Cölius, Michael - Über Luthers Tod

Cölius, Michael - Über Luthers Tod

Es soll niemand, der Gottes Wort und Wahrheit erkannt hat und liebet, daran zweifeln, daß dieser Mann, deß selige Leiche wir noch allhier vor unsern Augen sehen stehen, das Amt in der Kirche geführt, welches zu seiner Zeit Elias und Jeremias, Johannes der Täufer oder der Apostel einer geführt haben. Denn ob diese wohl mit etlichen sonderlichen Gaben vor ihm von Gott begnadet gewesen, doch, so viel des Amts belangt, war er wahrhaftig zu unsrer Zeit ein rechter Elias und Jeremias und vor dem großen Tage des Herrn Johannes, der Vorläufer oder ein Apostel. Denn man je sagen muß, wer die Wahrheit bekennen will, daß es in der Kirche eben gestanden, da Gott diesen Mann in sein Amt erweckt und berufen hat, wie es stand zu den Zeiten Eliä, Jeremiä, Johannis und da die Apostel von Gott zu predigen ausgesandt wurden.

Also hat es leider gestanden jetzund in den letzten Tagen unter dem päbstlichen Antichrist; da sind alle Irrthümer, Ketzerei, Secten und Abgötterei zusammen in eine Grundsuppe alles Grauels geflossen, es ist kein rechter Verstand der heiligen Schrift gewesen, keine richtige Lehre zu Trost der Gewissen gepredigt; Menschensatzungen sind über Gottes Wort gehalten; niemand hat gewußt, wie man Gott anrufen, weß man sich in Nöthen zu ihm versehen, was man doch thun oder wie man ihm dienen sollte; Finsterniß hat bedeckt den ganzen Erdboden; kein Licht hat geschienen in der Kirche.

Also hat es leider in der Kirche gestanden, wie es noch zu beweisen ist mit der That, wo der Pabst regiert, so lange, bis uns Gott vor seinem großen Tage den theuren Mann erweckt hat, der zu unsrer Zeit ein rechter Elias und Johannes gewesen ist. Denn wie Elias zu seiner Zeit die Abgötterei angegriffen und niedergelegt, also hat Dr. Martin Luther auch den gewaltigen Abgott des päbstlichen Ablasses angetastet und zu Boden geschlagen. Und wie Elias die Pfaffen des Baal getödtet, also hat der Mann Gottes mit dem Schwert göttliches Wortes die Meßpfaffen und ihren Abgott umgestoßen. Dagegen aber hat er wie Johannes, der heilige Täufer, christliche und rechtschaffene Buße gelehrt und gepredigt, wie und wodurch man zu rechter Erkenntniß der Sünde komme, wodurch man Vergebung der Sünden erlange, was rechtschaffene Früchte der Buße seien, wie man Gott dienen und anrufen soll, welche Stände von Gott geordnet, was ein jeder in seinem Stande thun soll; und in Summa die heilige Schrift, welche zuvor ein verschlossen und versiegelt Buch war, hat Gott durch ihn eröffnet, daß seit der Apostel Zeit sie mit solchem Verstand, wie jetzund, nicht ist gelesen worden. Darum haben wir solches Gott, dem ewigen Vater unsers Herrn Jesu Christi, zu danken, der durch seinen heiligen Geist aus grundloser Gnade und Barmherzigkeit diesen seinen treuen Diener erleuchtet und erwecket hat.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/coelius/luthers_tod.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain