Bugenhagen, Johannes - Ein Sendbrief an die Christen in England.

Bugenhagen, Johannes - Ein Sendbrief an die Christen in England.

M.D.XXV.

Johannes Bugenhag Pomeran/ Pfarher zu Wittemberg/ Den hailigen in Christo so inn Engelland seind.

GEnad vnnd frid sei euch von Gott vnserm vatter/ vnnd vnserm Herrn Jesu Christo. Wir haben vns fast gefröwet/ als wir gehört haben/ das auch inn Engelland das Euangeli der herrlichait gotes bei etlichen wol geacht vnd gepreiset wirt/ Doch werden wir daneben bericht/ wie vil schwache im glauben noch ainn abscheühen haben/ vonn wegen naißwas vngeheuren geschrayes/ das ettlich feind des Euangeliums bei euch von vns auffpringen/ Aber es ligt vns so wenig an solchen lügen/ so wider die prediger des Euangeliums vmbgetragen werden/ das wir sollichs auch für vnser eer haben. Dann wa wer sonst die seligkait/ da von Christus sagt/ Selig seind ir/ wann die leut böses von euch sagen werden.

Ye doch wöllen wir nit verthedingen/ wa etwa vnnder dem schein Christicher freihait etlich vnchristlich handelten/ Dann es haben nit alle die Christum angethonn/ die jnen selbs den namen Christi zuaigend.

Des verwundern wir vns aber/ das noch etlich bey euch ain entsitzen hond/ das hailig Euangelium Christi anzunemen/ darumb das vil böses von vns gesagt wirt/ Diei selbigen wissen nicht/ das der sun des menschen mus von der welt verwoffen werden/ vnd die predig des kreutz für ain torhait gehalten werden. Wie wann es schon war wer/ das so sie von vns liegen vmb Chrisstus willen? woltten sie darumb das angebotten Euangelium jres hails nit annemen? Ist das nit ain grosse torhait/ wann du mer sorgfeltig bist iber meyn missethat/ dann dein aigen hail? Woltest du darumb kain Christ sein/ das ich ainn sünder bin? Warumb volgen sie nit nach der regel Pauli/ so erspricht/ Bewerend alle ding/ vnnd behaltend was gut ist? Wann ich hindersich sehen wil in der menschen gerechtigkait oder vngerechtigkait/ wann wird ich dann entlediget von dem irrsal/ dadurch die welt nahend verborgen ist? Vnnd wann wird ich erkennen die frombkait die vor Gott gilt?

Nun sagen aber die ainfeltigen wer kan so mancherlay ding verstön? dann man disputirt itz vom freien willen/ von den gelübten/ von den secten der münch/ vonn dem genugthun oder bus der sünden/ von mißprauch des hailigen Sacraments der dancksagung/ vonn der verstorbnen hayligen eer/ vnnd der gleichen. Etlich sagen wir besorgen es lig gifft vnder so mancherlai leren. Solcher sorg bedarff es gar nit/ dann wir handeln nicht mit hüpschen worten menschlicher weißhait/ sonder mit offenbaren vnnd außgetruckten schrifften/ da wider die proten der helle bis her nicht hond mögen gesigen. Vnnd künden vnsere widersacher nichts wider vns auffpringen/ dann menschliche ler vnd satzung/ welches doch Got verwirfft/ Esa. 29. vnd Christus Mat. 15.

Was giffts kanst du dann hie fürchten? dyweil wir nichts haimlich in winckeln handeln/ sonder all vnser sachen halten wir der gantzen welt für zu vrtailn? Das du aber nicht sagest vnser ler sein manigfaltig/ es mög sie niemand begreyffen/ So sag ich mit kurtzen worten/ das wir nur ain artikel lerend/ wie wol wir täglich vil predigen/ schreiben vnd handeln wider vnnsere widersacher/ auff das sie auch selig werden/ Vnd diser vnser ayniger artikel laut also.

Christus ist vnser gerechtigkayt.

Dann er ist vns worden von Got ain weißhait/ gerechtigkait/ genugthuung vnnd erlösung/ Welcher vns das nit zugibt/ der ist kain Christ/ Welchers aber mit vns bekent/ bei demselben gilt kain menschliche gerechtigkait. Hie wird nichts gelten der Pelagianer ketzerey/ dadurch (wie wol mit verenderung der wortt) vergifftet seind/ die so sich allain für Christen achten vnnd außgeben. Es wirt auch nichts gelten alles vertrawen der secten/ so zu diser zeit seind/ vnd die werk/ welches vertrawen vnns vnsere werckhailigen/ durch verlaugknung vnnd hinnemung der ergernus des kreutz Christi/ eingefiert hond/ da sie vnns werk für Christum verkaufft hond. Wider die vnnd wider das gantz reich Satane/ fieren wir mit Paulo die starck/ vnüberwintlich argument/ Wann wir fromb gemacht werden/ aus vnsern wercken vnd freien willen/ so wer doch Christus vmb sonst gestorben.

Die frombkait oder gerechtigkait/ die Christus selbs ist/ hat zeugknus im gesatz vnnd den Propheten/ Roma. 3. Welche aber ir aigen frombkait auffrichten/ die werden zu der waren frombkait nit kommen/ als die Juden/ Rom. 9. Dann sie mögen nicht vnderworffen werden der gerechtigkait die vor Got gilt/ Rom. 10. Die selbig gerechtigkait Gottes ist dein aigen/ wann du Christum durch den glauben annymbst/ Dann er ist nicht für sich selbs/ oder für seine sünd gestorben/ sonder für dich vnnd deine sünd.

Darumb wa du dich vndersteest/ etwas anders dann Christum für dein gerechtigkait auffzurichten/ der mainung/ das du durch das selbig wöllest fromb werden/ vnnd ledig vom gericht Gottes/ von sünden/ tod vnnd helle/ dasselbig ist nichts dann ain gleichßnerei/ lügen vnd gotlos wesen/ wie grossen schein der gerechtigkait es immer hat/ Dann es ist wider die genad Gottes/ vnnd ainn verlaugknung Christi vnsers Herren.

Du möchtest aber fragen/ was wir hielten vnnd lereten von guten wercken/ sitten/ gotßdienst/ sacramenten vnd der gleichen? Darauff antwort ich also/ Christus der vnnser gerechtigkait worden ist/ der ist auch vnser lerer worden/ Was nun der selbig mit seym aigen mund gelert hatt zuhalten/ das selbig leren wir auch/ wie er dann befolhen hat Mat. 28.

Erstlich hatt er gelert/ das sei Gottes werck/ das wir gelauben in den so der vatter gesant hatt/ Welcher aber in den gelaubt der ist ainn guter pom/ wirt auch gewißlich zu seyner zeit gute frücht bringen/ nit wie die gleichßnerei erticht/ sonder wie der gaist Christi von im selber frucht bringt/ Dann die so durch den gaist Christi getriben werden seind kinder Gottes.

Derhalben wirt der selbig mensch niechtern/ gotseligklich vnnd gerecht leben/ Er würt gott anbetten im gaist vnd in der warhait/ nicht in ausserlichen satzungen/ speis vnnd klaidung/ oder anderer gleichßnerei/ Er wirt halten von den Sacramenten/ was Christus gelert vnnd auffgesetzt hatt/ Wirt seynem nechsten dienen/ mit ler/ radt/ gebet vnnd gut/ auch mit gefar seins lebens/ nicht allain dem freund/ sonder auch dem feind. Solche ding hatt Christus gelert/ Zu solchen dingen zeucht des gaists natur/ die hertzen der gelaubigen/ Vnd wir leren auch die ding alle thun.

Die weil wir aber noch im flaisch seind/ alles das aus den dingen nicht geschicht/ oder nit genug geschicht/ vnnd was durch vnns gesündet wirdt/ Da leren wir mit Christo/ das man on vnnderlas vmb vergebung der sünd bitte/ wie dann Christus zu betten befolhen hatt. Vergib vnns vnsere schulden rc. vnnd das vnns die iberig sünd im flaisch nit zur verdambnus zugerechent würt/ von wegen des glaubens vnnd vertrawens inn Got.

Dann ich find nichts guts in mir/ das ist/ in meynem flaische/ spricht Paulus/ Aber Got sei gedanckt das Christus kommen ist/ nicht vmb der gerechten willen/ sonder vmb der sünder willen. Offen sünder vnd sünderin/ werden vnsern werckhailigen vorgön/ ins reich der himel. Was wil ain bös maul dawider reden/ das wir nciht andere ding leren? Got spricht durch Mosen/ Welcher disen propheten (das ist Christum) nicht hören wirt/ an dem würd ichs rechen/ Hie sollen die feind des Euangeliums/ das vrtail Gottes wider sie hören.

Vnd der vatter schreyt iber Christum/ den hörend. So spricht Christus/ meine schaff werden meyn stymm hören/ nicht der frembden.

Dises hab ich zu euch mit kurtzen worten geschriben/ lieben brieder/ das ich euch bezeuget mein freud von euch/ vnnd also grund anzaiget vnserer hoffnung/ wider die so all vnser ding/ mit vnuerschämbten lügen/ bei den vnwissenden verkören. Aber bittend ir Got für vnns vnnd alle hailigen/ auch für vnser widersacher/ Das Gottes wort zunem/ vnd der welt eröffnet werd/ zu seyner glori/ vnnd hayl der menschen. Durch Jesum Christum vnsern Herren/ dem sei herrlichait vnd das reich/ immer vnd ewigklich/ Amen.

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