Comenius, Johann Amos - Das wiedergefundene Paradies - Das 9. Capitel.

Comenius, Johann Amos - Das wiedergefundene Paradies - Das 9. Capitel.

Gottergebenen Herzen ist alles leicht und erträglich.

Es kommet sie auch keinesweges schwer an in solcher Ordnung zu stehen, sondern es ist ihnen vielmehr lieblich und angenehm; hingegen aber habe ich in der Welt gesehen, daß ein jeglicher nur gezwungener Weise stehe in dem, worinn er stehen muß. Diesen aber hat Gott ihre steinerne Herzen weggenommen, und ihnen fleischerne, beugsame und zu Vollbringung alles Willens Gottes willige Herzen gegeben. Und ob wol der Teufel ihnen allerley Beschwerlichekeiten durch listige Eingebungen, die Welt mit ärgerlichen Exempeln, das Fleisch mit seiner angebohrnen Trägheit zum Guten nicht wenig zu schaffen machen, so achten sie dieses doch nicht, sondern treiben den Teufel mit dem Geschoß des Gebets weg, die Welt jagen sie mit dem Schild eines unveränderlichen Sinnes von sich, und zwingen das Fleisch mit der Geissel der Zucht zum Gehorsam; sie verrichten dabey ihre Sache fröhlich, und der inwohnende Geist Christi giebt ihnen Kräfte, damit es ihnen weder am Wollen noch wirklichen Vollbringen (nach dem Maaß jetziger Vollkommenheit) mangele. Also habe ich hier in der That gesehen, daß Gott von ganzem Herzen dienen, keine beschwerliche Arbeit, sondern eine angenehme Ergetzung sey; und habe wahrgenommen, daß, welche sich so sehr mit ihrer menschlichen Schwachheit entschuldigen, die Kraft und den Nutzen der neuen Geburt nicht verstehen, ja dieselbe auch wohl noch nicht erreichet haben, und mögen sich solche wohl vorsehen. Allhier aber habe ich nicht gemerket, daß jemand mit der Schwachheit des Fleisches seine anklebende Sünden vertheidiget, oder auch aus Schwachheit begangene Fehler entschuldiget hätte; sondern ich habe vielmehr gesehen, daß, wenn jemand sein ganzes Herz dem, der ihn erschaffen, erkauft und sich zum Tempel geheiliget, übergeben, daß hernach nach dem Herzen auch die übrigen Glieder willig und bereit waren, wohin sie Gott haben wollte, sich lenken zu lassen.

O mein Christ, du magst auch seyn wer du willst, suche doch los zu werden aus den Banden des Fleisches! Siehe zu, prüfe und erkenne, daß die Hindernisse, die du dir in deinem Sinne einbildest, viel kleiner sind, als daß sie deinem Willen, wenn er rechtschaffen ist, hinderlich seyn könnten.

Ich sahe aber, daß nicht nur zu thun, was Gott will, sondern auch zu leiden, was Gott aufleget, einem Christen nicht schwer sey. Denn wenn manche hier Backenstreiche, Verspeyung und Schläge von der Welt litten, so weinten sie für Freuden, hoben ihre Hände gegen den Himmel auf, und preiseten Gott, daß er sie würdig geachtet, auch etwas um seines Namens willen zu leiden, und daß sie nicht nur an den Gecreutzigten gläubeten, sondern auch ihm zu Ehren selbst gecreutziget würden. Andree, welchen dieses nicht begegnete, mißgönneten es jenen mit einer heiligen Mißgunst, weil, wie sie besorgeten, solches ein Zeichen des Zornes Gottes, wenn sie ohne Züchtigung wären, und daß sie von Christo entfernet, weil sie kein Creutz nicht hätten. Daher sie alle die Ruthe und den Stab Gottes küsseten, wenn sie damit heimgesuchet wurden, und war ihnen lieb, es mochte auch seyn, was für ein Creutz es wollte.

Dieses aber alles kommt daher, weil sie sich Gott mit ihrem ganzen Willen übergeben, so, daß sie nichts anders thun, und auch nichts anders zu seyn verlangen, als wie es Gott haben will. Und derowegen sind sie gewiß, daß alles, was ihnen begegnet, von Gott und aus desselben allerweisesten Vorsorge herkomme. Und solchen kann nun nichts mehr von ohngefehr wiederfahren; dieweil sie auch Wunden, Kerker, Pein und Tod unter die Wohlthaten Gottes rechnen. wenn es ihnen gut oder bös gehet, ist es ihnen einerley; nur daß sie jenes verdächtiger, dieses aber sicherer zu seyn urtheilen. Derohalben ergetzen sie sich in Unbequemlichkeiten, Wunden und Schmerzen, und rühmen sich derselben. Summa, sie sind in Gott dergestalt eingedrungen, daß, wenn sie nichts zu leiden haben, sie meynen, daß sie müßig giengen, und die Zeit unnütz zubrächten. Aber es hüte sich ein jeder, seine Hand an sie zu legen: Denn je begieriger sie den Rücken darbieten, desto schwerer und gefährlicher ist es, sie auszulachen: Sintemal sie nicht mehr ihr eigen, sondern Gottes sind; dahero, was ihnen begegnet, Gott sich alles zurechnet.

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