Calvin, Jean - An Viret in Lausanne (218).

Nr. 218 (C. R. – 977)

Calvin, Jean - An Viret in Lausanne (218).

Der Anfang des Briefes fehlt. Es handelte sich um Maigrets Prozess. Die Berner verlangten nochmals brieflich, die Sache müsse vor das Volk gebracht werden.

Calvin stillt einen Volksauflauf.

……… Unsre Gegner sind so verblendet, dass sie nicht mehr darauf achten, was ehrenhaft ist. Der gestrige Tag hat uns in unserm schon vorher gefassten Verdacht nicht wenig bestärkt; dass sie nämlich nur darum mit solcher Unverschämtheit kämpfen, um einen Aufruhr [im Volk] zu erregen. Der Rat war einberufen. Meinen Kollegen hatte ich schon Tags zuvor angesagt, ich werde ins Rathaus kommen. Wir gingen hin und zwar schon vor Beginn [der Sitzung]. Weil viele noch auf dem Platz umhergingen, so traten auch wir vor die Tür, in der Nähe des Ratshauses. Von dort her hörte man verworrenes Geschrei. Da war nicht zu zögern; es schwoll so an, dass man deutlich merken konnte, es sei offener Aufruhr. Ich lief gleich hin; schrecklich wars anzusehen. Ich stürzte mich in den dichtesten Haufen. Obwohl alle fast versteinert waren, liefen sie doch alle auf mich zu und zogen mich hin und her, damit mir kein Leid geschehe. Ich beschwor Gott und Menschen, eben deshalb sei ich hergeeilt, um mich zwischen ihre Schwerter zu stellen. Ich rief: Fangt mit mir an, wenn Blut fließen soll! Da ließen sie gleich viel von der Hitze ab, und zwar auch die Bösen, besonders aber die Gutgesinnten. Schließlich zog man mich in den Ratssaal. Dort gabs neue Händel, und ich legte mich wieder ins Mittel. Es sind alle der Meinung, nur mein Dazwischentreten habe ein großes, furchtbares Blutvergießen verhindert. Meine Kollegen waren inzwischen unter der Menge zerstreut. Ich erreichte, dass alle sich ordentlich setzten. Wie es die augenblickliche Lage erforderte, hielt ich nun eine lange, scharfe Ansprache. Man sagt, es seien alle davon wunderbar bewegt gewesen, mit wenigen Ausnahmen. Doch lobten diese nicht weniger als die Guten, was ich getan. Das Vorrecht hat Gott mir und meinen Kollegen wenigstens zum Schutz gegeben, dass selbst die Allerschlimmsten die kleinste Verletzung unsrer Person nicht weniger zu scheuen vorgeben als einen Vatermord. Doch ist im Ganzen die Bosheit so weit gekommen, dass ich kaum mehr hoffe, ein irgendwie geordneter Zustand der Kirche könne noch länger erhalten bleiben, besonders durch meinen Dienst. Ich bin ein gebrochener Mann, glaub´ es mir, wenn mir nicht Gott die Hand reicht. Lebwohl, bester Bruder und Freund. Grüße deinen Kollegen und alle Brüder. Ich und meine Frau wünschen der deinen alles Gute. Der Herr sei mit Euch. Amen.

17. Dezember 1547.

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