Calvin, Jean - Der Römerbrief - Kapitel 4

Calvin, Jean - Der Römerbrief - Kapitel 4

1 Was sagen wir denn von unserm Vater Abraham, dass er gefunden habe nach dem Fleisch? 2 Das sagen wir: Ist Abraham durch die Werke gerecht, so hat er wohl Ruhm, aber nicht vor Gott. 3 Was sagt denn die Schrift? „Abraham hat Gott geglaubt, und das ist ihm zur Gerechtigkeit gerechnet.“

V. 1. Was sagen wir denn usw. Der Beweis wird nun durch ein in Person und Sache gleicher weise zutreffendes Beispiel gestützt: denn Abraham ist der Vater der Gläubigen, in dessen Fußstapfen wir alle treten müssen; und die Gerechtigkeit zu erlangen gibt es nur einen Weg, nicht mehrere. Unter gewöhnlichen Umständen müsste man die Berufung auf ein einzelnes Beispiel vielleicht für unzureichend erklären. Weil aber die Person Abrahams als ein Spiegel und Musterbild eben derjenigen Gerechtigkeit dastand, welche der ganzen Gemeinde gehören sollte, so bezieht Paulus, was von ihm geschrieben steht, mit Recht auf den ganzen Leib der Kirche. Zugleich trifft er auch die Juden, die ja mit Vorliebe sich der Abrahamskindschaft rühmten, an ihrem empfindlichsten Punkte. Sie konnten doch unmöglich heiliger sein wollen als der Erzvater. Konnte aber dieser nur aus Gnaden Rechtfertigung finden, so mussten ja seine Nachkommen, deren Anmaßung sich eine eigene Gerechtigkeit aus dem Gesetze aufbaute, vor Scham in die Erde sinken. Nach dem Fleisch. Wegen der Wortstellung des griechischen Textes verstehen viele Ausleger den Satz so: „Was sagen wir denn von unserm Vater Abraham, dass er gefunden habe nach dem Fleisch?“ d. h. in natürlicher Weise, aus eigener Kraft. Ich ziehe die Verbindung vor: „Abraham, unser Vater nach dem Fleisch.“ Denn ein solches nach dem eigenen Geschlecht beigebrachtes Beispiel musste namentlich auf Juden einen tiefen Eindruck machen. Sollten sie von der Bahn ihres viel gerühmten Stammvaters ablenken?

V. 2. Ist Abraham durch die Werke gerecht, so hat er wohl Ruhm. Dieser Satz ist das erste Glied einer nicht ausdrücklich zu Ende geführten Schlusskette. Das zweite Glied lautet: aber nicht vor Gott, d. h. wir finden aber nicht, dass Abraham sich irgendeines Verdienstes Gott gegenüber gerühmt habe. Die von Paulus nicht ausgesprochene Folgerung lautet: Also kann seine Gerechtigkeit nicht durch Werke zustande gekommen sein. Der zweite Satz der Schlusskette, dass Abraham Gott gegenüber keinen Ruhm haben wollte, wird nun durch ein Bibelwort bekräftigt:

V. 3. Was sagt denn die Schrift usw. Denn wenn Abraham Rechtfertigung erfährt, weil er im Glauben Gottes Gnade ergreift, so kann er selbst ja keinen Ruhm haben: denn er hat nichts hinzu gebracht als das Bekenntnis seines Elendes, welches nach Barmherzigkeit schreit. Dabei erscheint ohne weiteres vorausgesetzt, dass die Gerechtigkeit dem Sünder Schutz und Zuflucht bietet, der an seinen Werken verzagt. Wenn es nämlich eine Gerechtigkeit des Gesetzes oder der Werke gäbe, so würde dieselbe im Menschen selbst ihren Sitz haben; der Glaube aber entlehnt von außen, was ihm fehlt: daher die Gerechtigkeit des Glaubens ganz richtig eine zugerechnete Gerechtigkeit genannt wird. – Das zitierte Bibelwort stammt aus 1. Mose 15, 6. Der dort beschriebene Glaube bezieht sich nicht auf irgendeine zufällige Zusage Gottes, sondern auf den gesamten Bund des Heils und die Gnade der Kindschaft. Diese hat Abraham im Glauben ergriffen. Freilich lautet ja Gottes Zusage auf eine künftige zahlreiche Nachkommenschaft: aber eben diese Verheißung gründete sich auf die freie Annahme zur Gotteskindschaft. Denn niemals wird Heil ohne Gottes Gnade, noch Gottes Gnade ohne Heil verheißen. Und wiederum: Gottes Gnade und das ewige Heil empfangen wir nur, indem uns die Gerechtigkeit geschenkt wird. Will man recht begreifen, dass Paulus mit vollem Rechte das alttestamentliche Wort für seinen Gedanken anführt, so muss man die Tatsache ins Auge fassen, dass die Verheißung an Abraham ein Zeugnis der göttlichen Gnade ist. Gott will den Abraham der Gotteskindschaft und seiner väterlichen Güte gegen ihn gewiss machen: dazu gehört aber auch irgendwie das ewige Heil durch Christus. Glaubt also Abraham, so glaubt er nur, dass die ihm angebotene Gottesgnade eine Wirklichkeit ist. Und wenn ihm dies zur Gerechtigkeit gerechnet wird, so sieht man ja: er ist auf keine andere Weise gerecht, als weil sein Vertrauen auf Gottes Güte kühnlich alles von Gott erwartet. In und mit der Verheißung ergreift also Abraham die ihm angebotene Gottesgnade, und er konnte spüren, dass er eben dadurch die Gerechtigkeit empfing. Soll die Gerechtigkeit zustande kommen, so müssen in dieser Weise Verheißung und Glaube aufeinander treffen. Dabei wollen wir ausdrücklich bemerken, was der Ausdruck unserer Stelle an die Hand gibt: „Gerechtfertigt werden“ heißt, die Gerechtigkeit zugerechnet bekommen. Also ist hier gar nicht die Rede davon, wie die Menschen in sich sind, sondern wie Gott sie ansieht. Natürlich will Paulus nicht sagen, dass diese freie Gnade Gottes ohne ein gutes Gewissen und ein reines Leben sein könne: aber zunächst muss bei der Frage, warum Gott uns liebt und für gerecht schätzt, der Christus in den Mittelpunkt rücken, dessen Gerechtigkeit uns deckt.

4 Dem aber, der mit Werken umgeht, wird der Lohn nicht aus Gnade zugerechnet, sondern aus Pflicht. 5 Dem aber, der nicht mit Werken umgeht, glaubt aber an den, der die Gottlosen gerecht macht, dem wird sein Glaube gerechnet zur Gerechtigkeit.

V. 4. Der mit Werken umgeht. Gemeint ist nicht jeder, der gute Werke tut: denn hierin sollen sich freilich alle Kinder Gottes fleißig üben. Gemeint sind vielmehr Leute, die mit ihren Werken etwas verdienen wollen. Der nicht mit Werken umgeht, ist umgekehrt ein Mensch, der in seinen Werken keine verdienstlichen Leistungen sieht. Paulus will die Gläubigen nicht träge machen, er will ihnen nur die Lohnsucht austreiben, die bei Gott gewissermaßen Schuldforderungen einziehen möchte. Dabei will ich wiederholen, dass hier nicht von der richtigen Lebensführung gehandelt wird, sondern von dem Grunde der Heilszuversicht. Die Weise des Werkdienstes, welcher alles verrechnen will, tritt in scharfen Gegensatz zur Weise des Glaubens. Der Glaube wird also nicht deshalb zur Gerechtigkeit gerechnet, weil er etwa irgendein Verdienst von unserer Seite beibrächte, sondern weil er Gottes Gnade ergreift. Wenn uns Christi freie Gnade vermittelst des Glaubens rechtfertigt, so beugt uns dies nur tief danieder. Wir können ja nichts tun als glauben, dass Christus unser Opfer und Versöhner ist. Den gleichen Gegensatz finden wir auch Gal. 3, 11: „Dass durchs Gesetz niemand gerecht wird vor Gott, ist offenbar; denn `der Gerechte wird seines Glaubens leben´. Das Gesetz aber ist nicht des Glaubens; sondern `der Mensch, der es tut, wird dadurch leben.`“ Aus dem Umstand, dass das Gesetz den guten Werken Lohn verspricht, zieht Paulus den Schluss, dass die aus Gnaden geschenkte Gerechtigkeit des Glaubens mit jener Werkgerechtigkeit gar nichts zu schaffen habe: denn der Gedanke, dass der Glaube unter Mitberücksichtigung der Werke rechtfertige, widerstreitet dem Wesen der Glaubensgerechtigkeit. Diese Gegensätze tilgen alles Verdienst bis auf die Wurzel.

V. 5. Glaubt aber an den usw. Eine ausdrucksvolle Umschreibung, welche Wesen und Art des Glaubens und der Gerechtigkeit anschaulich macht. Hier wird vollends deutlich, dass der Glaube die Gerechtigkeit erwirbt, nicht insofern er eine verdienstliche Tugend ist, sondern insofern er Gottes Gnade empfängt. Paulus sagt ja nicht kurzweg, Gott schenke die Gerechtigkeit, sondern er lässt Gottes freie Gnade, die unserm Elend zu Hilfe kommt, von dem Hintergrunde unserer Ungerechtigkeit sich abheben. Alles in allem: keiner wird die Gerechtigkeit des Glaubens erlangen, der nicht in sich selbst gottlos ist. So redet der Apostel im Zusammenhange seines Gedankens, nach welchem der Glaube uns mit einer fremden, von Gott erbettelten Gerechtigkeit schmückt. Und wie schon früher (3, 24.28) heißt es auch hier: Gott rechtfertigt uns oder spricht uns gerecht -, wenn er Sündern umsonst verzeiht und Leute seiner Liebe würdigt, welchen er wohl zürnen konnte, kurz, wenn er unsere Ungerechtigkeit mit seinem Erbarmen deckt.

6 Nach welcher Weise auch David sagt, dass die Seligkeit sei allein des Menschen, welchem Gott zurechnet die Gerechtigkeit ohne Zutun der Werke, da er spricht: 7 „Selig sind die, welchen ihre Ungerechtigkeiten vergeben sind und welchen ihre Sünden bedeckt sind! 8 Selig ist der Mann, welchem Gott die Sünde nicht zurechnet!“

V. 6. Die Gerechtigkeit, ohne Zutun der Werke. Was wir schon öfter anmerkten (zu 2, 25; 3, 20), dass unter Gesetzeswerken viel mehr zu verstehen sei als bloß die Zeremonien, findet hier seine endgültige Bestätigung: denn statt „des Gesetzes Werke“ (3, 28) setzt Paulus jetzt „die Werke“. – Weiter belehrt uns die Zusammenstellung: Gott rechtfertigt den Menschen (V. 6), indem er ihm die Sünden vergibt (V. 7) noch einmal darüber, dass im Sinne des Paulus Gerechtigkeit nichts anderes ist als Besitz der Sündenvergebung (vgl. zu 3, 21.24; 4, 5). Endlich erfahren wir, dass diese Vergebung aus freier Gnade, ohne Rücksicht auf die Werke geschenkt wird. Dies liegt ja schon im Worte „Vergebung“. Ein Gläubiger, der seine Zahlung empfangen hat, vergibt und erlässt seinem Schuldner nichts. Von freiem Erlass kann nur da die Rede sein, wo ohne die Unterlage einer entsprechenden Zahlung der Schuldschein zerrissen wird. Die Meinung also, dass man die Vergebung der Sünden mit Bußwerken erkaufen müsse, widerstreitet der Lehre des Paulus gänzlich. Auch die Ansicht der katholischen Kirchenlehrer von einer halben Vergebung erscheint töricht: danach soll nämlich wohl die Schuld, aber nicht die Strafe der Sünde erlassen sein. Aber wie sollte Gott dazu kommen, vergebene Sünden noch zu strafen? – Des weiteren lässt unsere Stelle den Schluss zu, dass die Gerechtigkeit des Glaubens das ganze Leben umspannt. Denn wenn David alle Gewissensqualen mit dem Triumphruf des 32. Psalms abschüttelt, so redet er sicher aus eigenster Erfahrung. Dabei hatte er dem Herrn schon jahrelang gedient. Und noch immer findet die Erfahrung seines Elends keinen andern Weg zu Seligkeit und Glück, als dass Gott uns durch Vergebung der Sünden in seine Gnade aufnimmt. Damit fällt die törichte Ansicht, dass wir die Gerechtigkeit zwar anfangs weise ohne unser Verdienst durch den Glauben erlangen, dass wir aber dann ihren Besitz durch gute Werke festhalten müssen. – Wenn es aber zuweilen heißt, dass gute Taten zur Gerechtigkeit gerechnet würden (z. B. Ps. 106, 31), so bedarf auch darum die Lehre des Paulus keine Einschränkung. Wer an einzelnen Werken solche Erfahrung macht, muss zuvor durch Gottes Gnade gerechtfertigt worden sein. Denn eine vereinzelte Tat reicht dafür nicht aus. Vielmehr werden alle unsere Werke wegen ihrer Ungerechtigkeit verdammt sein, wenn die Rechtfertigung aus Glauben allein sie nicht deckt. Wer aber mit Christi Gerechtigkeit bekleidet ward, erfährt Gottes Gnade nicht nur für die seine Person, sondern auch für seine Werke. – Ganz ebenso steht es mit den Aussagen der Schrift über eine Empfindung von Seligkeit infolge der Werke (z. B. Ps. 1, 1 ff., 119, 1 ff.): Wohl denen, die den Herrn fürchten, die in seinen Wegen gehen, die Tag und Nacht an sein Gesetz denken usw. Denn da niemand dies mit der Vollkommenheit tut, welche Gottes Gebot erfordert, so sind dergleichen Seligpreisungen solange gegenstandslos, bis die Herzen durch Vergebung der Sünden gereinigt werden und damit die rechte Seligkeit erfahren, welche erst den Weg für die weitere Seligkeit bereitet, die Gott seinen Knechten verheißt, wenn sie um sein Gesetz und gute Werke sich mühen. Es ist dies ein Verhältnis wie zwischen Baum und Frucht.

9 Nun diese Seligkeit, geht sie über die Beschnittenen oder auch über die Unbeschnittenen? Wir müssen ja sagen, dass Abraham sei sein Glaube zur Gerechtigkeit gerechnet. 10 Wie ist er ihm denn zugerechnet? Als er beschnitten oder als er unbeschnitten war? Nicht, als er beschnitten, sondern als er unbeschnitten war.

Immer wieder schärft Paulus ein, dass die Vergebung der Sünden vor allen Werken steht, als deren grundlegendes Stück hier die Beschneidung genannt wird. Denn sie war für das jüdische Volk das Eingangstor nicht nur zum Dienste Gottes überhaupt, sondern zu der gesetzlichen Gerechtigkeit insbesondere. Ihrer rühmten sich ja die Juden nicht bloß als eines Zeichens und Siegels der göttlichen Gnade, sondern als eines gewissermaßen verdienstlichen Gesetzeswerkes. Um ihrer willen glaubten sie besser und Gott angenehmer zu sein als andere. Es handelt sich also nicht gerade um diesen einen Brauch allein: derselbe will nur als das hervorragendste Stück und Beispiel der gesetzlichen Gerechtigkeit verstanden sein. – Der Beweisgang des Apostels ist nun der folgende: Abraham – das kann als unbestritten vorausgesetzt werden – empfing die Gerechtigkeit durch Vergebung der Sünden, also noch vor seiner Beschneidung. Daraus folgt, dass kein verdienstliches Werk voranging, welches die Vergebung etwa hätte erwerben können. Die nachfolgende Beschneidung konnte aber als Ursache der Gerechtigkeit nicht in Betracht kommen, weil die Ursache nicht der Wirkung nachfolgt, sondern stets vorangehen muss.

11 Das Zeichen aber der Beschneidung empfing er zum Siegel der Gerechtigkeit des Glaubens, welchen er hatte, als er noch nicht beschnitten war, auf dass er würde ein Vater aller, die da glauben und nicht beschnitten sind, dass ihnen solches auch gerechnet werde zur Gerechtigkeit; 12 und würde auch ein Vater der Beschneidung, derer, die nicht allein beschnitten sind, sondern auch wandeln in den Fußstapfen des Glaubens, welcher war in unserm Vater Abraham, als er noch nicht beschnitten war.

V. 11. Das Zeichen aber der Beschneidung usw. Der durch die bisherige Darstellung nahe gelegte Gedanke, dass also die Beschneidung völlig unwirksam und überflüssig sei, da sie doch keine Gerechtigkeit schafft -, wird nun von vornherein abgeschnitten. Der Beschneidung eignet nämlich ein hoher Wert, weil sie die Gerechtigkeit des Glaubens versiegelt und versichert. Gerade aus diesem ihrem Zweck ergibt sich freilich von neuem, dass sie nicht die Ursache der Gerechtigkeit sein kann. Sie bekräftigt die Gerechtigkeit, die bereits in der Vorhaut vorhanden war, und tut weder etwas hinzu noch hinweg. Damit empfangen wir einen trefflichen Bescheid über den Wert der Sakramente überhaupt: Sakramente sind (nach dieser Aussage des Apostels) Siegel, welche Gottes Gnadenzusagen unserm Herzen, dass ich so sage, einprägen und die Gewissheit der Gnade bekräftigen. Helfen sie auch an sich nichts, so wird doch der Gott, der sie als Mittel seiner Gnade brauchen wollte, ihnen durch verborgene Gnadenwirkung seines Geistes bei den Erwählten Frucht schaffen. Für die Verworfenen sind sie freilich nur tote und unnütze Bilder: und doch bleibt ihnen ihre Kraft und Natur; denn unser Unglaube kann uns zwar um ihre Wirkung bringen, kann aber nicht Gottes Wahrheit umstürzen und vernichten. Wir halten also fest, die Sakramente sind Zeugnisse, mit denen Gott seine Gnade unsern Herzen versiegelt. Über das Sakrament der Beschneidung im Besonderen ist zu sagen, dass dasselbe eine zwiefache Gnadengabe zur Darstellung bringt. Gott hatte dem Abraham den gesegneten Samen verheißen, welcher der ganzen Welt das Heil bringen sollte. Davon hing ja die Erfüllung der Zusage ab: „Ich will dein Gott sein.“ Jenes Zeichen schloss also die Versöhnung mit Gott aus freier Gnade in sich, und es deutete durch seine Form darauf hin, dass die Gläubigen auf den verheißenen Samen ihre Erwartung richten sollten. Seinerseits aber forderte Gott – dies ist das zweite – Reinheit und Heiligkeit des Lebens, und das Zeichen deutete den Weg an, welcher dazu führt: am Menschen muss beschnitten werden, was vom Fleisch geboren ist, denn seine Natur ist durch und durch sündig. Das äußere Zeichen erinnerte also den Abraham, dass es gilt, das Verderben des Fleisches geistlich zu beschneiden (vgl. auch 5. Mose 10, 16). Dass aber solches nicht der Menschen, sondern Gottes Werk ist, darauf deutet der Umstand, dass das Gebot der Beschneidung auf junge Kinder zielt, die es doch um ihres Alters willen nicht selbst befolgen konnten. So erscheint auch 5. Mose 30, 6 die geistliche Beschneidung als ein Werk der Kraft Gottes: „Der Herr wird dein Herz beschneiden.“ Und die Propheten sprechen dies nachmals noch viel deutlicher aus. Die Beschneidung bestand also, wie unsere Taufe, aus zwei Stücken: sie bezeugte Vergebung der Sünden und zugleich Erneuerung des Lebens. Wenn übrigens bei Abraham die Beschneidung erst nach der Rechtfertigung vollzogen wurde, so findet ein Ähnliches durchaus nicht immer bei den Sakramenten statt, wie man bei Isaak und seinen Nachkommen sehen kann. Gott wollte aber gleich im Anfang ein Beispiel geben, welches zeigt, dass das Heil nicht an äußeren Dingen hängt.

Auf dass er würde ein Vater. So bestätigt Abrahams Beschneidung unsern Glauben an die freie Gnade. Denn sie ist eine Bekräftigung der Glaubensgerechtigkeit, welche auch uns geschenkt wird, wenn wir nur glauben. So lenkt Paulus mit eigenartiger Kunst den Einwurf der Gegner auf sich selbst zurück. Kann man, was die eigentliche Wahrheit und Kraft der Beschneidung ausmacht, schon in der Vorhaut haben, so schwindet ja alles Recht für die Juden, sich über die Heiden so erhaben zu dünken. Eine Frage allerdings könnte noch aufgeworfen werden, welche der Apostel unberührt lässt: müssen nicht auch wir nach dem Beispiel Abrahams die Beschneidung als ein Siegel der Gerechtigkeit empfangen? Aber es versteht sich ja von selbst: wenn die Beschneidung nicht die Grundlage, sondern lediglich ein Siegel der Gerechtigkeit ist, so haben wir sie nicht mehr nötig, da wir an ihrer Statt ein anderes von Gott eingesetztes Zeichen besitzen. Wo die Taufe in Übung steht, empfangen auch die Heiden ohne Beschneidung das Siegel der Glaubensgerechtigkeit und treten damit in Abrahams Fußstapfen.

V. 12. Derer, die nicht allein beschnitten sind usw. D. h. welche nicht bloß den Namen der Beschneidung, sondern auch das Wesen derselben haben. Denn die fleischlichen Nachkommen Abrahams, an welche Paulus hier denkt, waren nur zu oft mit der äußeren Zeremonie zufrieden und rühmten sich derselben in falscher Sicherheit. Die Hauptsache, die Nachfolge des Glaubens, durch welchen allein Abraham selig wurde, ließen sie dahinten. Man beachte, wie sorgfältig hier der Apostel zwischen Glaube und Sakrament unterscheidet: nicht bloß will er die Genügsamkeit zerstören, welche dem Sakrament auch ohne Glauben Rechtfertigungskraft zuschreibt -, er will auch einprägen, dass der Glaube völlig für alles ausreicht. Denn wenn Paulus ausspricht, dass auch die Juden, die von der Beschneidung sind, gerechtfertigt werden, so fügt er ausdrücklich hinzu: natürlich nur, wenn sie in Abrahams Nachfolge am Glauben allein festhalten. Dabei ist ausdrücklich von dem Glauben die Rede, welchen Abraham hegte, als er noch nicht beschnitten war. Es muss also doch der Glaube allein gelten und keine Stütze brauchen. Die Gerechtigkeit ruht nicht halb auf dem Glauben und halb auf dem Sakrament. Damit fällt auch der Unterschied, welchen die katholischen Kirchenlehrer zwischen den Sakramenten des Neuen und des Alten Bundes behaupten: die ersteren sollen Rechtfertigungskraft besitzen, die letzteren nicht. Denn wenn der Beweis des Paulus überhaupt recht hat, dass die Gerechtigkeit nicht aus der Beschneidung kommen könne, weil sie dem Abraham durch den Glauben zuteil ward, so gilt der gleiche Grund auch für die Taufe: auch sie kann nicht die Rechtfertigung schenken, welche allein dem Glauben in Abrahams Nachfolge gehört.

13 Denn die Verheißung, dass er sollte sein der Welt Erbe, ist nicht geschehen Abraham oder seinem Samen durchs Gesetz, sondern durch die Gerechtigkeit des Glaubens.

V. 13. Der zuvor besprochene Gegensatz von Gesetz und Glaube empfängt jetzt noch schärferen Ausdruck: entlehnt der Glaube keine Gerechtigkeit aus dem Gesetz, so kann er lediglich auf Gottes Gnade schauen. Es handelt sich also auch nicht etwa um den Gegensatz eines geistlich und wahrhaft geheiligten Lebens gegen äußerlichen Zeremoniendienst, sondern die Gerechtigkeit des Glaubens ist das Gegenteil alles eigenen Wirkens. Abraham hat die Verheißung der Erbschaft nicht durch Gehorsam gegen das ins Herz geschriebene Sittengebot verdient -, denn von dem Gesetze des Buchstabens konnte ja vollends noch nicht die Rede sein -, sondern er hat sie und in ihr die Gerechtigkeit im Glauben ergriffen. Der wahre Friede des Gewissens ruht nicht auf Rechtsansprüchen, sondern auf freier Gnade. Ist es aber so, dann gilt das auf Gottes Güte allein begründete Heil den Heiden nicht minder als den Juden.

Dass er sollte sein der Welt Erbe. Warum werden wir, wo doch vom ewigen Heil die Rede ist, jetzt plötzlich auf die Erde zurückgeworfen? Indessen denkt Paulus bei diesem Ausdruck an die völlige, Leib und Geist umfassende Erlösung, welche Christus bringen wird. Die Hauptsache bleibt die Gabe des ewigen Lebens: aber auch der zerrüttete Zustand der ganzen Welt wird verwandelt werden. Auch Hebr. 1, 2 heißt Christus der Erbe aller Güter Gottes, weil der Stand der Kindschaft, in welchen wir durch seine Gnade treten, uns den Besitz des ganzen durch Adam verlorenen Erbes zurückgibt. Und da unter dem Bilde des gelobten Landes dem Abraham nicht bloß das ewige Leben, sondern voller und umfassender Segen Gottes verheißen ward, so kann der Apostel mit Recht sagen, dass er der Welt Erbe sein sollte. Davon genießen die Frommen einen Vorgeschmack in diesem Leben: selbst wenn sie zuweilen Mangel leiden, freuen sie sich der für sie geschaffenen Gottesgaben mit ruhigem Gewissen; gibt ihnen aber Gottes Gnade ein reichlicheres Teil, so nehmen sie dieser Erde Güter als Pfand und Angeld des ewigen Lebens hin. Keine Armut hindert sie, Himmel, Meer und Erde als ihr Eigentum zu betrachten. Mögen die Gottlosen die Reichtümer der Welt förmlich verschlingen -, wirklich zu eigen gehört ihnen nichts. Denn was sie unter dem Fluche Gottes zusammenraffen, ist nur ein Raub. Den Frommen aber bleibt selbst bei einem dürftigen Leben der Trost, dass sie kein unrechtes Gut verzehren; der himmlische Vater gibt ihnen täglich ihr richtiges Teil, bis sie endlich ihr volles Erbe schauen werden, da alle Kreaturen zu ihrer Herrlichkeit dienen müssen.

14 Denn wo die vom Gesetz Erben sind, so ist der Glaube nichts, und die Verheißung ist abgetan. 15 Sintemal das Gesetz nur Zorn anrichtet; denn wo das Gesetz nicht ist, da ist auch keine Übertretung.

V. 14. Denn wo die vom Gesetz usw. Wenn unsere Gegner nur auf diesen einen Grund hören wollten, so müssten sie bald nachgeben. Der Apostel setzt als über jeden Zweifel erhaben voraus, dass Gottes Verheißungen nur ihre Kraft beweisen können, wenn wir sie mit gewisser Zuversicht des Herzens ergreifen. Was aber würde geschehen, wenn man die Seligkeit auf den Gehorsam gegen das Gesetz gründete? Die Gewissen würden alle Gewissheit verlieren und würden unter der Qual fortwährender Unruhe endlich in völlige Verzweiflung versinken. So würde die Verheißung samt ihrer Frucht dahinfallen: denn sie wäre an eine unmögliche Bedingung geknüpft. Soll sich der Glaube auf Werke stützen, so ist es aus mit ihm: denn nur auf Gottes Erbarmen kann die Seele ruhen. Daraus lernen wir zugleich, was Glaube ist; er ist mehr als die kalte Überzeugung, dass Gott existiert und sein Wort Wahrheit ist: er ist eine gewisse Zuversicht zu Gottes Erbarmen, aus dem Evangelium geschöpft, welche den Frieden eines guten Gewissens zu Gott und Ruhe der Seele schafft. In Summa: hängt die Seligkeit an der Erfüllung des Gesetzes, so kann das Gemüt niemals darüber stille sein, dass wir selig werden: alle Verheißungen Gottes werden gegenstandslos. So verloren und verkauft sind wir, wenn man uns an Werke bindet. Und wir brauchen doch Gewissheit des Heils.

V. 15. Sintemal das Gesetz nur Zorn anrichtet. Der Satz von der Gerechtigkeit aus Glauben empfängt nun einen Beweis durch die gegenteilige Wirkung des Gesetzes. Denn wenn das Gesetz nur Zorn und Strafe herbeiführt, kann es nicht Gnade bringen. Guten und sündlosen Menschen würde freilich das Gesetz den Weg zum Leben eröffnen: sündigen und schwachen aber zeigt es nur, was sie nicht leisten können, gibt auch keine Kraft, es zu tun, sondern stellt sie als schuldig vor Gottes Richterstuhl. Denn nach der verderbten Art unserer Natur deckt ja ein Unterricht über das, was recht und gut ist, unsere Verkehrtheit und namentlich unsere Widerspenstigkeit nur offensichtlicher auf. So muss Gottes Gericht umso schwerer ausfallen. Unter „Zorn“ verstehen wir nämlich hier, wie an vielen andern Stellen, Gottes Gericht. Zwar denken manche Ausleger an den Zorn des Sünders, welchen die Predigt des Gesetzes erregt: man hasst den Gesetzgeber und flucht ihm, von welchem man hört, dass er unserer Begierde Feind ist. So richtig und fein dieser Gedanke ist, so wenig steht er in unserm Texte. Paulus will nur sagen: das Gesetz kann uns allen nichts als Verdammnis bringen. Dies geht sowohl aus dem Wortlaut, wie aus der Fortsetzung des Gedankens hervor: wo das Gesetz nicht ist, da ist auch keine Übertretung. Nachdem das Gesetz uns lehrt, was Gottes Gerechtigkeit fordert, wiegt unsere Sünde gegen Gott nur umso schwerer, und wir verlieren jede Entschuldigung. Denn mit Recht greift eine schwerere Strafe Platz, wo man den erkannten Willen Gottes mutwillig verachtet, als wo nur die Unwissenheit sündigt. Unter „Übertretung“ versteht der Apostel dabei nicht jeden Verstoß gegen die Gerechtigkeit, wie er freilich immer und überall zu finden ist, sondern einen freventlichen Ungehorsam, welcher wohl vernommen hat, was Gott gefällt oder missfällt, und dennoch die im Worte Gottes gezogenen Schranken mit Wissen und Willen durchbricht.

16 Derhalben muss die Gerechtigkeit durch den Glauben kommen, auf dass sie sei aus Gnaden und die Verheißung festbleibe allem Samen, nicht dem allein, der unter dem Gesetz ist, sondern auch dem, der des Glaubens Abrahams ist, welcher ist unser aller Vater 17 (wie geschrieben steht: „Ich habe dich gesetzt zum Vater vieler Völker“) vor Gott, dem er geglaubt hat, der da lebendig macht die Toten und ruft dem, was nicht ist, dass es sei.

V. 16. Derhalben … durch den Glauben. Hier liegt der Abschluss des ganzen Beweises vor, der sich kurz so zusammenfassen lässt: sollte das Heilserbe durch Werke zu uns kommen, so müsste der Glaube daran zusammenstürzen und die Verheißung davon ein Ende haben. Und doch muss Verheißung und Glaube gewiss sein. Also kommt es durch den Glauben zustande, dass die auf Gottes Güte allein gegründete feste Verheißung ihre gewisse Frucht bringt. Siehe, wie der Apostel Glaube und unwandelbare, gewisse Zuversicht untrennbar aneinander knüpft: Zweifel und Ungewissheit ist Unglaube, welcher den Glauben und die Verheißung miteinander umstürzt. Eine „moralische Wahrscheinlichkeit“ begründet noch keinen Glauben.

Auf dass sie sei aus Gnaden. Hier spricht es der Apostel zum ersten Male mit voller Deutlichkeit aus, dass dem Glauben kein anderer Gegenstand vorschwebt, als allein Gottes Gnade. Würde er seinen Blick irgendwie auf die Werke richten, so würde Paulus nicht sagen dürfen, dass er seinen Besitz „aus Gnaden“, umsonst von Gott empfängt. Solange also der Mensch sein Vertrauen auf die Werke setzt, muss er notwendig ungewiss bleiben; denn er beraubt sich ja selbst der Frucht der Verheißungen. Weiter wird an unserer Stelle deutlich, dass unter Gnade hier nicht das Geschenk der Erneuerung verstanden wird, wie manche Ausleger wollen (vgl. zu 3, 21), sondern Gottes Gunst oder freundliche Gesinnung: denn da die Erneuerung niemals vollkommen ist, so reicht sie nicht aus, eine volle Heilsgewissheit zu begründen und uns die Erfüllung der göttlichen Verheißungen zu sichern.

Nicht dem allein, der unter dem Gesetz ist. „Unter dem Gesetze“ sind nach sonstigem Sprachgebrauch die Fanatiker des Gesetzes, welche dessen Joch besonders schwer machen und darauf ein hochmütiges Selbstvertrauen gründen. Hier aber ist einfach das jüdische Volk gemeint, welchem das Gesetz Gottes anvertraut war. Paulus spricht aber nicht von „Knechten des Gesetzes“, deren Werkeifer etwa Christus den Rücken kehren will, sondern er denkt an Juden, welche, im Gesetz erzogen, sich dann Christus angeschlossen haben. Um ganz deutlich zu sein, wollen wir den Sinn umschreiben: nicht den Juden allein, welche das Gesetz haben, sondern allen Menschen, welche in die Fußstapfen des Glaubens Abrahams treten, auch wenn sie vordem das Gesetz nicht besaßen. Welcher ist unser aller Vater. „Welcher“ will zu verstehen geben: weil er ja usw. Dieselbe Verheißung, welche dem Abraham und seinem Samen das Erbe zusprach, erklärte ja auch die Heiden zu seinen Nachkommen und also Mitgenossen der Gnade.

V. 17. Darum heißt Abraham der Vater nicht bloß eines Volkes, sondern vieler Völker. Dieses Wort deutet auf die künftige Ausbreitung der zuerst auf Israel beschränkten Gnade über die ganze Welt. Der Segen musste zu denen weiter getragen werden, welche Abrahams Nachkommen werden sollten. Wenn es aber heißt: „Ich habe dich gesetzt“ -, so will diese Vergangenheitsform nach einem geläufigen Sprachgebrauch der Schrift ausdrücken, dass Gottes Rat die Verheißung so gewiss erfüllen werde, als wäre es schon geschehen. Sprach aller Augenschein dagegen: Abraham war doch zum Vater vieler Völker gesetzt. Den Spruch aus 1. Mose 17, 5 schließt am besten in Klammern ein; dann sieht man, dass zusammengehören soll: unser aller Vater vor Gott. Die Art der Verwandtschaft bedurfte der Erläuterung. Rühmten sich die Juden allzu hoch der fleischlichen Abstammung, so spricht Paulus demgegenüber von einem Vater „vor Gott“ d. h. einem geistlichen Vater. Denn diese Würde gebührt dem Abraham nicht nach dem Fleisch, sondern nach Gottes Verheißung.

Dem er geglaubt hat, der da lebendig macht die Toten. Diese Umschreibung enthüllt den innersten Kern des Glaubens Abrahams und zeigt zugleich, wie in seiner Nachfolge der Glaube auch zu den Heiden gelangen konnte. Denn zur Erfüllung der Zusage, welche Abraham aus Gottes Mund vernahm, musste wohl ein Weg der Wunder führen, da irgendeine greifbare Anknüpfung dafür nicht vorlag. Samen pflegt man zu erwarten, wo Kraft und Lebensfrische vorhanden ist: Abraham aber war ein abgestorbener Greis. Also musste er seine Gedanken aufwärts auf jene Kraft Gottes richten, welche die Toten lebendig macht. Nun erscheint es nicht mehr verwunderlich, wenn Heiden, trockene und erstorbene Zweige, in Abrahams Gemeinschaft eingepfropft werden. Wer da sagen wollte, ihr totes Wesen mache sie unfähig für die Gnade, der würde dem Abraham eine Schmach antun, dessen Glaube durch den Gedanken erstarkte, dass kein Tod Gott hindert, zum Leben zu rufen: denn seine Macht überwindet den Tod. Hier haben wir überhaupt für unsere Berufung ein Vorbild und Beispiel, welches uns unsere Geburt vor Augen führt, nicht eine Geburt für dieses Leben, sondern für die Hoffnung ewigen Heils: wenn Gott uns ruft, so treten wir erst aus dem Nichts ins Dasein. Denn wir mögen scheinen wie wir wollen: von irgendeiner Güte, die uns das Gottesreich erschließen müsste, besitzen wir keinen Funken. Wir müssen erst uns selbst ganz und gar absterben, ehe wir fähig werden, Gottes Berufung zu folgen. Denn dies ist ihre Bedingung: Tote erweckt Gott zum Leben; die nichts sind, werden etwas durch seine Kraft. – Das Wort rufen darf dabei nicht bloß auf die Predigt des Wortes beschränkt werden, sondern es bezeichnet nach dem Sprachgebrauch der Schrift eine machtvolle Erweckung. So schauen wir Gottes Kraft, welche gebietet, und es steht da.

18 Und er hat geglaubt auf Hoffnung, da nichts zu hoffen war, auf dass er würde ein Vater vieler Völker, wie denn zu ihm gesagt war: „Also soll dein Same sein.“

V. 18. Er hat geglaubt, da nichts zu hoffen war, d. h. wo kein Beweis für seine Hoffnung sprach, sondern alles dagegen. In der Tat kann man nicht leicht dem Glauben ein größeres Hindernis bereiten, als wenn man seine Gedanken durch den Augenschein leiten lässt, um von daher einen Grund zur Hoffnung zu gewinnen. Wenn der Glaube nicht mit Himmel anstrebendem Fluge emporsteigt und alle fleischlichen Eindrücke weit hinter sich lässt, so wird er stets am Kot der Erde kleben bleiben. Abraham aber glaubte auf Hoffnung, obgleich eine greifbare Unterlage dafür nicht vorhanden war: er stützte seine Hoffnung einfach auf Gottes Zusage; und war die Sache an sich noch so unglaublich, so genügte ihm, um zu hoffen, die bloße Tatsache, dass Gott sein Versprechen gegeben. Wie denn zu ihm gesagt war. So (nicht „ist“) übersetzen wir, um das richtige Zeitverhältnis klar werden zu lassen. Paulus will nämlich sagen, dass Abraham unter vielen Anfechtungen, die ihn zu hoffnungslosem Zweifel treiben wollten, sein Gemüt immer wieder durch den Blick auf die ihm gewordene Zusage wider den Abfall gestärkt habe: „So soll dein Same sein“ – wie die Sterne am Himmel und der Sand am Meer. Absichtlich führt der Apostel dieses Wort Gottes nur unvollständig und andeutend an, um uns selbst in die Heilige Schrift hinein zu weisen. Dies ja bei ihren Schriftzitaten stets ein Hauptanliegen der Apostel, uns zum eifrigen Lesen der Bibel einen Anstoß zu geben.

19 Und er ward nicht schwach im Glauben, sah auch nicht an seinen eigenen Leib, welcher schon erstorben war (weil er fast hundertjährig war), auch nicht den erstorbenen Leib der Sara; 20 denn er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben, sondern ward stark im Glauben und gab Gott die Ehre 21 und wusste aufs allergewisseste, dass, was Gott verheißt, das kann er auch tun. 22 Darum ist´ s ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet.

V. 19. Und er ward nicht usw. Man könnte auch mit einer einzigen Negation übersetzen: und er sah nicht, schwach im Glauben, seinen eigenen Leib an. Doch das trägt für den Sinn wenig aus. In jedem Fall zeigt der Apostel hier genauer, was dem Abraham den Glauben an die Verheißung erschweren, ja völlig unmöglich machen konnte. Es wurde ihm Nachkommenschaft von der Sara verheißen: und doch schien es weder seiner Natur nach gegeben, zu zeugen, noch der Sara, zu empfangen. Was er nur in und um sich zu sehen vermochte, sprach gegen die Verheißung. Um aber der göttlichen Wahrheit Raum zu geben, lenkte er seine Seele von allem ab, was vor Augen lag, und vergaß gewissermaßen sich selbst. Freilich muss man nicht denken, dass er seinen entkräfteten Leib überhaupt nicht angesehen habe. Vielmehr bezeugt die Schrift das Gegenteil, dass nämlich Abraham bei sich gedacht habe (1. Mose 17, 17): „Soll mir, hundert Jahre alt, ein Kind geboren werden, und Sara, neunzig Jahre alt, gebären?“ Aber weil er solche Fragen beiseite schob und seinen ganzen Sinn von den eigenen Gedanken hinweg auf Gott richtete, darum kann der Apostel sagen: „Er sah nicht an.“ Und ohne Zweifel war Abrahams Glaubenszuversicht kräftiger, da sie Dinge niederschlagen musste, die sich förmlich aufdrängten, als wenn ihm dergleichen gar nicht in den Sinn gekommen wäre. – Wenn es heißt: „Er ward nicht schwach im Glauben“, so besagt dies, er sei nichts ins Wanken und Schwanken gekommen, wie dies in zweifelhafter Lage zu geschehen pflegt. Denn es gibt eine doppelte Schwachheit des Glaubens. Die eine lässt uns in widrigen Versuchungen erliegen und aus der Kraft Gottes fallen. Die andere, welche freilich unserer Unvollkommenheit entspringt, tötet doch den Glauben selbst nicht. Denn allerdings sind unsere Gedanken nie so erleuchtet, dass nicht viel Unwissenheit noch bliebe, noch unser Gemüt so gefestigt, dass nicht noch viele Zweifel auftauchten. Gegen solche Fehler des Fleisches, Unwissenheit und Zweifel, ist den Gläubigen ein Kampf verordnet, in welchem der Glaube oft schwere Angriffe leiden muss: aber endlich gewinnt er den Sieg. So sind die Gläubigen in aller ihrer Schwachheit stark.

V. 20. Er zweifelte nicht an der Verheißung Gottes durch Unglauben. Ganz genau übersetzt: er kämpfte nicht wider Gottes Verheißung mit zweifelndem Unglauben. Der Apostel will sagen: Abraham prüfte und erwog nicht ungläubigen Sinnes, ob Gott wohl leisten könne, was er versprach. Etwas ungläubig bis auf den Grund untersuchen und es durchaus nur zulassen wollen, wenn gar keine Bedenken sich mehr erheben -, das heißt mit Zweifeln dagegen ankämpfen. Freilich hat Abraham gefragt, wie solches möglich sei. Aber das war eine Frage der Verwunderung, wie sie auch die Jungfrau Maria bei ihrer Heimsuchung gegen den Engel tat (Luk. 1, 34): „Wie soll das zugehen?“ Wenn die Heiligen Botschaft von Werken Gottes empfangen, deren Größe ihr Begreifen übersteigt, so bricht zwar die Verwunderung aus, aber diese Verwunderung steigt alsbald zum Anschauen der Kraft Gottes auf. Die Ungläubigen aber führt ihr Forschen zu Spott und Verachtung. So war es bei den Juden mit ihrer Frage (Joh. 6, 52): „Wie kann dieser uns sein Fleisch zu essen geben?“ Es kommt alles auf den Ton solcher Frage an: Abraham erfuhr keinen Tadel, als er lachte und die Frage tat, wie einem hundertjährigen Manne und einer neunzigjährigen Frau ein Sohn sollte geboren werden (1. Mose 17, 17). Denn mitten in seinem Staunen gab er der Macht des Wortes Gottes Raum. Wenn aber Sara lacht und fragt (1. Mose 18, 12), wird sie getadelt, weil sie der Zusage Gottes spottete und sie für nichtig hielt. – Diese Erinnerung an Abrahams Glauben zeigt, dass er denselben Weg zur Rechtfertigung ging, wie er jetzt den Heiden eröffnet ist. Die Juden schmähen also ihren eigenen Stammvater, wenn sie die Berufung der Heiden als töricht ausschreien. Auch wir wollen bedenken, dass wir uns ganz in Abrahams Lage befinden. Alles ringsherum widerstreitet der Verheißung Gottes. Es wird Unsterblichkeit zugesagt: wir aber stecken in der Sterblichkeit und Verderben. Gott will uns für gerecht ansehen: aber wir sind mit Sünden bedeckt. Er bezeugt, dass er uns günstig und wohlgesinnt sein wolle: aber unsere innere Stimme droht vielmehr mit seinem Zorn. Was sollen wir nun tun? Nichts, als an uns und allem, was wir sind, mit geschlossenen Augen vorübergehen und uns nicht stören und hindern lassen, Gott für wahrhaftig zu halten.

Sondern ward stark im Glauben. Dies ist der Gegensatz zu der soeben gehörten Aussage: „Er ward nicht schwach im Glauben.“ Denn mit der Kraft und Gewissheit des Glaubens kämpfte er den Unglauben nieder. Und niemand wird diesen Kampf siegreich zu Ende führen, wenn er nicht aus Gottes Wort Waffen und Kraft entlehnt. Wenn es weiter heißt: und gab Gott die Ehre -, so wollen wir daraus entnehmen, dass man Gott keine größere Ehre antun kann, als wenn man im Glauben das Siegel unter seine Wahrheit drückt. Und wiederum kann man ihm keine größere Schande anhängen, als wenn man seine Gnade verachtet und seinem Worte die Glaubwürdigkeit abspricht. Das erste Stück rechter Verehrung Gottes ist gehorsame Annahme seiner Verheißungen, und die wahre Frömmigkeit bewegt sich im Glauben.

V. 21. Was Gott verheißt, das kann er auch tun. Weil jeder Mensch an Gottes Allmacht zu glauben behauptet, so scheint Paulus hier über Abrahams Glauben gar nichts Besonderes zu sagen. Und doch zeigt die Erfahrung, wie nichts seltener und schwerer ist, als dass ein Mensch der Kraft Gottes die gebührende Ehre gebe. Denn kein Hindernis ist so winzig und gering -, und das Fleisch glaubt schon, dass Gott die Hand von seinem Werke lassen müsse. So zerfließen uns bei dem geringsten Anstoß Gottes Verheißungen in nichts. Theoretisch bestreitet niemand, dass Gott tun kann, was er will: aber sobald irgendeine Kleinigkeit den Verheißungen Gottes in den Weg zu treten scheint, stürzen wir Gottes Kraft vom Thron. Damit wir nun dem Herrn im entscheidenden Augenblick sein Recht und seine Ehre lassen, müssen wir uns gegenwärtig halten, dass er stark ist, allen Widerspruch der Welt zu überwinden, wie die Sonne den Nebel zerstreut. Wir entschuldigen uns in der Regel damit, dass ja unsere Zweifelsgedanken nicht absichtlich Gott die Ehre nehmen und etwa freventlich anhängen wollen, dass sein Wort mehr verspricht, als er leisten kann und will -, sondern wie seien nur schwach. Aber wir sollen der Kraft Gottes auch kühnlich zutrauen, dass sie unsere Schwachheit überwinden kann. Der Glaube soll nicht auf seine Kraftlosigkeit, Elend und Mangel schauen, sondern auf Gottes Kraft allein. Wollte er sich auf unsere Gerechtigkeit und Würdigkeit stützen, so würde er niemals zur Betrachtung von Gottes Macht aufsteigen. Das ist aber die eigentliche Art des Unglaubens, dass er Gottes Vermögen nach unserm eigenen Maße misst. Der wahre Glaube aber hegt nicht bloß den leeren Gedanken: Gott kann tun, was er will -, aber vielleicht sitzt er müßig im Winkel. Er schaut Gottes Kraft in stetigem Wirken und sieht sie am Werke, sein Wort zu vollführen, dass seine Hand tue, was der Mund versprochen hat.

V. 22. Darum ist´ s ihm auch zur Gerechtigkeit gerechnet. Hier sieht man deutlich, warum und wie Abrahams Glaube die Gerechtigkeit erlangt hat: weil er, auf Gottes Wort gestützt, die verheißene Gnade nicht zurückstieß. Diesen Zusammenhang des Glaubens mit dem Worte müssen wir wohl beachten und fest im Gedächtnis halten. Denn der Glaube kann uns nicht mehr geben, als er aus dem Worte nimmt. Deshalb wird nicht ohne weiteres gerecht sein, wer lediglich auf Grund einer allgemeinen und ungefähren Kenntnis Gott für wahrhaftig hält, sondern nur wer auf die Verheißung der Gnade sich gründet.

23 Das ist aber nicht geschrieben allein um seinetwillen, dass es ihm zugerechnet ist, 24 sondern auch um unsertwillen, welchen es soll zugerechnet werden, so wir glauben an den, der unsern Herrn Jesu auferweckt hat von den Toten, 25 welcher ist um unsrer Sünden willen dahingegeben und um unsrer Gerechtigkeit willen auferweckt.

V. 23. Das ist aber nicht geschrieben usw. Diese Erinnerung leitet uns an, aus den Exempeln der Schrift rechten Nutzen zu ziehen. Dass die Geschichte die Lehrmeisterin des Lebens sei, haben schon die Heiden mit Recht gesagt -, aber wie sie ihre Geschichte erzählen, das wird niemandem viel helfen. Die Schrift allein behauptet die Stelle der rechten Lehrmeisterin. Denn sie zeigt uns die allgemeinen Regeln, nach welchen jede Geschichte behandelt sein will, wenn sie wahren Nutzen schaffen soll. Sie unterscheidet auch klar, was zur Nachahmung und was zur Abschreckung dienen soll. Und endlich kennt die Schrift eine unvergleichliche, alles beherrschende Grundlehre: sie enthüllt die Vorsehung des Herrn, welche für die Seinen Gerechtigkeit und Güte, für die Verworfenen aber Gericht bedeutet. Was nun von Abraham geschrieben steht, davon sagt Paulus, dass es nicht allein um seinetwillen geschrieben sei. Denn es handelt nicht von der zufälligen Berufung einer einzelnen Persönlichkeit, sondern will das Vorbild für den Erwerb der Gerechtigkeit beschreiben, der immer und überall derselbe ist. So sollen aller Augen auf den Vater der Gläubigen sich richten. Wollen wir überhaupt mit der heiligen Geschichte einen gesunden und frommen Umgang pflegen, so gilt es, in ihr die Frucht einer gewissen Lehre zu finden. Die heilige Geschichte unterweist uns nun, unser Leben recht zu gestalten, unsern Glauben zu stärken und tiefere Gottesfurcht zu erwecken. Zur rechten Lebensgestaltung dient das Vorbild der Heiligen, welches uns Nüchternheit, Zucht, Liebe, Geduld, Bescheidenheit, Verachtung der Welt und andere Tugenden lehrt. Eine Stütze des Glaubens wird uns der Anblick der göttlichen Hilfe gewähren, welche den Heiligen stets gegenwärtig war. Trost in Widerwärtigkeiten wird es uns bringen, wenn wir Gottes Schutz väterlich über den Seinen walten sehen. Die Gerichte und Strafen Gottes über freventliche Sünder werden uns lehren, Gott zu fürchten und in frommer Scheu unser Herz ihm zu unterwerfen. – Wenn es aber heißt: „Nicht allein um seinetwillen“, so könnte darin vielleicht liegen, dass, was dort in der Schrift steht, teilweise allerdings auch um Abrahams willen geschrieben ward. So müsste man sagen: ihm zum Ruhme steht verzeichnet, was er durch Glauben erreichte; denn Gott will seinen Knechten ein ewiges Gedächtnis stiften, wie Salomo sagt (Spr. 10, 7): „Das Gedächtnis des Gerechten bleibt im Segen.“ Richtiger wird es doch sein, einfach zu sagen: was die Schrift berichtet, betrifft gar nicht Abraham allein, dessen eigenartige und hervorragende Stellung vielleicht ein sehr unpassendes Beispiel abgeben möchte, sondern beschreibt den allgemeinen Weg, welchen auch wir gehen müssen, um die Rechtfertigung zu empfangen.

V. 24. So wir glauben an den, der unsern Herrn Jesus auferweckt hat. Über die Bedeutung derartiger Umschreibungen des Glaubens haben wir früher bereits (zu 4, 5) eine Bemerkung gemacht: Paulus will damit je nach Erfordernis des Gedankenganges den Gegenstand des Glaubens in verschiedener Weise ausdrücken. Dazu gehört als ein wesentliches Stück auch Christi Auferstehung, welche uns zur greifbaren Vergegenwärtigung des ewigen Lebens wird. Hätte der Apostel einfach gesagt, dass wir an Gott glauben, so wäre nicht so deutlich geworden, was denn dies für den Erwerb der Gerechtigkeit austrägt. Tritt aber Christus auf den Plan und gibt uns in seiner Auferstehung ein gewisses Pfand des Lebens, so sehen wir klar, aus welchem Quell die Zurechnung der Gerechtigkeit fließt.

V. 25. Welcher ist um unsrer Sünden willen dahingegeben. Diese schon früher (zu 3, 25) berührte Lehre verfolgt und erläutert der Apostel nunmehr des Weiteren. Denn es ist viel daran gelegen, nicht bloß im Allgemeinen den Blick auf Christus zu richten, sondern auch zu wissen, wieso er uns das Heil erworben hat. Bleibt nun die Schrift, wenn sie sonst von diesen Dingen redet, gewöhnlich allein bei Christi Tod stehen, so führt uns der Apostel hier weiter. Er verzeichnet zwei Stücke, auf welchen unser Heil ruht. Zuerst sagt er, dass der Tod Christi unsere Sünden gesühnt, dann, dass seine Auferstehung Gerechtigkeit beschafft habe. Insgesamt ergibt sich daraus, dass, wenn man die Frucht des Todes und der Auferstehung Christi zusammennimmt, nichts an der völligen Beschaffung der Gerechtigkeit fehlt. Wenn aber der Apostel Tod und Auferstehung auseinander zu reißen scheint, so liegt dies nur daran, dass seine Rede unserm schwachen Verständnis entgegenkommt. Denn überall sonst steht ja die Wahrheit fest, die auch das nächste Kapitel vorträgt (5, 9.18.19), dass der Gehorsam, welchen Christus in seinem Tode leistete, uns die Gerechtigkeit erwarb. Weil aber erst die Auferstehung offenbar machte, was der Tod erworben, so wird, um die Sache klarzumachen, auch die Unterscheidung nötig: das Opfer, welches die Sünden sühnte, hat den Anfang, die Auferstehung aber erst die Vollendung des Heils begründet. Denn die Grundlage der Gerechtigkeit ist unsere Versöhnung mit Gott, ihre Krone die Herrschaft des Lebens über den Tod. Paulus lehrt also, dass die Genugtuung für unsere Sünden am Kreuze geleistet ward. Denn wenn Christus uns unter die Gnade des Vaters bringen sollte, so musste er zuerst unsere Verschuldung beseitigen; und dies vermochte er nur dadurch, dass er die Strafe, die wir nicht zahlen konnten, an unserer Statt entrichtete. Denn Jesaja (53, 5) sagt: „Die Strafe liegt auf ihm, auf dass wir Frieden hätten.“ „Dahingegeben“ aber sagt der Apostel lieber als „gestorben“, um anzudeuten, dass die Sühne an dem ewigen Gnadenrat des Gottes hing, der sie selbst gestiftet hat.

Um unsrer Gerechtigkeit willen auferweckt. Es wäre nicht genug gewesen, dass Christus sich dem Zorn und Gericht Gottes dargestellt und unsern Sündenfluch getragen hätte: er musste auch als Sieger aus dem Tode kommen, zur himmlischen Herrlichkeit erhöht werden und dort vor dem Angesichte des Vaters unser Fürsprecher sein. Darum heißt es, dass die Auferstehung, welche den Tod verschlungen, die Kraft zur Rechtfertigung birgt. Nicht als ob das Kreuzesopfer, welches die Versöhnung mit Gott gestiftet hat, nichts zu unserer Gerechtigkeit beitrüge: aber in dem neuen Leben leuchtet die Vollendung dieser Gnade noch heller. Übrigens kann ich nicht zustimmen, wenn man dieses zweite Satzglied auf die Lebenserneuerung bezieht. Denn erstens ist die Rede des Apostels bei dieser Frage noch nicht angelangt, und zweitens kann unmöglich das zweite Glied von etwas ganz anderem handeln, als das erste. Wie also der Apostel sagt, Christus sei um unsrer Sünden willen gestorben -, weil er uns durch die Zahlung der Sündenschuld in seinem Tode von dem Elend des Todes erlöst hat: ganz ebenso spricht er aus, er sei auferweckt um unserer Gerechtigkeit willen, weil seine Auferstehung der gewisse Grund unseres Lebens ward. Zuerst hat Gottes Hand ihn geschlagen, damit er an des Sünders Statt das Sündenelend trüge; darauf ward er in das Reich des Lebens erhoben, um den Seinen Gerechtigkeit und Leben auszuteilen. Der Apostel redet also noch immer von der zugerechneten Gerechtigkeit, wie auch alsbald das nächste Kapitel zeigt.

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