Kräfte sieht er an als ganz geringe Sachen, denn er hat die Kräfte des Himmels, die Kräfte der zukünftigen Welt in seiner Gewalt. „Wie du glaubst, so geschieht dir,“ gilt für alle Fälle. Darum bete: Herr, ich glaube, hilf meinem Unglauben! oder: Herr, vermehre uns den Glauben! Nicht so fast nach dem Wunderglauben, als nach dem seligmachenden Glauben sollen wir trachten, und uns darin üben; denn wenn einer allen Glauben hätte, also daß er Berge versetzen könnte, hätte aber nicht den seligmachenden, der sich durch Liebe thätig beweiset, so wäre er doch nichts, und sein Wunderglaube und die versetzten Berge würde ihn nicht selig machen, würde ihn nicht in den Himmel versetzen. Nur der Glaube der Jesum in's Herz versetzt, und das Herz in Jesu Wunden und Herz hinein, macht gerecht und selig, und versetzt uns durch Jesum in den Himmel.

Des Hauptmanns Glaube war offenbar ein solcher seligmachender Glaube, denn er hatte Liebe, war in Liebe thätig, indem er für seinen Knecht sorgte, für ihn zu Jesu ging, für ihn glaubte und seinen Knecht gesund machte. Geh du zuerst um deiner Seele willen zu Jesu, wie der Hauptmann um seines Knechtes willen, und demüthige dich also, glaube so an den Heiland, und es ist unmöglich, daß Er dich ungeheilt, ungesegnet und ungetröstet entläßt. Wie du glaubst, so wird dir geschehen. So glaube dich denn hin zu Jesu, glaube dich selig und heilig bei Ihm, glaube dich hinein in Seine Wunden, in Sein Blut, und es macht dich rein von aller Sünde. Glaube dich hinein in den Weinstock, und du wirst schöne herrliche Frucht bringen; glaube den Geist Jesu in dein Herz herab, und Er wird dich heiligen durch und durch, daß Geist, Seele und Leib unsträflich werden auf den Tag Jesu Christi. Glaube mehr und lebendiger und thätiger als alle die gewöhnlichen Christen, das Israel nach dem Fleische, als die sogenannten Kinder des Reichs. Glaube so, daß Jesus sagen muß: Solchen Glauben habe ich in der Christenheit nicht gefunden. Dir geschehe wie du geglaubt hast, und deine Seele wird selig seyn zu derselbigen Stunde, und wird es ewig bleiben. Amen.

Ich steig' hinauf zu Dir im Glauben;
Steig' Du in Lieb' herab zu mir!
Laß mir nichts diese Freude rauben,
Erfülle mich nur ganz mit Dir!
Ich will Dich fürchten, lieben, ehren,
So lang in mir der Puls sich regt;
Und wenn derselbe nicht mehr schlagt,
So soll doch noch die Liebe wahren.

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