Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (69).

Nr. 69 (C. R. – 309)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (69).

Johannes Brenz, der württembergische Reformator, war im Abendmahlsstreit einer der heftigsten Lutheraner. M. Frecht, evangelischer Pfarrer in Ulm, Wolfgang Müslin, (Musculus) in Augsburg, später in Bern; Jean Merveilleux (Hans Wunderlich) in Neuchatel war Dolmetscher der französischen Gesandten in der Schweiz.

Vom Regensburger Gespräch. Fürbitte in der Heiratssache eines Bedienten.

Der Bote geht einen Tag später ab, als ich glaubte, und dieser Tag hat uns Etwas gebracht. Granvella, der durch seine Antwort den Unsern alle Hoffnung genommen hatte, hörte von dem Schlagfluss, den Eck gehabt hat, und weil er vielleicht sah, dass die Ungeschicklichkeit des Mannes die Einigung verzögere, so gab er Befehl, dass, unter Ausschluss auch des Pistorius, die vier Übrigen unter sich ohne die Schiedsrichter beraten sollten. Soviel ich verstehen konnte, könnten wir uns nun leicht vergleichen, wenn wir uns mit einem halben Christus genügen ließen. Philippus und Butzer stellten über die Wandlung zweideutige und gut klingende Thesen auf, um zu versuchen, ob sie die Gegner zufrieden stellen könnten, ohne eigentlich etwas dran zu geben. Der Plan gefällt mir nicht; obwohl sie einen Grund haben dazu. Sie hoffen nämlich, wenn einmal der reinen Lehre [im Ganzen] der Zugang geöffnet sei, so werde das Einzelne dann in kurzem ans Tageslicht treten. So wollen sie es jetzt lieber übergehen und schrecken selbst vor solcher Zweideutigkeit nicht zurück, und doch gibt es nichts Gefährlicheres als das. Doch das bezeuge ich dir und allen Frommen, dass beide die beste Gesinnung haben und wirklich an nichts anderes denken, als Christi Reich zu fördern. Sie lassen wirklich nichts anderes zu wünschen übrig, worin sie nicht fest und treu wären, als dass sie sich in der Art ihres Handelns zu sehr dem Augenblick anpassen. Es tut mir leid, dass sich Butzer [dadurch wieder] den Hass vieler Leute zuziehen wird. Weil er ein ganz gutes Gewissen hat, ist er sicherer, als gut ist. Und doch sollten wir uns nicht so ganz mit der Reinheit unseres Gewissens begnügen, dass wir auf die Brüder gar keine Rücksicht nehmen. Aber darum flehe ich dich an, mein lieber Farel, sieh zu, dass diese Dinge nicht bekannt werden. Das allein ist mir in dieser bösen Lage erfreulich, dass keiner heftiger gegen den Gott aus Brot kämpft als Brenz; denn so nennt er es selbst. Mehr will ich nicht schreiben, damit du umso sehnlicher wünschest, dass ich zu Euch komme, um dir mit solchen Erzählungen die Ohren voll zu reden. Lebwohl, bester Bruder. Grüße mir alle Unsern angelegentlich. Frecht, Müslin und Brenz grüßen dich und alle andern auch.

Regensburg [12. Mai 1541].

Eck ist wieder auf dem Wege der Genesung, sagt man. Die Welt hat es also noch nicht verdient, von dieser Bestie befreit zu werden. Ich vergaß noch etwas, was ich durchaus nicht übersehen durfte. Herr Morelet hat einen Diener, der seinerzeit in Basel Louis [du Tillet] und mir diente, einen braven jungen Mann, treu und bescheiden. Der hat vor fünf Jahren, als er fast noch ein Knabe war, ohne Wissen seines Vaters einem Mädchen beim Becher die Ehe versprochen. Als sein Vater es erfuhr und Widerspruch erhob, sagt der junge Mann, man habe ihn hinterlistig gefangen. Die Sachlage schlecht kennend und noch schlechter erwägend, haben Eure Richter auf die Autorität Marcourts hin das Verlöbnis für gültig erklärt. Er, um diesem Zwang zu entfliehen, verließ das Land. Nun hat er die Botschaft vom Tod seines Vaters erhalten, und zugleich mahnen ihn seine Angehörigen, er solle das Mädchen nehmen, auch Merveilleux rät ihm dazu. Ich habe seine Gesinnung geprüft und ganz erforscht; er hat eine solche Abneigung davor, dass ichs nicht auf mich nehme, ihn weiter zu drängen. Zwar sagt er, das Mädchen sei durchaus rechtschaffen, aber er hat behauptet, er habe nie seines Herzens Gedanken auf sie gerichtet. Weil ich sein Wohl wünsche, möchte ich, wenn möglich, die Sache in freundschaftlicher Verhandlung beigelegt wissen; so wäre für ihn und das Mädchen gesorgt. Ich habe deswegen an Merveilleux geschrieben. Ich will aber nicht, dass du um meinetwillen irgendetwas darin tust, außer wenn es nach deinem Urteil recht ist. Denn auch ich selbst würde nicht mehr tun, wenn die Sache meinem Urteil unterstände.

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