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Hiob - Kapitel 34

Hiob - Kapitel 34

(Leander van Eß)

Elihu fährt fort: Hiobs Behauptung, daß er unschuldig leide, und Gott ungerecht handle, sey Lästerung; vielmehr sey Gott gerecht gegen Klein und Groß; und züchtige Alle, die es verdienen; darum solle der Mensch sich demütigen vor Gott.

1 Und Elihu hob an, und sprach:
2 Höret, ihr Weisen! meine Worte; und, ihr Verständigen! horchet auf mich!
3 Das Ohr prüft die Worte, so wie der Gaumen den Geschmack prüft beim Essen.
4 Was Recht ist lasset uns forschen; erkennen unter uns was gut ist!
5 Denn Hiob hat gesagt: „Ich bin unschuldig; und Gott bringt mich um das Recht.
6 Bei meinem Rechte soll ich Lügner werden; tödtlich verwundend ist mir der Pfeil ohne Verschulden.“
7 Wie kann ein Mann, wie Hiob, Gotteslästerung wie Wasser trinken?
8 Sich gesellen zu Uebelthätern, und mit bösen Menschen wandeln?
9 Der selbst gesagt: „Nichts frommt es dem Manne, wenn er in Freundschaft steht mit Gott.“
10 Deßhalb, ihr Männer von Verstand, höret mich! Fern ist von Gott das Böse; und vom Allmächtigen das Unrecht;
11 nach dem Thun des Menschen vergilt er ihm; und nach dem Wandel eines Jeden läßt er ihm widerfahren.
12 Ja fürwahr! Gott handelt nicht böslich; und der Allmächtige beuget nicht das Recht.
13 Wer hat ihm die Erde anbefohlen; und wer ordnete den ganzen Erdkreis?
14 Wollte er wider ihn sich benehmen; so dürfte er an sich halten seinen Hauch, und seinen Athem.
15 Hinsterben würde sämmtlich alles Fleisch; und wiederkehren der Mensch zu Staub.
16 Ja, hast du Verstand, so höre dieses; horche auf die Stimme meiner Rede!
17 Kann auch wer das Recht hasset herrschen? Willst du den Gerechten, den Mächtigen des Unrechts beschuldigen?
18 Darfst du zum Könige sagen: Nichtswürdiger! Frevler! zu Fürsten?
19 Zumal er keine Partei nimmt für Vornehme; und nicht ansieht den Reichen vor dem Geringen; weil seiner Hände Werk sie alle sind.
20 Ein Augenblick - und sie sterben dahin; nur Mitternacht - so wanken Völker und vergehen; vertilgt wird der Starke ohne Hand.
21 Denn seine Augen sind gerichtet auf die Wege des Menschen; und alle seine Schritte sieht er.
22 Es gibt keine Finsterniß, und kein' Todesschatten, darin sich verbergen könnten die Uebelthäter.
23 Denn er setzt nicht erst dem Menschen eine Frist, um in's Gericht mit Gott zu gehen.
24 Er stürzt Mächtige unverhört; besetzt mit Andern ihre Stelle;
25 weil er kennt ihre Werke; deßhalb zerstört er die Nacht, daß sie aufgerieben werden.
26 Um der Bosheit willen züchtiget er sie auf öffentlichem Platze.
27 Darum, daß sie abwichen von ihm; und alle seine Wege nicht achteten;
28 so läßt er vor sich kommen das Klaggeschrei des Armen; und das Klaggeschrei der Bedrängten hört er.
29 Doch verhielt er sich ruhig, wer darf ihn verdammen? Verhüllte er sein Antlitz, wer darf ihn schauen? Wenn er über Völker und über Einzelne zugleich
30 Bösewichte herrschen, und Völker umstricken läßt;
31 wer darf zu Gott sagen: „Ich büßte, was ich nicht verschuldet habe!“
32 Was ich nicht einsehe, belehre du mich; that ich Unrecht; kein Wort mehr.
33 Kann es von dir verbessert werden, wenn du schmähest? Doch du sollst prüfen, und nicht ich! So rede denn, was du weißt!
34 Männer von Verstand werden zu mir sagen; und der weise Mann, der mich hört:
35 „Hiob redet nicht mit Einsicht; und seine Worte sind ohne Verstand!“
36 Mein Wunsch ist: Hiob werde stets fort geprüft wegen der Antworten nach der Uebelthäter Weise.
37 Denn er fügt zu seiner Sünde noch Frevel, klatschet aus unter uns; und thut groß mit seinen Reden wider Gott.

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