Calvin, Jean - Der Römerbrief - Kapitel 16

Calvin, Jean - Der Römerbrief - Kapitel 16

1 Ich befehle euch aber unsere Schwester Phöbe, welche ist im Dienste der Gemeinde zu Kenchreä, 2 dass ihr sie aufnehmt in dem Herrn, wie sich´ s ziemt den Heiligen, und tut ihr Beistand in allem Geschäfte, darin sie euer bedarf; denn sie hat auch vielen Beistand getan, auch mir selbst. 3 Grüßet die Priscilla und den Aquila, meine Gehilfen in Christo Jesu, 4 welche haben für mein Leben ihren Hals dargegeben, welchen nicht allein ich danke, sondern alle Gemeinden unter den Heiden. 5 Auch grüßet die Gemeinde in ihrem Hause. Grüßet Epänetus, meinen Lieben, welcher ist der Erstling unter denen aus Achaja in Christo. 6 Grüßet Maria, welche viel Mühe und Arbeit mit uns gehabt hat. 7 Grüßet den Andronikus und den Junias, meine Gefreundeten und meine Migefangenen, welche sind berühmte Apostel und vor mir gewesen in Christo. 8 Grüßet Amplias, meinen Lieben in dem Herrn. 9 Grüßet Urban, unsern Gehilfen in Christo, und Stachys, meinen Lieben. 10 Grüßet Apelles, den Bewährten in Christo. Grüßet, die da sind von des Aristobulus Gesinde. 11 Grüßet Herodion, meinen Gefreundeten. Grüßet, die da sind von des Narzissus Gesinde in dem Herrn. 12 Grüßet die Tryphäna und die Tryphosa, welche in dem Herrn gearbeitet haben. Grüßet die Persis, meine Liebe, welche in dem Herrn viel gearbeitet hat. 13 Grüßet Rufus, den Auserwählten in dem Herrn, und seine und meine Mutter. 14 Grüßet Asynkritus, Phlegon, Hermas, Patrobas, Hermes und die Brüder bei ihnen. 15 Grüßet Philologus und die Julia, Nereus und seine Schwester und Olympas und alle Heiligen bei ihnen. 16 Grüßet euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Es grüßen euch die Gemeinden Christi.

V. 1. Ich befehle euch aber usw. Ein guter Teil dieses Kapitels besteht aus Grüßen. Zuerst empfiehlt Paulus die Phöbe, welcher er seinen Brief zur Besorgung übergab. Er empfiehlt sie zuerst um ihres Amtes willen, mit welchem sie ihrer Gemeinde einen hohen und heiligen Dienst leistete. Dann aber fügt er auch einen persönlichen Grund hinzu, weshalb man sie aufnehmen und ihr allen Beistand tun soll: weil sie selbst sich rastlos für alle Frommen aufgeopfert hat. Es ziemet den Heiligen, einer solchen Dienerin des Herrn alle Ehre und Güte zu erweisen. Solches zu unterlassen, würde für Knechte Christi eine Schmach sein. Verdienen schon alle Glieder Christi unsere Liebe, wie viel mehr die, welche ein öffentliches Amt in der Gemeinde bekleiden: sie haben einen Anspruch auf unsere besondere Liebe und Ehrfurcht. Und wie Phöbe stets mit besonderem Eifer den Christen gedient hat, so sollen jetzt die Christen ihr wiedervergelten und ihr in ihren Geschäften die nötige Hilfe angedeihen lassen. Ist es doch eine einfache Pflicht der Menschlichkeit, den nicht zu verlassen, dessen Natur zum Wohltun neigt, wenn er selbst des Beistandes bedarf. Um aber die Bereitwilligkeit seiner Leser noch zu erhöhen, erinnert Paulus daran, dass auch er selbst die Wohltaten der Phöbe genossen hat. In welcher Richtung diese Dienste sich bewegten, können wir einer anderweitigen Aussage des Apostels entnehmen (1. Tim. 5, 9-12). Die es bedürftig waren, wurden nicht nur aus Gemeindemitteln unterstützt, sondern auch in Krankheit durch den Dienst der Gemeinde gepflegt. Dazu waren Witwen verordnet, welche, von häuslichen Geschäften frei und durch keine Fürsorge für ihre Kinder mehr gehindert, bereit waren, sich ganz dem Dienste Gottes und den Pflichten der Frömmigkeit zu weihen. Wer einmal diesen Dienst übernommen hatte, war gewissermaßen demselben verbunden und verpflichtet. Solche Witwe hatte sich durch ihren frommen Entschluss des Verfügungsrechtes über sich selbst begeben. Tritt sie von ihrem Dienste zurück, so spricht ihr der Apostel das Urteil, dass sie die erste Treue gebrochen (1. Tim. 5, 12). Weil nun derartige Witwen im ehelosen Stande bleiben mussten, gab der Apostel die Weisung, dass sie unter einem Lebensalter von sechzig Jahren nicht in ihr Amt aufgenommen werden sollten. Denn er sah voraus, dass für jüngere Witwen ein Gelübde bleibender Ehelosigkeit gefährlich, ja verderblich werden musste. Aus diesem heiligen und für die Kirche höchst nützlichen Witwendienst sind in den späteren Zeiten des Verfalls Genossenschaften von Nonnen geworden, die nur dem Müßiggang leben.

V. 3. Grüßet die Priscilla und den Aquila. Bei den folgenden Grüßen teilt Paulus eine ganze Reihe von Ehrentiteln aus. Diese zielen teils darauf ab, einfach denen, welche es wert sind, ihre Ehre zu geben, teils ihnen auch bei den andern diejenige Autorität zu verschaffen, welche zum Heil des Gemeindelebens erwünscht war. Hier und dort birgt solcher Ehrentitel vielleicht auch eine stille Mahnung, der also Angeredete möge seinen früheren Wandel würdig fortsetzen, ohne rückwärts zu weichen und den Eifer erkalten zu lassen. Besonders ehrenvoll ist für Aquila und namentlich für seine Gattin Priscilla (Apg. 18, 2) als ein Weib, wenn Paulus sie meine Gehilfen in Christus nennt. Welche Bescheidenheit des heiligen Mannes, der sich nicht scheut, im Werke des Herrn ein Weib als seine Gehilfin anzuerkennen und öffentlich zu rühmen!

V. 4. Welchen nicht allein ich danke usw. Weil Priscilla und Aquila ihr Leben eingesetzt haben, um des Paulus Leben zu schützen, bezeugt er ihnen seinen persönlichen Dank. Aber er fügt hinzu, dass ein gleiches Dankgefühl auch alle Gemeinden Christi beseelt, und er will dadurch auch die römischen Christen an ihre Dankespflicht erinnern. Mit Recht hielten ja alle Christen aus den Heiden das Leben dieses einen Mannes teuer und wert: denn es war ihnen ein unvergleichlicher Schatz. So verstand es sich von selbst, dass sie denen sich dankbar erwiesen, welche solches Leben geschützt hatten. Bemerkenswert erscheint auch des Apostels Gruß an die Gemeinde in ihrem Hause. Höher konnte Paulus die Familie des Aquila und der Priscilla nicht ehren, als indem er ihr den Titel einer christlichen Gemeinde gab. Andere denken freilich an eine besondere Versammlung, welche in dem Hause der beiden zusammengekommen sei.

V. 5. Welcher ist der Erstling. In diesem Worte liegt eine Anspielung an die Opfergaben des Gesetzes. Durch den Glauben werden Menschen ein heiliges Opfer für Gott: und wer zuerst zu diesem Glauben berufen ward, heißt mit Recht ein Erstling. Solches zu erfahren, ist eine besondere Ehre von Gott. Natürlich muss das Ende dem Anfang entsprechen. Ist dies aber der Fall, ohne dass im langen Pilgerlauf eine Ermüdung eintrat, so wird der Glaube eines solchen Erstlings besonders erprobt und gereift dastehen.

V. 6. Von neuem bezeugt Paulus einer Maria seinen Dank, welche viel Mühe und Arbeit mit ihm gehabt hat. Er spendet dies Lob offenbar, um der Betreffenden bei den Römern einen guten Namen zu machen.

V. 7. Grüßet den Andronikus usw. Im Allgemeinen legt Paulus der bloß fleischlichen Verwandtschaft und allem, was damit zusammenhängt, einen geringen Wert bei. Immerhin wollte er dem Andronikus und Junias den kennzeichnenden Vorzug nicht vorenthalten, sie seine Gefreundeten, d. h. Verwandten zu nennen. Wichtiger ist ihm freilich das zweite, dass er sie seine Mitgefangenen nennen kann. Denn ein Gefängnis um Christi willen bedeutet eine Ehre in seinem Dienst. Heißen die beiden endlich Apostel, so will dies nicht in dem geläufigen eigentlichen Sinne verstanden sein, sondern im weiteren Begriff ist ein Apostel jeder Prediger, der nicht bloß einer Gemeinde dient, sondern als Missionar das Evangelium für weitere Gebiete predigt. Weil sie das Evangelium früher angenommen hatten als Paulus selbst, so zögert er nicht, ihnen in dieser Hinsicht vor sich selbst den Vorrang zu geben.

V. 11. Die da sind von des Narzissus Gesinde in dem Herrn. Dieser Narzissus wird der bekannte Freigelassene des Kaisers Claudius gewesen sein, an dessen Namen zahlreiche schändliche Verbrechen hingen. Umso bewundernswerter ist Gottes Gnade, die auch in dieses unreine, mit jeglicher Nichtswürdigkeit behaftete Haus eindrang. Nicht als ob Narzissus selbst sich zu Christus bekehrt hätte, wie denn überhaupt unter allen den glänzenden Namen des damaligen Rom keiner für Christus gezählt werden konnte: aber schon das war etwas Großes, dass Christi Gnade dies satanische Haus heimsuchte. Sklaven, welche einem reißenden Löwen, einem gierigen Räuber und verworfenen Menschen dienen mussten, hatten sich zugleich dem reinen Dienste Christi geweiht! Hierin braucht kein Untergebener auf seinen Herrn zu warten: jeder soll für sich selbst Christus nachfolgen. Übrigens ersieht man aus der einschränkenden Wendung des Apostels, dass die Dienerschaft des Narzissus geteilt und nur wenige davon gläubig waren.

V. 15. Zum Schluss dieser ganzen Reihe von Personen, an welche Paulus Grüße bestellt, wollen wir ausdrücklich darauf aufmerksam machen, dass dabei des Petrus keine Erwähnung geschieht. Hätte dieser sich damals in Rom aufgehalten, so wäre dies vonseiten des Paulus ein ganz unwürdiges Verfahren. Es ergibt sich daraus mit voller Sicherheit, dass, was die Römischen über einen langen Aufenthalt des Petrus in Rom zu sagen wissen, eine Fabel ist.

V. 16. Grüßet euch untereinander mit dem heiligen Kuss. Dass der Kuss bei den Juden ein gebräuchliches und verbreitetes Freundschaftszeichen war, geht aus vielen Stellen der Heilige Schrift hervor. Den Römern war er wohl weniger geläufig, wenn auch natürlich nicht gänzlich unbekannt. Frauen zu küssen, verbot freilich die Sitte für jeden, der nicht zu ihren nächsten Verwandten gehörte. Immerhin wurde es bei den ältesten Christen allgemeiner Brauch, dass man vor der Austeilung des heiligen Abendmahles den Kuss als Zeichen christlicher Gemeinschaft austauschte. Dann spendete man das Almosen, um das, was soeben das Zeichen des Kusses dargestellt, in der Tat und Wahrheit zu beweisen. Übrigens scheint Paulus jenen Brauch nicht geradezu anzuordnen. Er will die Christen wohl nur ermahnen, die wahrhaft brüderliche Liebe zu pflegen, die sich scharf von der gemeinen Weltfreundschaft abhebt, welche meist nur Schein ist oder durch unlautere Absichten und zweifelhafte Künste zusammengehalten wird, und welche jedenfalls nie zu einem guten Ziele führt. – Wenn der Apostel endlich die Grüße der christlichen Gemeinden ausrichtet, so tut er damit das seine, alle Glieder Christi durch ein gegenseitiges Liebesband zu verknüpfen.

17 Ich ermahne aber euch, liebe Brüder, dass ihr achtet auf die, die da Zertrennung und Ärgernis anrichten neben der Lehre, die ihr gelernt habt, und weichet von ihnen. 18 Denn solche dienen nicht dem Herrn Jesus Christus, sondern ihrem Bauche; und durch süße Worte und prächtige Reden verführen sie die unschuldigen Herzen. 19 Denn euer Gehorsam ist bei jedermann kund geworden. Derhalben freue ich mich über euch; ich will aber, dass ihr weise seid zum Guten, aber einfältig zum Bösen. 20 Aber der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße in kurzem. Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch!

V. 17. Ich ermahne aber euch usw. Nunmehr spricht der Apostel eine Ermahnung aus, wie sie christlichen Gemeinden immer von Zeit zu Zeit nötig sein wird, weil die Diener des Satans keine Gelegenheit vorübergehen lassen, um in Christi Reich Verwirrung zu tragen. Sie pflegen dies in doppelter Weise anzugreifen: entweder säen sie den Samen der Zwietracht, um die in der Wahrheit entstehende Einheit zu zerstören, oder sie bringen Anstöße auf, um die Liebe zum Evangelium aus den Seelen zu reißen. Jenes geschieht, wenn neue, menschlich erdachte Lehrsätze Gottes Wahrheit ins Wanken bringen wollen, dieses, wenn man mit allerlei Kunstgriffen Hass oder wenigstens Geringschätzung gegen dieselbe zu erregen sucht. Auf die, welche solches tun, will der Apostel die Aufmerksamkeit der Gemeinde lenken, damit nicht arglose Gemüter der Täuschung und Verführung anheim fallen. Solche Leute soll man meiden, weil sie Schaden anrichten. Es ist nicht unsachgemäß, wenn Paulus von den Gläubigen in dieser Hinsicht Achtsamkeit verlangt; denn durch unsere Trägheit und Sorglosigkeit kommt es oft vor, dass üble Schwätzer der Kirche großen Schaden tun, ehe man ihnen entgegentritt, auch gibt es verschlagene Leute, die gefährlich werden, wenn man nicht vorsichtig auf sie achthat. Zu beachten ist dabei, dass der Apostel sich an solche wendet, die in der reinen Lehre unterwiesen sind; denn es ist ein gottloses Beginnen, ja ein Raub an Gottes Ehre, wenn einer die auseinander reißt, die in Christi Wahrheit eins sind. Schamlos ist es aber auf der andern Seite, wenn man unter dem Vorwand des Friedens und der Einigkeit eine Verschwörung der Lüge und eine gottlose Lehre verteidigen will. Die Papisten dürfen sich also aus dieser Stelle kein scheinbares Recht ableiten, um gegen uns Vorwürfe zu erheben: denn, was wir bekämpfen, das ist nicht das Evangelium, sondern Teufelsblendwerk. Paulus verdammt nicht jeden Streit ohne Ausnahme, sondern nur den, der die Einheit im rechten Glauben zerstört!

V. 18. Denn solche dienen nicht dem Herrn Jesus Christus. Damit empfangen wir ein Merkmal, an welchem sich stets die falschen Propheten von den Dienern Christi unterscheiden lassen: ihnen liegt nichts an Christi Ehre, sondern sie versorgen nur ihren Bauch. Ferner schleichen sie in verschlagener Weise in die Gemeinden ein und verbergen ihre Bosheit unter einer schützenden Maske. Darum warnt der Apostel ausdrücklich vor diesen Künsten, durch welche sich niemand täuschen lassen darf. Vielmehr soll man den süßen Worten und prächtigen Reden, die jedem seine Freiheit lassen und allen Lastern schmeicheln, das nötige Misstrauen entgegenbringen. Unschuldige Herzen pflegen ja in ihrer Harmlosigkeit nicht leicht Betrug zu wittern.

V. 19. Denn euer Gehorsam ist bei jedermann kund geworden. Diese freundliche Anerkennung zeigt, dass des Apostels Warnung nicht etwa einem Misstrauen gegen die gute Gesinnung seiner Leser entspringt, sondern nur der Tatsache, dass die Verführung wirklich sehr nahe liegt. Paulus will sagen: an eurem Gehorsam, den jedermann rühmt, zweifle ich durchaus nicht: er ist mir nur ein Gegenstand der Freude. Aber da ein lauterer und einfältiger Sinn nur zu oft arglos zu Fall kommt, so will ich, dass ihr freilich zu einfältig und unerfahren sein möchtet, um Böses zu tun, dagegen so weise wie möglich, um gegebenenfalls eure Reinheit in Lehre und Wandel auch im Kampfe festzuhalten. Die rechte christliche Einfalt ist also nicht etwa dort, wo man eine blöde Unkenntnis des Wortes Gottes als höchste Tugend preist.

V. 20. Der Gott des Friedens zertrete den Satan unter eure Füße. Das ist weniger ein Gebet als eine Verheißung, um die Christen in ihrem Kampfe zu stärken. Sie mögen ohne Furcht den Streit wider den Satan aufnehmen: denn der Sieg ist ihnen gewiss. Zwar hat Christus den Satan ein für allemal besiegt: aber noch immer erneuert dieser den Kampf. Also brauchen wir die Verheißung, dass vollendet werden soll, was man inmitten des Kampfes noch nicht sieht: der Feind wird am Boden liegen. Allerdings redet der Apostel hier nicht bloß von jenem Jüngsten Tage, an welchem der Satan gänzlich soll niedergetreten werden: sondern für die Gegenwart, in welcher des Feindes Zügellosigkeit alles in Verwirrung brachte, gibt er die tröstliche Zusage, dass der Herr dem in kurzem ein Ende machen und den Satan gleichsam unter die Füße der Christen treten werde. Endlich folgt die Fürbitte: die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch! d. h. möge euch der Genuss aller der Gnadengüter zuteil werden, welche Christus uns erworben hat!

21 Es grüßen euch Timotheus, mein Gehilfe, und Luzius und Jason und Sosipater, meine Gefreundeten. 22 Ich, Tertius, grüße euch, der ich diesen Brief geschrieben habe, in dem Herrn. 23 Es grüßt euch Gajus, mein und der ganzen Gemeinde Wirt. Es grüßt euch Erastus, der Stadt Rentmeister, und Quartus, der Bruder. 24 Die Gnade unsers Herrn Jesu Christi sei mit euch allen! Amen. 25 Dem aber, der euch stärken kann laut meines Evangeliums und der Predigt von Jesu Christo, durch welche das Geheimnis offenbart ist, das von der Welt her verschwiegen gewesen ist, 26 nun aber offenbart, auch kundgemacht durch der Propheten Schriften nach Befehl des ewigen Gottes, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden: 27 demselbigen Gott, der allein weise ist, sei Ehre durch Jesum Christum in Ewigkeit! Amen.

V. 21. Es grüßen euch usw. Alle diese Grüße sollen teils die Gemeinschaft der weit zerstreuten Brüder fester knüpfen, teils sollen sie den Römern zeigen, wie auch diese Brüder dem Inhalt des Briefes zustimmen. Nicht als ob Paulus fremder Zeugnisse geradezu bedurft hätte: aber die Gemeinschaft der Frommen hat doch ihr besonderes Gewicht.

V. 25. Der Brief schließt mit Lob und Dank gegen Gott. Er preist die herrliche Wohltat Gottes, dass er die Heiden mit dem Lichte des Evangeliums beschenkt hat. Das ist der größte, nie genug zu rühmende Beweis seiner Güte. Dieser Lobpreis ist wohl geeignet, die Zuversicht der Frommen aufzurichten und zu stärken: dürfen sie doch auf das alles, was hier von Gottes Wohltaten gesagt wird, mit fröhlichem Gemüte und voller Sicherheit hoffen; und auch die früheren Gaben Gottes können ihre Hoffnung für die Zukunft nur stärken. Der Übersicht wegen wollen wir den langen und in seinem Aufbau nicht ganz glatten Satz in seine einzelnen Glieder zerlegen. Zunächst gilt es, das Ziel der ganzen Aussage deutlich zu machen (V. 27): Paulus will Gott allein alle Ehre geben; und um zu zeigen, dass ihm solche Ehre wirklich gebührt, erwähnt er kurz einige der herrlichsten göttlichen Eigenschaften: er nennt Gott allein weise. So heißt Gott in Rücksicht auf seinen geheimen Gnadenrat, von welchem in unserm Zusammenhange (V. 25 f.) die Rede ist und zu dessen anbetender Bewunderung uns der Apostel hier stimmen will. Zuvor lasen wir schon (V. 25) die Erinnerung: der euch stärken kann. Dieser Gott hat sie nicht bloß berufen, sondern wird sie auch fest behalten bis ans Ende. Und zur vollen Sicherheit fügt Paulus hinzu, dass diese Kraft Gottes im Evangelium bezeugt sei. Also verheißt uns das Evangelium nicht bloß Gnade für die Gegenwart, sondern es will uns auch die Gewissheit einer ewigen Gnade schenken. Gott ist nicht bloß jetzt unser Vater, sondern er wird es für alle Zukunft sein: unsere Gotteskindschaft überdauert auch den Tod: denn sie führt zu einem ewigen Erbe. Alle weiteren Aussagen dienen dazu, die Kraft und Würde des Evangeliums zu erheben: das Evangelium heißt eine Predigt von Jesus Christus, denn die Erkenntnis Christi ist seine ganze Summe. Von seiner Lehre wird gesagt, dass darin das Geheimnis Gottes offenbart sei. Mit welcher Andacht und Ehrfurcht müssen wir also auf solche Predigt lauschen! Die ganze Tiefe des Geheimnisses mögen wir daraus abnehmen, dass dasselbe von der Welt her verschwiegen gewesen ist. Freilich bietet das Evangelium nicht jene geschwollene und hochmütige Weisheit, welche die Kinder dieser Welt suchen: darum wird es von ihnen auch verachtet. Aber es enthält die unaussagbaren Schätze himmlischer Weisheit, die alles Denken übersteigen, vor der selbst Engel staunend anbeten, und welche kein Menschengeist je ausschöpfen wird. Und wenn Gottes Weisheit unter schlichten und geringen Worten sich verbirgt, so soll man sie deshalb nicht geringer achten: denn auf diese Weise hat es Gott gefallen, des Fleisches Hochmut zu dämpfen. Damit sich aber niemand wundere, dass dieses Geheimnis jahrhunderte lang verborgen gewesen ist, um dann plötzlich ans Licht gezogen zu werden, spricht der Apostel aus, dies sei weder durch menschlichen Vorwitz noch durch Zufall geschehen, sondern nach Befehl des ewigen Gottes. Damit fallen alle Zweifelsfragen unseres voreiligen Verstandes. Wir dürfen nicht mehr glauben, dass etwa unvorbereitet geschehen sei, was so plötzlich und unerwartet auftrat. Vielmehr war es längst beschlossen vor Grundlegung der Welt. Das Evangelium darf nicht mehr eine neue und deshalb unglaubliche Lehre heißen: denn es ist bereits kundgemacht durch der Propheten Schriften und jetzt nur erfüllt. Denn der Propheten Zeugnis ist so klar, dass es einen besseren Beweis für das Evangelium gar nicht geben kann. So hat Gott die Seinen vorbereitet, damit nicht etwa eine plötzliche Neuerung der Lehre Unruhe und Unsicherheit in ihre Gedanken brächte. Diesen Ausführungen gegenüber soll niemand behaupten, dass sie einen Widerspruch in Pauli Worte trügen. Denn dass dasselbe Geheimnis von der Welt her verschwiegen gewesen ist und doch durch der Propheten Schriften kundgemacht, löst sich leicht. Den Schlüssel bietet das Wort des Petrus (1. Petr. 1, 12), nach welchem die Propheten, wenn sie nach der für uns bestimmten Seligkeit forschten, nicht sich selbst, sondern uns gedient haben. Gott hat durch die Propheten geredet und zugleich geschwiegen: denn die Offenbarung der Dinge selbst, von denen seine Knechte weissagen mussten, hielt er noch zurück. Übrigens lässt sich wohl die Frage aufwerfen, in welchem Sinne hier wie Eph. 3, 9 und Kol. 1, 26 das Evangelium ein verborgenes Geheimnis heißt. Vornehmlich wird dabei die Berufung der Heiden in Betracht kommen, welche das eigentlich Neue im Evangelium ausmacht (Eph. 3, 6). Außerdem aber ist daran zu erinnern, dass zwar die Propheten bereits alle Lehren Christi und der Apostel vorgetragen haben -, aber im Vergleich mit der lichtvollen Klarheit des Evangeliums unter so dunklen Hüllen, dass mit vollem Recht gesagt werden kann, es sei einst verborgen gewesen, was jetzt erst offenbar wurde. Nicht umsonst hat der Prophet Maleachi (3, 20) geweissagt: es soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit. Und nicht ohne Grund hatte Jesaja längst zuvor unter Lob und Preis Gottes auf die Sendung des Messias hoffen gelehrt. Denn die Schätze der himmlischen Weisheit wurden eigentlich erst aufgetan, als Gott in seinem eingeborenen Sohn durch die alten Schatten hindurch brach und von Angesicht zu Angesicht erschien. – Zweck und Ziel der Predigt des Evangeliums beschreibt der Apostel endlich noch einmal ganz wie im Eingang des Briefes (1, 5): Es gilt, den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden.

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