Calvin, Jean - Der erste Brief des Apostels Johannes - Kapitel 5.

Calvin, Jean - Der erste Brief des Apostels Johannes - Kapitel 5.

V. 1. Wer da glaubt usw. Mit einem anderen Grund bekräftigt der Apostel, dass Glaube und Bruderliebe zusammengehörende Dinge sind. Da Gott uns durch den Glauben wiedergebiert, so muss er von uns wie ein Vater geliebt werden. Diese Liebe umfasst aber alle seine Kinder. Also kann der Glaube nicht von der Liebe getrennt werden. Der erste Satz ist: die sind von Gott geboren, die glauben, dass Jesus der Christ ist. Hier sieht man wiederum, dass allein Christus dem Glauben als Ziel vorgehalten wird. In Christus findet der Glaube Gerechtigkeit, Leben, alle wünschenswerten Güter und den ganzen Gott. Also ist das die rechte Art zu glauben, dass wir alle unsere Sinne auf Christus richten. Glauben, dass er Christus ist, heißt: von ihm erhoffen, was vom Messias verheißen ist. Es wird ihm ja nicht der bloße Titel „Christus“ beigelegt, sondern das Amt, das ihm vom Vater aufgetragen ward. Wie aber im Gesetz die volle Erneuerung aller Dinge, Gerechtigkeit und Seligkeit durch den Messias verheißen ist, so wird das alles jetzt im Evangelium noch klarer ausgedrückt. Also kann Jesus nicht als Christus aufgenommen werden, ohne dass man von ihm das Heil begehrt, da er dazu vom Vater gesandt ist und uns täglich angeboten wird. Darum sagt der Apostel mit Recht, dass jeder, der wirklich glaubt, aus Gott geboren ist. Der Glaube übersteigt bei weitem das menschliche Fassungsvermögen. Wir müssen deshalb vom Vater im Himmel zu Christus gezogen werden, weil keiner von uns jemals aus eigener Kraft hinaufsteigen würde. Das ist es, was derselbe Apostel in seinem Evangelium (1. 13) lehrt: die sind nicht aus Fleisch und Blut geboren, die an den Namen des Eingeborenen glauben. Und Paulus sagt (1. Kor. 2, 12): Wir sind nicht mit dem Geist dieser Welt, sondern mit dem Geist, der aus Gott ist, begabt, so dass wir wissen, was uns von ihm gegeben ist. Kein Auge hat je gesehen, kein Ohr gehört, kein Verstand erfasst, was für ein Lohn denen, die Gott lieben, zurückgelegt ist; allein der Geist gelangt zu jenem Geheimnis. Und weil Christus uns zur Heiligung gegeben ward und den Geist der Wiedergeburt mit sich bringt, weil er uns seinem Leibe einpflanzt, so ist dies ebenfalls ein Grund, warum niemand Glauben haben kann, er sei denn aus Gott geboren.

Der liebt aber auch den, der von ihm geboren ist. Augustin und einige Alte haben das auf Christus bezogen, aber das ist falsch. Unter der Einzahl versteht der Apostel alle Gläubigen; der Zusammenhang zeigt klar, dass er keine andere Absicht hat, als die gegenseitige Liebe gegen die Brüder aus dem Glauben als aus ihrer Quelle abzuleiten. Die Begründung entnimmt er den natürlichen Verhältnissen, wie sie im Allgemeinen sind: was er bei den Menschen sieht, überträgt er auf Gott. Es ist aber zu merken, dass der Apostel nicht deshalb allein von den Gläubigen redet mit Übergehung der Fernstehenden, als ob jene allein geliebt werden müssten, für diese aber nicht gesorgt zu werden brauchte; vielmehr leitet er uns an, alle ohne Ausnahme zu lieben; er heißt uns nur mit den Frommen den Anfang machen, da dies gewissermaßen eine Vorschule ist.

V. 2. Daran erkennen wir usw. Mit diesen Worten zeigt der Apostel kurz, was wahre Liebe ist, nämlich solche, die sich auf Gott bezieht. Bis dahin hat er gelehrt, dass nirgends wahre Liebe zu Gott ist, außer wo man auch den Nächsten liebt – Nächstenliebe ist stets eine Wirkung der Liebe zu Gott; nun aber lehrt er, dass man die Menschen recht und gebührlich nur liebt, wenn Gott die erste Stelle einnimmt. Diese Begriffsbestimmung ist notwendig. Denn es geschieht oft, dass wir Menschen ohne Gott lieben, wie ja die gewöhnlichen und fleischlichen Freundschaften nur auf den eigenen Vorteil oder auf andere vergängliche Rücksichten zielen. Wie der Apostel vorher die Wirkung betonte, so betont er nun die Ursache. Er will, dass die gegenseitige Liebe so gepflegt werde, dass Gott die erste Stelle einnimmt. Mit der Liebe zu Gott verbindet er die Beobachtung der Gebote, und mit Recht; denn wenn wir Gott lieben als Vater und Herrn, so muss notwendig die Ehrfurcht mit der Liebe verbunden sein. Sodann kann Gott nicht von ihm selbst losgerissen werden. Er ist die Quelle aller Gerechtigkeit und Redlichkeit, und so muss der, der ihn liebt, seine Gedanken unbedingt auf den Gehorsam gegen die Gerechtigkeit richten. Die Liebe zu Gott ist also kein müßig Ding. Aus dieser Stelle schließen wir auch, was wahre Beobachtung des Gesetzes ist; wenn wir nur aus Furcht Gott gehorchen und seine Gebote beachten, dann sind wir weit entfernt vom wahren Gehorsam. Also ist das erste, dass die Herzen sich Gott übergeben zu freiwilliger Verehrung; sodann soll das Leben nach der Richtschnur des Gesetzes gestaltet werden. Das meint auch Mose, wenn er bei der Zusammenfassung des Kerns des Gesetzes sagt (5. Mose 10, 12): „Israel, was fordert der Herr, dein Gott, von dir, außer dass du ihn liebst und ihm gehorchst?“

V. 3. Seine Gebote sind nicht schwer. Das wird hinzugefügt, damit nicht die Schwierigkeit, wie es wohl zu geschehen pflegt, unsern Eifer breche oder mindere. Denn Leute, die mit frischem Mut und großem Eifer ein frommen und heiliges Leben anfangen, werden hernach wohl, wenn sie gefunden haben, dass ihre Kräfte der Sache nicht gewachsen sind, träge; deshalb behauptet Johannes, um unsern Eifer anzustacheln: die Gebote Gottes sind nicht schwer. Dagegen kann aber gesagt werden, dass wir es doch ganz anders erfahren; auch die Schrift bezeugt, das Joch des Gesetzes sei unerträglich (Apg. 16, 10). Der Grund ist auch offenbar. Selbstverleugnung ist sozusagen nur das Vorspiel bei der Beobachtung des Gesetzes. Wollen wir sagen, es sei einem Menschen leicht, sich selbst zu verleugnen? Ferner, da das Gesetz geistlich ist (Röm. 7, 14), wir aber nichts als Fleisch, so muss ein ungeheurer Zwiespalt zwischen uns und dem Gesetz sein. Ich antworte, dass diese Schwierigkeit keineswegs aus der Natur des Gesetzes, sondern aus der Sünde unseres Fleisches stammt. Das drückt auch Paulus bestimmt aus; denn nachdem er gesagt hat, es sei dem Gesetz unmöglich gewesen, uns Gerechtigkeit zu bringen, legt er die Schuld sofort dem Fleisch bei. Diese Lösung versöhnt die Ansichten des Paulus und des David, die sich sehr zu widersprechen scheinen, aufs Beste. Paulus macht das Gesetz zum Diener des Todes (2. Kor. 3, 7); er sagt, es richte nur Zorn an, sei gegeben, um die Sünde zu mehren (Röm. 4, 15; 5, 20), es lebe, um uns zu töten. David dagegen (Ps. 19, 11) predigt, es sei süßer als Honig, köstlicher als Gold. Unter anderen Lobsprüchen auf dasselbe behauptet er: es erfreue das Herz, es bekehre zum Herrn, es mache lebendig. Indessen bringt Paulus das Gesetz in Beziehung zur sündigen Natur des Menschen; daher jener feindliche Kampf. David aber lehrt, welchen Sinn Leute haben, die Gott durch seinen Geist wiedergeboren hat. Daher jene Lieblichkeit und Ergötzung, von der das Fleisch nichts schmeckt. Auch Johannes lässt diese Unterscheidung nicht beiseite. Damit keiner diesen Satz, die Gebote Gottes seien nicht schwer, für eine allgemein gültige Wahrheit halte, schränkt er ihn auf die Kinder Gottes ein und gibt damit zu verstehen, dass es das Werk des Geistes ist, wenn uns der Gehorsam gegen Gott nicht schwer und lästig fällt. Die Frage scheint aber noch nicht ganz gelöst zu sein. Wenn die Gläubigen auch durch den Geist Gottes regiert werden, haben sie doch einen harten Kampf mit ihrem Fleisch zu führen; und so viel sie sich anstrengen, zwingen sie sich doch kaum zur Hälfte zur Pflicht, ja sie erliegen fast unter der Last. Wir sehen, wie Paulus seufzt, er werde gefangen gehalten, wie er ausruft: „Ich elender Mensch,“ – weil er Gott nicht frei dienen kann. Ich antworte: das Gesetz wird leicht genannt, sofern wir, mit himmlischer Kraft begabt, die Begierden des Fleisches überwinden. Denn so sehr das Fleisch ausschlägt, so fühlen die Gläubigen doch, dass nichts sie derart ergötzt, wie die Folgsamkeit gegen Gott. Außerdem ist zu bemerken, dass Johannes nicht von dem nackten Gesetz redet, das nur Befehle enthält, vielmehr verbindet er damit die väterliche Nachsicht Gottes, durch welche die Strenge des Gesetzes gemildert wird. Da wir also wissen, dass der Herr uns gnädig verzeiht, wenn unsere Werke dem Gesetz nicht genugtun, so macht uns das viel geschickter zum Gehorsam, wie es auch im Psalm (130, 4) heißt: „Bei dir ist die Vergebung, dass man dich fürchte.“ Daher kommt also die Leichtigkeit, das Gesetz zu halten, dass die Gläubigen, durch die Vergebung erleichtert, so oft sie erliegen, doch nicht zu verzweifeln brauchen. Indessen mahnt der Apostel, man müsse kämpfen, um dem Herrn zu dienen. Die ganze Welt widersteht uns ja, dass wir nicht weiter dahingehen, wohin Gott uns ruft. Also wird das Gesetz erst halten, wer der Welt tapfer Widerstand leistet.

V. 4. Unser Glaube ist der Sieg. Nachdem der Apostel gesagt hat: alle, die aus Gott geboren sind, überwinden die Welt, - gibt er auch die Art und Weise an, wie man den Sieg erlangt. Man könnte ja fragen: woher der Sieg? Er gründet den Sieg über die ganze Welt auf den Glauben. Eine herrliche Stelle! Der Geist Gottes sagt uns, dass wir trotz aller noch so harten und schrecklichen Anläufe des Satans außer Gefahr sind, und er ermuntert uns, ohne Furcht tapfer zu kämpfen. Auch die Form der Vergangenheit ist bedeutsamer als die der Gegenwart oder der Zukunft. Wenn unser Glaube der Sieg ist, der die Welt überwunden hat, so dürfen wir gewiss sein, dass der Feind bereits in die Flucht geschlagen ward. Gewiss währt unser Kriegsdienst das ganze Leben, täglich gibt es Kämpfe, ja in jedem Augenblick verwickelt uns der Feind bald hier, bald da in neue Gefechte. Aber Gott bewaffnet uns nicht bloß für einen Tag, auch der Glaube ist nicht das Ding eines einzigen Tages, sondern das beständige Werk des heiligen Geistes. Deshalb sind wir des Sieges so teilhaftig, als ob der Krieg zu Ende wäre. Aber dies Vertrauen macht uns nicht schlaff, vielmehr sind wir immer zum Kampf bereit. Der Herr heißt uns guter Zuversicht sein, aber er will nicht, dass wir sicher seien. Dass wir bereits überwunden hätten, erklärt er vielmehr deshalb, damit wir umso mutiger und schneidiger kämpfen. Das Wort „Welt“ ist hier von weitem Umfang. Es umfasst alles, was dem Geiste Gottes zuwider ist; z. B. ist die Verkehrtheit unserer Natur ein Teil der Welt, ferner alle Begierden, alle Anschläge des Satans, kurz alles, was uns von Gott abzieht. Eine schwere Last des Krieges ruht auf uns, und schon vor dem Zusammentreffen wären wir überwunden, und hundertmal täglich würden wir besiegt, wenn Gott uns nicht den Sieg verheißen hätte. Gott fordert uns so zum Kampfe auf, dass er zuerst den Sieg verheißt. Wie uns diese Verheißung einerseits vermöge der unbesiegbaren Kraft Gottes für ewig schützt, so macht sie anderseits die Kräfte der Menschen zunichte. Der Apostel lehrt hier nicht, dass Gott uns nur Hilfe leiste, so dass wir durch seinen Beistand dem Widerstand gewachsen seien, vielmehr stellt er den Sieg allein auf den Glauben; der Glaube aber empfängt die Kraft zum Siege anderswoher. Daher rauben diejenigen Gott das Seine, die den Triumpf ihrer eigenen Kraft zuschreiben.

V. 5. Wer ist aber, der die Welt überwindet usw. Dieser Satz begründet den vorangehenden. Deshalb siegen wir durch den Glauben, weil wir von Christus Kraft holen, wie auch Paulus sagt (Phil. 4, 13): „Ich vermag alles durch den, der mich mächtig macht, Christus.“ Erst der ist dem Satan und der Welt überlegen und wird seinem Fleische nicht erliegen, der sich selbst misstraut und allein auf Christi Kraft sich stützt. Unter dem Glauben ist das lebendige Eingreifen Christi zu verstehen, vermittelst dessen wir seine Kraft und seine Werke uns zuleiten.

V. 6. Dieser ist es, der da kommt usw. Damit unser Glaube sicher auf Christus ruhe, erklärt der Apostel, dass in ihm wahrhaft vorhanden sei, was das Gesetz nur schattenhaft darstellt. Ich zweifle nämlich nicht, dass er mit den Ausdrücken „Wasser und Blut“ auf die alten Gebräuche des Gesetzes anspielt. Dahin zielt die Vergleichung: wir sollen nicht nur wissen, dass das Gesetz Moses durch die Ankunft Christi abgeschafft ist, sondern wir sollen in Christus die Erfüllung der Dinge suchen, die einst die Zeremonien abbildeten. Obwohl es deren viele gab, so deutet der Apostel doch unter diesen beiden Stücken die ganze Vollendung der Heiligkeit und Gerechtigkeit an. Durch das Wasser wurde aller Schmutz abgewaschen, damit die Menschen rein und sauber Gott nahen könnten. Im Blut war die Sühne und das Pfand der vollen Versöhnung mit Gott. Das Gesetz schattete aber nur durch äußere Symbole das ab, was wirklich und wahrhaftig vom Messias zu leisten war. Passend beweist daher Johannes, Jesus sei der längst verheißene Christ des Herrn, weil er das mit sich brachte, was uns gänzlich heiligte. Was das Blut angeht, durch das Christus Gott gnädig stimmte, so besteht darüber kein Zweifel. Inwiefern er aber mit Wasser gekommen ist, kann man wohl fragen. Dasselbe auf die Taufe zu beziehen, ist nicht ratsam. Ich glaube sicher, dass Johannes hier die Frucht und die Wirkung einer Begebenheit meint, die er in der evangelischen Geschichte erzählt (Joh. 19, 34 f.). Was er dort sagt, aus Christi Seite sei Wasser und Blut geflossen, das ist ohne Zweifel für ein Wunder zu halten. Ich weiß, dass etwas Ähnliches bei Toten auf natürliche Weise vorkommt. Indessen ist es durch die bestimmte Absicht Gottes geschehen, dass aus Christi Seite Wasser und Blut quoll, um dadurch den Gläubigen zu zeigen, die wahre Reinigung, deren Vorbilder die alten Waschungen waren, sei in ihm; und dass das erfüllt sei, was alle Blutbesprengungen einst versprochen hatten. Diese Stelle zeigt kurz, wohin die alten Zeremonien vorzüglich zielten, nämlich dahin, dass die Menschen, von den Befleckungen gereinigt und von allen Strafen erlöst, einen gnädigen Gott hätten und sich ihm weihten. Die Wahrheit ist in Christus dargestellt, während das Gesetz nichts als sichtbare Schattenbilder hatte. Darüber haben wir Ausführlicheres zum 9. und 10. Kapitel des Hebräerbriefs gesagt.

Der Geist ist es, der da zeugt. Dieser Satz zeigt, auf welche Weise die Gläubigen jene Kraft Christi spürten: der Geist Gottes macht sie gewiss; und damit ihr Glaube nicht wanke, wird hinzugefügt, dem Zeugnis des Geistes eigne volle und ganze Kraft. Der Geist wird nämlich die Wahrheit genannt, weil seine Autorität unzweifelhaft ist und uns vollauf genügen muss.

V. 7. Drei sind, die da zeugen im Himmel: der Vater, das Wort und der heilige Geist. Dieser ganze Satz ist von einigen ausgelassen worden. Da die Handschriften nicht übereinstimmen, so wage ich nichts Bestimmtes zu behaupten. Immerhin lasse ich den Satz stehen, weil er sich trefflich in den Zusammenhang fügt.1) Der Sinn wird sein, dass Gott, um unsern Glauben an Christus zu stärken, auf dreifache Weise bezeugt, dass man sich auf ihn gründen müsse. Wie unser Glaube in dem einen Wesen Gottes drei Personen erkennt, so wird er auf ebenso viele Weisen zu Christus gerufen, dass er sich auf ihn gründe. Der Satz: diese drei sind eins, bezieht sich nicht auf das Wesen, sondern vielmehr auf die Übereinstimmung; er will besagen: der Vater, sein ewiges Wort und der Geist erkennen in Übereinstimmung gleichweise Christus an. Es ist nicht zweifelhaft, dass der Vater, das Wort und der Geist in demselben Sinne eins genannt werden, wie hernach das Blut und das Wasser und der Geist. Dass aber der Geist, der doch nur ein Zeuge ist, zweimal angeführt wird, scheint eine törichte Wiederholung. Ich erwidere: da er auf mannigfache Weise von Christus zeugt, so wird ihm mit Recht eine doppelte Stelle eingeräumt. Vom Himmel aus verkündigt der Vater mit seiner ewigen Weisheit und dem Geiste gleichsam aller Welt, Jesus sei der Christ. Da aber der Geist in unsern Herzen das Pfand und Siegel ist, um jenen Erlass zu versiegeln, so redet er auf diese Weise wiederum auf der Erde. Da aber vielleicht nicht alle diese Lesart annehmen werden, so will ich gleich das Folgende ausführen, als ob der Apostel allein diese Zeugen auf Erden genannt hätte.

V. 8. Drei sind, die da zeugen auf Erden. Jenen Satz vom Wasser und Blut verwendet er nun für seinen Zweck. Er sagt, dass die keine Entschuldigung haben, die Christus verwerfen, da er durch genügend fest und gewichtige Zeugnisse bewiesen hat, er sei der, der längst verheißen war. Das Blut und das Wasser bezeugen wirklich, dass er von Gott gesandt ward, da sie Pfänder und Wirkungen des durch ihn gebrachten Heils sind. Als dritter Zeuge tritt der heilige Geist hinzu, der doch die erste Stelle einnimmt, da sonst das Wasser und das Blut ohne irgendwelchen Nutzen zerfließen würden. Er ist es, der unsern Herzen das Zeugnis des Wassers und des Blutes versiegelt, das heißt, er ist es, der durch seine Kraft bewirkt, dass die Frucht des Todes Christi zu uns kommt, dass das zu unserer Erlösung geflossene Blut zu unsern Seelen gelangt, oder um es mit einem Worte zu sagen, dass Christus mit allen seinen Gütern unser wird. Was für Zeichen göttlicher Herrlichkeit auch in Christus erstrahlen, sie würden uns doch dunkel sein und unserm Blick entgehen, wenn der Geist uns nicht die Augen des Glaubens öffnete. Jetzt sehen die Leser ein, warum Johannes den Geist mit dem Wasser und Blut als Zeugen anführt, nämlich weil es das eigentliche Werk des Geistes ist, durch Christi Blut unsere Gewissen zu reinigen, zu bewirken, dass die von ihm gebrachte Reinigung in uns wirksam werde. Übrigens muss man aus diesen Worten schließen, dass der Glaube nicht einen leeren Christus ergreift, sondern zugleich seine lebendige Kraft. Was würde es nützen, dass Christus auf die Erde gesandt ward, wenn er Gott nicht durch das Opfer seines Todes versöhnt hätte, wenn ihm nicht vom Vater das Amt, die Sünde abzuwaschen, aufgetragen worden wäre? Man könnte aber einwenden, die Unterscheidung zwischen Wasser und Blut, die hier gemacht wird, sei überflüssig, weil Christus durch die Sühne uns gereinigt hat: also nennt der Apostel ein und dieselbe Sache zweimal. Ich gestehe ja zu, dass in der Sühne zugleich die Abwaschung eingeschlossen ist; es wird also nicht ein Unterschied zwischen Wasser und Blut festgestellt, als ob das verschiedene Dinge wären. Wenn aber ein jeder von uns seine Schwachheit bedenkt, so wird er leicht anerkennen, dass nicht umsonst und ohne Grund das Blut vom Wasser unterschieden wird. Sodann spielt der Apostel, wie gesagt, auf die Gebräuche des Gesetzes an. Und Gott hatte der menschlichen Schwachheit halber nicht allein die Opfer, sondern auch die Waschungen einst eingerichtet. Der Apostel wollte bestimmt ausdrücken, dass die Wahrheit beider Dinge in Christus dargeboten wird. Deshalb hatte er kurz vorher gesagt: nicht mit Wasser allein. Er deutet an, dass man in Christus nicht nur irgendeinen Teil unseres Heils finde, sondern dass in ihm, dass ich so sage, alle Teile erfüllt seien, so dass man ferner nichts anderswo zu suchen hat.

V. 9. So wir der Menschen Zeugnis annehmen usw. Ein Schluss vom Kleineren auf das Größere zeigt, wie undankbar die Menschen sind, wenn sie Christus, den göttlich Beglaubigten, verschmähen. Wenn wir in menschlichen Angelegenheiten bei den Aussagen der Menschen uns beruhigen, die lügen und täuschen können, wie töricht ist es dann, wenn Gott auf seinem Gebiete, wo er der höchste Richter ist, uns dies nicht abzugewinnen vermag! Allein unsere Verkehrtheit steht uns im Wege, Christus aufzunehmen, der seiner Kraft durch einen rechtmäßigen Beweis Glauben schafft. Als ein Zeugnis Gottes bezeichnet der Apostel nicht nur das, was der Geist unsern Herzen gibt, sondern auch das, was wir vom Wasser und Blut empfangen. Jene Kraft, zu reinigen und zu sühnen, war nicht irdisch, sondern himmlisch. Darum darf man Christi Blut nicht nach gemeiner Menschenart einschätzen, sondern muss dabei auf Gottes Absicht schauen, die es zur Sündentilgung bestimmte, und auf die göttliche Kraft, die aus demselben fließt.

Denn Gottes Zeugnis ist das usw. „Denn“ bedeutet hier so viel wie „und“. Nachdem der Apostel daran erinnert hat, dass Gott viel mehr Glauben verdiene als die Menschen, sagt er nun, man könne Gott nur dadurch Glauben schenken, dass man an Christus glaubt. Ihn allein hat Gott uns vorgestellt, und auf ihn stellt er uns. Daraus schließt er, dass wir sicher und ruhigen Herzens an Christus glauben dürfen, da Gott durch sein Ansehen unsern Glauben bestätigt. Er sagt nicht, dass Gott äußerlich rede, sondern dass jeder Gläubige innerlich ihn als Urheber seines Glaubens in sich fühlt. Daraus erhellt, wie sehr sich ein bloßes Meinen, das in der Luft hängt, vom Glauben unterscheidet.

V. 10. Wer Gott nicht glaubt usw. Die Gläubigen besitzen das Gut, dass sie wissen: wir irren uns nicht, weil wir in Gott gegründet sind. Die Gottlosen dagegen beschuldigt der Apostel der schrecklichsten Lästerung, weil sie Gott der Lüge zeihen. Sicher gibt es für Gott nichts Wertvolleres als seine Wahrheit; deshalb kann ihm kein schrecklicheres Unrecht geschehen, als wenn man ihn dieser Ehre beraubt. Es ist eine furchtbare und fluchwürdige Gottlosigkeit, wenn wir Gott zum Lügner machen, weil ihm dann das geraubt wird, was ihm im höchsten Grade eigen ist. Wer sollte nun nicht davor zurückschaudern, dem Evangelium den Glauben zu versagen, in dem Gott sich als einzig wahr und treu darstellt? Das ist sorgfältig zu beachten. Es wundern sich einige, weshalb Gott den Glauben so sehr empfiehlt, weshalb der Unglaube so streng verurteilt wird; aber durch den Unglauben wird der höchste Ruhm Gottes gestürzt. Gott wollte einen besonderen Erweis seiner Wahrheit im Evangelium geben; darum lassen die ihm nichts übrig, die den daselbst dargebotenen Christus verschmähen. Müssten wir auch zugeben, dass jemand in den übrigen Beziehungen des Lebens einem Engel gleiche, so wäre seine Heiligkeit doch teuflisch, solange er Christus verwirft. Wir sehen z. B. im Papsttum, dass sich einige auf ihre Heiligkeitsmaske viel zugutetun, während sie doch aufs Hartnäckigste dem Evangelium Widerstand leisten. Lasst uns also festhalten, dass es der Anfang der Frömmigkeit ist, jene Lehre gehorsam aufzunehmen, die Gott so ernst als Wahrheit geltend macht.

V. 11. Dass uns Gott das ewige Leben hat gegeben. Jetzt lädt uns der Apostel zum Glauben ein, indem er uns die Frucht desselben vorhält. So viel Ehrfurcht gebührt Gott, dass wir das, was er uns bezeugt, nicht mehr als strittig behandeln. Er bietet uns umsonst das Leben dar; deshalb ist es unerträgliche Undankbarkeit, wenn wir eine so liebliche und süße Lehre nicht sofort im Glauben annehmen. Sicher zielen die Worte des Apostels dahin, man müsse nicht nur ehrfürchtig dem Evangelium gehorchen, um Gott nicht zu beleidigen, vielmehr man müsse es auch lieben, weil es uns das ewige Leben bringt. Daraus schließen wir auch, was hauptsächlich im Evangelium gesucht werden muss, nämlich das freie Geschenk des Heils. Dass Gott uns auch daselbst zur Buße und zur Furcht mahnt, das darf nicht von der Gnade Christi getrennt werden. Um uns vollends bei Christus festzuhalten, wiederholt der Apostel noch einmal, dass in ihm das Leben ist. Er will sagen, dass uns von Gott dem Vater kein anderes Mittel gegeben ward, das Leben zu erlangen, als Christus. Drei Punkte hat der Apostel hier kurz zusammengefasst. Erstens: wir alle sind dem Tode verfallen, bis Gott uns durch seine freie Güte wieder ins Leben ruft. Er sagt ja deutlich, das Leben werde uns von Gott gegeben; daraus folgt, dass wir es nicht haben und auch nicht durch irgendwelche Verdienste erwerben können. Zweitens lehrt er: dies Leben wird uns durch das Evangelium dargeboten, weil dort Gottes Güte und seine väterliche Liebe gegen uns offenbar werden. Drittens sagt er: wir werden nur dadurch des Lebens teilhaftig, dass wir durch den Glauben in Christus eingepflanzt werden.

V. 12. Wer den Sohn Gottes nicht hat usw. Wir haben hier die Bestätigung des vorhergehenden Satzes. Es hätte zwar auch die Versicherung genügt, dass Gott das Leben allein in Christus befasst habe, damit man es bei ihm hole. Damit aber keiner anderswohin abbiege, schließt der Apostel von der Hoffnung des Lebens alle aus, die dasselbe nicht in Christus suchen. Wir wissen, was das heißt, Christus haben. Durch den Glauben wird er unser Besitz. Er spricht also allen das Leben ab, die ferne sind von dem Leibe Christi. Aber es scheint das durchaus unvernünftig zu sein. Die Geschichte erzählt von sehr bedeutenden Männern, die mit heldenhaften Vorzügen ausgestattet waren und die doch Christus ganz ferne standen. Und es scheint töricht, solche Vorzüglichkeit nicht zu ehren. Ich muss aber die Meinung als einen Irrtum erklären, dass dem Herrn gefalle, was uns in die Augen sticht; vielmehr, was hoch ist unter den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott (Lk. 16, 15). Wir sind mit dem äußeren Schein zufrieden, denn die Unreinigkeit des Herzens ist uns verborgen. Gott sieht hinter dem glänzenden Schein den verborgenen, hässlichen Schmutz. Es ist daher nicht wunderbar, wenn vor ihm die blendenden Tugenden nur stinken, da sie aus einem unreinen Herzen fließen und nicht auf das rechte Ziel streben. Woher soll auch die Reinheit des Herzens, das rechte fromme Streben kommen, wenn nicht vom Geiste Christi? Nichts anders verdient also Lob, als was in Christus ist. Aber es gibt noch einen anderen Grund, der allen Zweifel aufhebt. Die Gerechtigkeit der Menschen ruht doch auf der Vergebung der Sünden. Wenn man diese wegnimmt, bleibt für uns alle nur der Fluch Gottes und der ewige Tod. Christus allein aber ist es, der uns den Vater versöhnt, wie er ihn einmal durch das Opfer seines Todes versöhnt hat. Daraus folgt, dass Gott niemand gnädig ist, als nur in Christus; es gibt keine Gerechtigkeit als in ihm. Wenn jemand mit dem Kornelius kommt, von dem Lukas bezeugt, er sei Gott angenehm gewesen, bevor er zum Glauben an das Evangelium berufen war (Apg. 10, 4. 35), so antworte ich kurz: Gott handelt bisweilen so mit uns, dass der Same des Glaubens nicht sofort am ersten Tage ans Licht kommt. Kornelius hatte keine klare und helle Erkenntnis Christi; da er aber mit einem Gefühl für die Barmherzigkeit Gottes begabt war, so musste er auch zugleich etwas von dem Mittler halten. Indessen, weil Gott verborgene und wunderbare Wege geht, wollen wir alle unnützen Grübeleien lassen und nur den ebenen Heilsweg, den er uns zeigt, innehalten.

V. 13. Solches habe ich euch geschrieben usw. Weil der Glaube täglich Fortschritte machen muss, darum sagt der Apostel: Ich schreibe euch, die ihr schon lange glaubt, damit ihr fester und gewisser glauben und so die volle Zuversicht des ewigen Lebens genießen könnt. Der Zweck der Lehre ist also, nicht nur Unerfahrene mit Christus bekannt zu machen, sondern auch solche, die schon erfahren sind, mehr und mehr zu kräftigen. Deshalb müssen wir uns beständig des Lernens befleißigen, damit unser Glaube das ganze Leben hindurch wachse. Es auch bis jetzt noch viele Reste von Unglauben in uns vorhanden, und unser Glaube ist so schwach, dass wir selbst das, was wir glauben, noch nicht fest glauben, wenn nicht noch mehr Stärkung uns zukommt. Es ist der Mühe wert, festzustellen was die rechte Art ist, den Glauben zu stärken, nämlich die Darlegung des Werks und der Kraft Christi. Der Apostel sagt, er habe das geschrieben, nämlich, dass das ewige Leben nur in Christus gesucht werden müsse, damit die, die schon gläubig sind, glauben, das heißt, im Glauben wachsen. Es ist daher die Pflicht eines frommen Lehrers, zur Stärkung der Schüler im Glauben die Gnade Christi, so viel er kann, zu erheben, damit wir, zufrieden mit ihr, nichts ferner mehr erstreben. Außerdem lehrt der Apostel an dieser Stelle, dass Christus der eigentliche Gegenstand des Glaubens ist, und dass mit dem Glauben, den wir an seinen Namen haben, sich die Zuversicht des Heils verbindet. Das ist ja das Ziel des Glaubens, dass wir Gottes Kinder und Erben sind.

V. 14. Das ist die Freudigkeit usw. Der Apostel empfiehlt nun den Glauben, dessen er Erwähnung getan, von seiner Frucht aus, oder er zeigt, worin die Freudigkeit vor allem besteht, nämlich darin, dass die Frommen es wagen, Gott unerschrocken anzurufen. So sagt auch Paulus, dass uns durch den Glauben der zuversichtliche Zugang zu Gott offen steht (Eph. 3, 12), und dass der Geist uns den Mund öffnet, dass wir rufen dürfen: Abba, Vater (Röm. 8, 15). Sicher gibt es nichts Elenderes, als wenn uns der Zugang zu Gott verwehrt ist. Hinwiederum, wenn nur diese Zuflucht offen steht, werden wir bei allen Übeln doch glücklich sein. Dies eine macht uns in unsern Sorgen glücklich, dass wir festhalten, Gott werde unser Erlöser sein, und dass wir im Vertrauen auf seine väterliche Liebe zu uns unsere Zuflucht zu ihm nehmen. Lasst uns also den Satz des Apostels festhalten, dass die Anrufung Gottes die höchste Bewährung unseres Glaubens ist, und dass Gott nur dann recht und im Glauben angerufen wird, wenn wir fest überzeugt sind, dass unsere Gebete nicht umsonst sein werden. Der Apostel sagt, dass die keine Freudigkeit haben, die unsicher hin und her schwanken. Daraus erhellt, dass die Lehre des Glaubens im Papsttum begraben und fast vernichtet ist, da dort alle Gewissheit genommen wird. Dort murmeln sie viele Gebete und schwatzen über die Anrufung Gottes, aber sie beten mit zweifelndem und schwankendem Herzen und heißen auch so beten, ja verdammen diese Freudigkeit, die der Apostel fordert.

Nach seinem Willen. Durch diesen Zusatz wollte er nebenbei erinnern, was die rechte Gebetsregel sei, nämlich dass die Menschen ihre Wünsche Gott unterwerfen. Wenn der Herr versprochen hat, er werde tun, was die Seinen bitten, so hat er ihnen doch keine zügellose Freiheit gewährt, zu bitten, was ihnen gerade in den Sinn kommt; vielmehr hat er ihnen auch eine Vorschrift gegeben, wie sie recht beten sollen. Sicher ist uns dieser Zügel sehr nützlich; denn wenn einem jeden von uns erlaubt wäre, zu bitten, was ihm beliebt, und Gott unseren Wünschen nachgäbe, dann wäre es sehr schlecht um uns bestellt. Wir wissen nicht, was gut ist; wir werden im Gegenteil von verkehrten und schädlichen Wünschen hin und her getrieben. Ein doppeltes Mittel wendet Gott an, dass wir nicht anders bitten als nach der Vorschrift seines Willens. Er lehrt uns in seinem Worte, was wir bitten sollen; und er gibt uns seinen Geist als Führer und Leiter, der unsere Wünsche in Schranken hält und nicht zulässt, dass sie über das Ziel hinausschweifen. Wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich es gebührt, aber der Geist hilft unserer Schwachheit auf und vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen (Röm. 8, 26). Indessen muss man auch den Mund des Herrn fragen, damit er unsere Gebete kenne. Gott hat ja in seinen Verheißungen die rechte Art des Betens, wie gesagt, festgestellt.

V. 15. So wir wissen, dass er uns hört usw. Wir haben hier nicht, wie es auf den ersten Blick scheint, eine überflüssige Wiederholung. Denn was der Apostel im Allgemeinen über den Erfolg der Gebete ausgesprochen hat, das bekräftigt er noch besonders; die Frommen wünschen und bitten nichts von Gott, ohne es zu erlangen. Wenn er aber sagt, alle Wünsche der Gläubigen würden erhört, so redet er von den vernünftigen und bescheidenen Wünschen, von solchen, die aus dem Gehorsam hervorgegangen sind. Die Gläubigen lassen sich nicht die Zügel schießen, sie schauen bei ihren Bitten nicht auf das, was ihnen passt, sondern auf das, was Gott befiehlt. Wir haben hier also eine Anwendung der allgemeinen Lehre auf das besondere und private Bedürfnis eines jeden. Die Gläubigen sollen nicht zweifeln, dass Gott ihnen in allen einzelnen Wünschen gnädig ist; sie sollen mit ruhigem Herzen warten, bis Gott das gewährt, was sie erbeten haben, und sie sollen so, von aller Last und Angst los, ihre Sorgen auf Gott abladen. Aber diese Ruhe und Sorglosigkeit darf den Eifer des Gebets nicht in uns ersticken, so dass wir, sicher über den glücklichen Ausgang, von der Anrufung Gottes abstehen. Die Glaubensgewissheit gebiert durchaus nicht Sicherheit oder Trägheit. Der Apostel will nur, dass wir bei unseren Bedürfnissen ruhig seien, wenn wir unsere Seufzer an das Herz Gottes gebracht haben.

V. 16. So jemand sieht seinen Bruder sündigen. Die Frucht des Glaubens, die der Apostel erwähnt hat, erstreckt sich noch weiter, nämlich unsere Bitten haben auch für die Brüder Bedeutung. Es ist etwas Großes, dass Gott uns, wenn wir in Bedrängnis sind, zu sich ruft und bereit ist, uns zu helfen. Dass er uns aber auch hören will, wenn wir für andere bitten, das gibt unserm Glauben keine geringe Kräftigung. Wir dürfen ja auch sicher überzeugt sein, dass wir in eigener Sache niemals eine abschlägige Antwort erhalten werden. Inzwischen mahnt der Apostel, dass ein jeder für die Seligkeit des anderen besorgt sein soll; sodann will er, dass die Fehltritte der Brüder uns ein Antrieb zum Gebet seien. Sicher wäre es eiserne Härte, wenn wir kein Gefühl des Erbarmens hätten, wenn wir sehen, dass Seelen, die durch das Blut Christi erkauft sind, ins Verderben eilen. Der Apostel zeigt aber, dass das Mittel zur Hand liegt, durch das ein Bruder dem andern zu Hilfe kommen kann. Er sagt: der gibt dem Untergehenden das Leben wieder, der für ihn betet. Doch der Ausdruck: so wird er geben, kann auch auf Gott bezogen werden, in dem Sinne: Gott gibt das Leben den Brüdern auf unsere Bitten hin. Der Sinn ist derselbe: die Bitten der Gläubigen reichen so weit, dass sie den Bruder dem Tode entreißen. Solcher Nutzen muss uns nicht wenig anstacheln, zu beten, dass die Sünden unsern Brüdern erlassen werden. Indem der Apostel uns aber Mitgefühl empfiehlt, erinnert er zugleich daran, wie sehr man sich vor der Grausamkeit, die Brüder zu verdammen, hüten muss, und wie man nicht zu schnell an ihrer Seligkeit verzweifeln soll.

Eine Sünde nicht zum Tode. Damit wir die Hoffnung auf die Seligkeit derer, die sündigen, nicht wegwerfen, zeigt der Apostel, dass Gott die Fehltritte der Seinen nicht so streng rächt, dass er sie deshalb verwürfe. Daraus folgt, dass wir sie für Brüder halten müssen, solange Gott sie in der Zahl seiner Kinder beibehält. Er leugnet, dass das Sünden zum Tode seien, wenn die Heiligen täglich straucheln, und auch wenn einmal der Zorn Gottes schwer von ihnen herausgefordert wird. Solange noch Raum für Vergebung da ist, behält der Tod noch nicht die Herrschaft. Der Apostel unterscheidet hier nicht zwischen lässlichen und Todsünden, wie man hernach getan hat. Diese Unterscheidung, die im Papsttum herrscht, ist ganz abgeschmackt. Wenn die Seele des Menschen durch Unglaube erschüttert wird, wenn Ungeduld sie erregt, dass sie wider Gott murrt, wenn unnatürliche Begierden sie kitzeln, so ist das alles für die Papisten zu gering, als dass es für eigentliche Sünde gehalten würde, wenigstens nach der Taufe. Kein Wunder, wenn sie aus großen Verbrechen lässliche Sünden machen; sie wenden eben ihre, nicht Gottes Wage an. Unter Gläubigen muss das ein unbezweifelter Grundsatz sein, dass alles Sünde ist, was mit dem Gesetz Gottes streitet, und zwar Todsünde ihrer Natur nach. Wo Übertretung des Gesetzes ist, da ist auch Sünde und Tod. Was ist nun der Sinn der Worte des Apostels? Er sagt, die Sünden seien nicht zum Tode, weil sie, obwohl sie des Todes wert sind, doch nicht so hart von Gott bestraft werden. Er schätzt also nicht die Sünden an sich ein, vielmehr bildet er sein Urteil über sie nach der väterlichen Nachsicht, welche die Schuld vergibt. Kurz, er spricht die dem Tode nicht zu, die Gott wieder zum Leben aufrichtet, obwohl es nicht an ihnen lag, dass sie das Leben nicht verscherzt haben.

Es ist eine Sünde zum Tode. Gemeint ist eben die Sünde, für die es keine Hoffnung auf Vergebung mehr gibt. Es fragt sich aber, was für eine das ist. Es muss eine sehr schwere sein, wenn Gott sie so streng rächt. Aus dem Zusammenhang kann man schließen, dass sie kein einzelner Fall ist oder eine Übertretung eines einzigen Gebots, sondern der Abfall, durch den sich die Menschen ganz von Gott entfernen. Sagt doch der Apostel alsbald (V. 18) dass die Kinder Gottes nicht sündigen, nämlich nicht derartig, dass sie Gott verlassen und sich ganz dem Satan verschreiben. Es ist kein Wunder, dass ein solcher Abfall eine Sünde zum Tode ist. Gott beraubt aber die Seinen niemals so der Gnade des Geistes, dass nicht ein Fünkchen von Frömmigkeit übrigbleibt. Es müssen also verworfene und dem Verderben geweihte Menschen sein, die so abfallen, dass sie die Furcht Gottes wegwerfen. Wenn einer fragt, ob ihrer Reue die Tür des Heils verschlossen ist, so lautet die Antwort: da sie in verworfenen Sinn gegeben und vom heiligen Geist verlassen sind, so können sie nicht anders, als mit verhärtetem Herzen immer tiefer fallen und Sünde auf Sünde häufen. Ferner, da die Sünde oder die Lästerung wider den Geist einen solchen Abfall immer mit sich zieht, so ist kein Zweifel, dass hier eben von dieser Sünde die Rede ist. Aber es fragt sich wiederum, an welchen Anzeichen wir erkennen können, dass der Fall eines Menschen tödlich ist. Wenn es keine gewisse Erkenntnis in dieser Sache gäbe, so würde der Apostel umsonst die Ausnahme machen, für diese Art der Sünde dürfe man nicht beten. Man darf also bisweilen festzustellen suchen, ob der, der gefallen ist, als verloren zu beweinen ist, oder ob es noch Hilfe für ihn gibt. Ich gebe zu, dass das wahr ist, und aus unserer Stelle ergibt es sich ohne Frage. Da das aber sehr selten vorkommt und Gott uns den unermesslichen Reichtum seiner Gnade anpreist und uns nach seinem Beispiel barmherzig sein heißt, so darf nicht leicht über jedermann das Urteil des ewigen Todes gefällt werden, vielmehr soll uns die Liebe bewegen, noch Gutes zu hoffen. Wenn uns aber die hoffnungslose Gottlosigkeit einiger Menschen so entgegentritt, als ob Gott mit dem Finger auf sie zeigte, so haben wir keinen Grund, mit dem gerechten Urteil Gottes zu streiten oder barmherziger als er sein zu wollen.

V. 17. Alle Untugend ist Sünde usw. Diese Stelle kann verschieden ausgelegt werden, z. B. so: obwohl alle Untugend Sünde ist, so ist doch manche Sünde nicht zum Tode. Auch der Sinn passt: weil alle Untugend Sünde ist, so folgt daraus, dass manche Sünde nicht zum Tode ist. Andere nehmen „alle“ Untugend oder Ungerechtigkeit für „die völlige“ Untugend, als wollte der Apostel sagen, die Sünde, von der er handelt, sei der Gipfel der Untugend. Ich nehme die erste und zweite Auslegung lieber an, und da sie auf dasselbe herauskommen, überlasse ich den Lesern die Entscheidung darüber, welche sie für passender halten wollen.

V. 18. Wer von Gott geboren ist, der sündigt nicht. Wer dies mit den Schwärmern dahin versteht, dass die Kinder Gottes ganz rein und frei von Sünde seien, bringt den Apostel mit sich selbst in Widerspruch. Auf diese Weise würde er den Eifer der Fürbitte unter Brüdern aufheben. Dass sie „nicht sündigen“, sagt er von denen, die nicht gänzlich aus der Gnade Gottes herausfallen. Hieraus zieht er den Schluss, man müsse für alle Kinder Gottes beten, weil sie nicht zum Tode sündigen. Es wird der Beweis hinzugefügt, nämlich, dass jeder, der von Gott geboren ist, sich selbst bewahrt, das heißt, sich in der Furcht Gottes hält. Ein solcher lässt sich nicht derartig losreißen, dass das Gefühl der Frömmigkeit ausgelöscht wird und dass er sich ganz dem Teufel und dem Fleisch hingibt. Dass der Arge ihn nicht antasten wird, besagt, dass er ihm keine tödliche Wunde schlägt. So ist das auf die Todeswunde zu beziehen. Die Kinder Gottes werden mit den Wunden des Satans nicht verschont, aber sie schützen sich mit dem Schild des Glaubens so gegen seine Schläge, dass sie das Herz nicht treffen. Daher wird das geistliche Leben niemals in ihnen ausgelöscht. Das heißt: „nicht sündigen.“ Die Gläubigen straucheln zwar durch die Schwachheit des Fleisches, aber sie seufzen unter der Last der Sünde, sie haben Missfallen an sich, sie hören nicht auf, Gott zu fürchten.

Der bewahrt sich. Was Gottes Sache ist, schreibt dieser Satz uns zu. Wenn aber ein jeder von uns der Wächter seines Heils wäre, so wäre das ein erbärmlicher Schutz. Deshalb bittet Christus den Vater (Joh. 17, 11), dass er uns bewahre, und deutet damit an, dass dies nicht in unserer Macht steht. Die Verteidiger des freien Willens nehmen diese Stelle in Anspruch, um damit zu beweisen, dass wir teils durch Gottes Gnade, teils durch eigene Kraft vor der Sünde bewahrt bleiben. Sie merken nicht, dass die Gläubigen nicht aus sich selbst den Schutz haben, von dem der Apostel redet. Sicher rühmt er hier nicht ihre eigene Kraft, als ob sie sich durch ihren eigenen Kampf bewahrten: er lehrt nur, dass sie dem Satan Widerstand leisten, so dass sie niemals durch seine Geschosse tödlich verwundet werden. Wir wissen aber, dass sie mit keinen andern als mit Gottes Waffen ausgerüstet kämpfen. Die Gläubigen bewahren sich also vor der Sünde, sofern sie von Gott bewahrt werden.

V. 19. Wir wissen, dass wir von Gott sind. Die vorhergehende Lehre bietet dem Apostel einen Anlass zur Mahnung. Was er im Allgemeinen von allen Kindern Gottes gesagt hat, das wendet er nun auf die an, denen er schreibt, und zwar um sie anzustacheln, sich vor der Sünde zu hüten, und um ihnen Mut zu machen, die Angriffe des Satans zurückzuschlagen. Die Leser mögen beachten, dass das erst der wahre Glaube ist, der uns Gottes Gnade zueignet. Der Apostel kennt keine anderen Gläubigen als solche, die sich der Schar der Kinder Gottes beigesellen. Er hält auch eine wahrscheinliche Vermutung nicht für Glauben. Er sagt ja: „wir wissen“. Alles in allem will er einprägen: wenn wir von Gott geboren sind, müssen wir uns Mühe geben, dass wir, von der Welt geschieden, durch die Heiligkeit des Lebens beweisen, dass wir nicht vergebens zu einer so großen Ehre berufen wurden. Diese Erinnerung ist allen Frommen sehr notwendig. Wohin sie die Augen wenden, da hat der Satan Lockungen bereit, um sie von Gott wegzuführen. Es würde also schwierig sein, den rechten Gang innezuhalten, wenn ihnen nicht ihre Berufung mehr wert wäre als alle Hindernisse der Welt. Damit wir also recht zum Kampf gewappnet sind, müssen diese beiden Punkte festgehalten werden, dass die Welt verkehrt ist, und dass unsere Berufung von Gott ist. Unter Welt versteht der Apostel hier ohne Zweifel das ganze menschliche Geschlecht. Wenn er sagt: sie liegt im Argen, so stellt er sie unter die Herrschaft des Satans. Es ist also kein Grund, dass wir Bedenken tragen sollten, die Welt zu fliehen, die Gott verachtet und sich in die Knechtschaft Satans begibt; es ist kein Grund, dass wir ihre Feindschaft fürchten sollten, da sie von Gott entfremdet ist. Endlich, da das Verderben sich auf die ganze Natur erstreckt, so müssen die Gläubigen nach Selbstverleugnung streben; da man in der Welt nichts als Bosheit und Verkehrtheit findet, müssen sie notwendig Fleisch und Blut den Abschied geben, um Gott zu folgen. Zugleich muss aber das andere hinzugefügt werden, dass Gott es ist, der sie berufen hat, damit sie seinen Schutz allen Angriffen der Welt und des Satans entgegenstellen.

V. 20. Wir wissen aber, dass der Sohn Gottes gekommen ist usw. Weil die Kinder Gottes von allen Seiten angegriffen werden, deshalb ermutigt sie der Apostel zu beharrlichem Widerstand und erinnert, dass sie unter der Führung Gottes streiten, also gewiss sein dürfen, dass sein Geist sie regiert. Nun aber weist er darauf hin, woher vornehmlich jene Erkenntnis zu holen ist. Er sagt, Gott sei uns in Christus so offenbar geworden, dass es keinen Grund zur Unsicherheit mehr gibt. Nicht ohne Grund betont das der Apostel; denn wenn der Glaube nicht fest in Gott gegründet ist, so werden wir niemals im Kampfe feststehen. In dieser Absicht lehrt er, dass wir durch die Wohltat Christi eine sichere Kenntnis des wahren Gottes erlangt haben, so dass wir nicht unsicher hin und her zu schwanken brauchen. Als den Wahrhaftigen bezeichnet er Gott nicht etwa, weil derselbe nicht lügt, sondern weil er im Unterschied von allen Götzen allein wahrhaftig und wirklich Gott ist. Wahrhaftig ist also das Gegenteil von erdichtet. So heißt es auch Johannes 17, 3 – wobei im Griechischen dasselbe Wort steht: „Das ist das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen.“ Mit Recht schreibt aber der Apostel Christus die Wirkung zu, dass er unsere Sinne zur Erkenntnis Gottes erleuchtet. Da er allein das Bild des unsichtbaren Gottes ist, da er allein der Dolmetscher des Vaters ist, da er allein der Führer zum Leben, ja das Leben, das Licht der Welt und die Wahrheit ist, so müssen wir notwendig in unseren Erdichtungen uns verlieren, sobald wir von ihm abweichen. Es wird aber gesagt, Christus habe uns einen Sinn gegeben, dass wir erkennen, nicht nur weil er in der Lehre des Evangeliums zeigt, wer der wahre Gott ist, und uns auch durch seinen Geist erleuchtet, sondern auch weil wir in Christus selbst den im Fleische geoffenbarten Gott haben, - wie Paulus sagt (Kol. 2, 9. 3): In ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit, und in ihm liegen verborgen alle Schätze der Weisheit und Erkenntnis. So geschieht es, dass uns sozusagen das sichtbare Angesicht Gottes in Christus anleuchtet. Nicht als ob es vor Christi Ankunft gar keine oder nur eine zweifelhafte Erkenntnis Gottes gegeben hätte, - aber nun offenbart er sich reichlicher und deutlicher. Das ist es, was Paulus 2. Kor. 4, 6 sagt: Gott, der da hieß das Licht aus der Finsternis hervorleuchten bei der Schöpfung der Welt, der hat einen hellen Schein in unsere Herzen gegeben durch den Glanz der Erkenntnis seiner Herrlichkeit im Angesichte Christi. Aber es ist zu beachten, dass nur den Auserwählten diese Gabe eigen ist. Allen ohne Unterschied zündet Christus die Fackel seines Evangeliums an, aber nicht allen sind die Sinne zum Sehen geöffnet; vielmehr legt der Satan vielen den Schleier der Blindheit vor die Augen. Der Apostel meint also das Licht, welches Christus innerlich anzündet in den Herzen der Seinen und das, einmal angezündet, nie mehr ausgelöscht wird, obwohl es bei einzelnen zeitweise gedämpft ist.

Und sind in dem Wahrhaftigen. Dieses Wort erinnert daran, wie wirksam jene Erkenntnis ist, von welcher die Rede war, weil wir durch sie in Christus eingepflanzt und mit Gott vereinigt werden. Sie hat nämlich eine lebendige Wurzel, die sich tief in die Herzen senkt, wodurch es geschieht, dass Gott in uns lebt und wir in ihm. Da der Apostel ohne Verbindungswort sagt: wir sind in dem Wahrhaftigen, in seinem Sohne, so scheint er die Art und Weise unserer Vereinigung mit Gott auszudrücken, als sagte er: wir sind in Gott durch Christus.

Dieser ist der wahrhaftige Gott. Obwohl die Arianer2) gewagt haben, diese Stelle zu streichen, und einige ihnen heute beipflichten, so haben wir hier doch einen hervorragenden Anspruch über die Gottheit Christi. Die Arianer beziehen das auf den Vater, als ob der Apostel wiederum betonte, er sei der wahre Gott. Aber das wäre eine zu frostige Wiederholung. Zweimal hat er schon bezeugt: das ist der wahre Gott, der uns in Christus bekannt geworden ist. Weshalb soll er sofort wieder sagen: dieser ist der wahrhaftige Gott? Auf Christus aber passt es als Zusatz. Nachdem uns der Apostel Christus als den Führer gezeigt hat, durch dessen Hand wir zu Gott geleitet werden, fügt er nun steigernd hinzu, dass Christus jener Gott selbst sei, damit wir nicht meinen, denselben in der Ferne suchen zu müssen. Das bekräftigt auch das Beiwort: das ewige Leben. Von einem und demselben wird beides bezeugt, dass er der wahrhaftige Gott und das ewige Leben ist. Ich übergehe, dass das Wort „dieser“ auf das nachstehende Wort bezogen zu werden pflegt. Ich sage: Christus wird in charakteristischer Weise das ewige Leben genannt, und dass diese Redeweise bei Johannes durchgängig ist, kann nicht geleugnet werden. Der Sinn ist: wo wir Christus haben, da genießen wir den wahren und ewigen Gott, weil er nicht anderswo zu suchen ist; endlich werden wir so des ewigen Lebens teilhaftig, denn es wird uns, im Vater verborgen, in Christus angeboten. Der Ursprung des Lebens ist der Vater; die Quelle aber, aus der man schöpfen kann, ist Christus.

V. 21. Hütet euch vor den Abgöttern. Obwohl dies ein Satz für sich ist, so ist es doch gleichsam ein Anhang der vorhergehenden Lehre. Das lebendige Licht des Evangeliums muss nicht nur die Finsternis, sondern auch alle Nebel aus dem Sinn der Frommen verscheuchen. Der Apostel verdammt auch nicht nur den Götzendienst, sondern schreibt auch vor, man solle sich vor den Bildern hüten. Dadurch deutet er an, die reine und lautere Verehrung Gottes könne nicht beibehalten werden, sobald die Menschen anfangen, sich mit Bildern abzugeben. Der Aberglaube ist uns so angeboren, dass die geringste Gelegenheit uns ansteckt. Ein trockenes Holz wird nicht so leicht durch eine Kohle angezündet, wie der Götzendienst die Herzen der Menschen ergreift, wenn ihnen Gelegenheit gegeben wird. Wer sieht nicht, dass die Bilder Funken sind? Was sage ich: Funken, vielmehr Fackeln, die zur Entzündung der ganzen Welt genügen! Indessen redet der Apostel nicht nur von Bildsäulen, vielmehr denkt er auch an Altäre und alle Gegenstände des Aberglaubens. Die Papisten machen sich lächerlich, wenn sie das auf die Standbilder heidnischer Götter beziehen, als ob der Apostel nicht ganz allgemein lehrte, es sei ein Verderben der Frömmigkeit, wenn man Gott eine körperliche Figur andichtet oder Standbilder und Gemälde zu gottesdienstlicher Verehrung aufstellt. Lasst uns also bedenken, dass man bei der geistlichen Gottesverehrung mit solcher Peinlichkeit verharren muss, dass man alles, was uns zu fleischlichem Aberglauben verleiten kann, von sich fern halte.

1)
Ohne Zweifel enthält der echte Text von V. 7 und 8 nur die Sätze: „Denn drei sind, die da zeugen, der Geist und das Wasser und das Blut; und die drei zielen auf einen Punkt.“
2)
Anhänger des Arius, eines Presbyters in Alexandria zu Anfang des vierten Jahrhunderts, welcher Christus als ein Geschöpf, eine Art Halbgott, aber nicht als wahrhaftigen Gott ansah
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