Chelcicky, Petr - Das Netz des Glaubens

Chelcicky, Petr - Das Netz des Glaubens

„Nichts anderes wird in diesem Buch gesucht, als daß wir, die Nachkommenden, die Anfänge zu erkennen und, soweit Gott uns dazu befähigt, zu ihnen zurückzukehren wünschen. Wir gleichen Menschen, die zu einem Haus kommen, das abgebrannt ist, und die ursprünglichen Fundamente suchen. Das ist um so schwieriger, als die Ruinen mit allen möglichen Gewächsen überwuchert sind. Viele meinen, diese Gewächse seien das Fundament, und sagen: Das ist das Fundament und: Dies ist die Art, in der alles gehen muß, und andre sprechen es ihnen nach. So denken sie, in dem Neuen, das emporgewachsen ist, die Grundlage gefunden zu haben. In Wirklichkeit haben sie etwas ganz andres, dem echten Fundament Entgegengesetztes gefunden. Das macht das Suchen so schwierig. Denn wenn alle sagen würden: Das alte Fundament ist unter den Ruinen verschwunden, würden viele zu graben und danach zu suchen anfangen und einen wirklich echten Wiederaufbau beginnen, wie Nehemia und Serubbabel es nach der Zerstörung des Tempels taten. Es ist so sehr schwer, die geistlichen Ruinen, die solange darniederliegen, wiederherzustellen und zu dem früheren Zustand zu gelangen; dazu kann kein andrer Grund gelegt werden als Jesus Christus, von dem die vielen sich abgekehrt und andern Göttern zugewandt und aus ihnen Fundamente gemacht haben.“

„Ich behaupte nicht, daß überall, wo die Apostel predigten, alle gläubig wurden, aber doch einige, die Gott erwählt hatte, hier mehr, dort weniger. Zu Zeiten der Apostel wurden die Gemeinden der Gläubigen nach den Städten, Dörfern oder Bezirken benannt, in denen sie lagen, sie waren Versammlungen von Gläubigen eines Glaubens. Diese Gemeinden wurden durch die Apostel von den Ungläubigen abgesondert. Ich behaupte nicht, daß die Gläubigen im materiellen, lokalen Sinn alle etwa in einer Straße der Stadt abgesondert sein konnten; sie waren vielmehr in einer Glaubensgemeinschaft verbunden und kamen in örtlichen Versammlungen zusammen, wo sie miteinander Gemeinschaft in geistlichen Dingen und in Gottes Wort hatten.“

„Gott hat bezeugt, daß er selbst Sünden vergibt und die Ungerechtigkeiten der Menschen tilgt durch Christus, der für die Sünden der Menschen starb. So lautet das Zeugnis des Glaubens, daß er das Lamm Gottes ist, welches die Sünden wegnimmt und der Welt vergibt; er allein hat in sich das Recht, Sünden zu vergeben, weil er selbst zugleich Gott und Mensch ist. Deshalb starb er als Mensch für Sünden und brachte sich selbst Gott am Kreuz als Sündopfer dar. So erreichte Gott durch ihn und seine Leiden die Vergebung der Sünden der Welt. Und so hat er allein Macht und Recht, den Menschen ihre Sünden zu vergeben. Der Hohepriester (der Papst), der sich mit höchstem Gepränge über alles erhebt, was Gott heißt, hat wie ein Räuber die Hände auf diese Rechte Christi gelegt. Er hat die Pilgerfahrt nach Rom eingesetzt, durch die Sünden getilgt werden sollen. Deshalb kommen trunkene Horden aus allen Ländern zusammen, und er, der Vater alles Bösen, teilt von einem erhöhten Platz seinen Segen an diese Horden aus, daß sie die Vergebung aller Sünden und Befreiung von jeglichem Gericht erlangen. Er errettet von Hölle und Fegefeuer, und es gibt gar keinen Grund mehr, weshalb irgend jemand dorthin gelangen sollte. Er schickt auch Zettel in alle Lande - gegen Geld -, welche Befreiung von allen Sünden und Strafen zusichern; man braucht sich gar nicht der Mühe zu unterziehen, zu ihm zu pilgern, man braucht nur Geld zu schicken, und alles ist vergeben. Was dem Herrn zusteht, nimmt dieser Beamte für sich in Anspruch, er erhält das Lob, das dem Herrn gebührt, und wird reich durch den Verkauf solcher Dinge. Was bleibt denn für Christus zu tun übrig, wenn sein Beamter uns von allen Sünden und vom Gericht befreit und uns gerecht und heilig machen kann? Nur unsre Sünden stehen unsrer Errettung im Wege. Wenn der Hohepriester sie alle erläßt, was soll der arme Herr Jesus tun? Warum mißachtet die Welt ihn so sehr und sucht ihr Heil nicht bei ihm? Einfach aus dem Grunde, daß der Hohepriester ihn mit seiner Majestät in den Schatten stellt und ihn in der Welt verdunkelt, während er selbst, der Hohepriester, einen großen Namen und beispielloses Ansehen in der Welt hat. So bleibt der Herr Jesus, schon gekreuzigt, weiter das Gespött der Welt, der Hohepriester allein ist in jedermanns Mund, und die Welt sucht und findet ihr Heil in ihm.“

Das Netz des Glaubens, 1440

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