Flügge, Carl August - Die Apostel Jesu Christi nach der Schrift und Überlieferung

Flügge, Carl August - Die Apostel Jesu Christi nach der Schrift und Überlieferung

Apostel, d.h. Gesandte, Sendboten, heißen im Neuen Testament alle die, die ausgesandt wurden, das Evangelium den Völkern zu bringen. In Heb. 3,1 wird Christus, unser großer Hohepriester, selbst ein Apostel genannt, weil ihn der Vater um der Menschen Seligkeit willen in die Welt gesandt. Andronikus und Junias nennt Paulus, Röm. 16,7, „hervorragend unter den Aposteln“; auch Epaphroditus, Phil. 2,25, und Titus, 2. Kor. 8,23, bezeichnet er so, wie er denn selbst mit Barnabas, Apg. 14,4.14 Apostel genannt wird, als Abgesandter der Gemeinde Antiochien durch den Heiligen Geist, Apg. 13,3.

Insbesondere heißen so aber die zwölf Lehrjünger Jesu, die er nach einer durchbeteten Nacht aus der Schar seiner übrigen Schüler oder Jünger auswählte und sie selbst Apostel nannte, indem er ihnen Vollmacht gab, Mat. 10,1-4, Mk. 3,13-19, Luk. 6, 12-16. „Er ordnete die Zwölf, daß sie bei ihm sein sollten, und daß er sie aussendete zu predigen, und daß sie Macht hätten …“

Ihre Namen sind in den letztgenannten Schriftstellen aufgeführt; ihre Zahl richtet sich wohl nach den zwölf Geschlechtern Israels, Mat. 19,28, wie die Zahl der später ausgesandten Siebzig erinnert an die siebzig Mitglieder des Sanhedrin (Hohen Rats) und hinweist auf die von den Schriftgelehrten nach der Völkertafel 1. Mo. 10 berechneten siebzig Völker oder Sprachen der Menschheit.

Diese „siebzig anderen“ werden nie Apostel genannt. Nach der Überlieferung gehörten zu ihnen auch die beiden Emmausjünger, deren einer Kleophas und der andere vielleicht Lukas war, der alles so anschaulich wie ein Augenzeuge schildern konnte und sich jedoch wie Johannes in seinem Evangelium nicht selbst mit Namen nennen wollte, Luk. 24,13.18. In 1,2 bekundet er, daß er nicht selbst alles ganz von Anfang an gesehen, wie es bei den Zwölfen notwendig war, Apg. 1,21. Sein Evangelium könnte man auch das des Paulus nennen, so stark erinnert Lukas, „der Arzt“ an den Heidenapostel, dessen „geliebter Gehilfe“ er war (Kol. 4,14; Philemon 24; 2. Tim. 4,11; Apg. 16,10ff.).

Auch das zweite Evangelium, das man mit ebensoviel Recht das des Petrus nennen könnte, ist nicht direkt von einem Apostel geschrieben, sondern von dem Neffen des Barnabas, Kol. 4,10, einem Sohn der Maria, zu deren Hause Petrus direkt aus dem Gefängnis seine Schritte lenkt als zu der wohlbekannten Versammlungsstätte, Apg. 12,12. Viele glauben, er sei der Jüngling in Gethsemane, der sich selbst nicht namhaft machen wollte Mk. 14,51.52. Petrus schreibt von ihm, der Apg. 13,4.13 nur mit seinem Zunamen Johannes genannt wird, in 1 .Pet. 5,13, als er in Babylon (vielleicht Rom?) weilte „mein Sohn Markus“. Die Kirchenväter bezeichnen ihn einstimmig als den Dolmetscher, den Sekretär des Petrus. Auch Paulus schreibt, daß er ihm viel „nützlich war zum Dienst“, 2. Tim. 4,11; Philemon 24.

Das Neue Testament ist die Fortsetzung des Apostelamtes. Mit dem Tode Johannes, des Letzten der Zwölf, etwa im Jahr 100, hörte es auf, Apostel zu geben. Die sogenannten „Apostolischen Gemeinden“ u.a. irren daher, wenn sie glauben, noch Apostel nötig zu haben und solche erwählen zu dürfen. Alles, was wir in dieser Hinsicht wünschen können und bedürfen, haben wir in dem fest gewordenen Apostelwort der Evangelien, der Briefe und der Offenbarung. Das sind unsere Apostel. Hier haben wir das Grundlegende und nach Gottes weisem Plan Zulängliche. Jedes Buch der Bibel hat seinen richtigen Schluß. Nur der Abschluß der Apostelgeschichte: „Er predigte das Reich Gottes und lehrte vom Herrn Jesu mit aller Freudigkeit unverboten“ sieht so aus, als wenn man da unterschreiben dürfte: „Fortsetzung folgt“. Die Taten der Apostel, die Geschichte der Wirkung der von ihnen ausgegangenen Predigt konnte eben Lukas der Natur der Sache nach nicht zu Ende schreiben. Wir leben ja noch mitten in der Apostelgeschichte. Ihre Predigt und Lehre erschallt noch immer unverboten. Neuer Apostel bedarf es nicht, sind auch unmöglich heute zu wählen, da ein Apostel „Zeuge seiner Auferstehung“ sein muß, Apg. 1,22.

„Gott hat gesetzt aufs erste in der Gemeinde die Apostel“ 1. Kor. 12,28; Eph. 4,11. Das besagt aber nicht, daß in jeder Ortsgemeinde und auch nicht, daß zu jeder Zeit lebende Apostel den Gläubigen dienen sollen. Die Gaben, die der Herr den Menschen in den Aposteln durch und für die Gemeinde gegeben, Eph. 4,8.11, zu dem Vers 12-16 genannten Zwecke, gelten der Universal- und Gesamtgemeinde, dem einheitlichen „Leibe Christi“ 1. Kor. 11.

Die Christen aller Zeiten sind vom Haupt der Gemeinde ausdrücklich an sie gewiesen, Mat. 10,40. „Wer euch hört, der hört mich!“ Luk. 10,16. Wer sie nicht hören will, hat's hier sowie am Tage des Gerichts streng zu büßen, Mat. 10,14-15. Da Jesus nichts Schriftliches hinterließ, so mußte seine große Sache mit der Tüchtigkeit der erwählten Zeugen stehen und fallen. Das ist die Bedeutung der Apostel, die für die Gesamtgemeinde, für alle Zeiten, für jeden einzelnen Gläubigen den Grund zu legen hatten 1. Kor. 3,5.9-11ff; Eph. 2,20. Jesus selbst betont es, daß alle, die künftig durch Glauben zum ewigen Leben kommen, nur durch ihr, der Apostel geredetes oder geschriebenes Wort an ihn glauben werden, Joh. 17,20; Röm. 10,17.

Daraus folgt, daß zwischen den Worten Jesu Christi und der Apostel Lehre, in der alle Christenheit beständig bleiben soll, Apg. 2,42, unmöglich unterschieden werden kann. Der Apostel Lehre ich Jesu Lehre, es ist ganz unstatthaft, zwischen Paulus oder Petrus und Christus einen Lehrunterschied erfinden zu wollen. Wer den Aposteln den Glauben versagt, hat keine Gewähr mehr, es über Christi Lehre zur Gewißheit zu bringen. Ein solcher muß vernünftigerweise aufhören, ein Christ zu sein, da es gar kein anderes Christentum geben kann als das apostolische.

Die Apostel sind mit den zwölf Söhnen Jakobs zu vergleichen, weil sie, wie jene die alttestamentliche, 1. Mo. 35,26, so durchs Wort der Wahrheit die neutestamentliche Gemeinde gezeugt haben, Jak. 1,18; Joh. 1,13; 1. Pet. 1,23; 1. Kor. 4,15.

Sie sind wie die zwölf Brunnen, die die Kinder Israel in der Wüste fanden, 2. Mo. 15,27, weil von ihnen die Ströme lebendigen Wassers flossen, Joh. 7,38; 15,26.27, die heilbringenden Quellen evangelischer Erkenntnis sich in alle Welt ergossen.

Sie gleichen den zwölf Säulen, darauf der Altar erbaut wurde von dem, der zuerst „schrieb alle Worte des Herrn“ 2. Mo. 24,4, weil sich auf ihr Bekenntnis und ihre Lehre die Gemeinde gründet Mat. 16,18; Apg. 2,41.42; Gal. 2,9.

Sie erinnern an die zwölf Edelsteine in dem Amtsschildlein, 2. Mo. 28,21, weil sie wie Edelsteine durch Leben und Lehre geleuchtet und fortleuchten in Ewigkeit, Off. 21,14.19.

Sie lassen an die zwölf Schaubrote denken, 3. Mo. 24,5, weil sie mit himmlischem Brote alle Hungrigen gespeist, Mat. 14,16.

Sie sind ähnlich den zwölf Rindern unter dem Meer im Tempel Salomos, 1. Kön. 7,44, weil sie allen, die dem Heiligen nahen wollen, die „Reinigung durch das Wasserbad im Wort“ ermöglichen, daß sie wie die alttestamentlichen Priester hinzugehen können, „gewaschen am Leibe mit reinem Wasser“, Eph. 5,26; Heb. 10,22; Joh. 3,5; Tit. 3,5.

Ob nicht auch die zwölf Sterne der Krone der Braut Christi, Off. 12,1, darauf hindeuten, weil durch ihre Lehre die Gemeinde des Herrn erleuchtet ist? 1. Tim. 2,7; Dan. 12,3.

Sicher ist, daß auf den mit Edelstein geschmückten zwölf Gründen des himmlischen Jerusalems die Namen der zwölf Apostel des Lammes sind, Off. 21,14.19.20, weil ihre Lehre die Grundfeste der Gemeinde Christi ist, Eph. 2,20.

Sie, die der Welt und den Engeln ein Schauspiel gewesen, 1. Kor. 4,9.10, die Narren wurden um Christi willen, die wie Schafe unter den Wölfen waren, mit Schlangenklugheit Taubenredlichkeit verbanden, Mat. 10,16, die als Christi Apostel mütterlich gewesen sind, gleichwie eine Amme ihre Kinder pflegt, 1. Thess. 2,7, die Vorbilder waren, Phi. 3,17, eine Ehre Christi genannt wurden, 2. Kor. 8,23, von ihm selbst Freunde geheißen, Joh. 15,14, waren gleichwohl ein Fluch und Fegopfer der Welt, 1. Kor. 4,13, obgleich selbst die Dämonen bezeugen müssen: Diese Menschen sind Knechte Gottes des Allerhöchsten, die euch den Weg der Seligkeit verkündigen, Apg. 16,17.

Diese Botschafter an Christi Statt, 2. Kor. 5,20, Diener Gottes, 6.4, Gehilfen und Mitstreiter, Phi. 2,25, Mithelfer, 2. Kor. 6,1, Jünger und Knechte, Mat. 10,24; Röm. 1,1, Hausgenossen Christi, Mat. 10,25, Hochzeitsleute des Bräutigams, Mat. 9,15, Schnitter, Joh. 4,38, und Menschenfischer, Mat. 4,19; Luk. 5,10, diese Zeugen der Auferstehung, Apg. 1,8.22; 2,32, mögen wohl Säulen im Tempel Gottes genannt werden, Gal. 2,9, sie vor allem sind das rechte Licht der Welt und Salz der Erde, Mat. 5,13.14.

Durch ihre hinterlassenen Schriften üben sie ihren Apostelberuf in der Welt bis heute aus. Eine ununterbrochene Nachfolge des apostolischen Amtes, eine von Petrus herrührende lückenlose Übertragung der bischöflichen Amtsvollmacht, wie es die päpstliche und manche bischöflich verfaßte Kirche lehrt, gibt es nicht, ist auch ebenso überflüssig wie unmöglich nachweisbar.

Nirgendwo geht aus ihren Schriften hervor, daß sie sich als Regenten der Kirche gefühlt haben, ja, auch nicht als Lehrgesetzgeber, soweit ihre eigene Meinung in Frage kam, 1. Kor. 7. Zwar soweit sie als Apostel reden, getrieben vom Heiligen Geist, stellen sie ihr Zeugnis den Worten Christi und dem Alten Testament vollkommen gleich. Sie wissen: „Uns hat es Gott geoffenbart; wir wissen, was uns Gott gegeben; reden Worte, die der Heilige Geist lehrt“, 1. Kor. 2,10-13. Das Wort göttlicher Predigt von uns ist wahrhaftig Gottes Wort; wir gaben Gebote durch Jesum; unsere Lehre, d.h. die heilsamen Worte des Herrn Jesum 1, Thess, 2,13; 4,2; 1. Tim. 6,3. Im übrigen aber sind sie zufrieden, Diener mit Dienern und Älteste mit Ältesten zu sein, 1. Kor. 4,1; 1. Pet. 5,1. Paulus vor allem war in Wahrheit „Knecht aller Knechte des Herrn.“

Sie übertrugen nicht von sich aus Amtsgewalten an weitere Amtsträger der Kirche, sondern ließen die zu ordnenden Ämter nach dem Unterschied der Gaben und dem Bedürfnis der Gemeinde aus deren eigenem freien, vom Geist geleiteten Lebenstriebe hervorgehen, Apg. 6,3; 1. Kor. 12. Sie sandten keinen Syllabus heraus, sprachen nicht ex cathedra, gaben keine Machtsprüche, mischten sich nicht in Politik und weltliche Händel und verbrannten auch keine Ketzer. Sie dekretieren nicht, auch orakeln sie nicht, sondern erinnern und begründen. Sie beanspruchten und genossen keine andere Autorität als die, welche Lehre und Vorbild ihnen verliehen, Gal. 2,11, und welche ihnen als den geistgesalbten Urzeugen der Heilstatsache von selbst zukam, 1. Kor. 1,24; 1. Joh. 2,20; 1. Pet. 5,3.

Auch hat keiner von ihnen eine Schule stiften wollen, keiner warb um Anhänger, 1. Kor. 1,13, niemand drängte sich auf anderer Kosten ungebührlich in den Vordergrund. Im Gegenteil, sie wollten gern abnehmen, damit nur er zunehme. Von keinem haben wir fromme, lehrreiche Erzählungen aus seinem Privat- oder Familienleben nicht einer schrieb eine Selbstbiographie oder veranlaßte andere zu biographischen Mitteilungen. Seit dem Apostelkonzil, etwa zwanzig Jahre nach Pfingsten, hören wir nichts mehr von ihnen, selbst Petrus taucht so stillschweigend unter im Dunkel. Auch nicht die kleinste rührende Geschichte wird uns z.B. über ihr erbauliches Sterben berichtet. Wie Johannes, des Messias großer Herold, suchen sie mit Ernst und Eifer abzulenken von sich und hinzulenken auf „Jesum allein“. „Nicht aber ich, sondern Christus,“ sagt Paulus. „Siehe der, siehe, das ist Gotteslamm, das der Welt Sünde trägt.“

Von den beiden Evangelisten, die nicht Apostel waren, führten wir schon die auf sie bezüglichen Bibelstellen an, nun sollen noch einige Angaben folgen nach der Schrift und Tradition über die erwählten Zwölf.

Simon Petrus, Sohn des Johannes oder Jonas, Joh. 1,42; 21,15; Mat. 16,17, aus Bethsaida, lebte mit seinem Bruder und, da er verheiratet war, 1. Kor. 9,5, auch mit seiner Schwiegermutter, die Jesus heilte, Mat. 8,14, in Kapernaum, wo er ein eigenes Haus hatte, in dem auch Jesus mit wohnte, Mk. 1,29; 2,1.

Sein Bruder Andreas führte ihn zu Jesu, der ihm den Beinamen Kephas=Fels, griechisch=Petrus, gab, Joh. 1,42. Seine Jüngerberufung ist von der Berufung zum Apostelamt wohl zu unterscheiden, Joh. 1,35-51; Mat. 4,18f.; Luk. 5,1f.

Folgendes sind die Hauptgeschichten seines Lebens: Berufung Mat. 4,19; 10,1; Fischzug Luk. 5; bei Jairus, Luk. 8,45; Wandel auf dem See, Mat. 14,18; sein herrliches Bekenntnis Mat. 16,16; von Jesu Satan genannt, Mk, 8,33; auf dem Verklärungsberge, Mat. 17,1, Luk. 9,33; Tempelsteuer Mat. 17,24; Bereitung des Osterlamms, Luk. 22,8; Fußwaschung, Joh. 13,6; will sich nicht ärgern Mat. 26,33; Gethsemane Mat. 26,37; Malchus Joh. 18,10; Verleugnung Mat. 26,69; Reue, Luk. 22,52; Begegnung mit dem Auferstandenen, 1. Kor. 15,5; Joh. 21; Zeuge der Himmelfahrt, Apg. 1,9; Pfingstpredigt, Apg. 2; Heilung des Lahmen, 3,6; Gefangenschaft, 4,1.12; Ananias und Saphira, 5,1ff.; Leiden, 5,40; Äneas, 9,34; Tabea, 9,36; Cornelius, 10,1; wieder im Gefängnis und heraus, 12,3; Apostelkonzil, 15; von Paulus gestraft, Gal. 2,11; Säule der Gemeinde, Gal. 2,5.

Petrus wirkte in Jerusalem, Apg. 1-5; Samaria, 8,14ff.; Lydda, Joppe, Cäsarea, 9,39-10,48; Babylon (Rom?) 1. Pet. 5,13. Seine Reden finden wir Apg. 2,14ff.; 3,12ff.; 4,8ff.; und 10,28ff. Wann er seine beiden Briefe schrieb, ist zweifelhaft.

Seinen Märtyrertod hat ihm Jesus Joh. 21,18.19 vorausgesagt; er soll mit dem Kopf nach unten während der Regierung Neros in Rom gekreuzigt sein.

Andreas, der mit seinem Bruder Petrus zuerst von Jesu zur dauernden Nachfolge aufgefordert wurde, führt in der griechischen Kirche den Beinamen Protokletos, d.h. der zuerst Berufene, Joh. 1,35-45; Mk. 1,16-29; Mat. 4,18; Luk. 5,1-11.

Mit Philippus war er nächst den drei Vertrauten wohl der Bedeutendste unter den Zwölfen, Mk. 3,18; Apg. 1,13; Mk. 13,3; Joh. 6,8; 12,22. Er wirkte in Griechenland und nach Eusebius auch unter den Skythen, so daß ihn die Russen für ihren Apostel ansehen, da er auch in Byzanz den von Paulus geliebten Stachin zum ersten Bischof bestellt haben soll.

Aegeas, Prokonsul in Achaia, ließ ihn zu Patras kreuzigen. Man sagt, er habe an dem schräggestellten Olivenkreuz (daher heißt das so X gebildete Kreuz: Andreaskreuz) drei Tage gelebt und Christum, den Heiland der Welt, freudig bekannt.

Jakobus, wahrscheinlich der ältere Bruder des Johannes, da er immer von ihm genannt wird Mat. 10,2; Mk. 3,17; Luk. 6,14. Mit ihm und Petrus bildet er den engsten Kreis um Jesum; siehe darum nähere Angaben weiterhin unter Johannes.

Sie, die Feuer vom Himmel fallen lassen wollten, Luk. 9,54, nannte Jesus: Buehargem=Donnersöhne. Mat. 3,17.

Nach dem Tode Jesu tritt Jakobus mehr zurück, er wird nur noch als einer der Zwölf, nicht mehr in Verbindung mit Johannes und Petrus genannt, Apg. 3,1.11; 4,19; 8,14. Er darf nicht verwechselt werden mit Jakobus, Alphäi Sohn, oder mit Jakobus, dem Bruder Jesu, dem Verfasser des Jakobusbriefes.

Jakobus ist der erste Apostel, der den Märtyrertod erduldete durch Herodes Agrippa I. im Jahre 44, und der einzige, dessen Tod uns das Neue Testament selbst erzählt, Apg. 12,2.

Johannes, der andere Sohn des Zebedäus, war der „Freund“, der Lieblingsjünger Jesu, Joh. 13,23; 19,26; 21,7.20. Seine Mutter war Salome, eine Begleiterin Jesu, die aus eigenen Mitteln für seinen Unterhalt sorgte und ihm bis nach Golgatha folgte. Viele meinen, sie sei die Schwester Marias, der Mutter des Herrn gewesen. Mat. 4,21; 10,2; Mk. 1,19; 9,2.38; Luk. 5,10; 6,14; Apg. 1,13; Gal. 2,9; Mk. 15,41; Luk. 8,3; Mat. 27,56; Mk. 15,40. Wie Salome, folgte auch Johannes seinem Meister bis unters Kreuz, wo ihm Jesus, auf Maria (seine Tante?) deutend, sagte: „Siehe, das ist deine Mutter.“ Joh. 19,27.

Salome, die fest an Jesu Zukunft glaubte, bat für ihre beiden Söhne, die erst Jünger des Täufers, Joh. 1,35; Mk. 1,19; Mat. 4,21; Luk. 5,10, und ihrem Beruf nach wohlhabende Fischer waren bei Kapernaum, Luk. 5,10; 4,38; Mk. 1,20, um Ehrenstellen in seinem Reiche Mat. 20,21. Sie waren mit Jesus bei Jairus, auf dem Verklärungsberge und in Gethsemane, Mk. 5,37; 9,2; Luk. 8,31; 9,28.

In der Apostelgeschichte finden wir Johannes nun mehr mit Petrus zusammen, im Tempel, 3,1ff., im Gefängnis und vor dem Hohen Rat, 4,1ff., und später in Samaria 8,14. Dann tritt auch Johannes etwas zurück. Als Paulus drei Jahre nach seiner Bekehrung (40) nach Jerusalem kam, traf er nur Petrus und Jakobus, den Bruder des Herrn, Gal. 1,18ff. Die Apostel scheinen also in den Jahren 51-58 Jerusalem verlassen zu haben, denn 58 war dort nur noch der Bruder des Herrn, im Jahre 51 aber waren alle zugegen bei dem Apostelkonzil. Das Ausbrechen der großen Verfolgung, 8,1, hatte sie nicht verjagen können.

Einstimmig bezeugt die Überlieferung, daß nach dem Tode des Apostels Paulus (etwa 64) Johannes von Ephesus aus die Gemeinden Kleinasiens geleitet habe, Off. 1,11; 2; 3. In seinem Evangelium nennt er sich und seinen Bruder Jakobus nie mit Namen.

Unter Domitian wurde er nach Patmos, wo er die Offenbarung schrieb, verbannt, nachdem er, wie Tertullian erzählt, in Rom zuvor in Öl gesotten wurde, was aber, wie er selbst sagte nur zur Vermehrung seiner Kräfte gedieh, vergl. Mk. 16,18; Apg. 28,5. u.a.

In Ephesus sammelte sich um den Apostel ein Schülerkreis, aus dem zu nennen sind:

Ignatius, Bischof von Antiochien, im Jahr 107 im Theater zu Rom von wilden Tieren zerrissen;

Polykarp, Bischof von Smyrna, der, nachdem er 86 Jahre seinem Herrn treu gedient, 155 auf dem Scheiterhaufen starb;

Papias, der uns selbst erzählt, daß er mit den vier Töchtern des Evangelisten Philippus verkehrt habe; er starb den Märtyrertod als Bischof von Hierapolis etwa 163.

Von diesen Männern sind Schriften auf uns gekommen, die viel müßige Kritik über die Echtheit der Schriften des Neuen Testamentes zum Schweigen bringen.

Johannes starb, hundert Jahre alt, allein unter den Aposteln eines natürlichen Todes.

Philippus wird stets an fünfter Stelle genannt, sonst aber in den synoptischen Evangelien gar nicht erwähnt. Nach der Überlieferung soll er der Jünger sein, von dem Mat. 18,21.22 geschrieben steht. Er war, wie Jonas Söhne, aus Bethsaida und scheint Andreas besonders nahegestanden zu haben, Joh. 1,44; 6,5.8; 12,22; Mk. 3,18. Johannes erwähnt ihn 6,6.7; 12,21; 14,8. Nach Theodoret verkündigte er das Evangelium in Phrygien.

Bartholomäus, Mat. 10,3, Mk. 3,18; Luk. 6,14; Apg. 1,13. Sein Name= Sohn des Tholomäus, steht immer hinter dem des Philippus, darum wird er kein anderer als Nathanael sein, den dieser zu Jesu führte Joh. 1,46ff. Er soll in Albanopolis gekreuzigt sein, nachdem er in Indien und Armenien das Evangelium verkündigt hat.

Matthäus erzählt seine Bekehrung und Berufung 9,9ff., wobei er sich direkt nennt, während Markus und Lukas in dieser Geschichte ihn mit feinem christlichen Takt, um ihm die Beschämung zu ersparen, mit seinem früheren Namen Levi nennen, da er einer der verachteten Zöllner gewesen, Mk. 2,14ff.; Luk. 5,27ff. In den oben schon öfter angeführten Apostelverzeichnissen wird er nur Matthäus genannt.

Thomas, d.h. Zwilling, wird für den Zwillingsbruder des Matthäus gehalten, der mit dem jüngeren Jakobus desselben Vaters Kind gewesen sei, da er stets zwischen beiden genannt wird und deren Vater Alphäus heißt, Mk. 2,14;3; Mat. 10; Luk. 6.

Charakteristische Fingerzeige gibt uns Joh. 11,16; 20,24; 21,2.

Die Kirchenväter erzählen, daß er in Parthien gepredigt habe und in Edessa begraben sei, von wo der König Abgar mit Jesu im Briefwechsel gestanden habe. Eine noch spätere Überlieferung ließ ihn das Evangelium nach Ostindien tragen, wo eine alte Bevölkerung von syrischen Christen an der Küste Malabar, die „Thomaschristen“ ihn als den Stifter ihrer kirchlichen Gemeinschaft verehrte.

Jakobus (wie Matthäus) Sohn des Alphäus, wird außer in den Apostelverzeichnissen im Neuen Testament nicht genannt, wenn er nicht, wie etliche meinen, als Sohn der Maria, Joh. 19,25, der Mat. 27,56; Mk. 16,1; 15,40; Luk. 24,10 Genannte ist.

Nach kirchlicher Sage wirkte er im südwestlichen Palästina und Ägypten und hat in Ostrakine, einer Stadt in Unterägypten, den Kreuzestod erlitten.

Simon Zelotes oder der Kanaanäer, Luk. 6,15; Mat. 10,4; Mk. 3,18, nicht zu verwechseln mit Simon, dem Bruder des Herrn, Mat. 13,55; Mk. 6,3. Er soll in Ägypten und anderen Teilen Nordafrikas gewirkt und dann gekreuzigt worden sein.

Judas Lebbäus, Mat. 10,13, = Thaddäus, Mk. 3,18, beides heißt Herzenskind; Lukas nennt ihn nach seinem Vater Jakobus, Apg. 1,13; Luk. 6,16. Johannes erwähnt ihn einmal, 14,12. Er ist nicht zu verwechseln mit Judas, dem Bruder des Herrn, Mk. 13,55; Judä 1, dem Verfasser des Briefes Judä.

Nach Eusebius Übersetzung aus alter syrischer Quelle soll der unter Thomas schon erwähnte König Abgar Jesum brieflich durch Gesandte um Heilung von schwerer Krankheit gebeten haben. Diese wurde ihm dann durch den später dort missionierenden Judas zuteil. Nach anderen alten Sagen hätte er in Arabien, Persien und Syrien gepredigt und dort den Märtyrertod erlitten.

Judas Ischarioth (Mann von Karioth), der Verräter Jesu, war der einzige Jünger, der kein Galiläer, sondern aus Karioth war, einer Stadt in Judäa, südlich von Hebron, Jos. 15,25. Er war der diebische Kassierer der Jüngerschar, Mat. 26,15.48; Mk. 14,44; Joh. 12,6; 6,64.71; 12,4; 14,22; 17,12-

Zur Charakterisierung des Verräters siehe: Mat. 26,14-16.21-25.46-50; Mk. 14,10.11.18-21.42-46; Luk. 22,3-6.21-23.47.48; Joh. 13,2.10.11.18.19.21-30;18,2-9. Über seine Verzweiflung siehe: Mat. 27,3-10; Apg. 1,16-26.

Matthias, der auf Petri (ob auch des Heiligen Geistes?) Anregung vor Pfingsten durchs Los Hinzugewählte, mag einer der Siebzig gewesen sein. Nach den einen ist er in Äthiopien umgekommen, nach anderen in Judäa gesteinigt. Apg. 1,23.26.

Paulus, das vom Herrn selbst auserwählte Rüstzeug, Apg. 9,15, war von Mutterleibe an zum Heidenapostel ausgesondert Gal. 1,15. Über seine Herkunft etc. siehe: Röm. 11,1; Phil. 3,4; Apg. 23,6. Beruf: Apg. 18,3; 1. Kor. 4,12. Staatsangehörigkeit: Apg. 16,37.38; 22,24-29. Bildung: Apg. 17,28; 1. Kor. 15,33; 1,17; Röm. 16,22; 1. Kor. 16,21; 2. Kor. 11,22; Phi. 3,4; Apg. 21,40. Verheiratete Schwester: Apg. 23,16. Gesundheit: Gal. 6,17; 2. Kor. 12,7-9; 11,23ff.27.28. Ausbildung: Apg. 22,3; Gal. 1,14; Apg. 7,58; 8,1.3. Verfolger der Gemeinde: 1. Kor. 15,9; Gal. 1,13; Phi. 3,6; Apg. 22,4; 26,10ff.. Bekehrung: Apg. 9,22.26; 1. Kor. 9,1; 15,8; 2. Kor. 4,6; Gal. 1.15.16. Über sein Wirken siehe die Apostelgeschichte und seine Briefe.

Unter Nero erlitt er den Märtyrertod, und zwar, da er römischer Bürger war, durch Enthauptung im Jahre 64, nachdem er zuvor, wie Clemens Romanus schreibt, „bis an das Ziel des Westens“, wohl nach Spanien, gekommen war.

Quelle: Flügge, Carl August - Der Schriftforscher

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