Blumhardt, Christoph - Andachten zum Brief des Paulus an die Epheser

Blumhardt, Christoph - Andachten zum Brief des Paulus an die Epheser

Epheser 1,20.21.

“Gott hat JEsum von den Toten auferwecket und gesetzt zu Seiner Rechten im Himmel über alle Fürstentümer, Gewalt, Mächte Herrschaft, und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen.”

Wer hätte beim Tode Christi Gott zu loben das Herz gehabt, und nach unserer Losung ausrufen mögen: „Lobe den HErrn meine Seele?“ Und doch ist in der Folge nichts so sehr der Gegenstand des Lobes Gottes geworden, als eben dieser Tod, der Opfertod des Lammes Gottes, das der Welt Sünde trug. Denn Er ist nicht unter den Toten geblieben, sondern ist wieder auferweckt worden. Es war, wie wenn Christus vorher, bereits siegesfroh, gesagt hätte: „Machet mit Mir, was ihr wollet, Ich bin doch Sieger.“ Wenn die Jünger völliger geglaubt hätten, würden sie haben ähnlich reden können: „Machet mit Ihm, was ihr wollt, ihr gewinnet's doch nicht über Ihn.“ Aber so weit hatten sie sich noch nicht in den Glauben an Seine alsbaldige Auferstehung erhoben. Doch ist Er auferstanden; und durch den heiligen Geist ist den Jüngern auch das gewiß geworden, daß Er nun der HErr ist, über alles gesetzt, sowohl in dieser, als in der zukünftigen Welt. Solches hatte der HErr schon vor Seiner Auferstehung gesagt, mit den Worten: „Alle Dinge sind mir übergeben von Meinem Vater“ (Matth. 11,27); und vor Seiner Himmelfahrt sagte Er noch bestimmter: „Mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“ (Matth. 28,18). Von da an glaubten's Seine Jünger; und sie freuten sich dessen unter allen Kämpfen und Anfechtungen.

Uns ist es alles auch gesagt; und da nun die Hoffnung uns offen steht, daß wir einst auch werden auferweckt werden, um zu sein, wo Er ist, und bei Ihm zu bleiben in Seiner Gemeinschaft und Herrlichkeit, wie können wir doch getrosten Mutes sein, und herzlich loben und danken, mit allem, was in uns ist, sei die Angst, die uns noch umgibt, noch so groß! Ist Er doch auch über alle Herrschaften gesetzt, also daß kein Feind uns schaden kann, und nichts uns aus Seiner Hand zu reißen im Stande ist! - Aber wohl denen, die im Glauben ausgekämpft und den rechten Weg gefunden haben! Die sind vieler Angst, Not und Sorge enthoben, davon wir hienieden noch so viel zu tragen haben. Gelobt sei Gott, der uns den Sieg gewiß gemacht hat!

Mel. Aus meines Herzens. Wir wissen nun vom Siege,
Der unser Haupt erhöht;
Wir wissen zur Genüge,
Wie man zum Himmel geht.
Der Heiland geht voran,
Will uns zurück nicht lassen;
Er zeiget uns die Straßen,
Er bricht uns sich're Bahn.

Epheser 2,20f.

Ihr seid erbaut auf den Grund der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist, auf welchem der ganze Bau, ineinander gefügt, wächst zu einem heiligen Tempel in dem HErrn.

Der HErr Jesus wird hier der Eckstein genannt, auf welchem alle Gläubigen - mit Ihm durch die Predigt der Apostel und Propheten im Geist vereinigt - auferbaut werden zu einem heiligen Tempel in dem HErrn, und zwar nicht nur die Juden, sondern auch die Heiden, die bisher nur „Gäste und Fremdlinge“ waren, nun aber „Bürger mit den Heiligen und Gottes Hausgenossen“ geworden sind. Die Gläubigen aus beiden sind gleichsam die Steine, die zu einem Bau zusammengefügt werden.

Ein solcher Vergleich drückt die enge Verbindung aller untereinander aus, auch die Unentbehrlichkeit aller zur Vollendung des Reimes Gottes. Bei einem Haus oder Tempelgebäude trägt ein Stein den andern; und jeder trägt zur Erhaltung und Festigung und zum Ausbau des Ganzen etwas bei. Keiner ist überflüssig; und der Ausfall eines Steines läßt mindestens eine Lücke, kann auch den ganzen Bau in Gefahr bringen.

Alles aber wird von Christus, dem Eckstein, getragen. Wenn der ganze Bau einmal fertig ist - also alle berufenen Seelen für das Reim Gottes gesammelt und zugerichtet sind -, wird sich's herausstellen, welche Bedeutung für das Ganze jede einzelne Menschenseele hat, die sich hat retten lassen. Wie sollte sich doch da jeder Christ bestreben, sich seine Stelle am Gebäude zu bewahren, schon um des Ganzen willen, das unvollendet bleibt, wenn auch nur eine einzige Seele fehlt, die einmal berufen ist und auf die darum gerechnet wird! Wie sollten wir auch darauf aus sein, die Steine gleichsam zusammenzutragen, d. h. mitzuwirken, daß die Menschen den Geist Christi annehmen und durch den Glauben Christus einverleibt werden - damit sich das Ganze schneller vollende!

Wenn das Ganze vollendet ist, so wird die vollkommene Herrlichkeit Gottes darin entfaltet werden (Off. 21,3), weswegen dieser Bau ein „heiliger Gottestempel“ heißt. Aber auch die einzelnen Glieder sind als „lebendige Steine“ (1. Petr. 2,5) hienieden schon „Behausungen Gottes im Geist“ und sind daher persönlich schon „Tempel des Heiligen Geistes“.

Ach, daß wir lenksam und fügsam genug wären und die Predigt der Apostel und Propheten besser beachten würden, auf deren Grund sich alles aufbaut - damit wir beizeiten etwas werden „zu Lobe der herrlichen Gnade!“

Abgehende Bausteine

Freilich scheint es, als ob dann, wenn Jemandes Trotz unbeugsam geblieben ist, seine Stelle auch auf einen Andern übertragen werden könne. Das scheint angezeigt, wenn gesagt wird, daß der, der sein Pfund vergraben hat, es dem, der zehn Pfund hat, überlassen muß (Mat. 25,28); wenn ferner der HErr in dem Sendschreiben an den Engel der Gemeinde zu Philadelphia so nachdrücklich sagt (Off. 3,11): „Halte, was du hast, daß niemand deine Krone nehme“; ferner wenn auch von Judas, dem Verräter, gesagt wird, daß „sein Amt ein Andrer empfangen werde“ (Apg. 1,20) - während er sonst mit den andern Aposteln hätte seinen Stuhl haben sollen, mit zu „richten die zwölf Geschlechter Israels“ (Mat. 19,28).

Es kann also das Ganze fertig werden, auch wenn's noch an der Treue einzelner fehlt. Zuletzt kommt unnachsichtlich die Zeit des Abschlusses. Das gibt auch das ernste Wort in der Offenbarung zu erkennen (22,11): „Wer böse ist, der sei fernerhin böse, und wer unrein ist, der sei fernerhin unrein; aber wer fromm ist, der sei fernerhin fromm, und wer heilig ist, der sei fernerhin heilig.“ Denn damit scheint gesagt zu sein, daß eine Zeit komme, da nicht mehr länger gewartet werde auf die Saumseligen und Untreuen, die mit ihrer Bekehrung nicht vorwärts machen wollen, sondern da der HErr abschließe - wie nun auch die, auf welche gewartet worden ist, ihrer Herzensstellung nach sein mögen!

Andererseits können wir uns auch denken, daß Gott immerhin zuwartet, bis sich der Bau gleichsam als ein vollendeter darstellen kann. Hierauf deutet das Wort Petri (2. Petr. 3,9): „Der HErr verzögert nicht die Verheißung, wie es etliche für einen Verzug achten; sondern Er hat Geduld mit euch und will nicht, daß jemand verloren werde, sondern daß sich jedermann zur Buße kehre.“

Wie wichtig ist also, lieber Christ, deine Treue! Sie ist es einerseits für dich selbst, damit du nicht um das dir Zugedachte kommst; sie ist es aber andererseits auch für die Gesamtheit, deren Vollendung - wir dürfen's wagen, so zu denken bei dem großen Wert, den jede einzelne Seele hat - durch dich aufgehalten werden kann!

Epheser 4,1f.

Wandelt, wie sich's gebührt eurem Beruf, darinnen ihr berufen seid, mit aller Demut und Sanftmut, mit Geduld und vertraget einer den andern in der Liebe!

Der Beruf, darinnen wir berufen sind, ist: durch den Glauben Mitglieder des Himmelreichs, Kinder Gottes zu sein. Ein herrlicher Beruf, dessen Größe wir hienieden nicht zu überschätzen vermögen! Er schließt das ein, daß wir einmal in die nächste und innigste Gemeinschaft mit Gott kommen sollen, dem Gott, der Himmel, Erde und alles erfüllt - und der doch uns aus großem Erbarmen, sowenig wir's auch verdient haben, in Seiner unmittelbaren Nähe eine Stätte gönnen will.

Solchem Beruf nun soll sich unser ganzes Wesen und Leben angemessen darstellen. Welche Charakterzüge werden da an uns hervortreten müssen, wenn man's an uns sehen soll, daß wir zum Himmelreich berufen sind? Ach, wie oft sagt uns das der Apostel und sagt's uns der HErr selbst! Demut ist's und Sanftmut und Geduld und Vertragsamkeit in der Liebe. Das ist's, was in unser von Natur böses Wesen hereinwachsen soll. Damit zieren wir unsern Beruf; und wenn dieser Schmuck nicht an uns ist, so wandeln wir nicht, wie sich's unsrem Beruf gebührt.

Das vierte von den Vieren ist besonders wichtig, nämlich die Vertragsamkeit in der Liebe. Auf das muß wenigstens alles hinauslaufen. Wenn oft Verschiedenheit in Meinung und Gesinnung da ist, hat ein zum Himmelreich Berufener sich vorzüglich zu hüten, daß es bei ihm nicht an der Verträglichkeit in der Liebe fehle. Hat er's mit minder geförderten Christen zu tun, so bedenke er, daß man diesen nicht wie ihm befehlen kann. An ihm liegt also das meiste, die Liebe zu erhalten. Aufbrausen aber, wo man Recht zu haben glaubt oder wenn man andere in der Verblendung und Verirrung sieht, bringt Mißstimmung, Hader und Feindschaft hervor, stört mithin die Verträglichkeit. Auf solche Weise wird die Liebe gekränkt und stimmt's nicht zu unserm Beruf. Lerne man also stille sein, sachte und verträglich, um ja die Liebe nicht zu stören! Lerne man auch nachgeben, wo es nur immer sein kann! Lerne man auch auf eine gelegene Zeit warten, da man mit Liebe reden und mit Liebe aufgenommen werden kann! So vertrage einer den andern in der Liebe; und damit wandeln wir, wie sich's unsrem Berufe gebührt.

Aber auch die drei andern Zierden der Reichskinder: Demut, Sanftmut, Geduld - wie wichtig sind sie! Ruht doch auf ihnen die Verträglichkeit und sind deren Schutzwehr. Wer sich im Gegenteil finden läßt - also stolz, rauh und ungeduldig ist -, bringt alles durcheinander und schändet seinen Beruf. Wie wenige bedenken doch das! Wie wenige nehmen's nur auch zu Herzen, daß sie demütig, sanftmütig, geduldig sein sollten! Die meisten lassen sich gehen, wie sie sind und wie einmal ihre Art ist. Aber da fehlt eben doch das Rechte, wenn auch sonst vieles da zu sein scheint.

Hüten wir uns doch, es am Besten nicht fehlen zu lassen, und lernen wir doch, nach dem, wie wir's da hören, zu wandeln, wie sich's unsrem Beruf gebührt!

Epheser 5,30

Wir sind Glieder Seines Leibes (von Seinem Fleisch und von Seinem Gebein).

Stark und kräftig drückt der Apostel hier unsre Zusammengehörigkeit mit Jesus aus, wenn er sagt, wir seien Glieder Seines Leibes, seien von Seinem Fleisch und Seinem Gebein. Der HErr Jesus ist so unsereiner geworden, daß Er auch die Leiblichkeit mit uns gemein hat. Er ist nicht nur leiblich geworden, wie wir es sind, sondern Er ist Seiner menschlichen Abstammung nach aus unserem Geschlechte herausgewachsen. Darum sagt auch Paulus andernorts (Gal. 4,4): „Da aber die Zeit erfüllet war, sandte Gott Seinen Sohn, geboren von einem Weibe“ - womit er sagen will, wie der HErr so ganz als unsrem Geschlechte zugehörig anzusehen sei.

An den Wirkungen solcher „Verwandtschaft“ mit Ihm dürfen freilich zunächst nur die teilnehmen, die willens sind, sich zu Ihm zu halten; die Ihn als Bruder annehmen und das Gute, das Er ihnen als Bruder geben kann, sich gefallen lassen; die also zugleich auch durch den Glauben zu einem Sinn und Geist in Ihn hineinwachsen als Reben an Ihm, dem Weinstock. Sind wir das, so dient's uns zu besonderer Glaubensstütze, daß Er auch der leiblichen Abstammung nach unser Bruder ist. Denn weil Er das ist, dürfen wir auch Ansprüche an Ihn machen wie ein Bruder an den andern; und dann kann uns alles, was Er ist, zugute kommen, kann Seine Liebe eine Macht haben zu unsrer Erlösung.

Denken wir dabei an den Vater im Himmel, so kann Er's doch dem Sohne nicht versagen, wenn dieser Seine menschlichen Brüder, die zu Ihm aufsehen, Sich gleich geachtet wissen will. Um ein Gleichnis zu geben: Wie bereitwillig war einst Pharao, die Brüder Josephs mit dem Vater mit allen ihren Familiengliedern bei sich aufzunehmen! Wir lesen in der Geschichte (1. Mose 45,16): „Und da das Gerücht kam in des Pharao Haus, daß Josephs Brüder gekommen waren, gefiel es dem Pharao gut und allen seinen Großen.“ Als dann der Vater mit der ganzen Familie kam, durfte ihnen Joseph „einen Besitz geben am besten Orte des Landes“, und er durfte „den Vater und seine Brüder versorgen und das ganze Haus seines Vaters, einen jeden nach der Zahl der Kinder“ (47, 11 f.). So ging's bei dem bis zum Thron erhobenen Joseph durch die Gunst des Königs Pharao.

Wie kann aber der himmlische Vater, der Gnädige und Barmherzige, sich anders bezeigen, als es Menschen, die doch arg sind, untereinander tun! Wie kann's Ihm nicht auch wohlgefallen, wenn Seines geliebten Sohnes Brüder kommen! Wie kann Er nicht auch diesen durch den Sohn das Beste geben lassen, was nur ein brüderliches Herz den Brüdern geben möchte, die nach großer Verirrung doch wieder lieben! Es wäre ja unserm Heiland so, als ob wirkliche Glieder Ihm vom Leibe gerissen würden, wenn Seine Brüder ferne von Ihm sein sollten! Wie muß es uns also erheben, wenn wir vernehmen, wir seien „Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinem Gebein!“

Wollen wir denn mit kindlichem Glauben unsrem großen, hoch erhöhten Bruder nahen! Und wollen wir's uns angelegen sein lassen, Ihm durch demütige Buße und aufrichtige Liebe ans Herz zu wachsen! Wie weiß Er doch in Seiner Bruderliebe uns aus aller Bekümmernis und Trübsal herauszuretten zu ewiger Wonne und Freude!

Epheser 5,30

Christus, der Bruder übrigens dürfen wir nicht aus der Acht lassen, daß das ganze menschliche Geschlecht, wie es eben ist, in einer leiblichen Verwandtschaft mit Jesus steht, Seiner menschlichen Abstammung nach. Andererseits sind auch wir Gottes wie Er - wenngleich nicht in derselben Art -, sind also auch nach dieser Seite hin mit Ihm verwandt, weil Gott uns Menschen nach Seinem Bilde schuf und uns Seinen Geist einhauchte.

Wichtige Gedanken lassen sich daran anschließen: Zunächst mögen wir das erkennen, wie viel Ihm - der Seine vollkommene Tugend und Gerechtigkeit auch darin zeigt, daß Er die kindliche Verwandtenliebe vollkommen in sich hat - daran liegt, Seine Brüder zuletzt alle, wenn möglich, an Sein Herz drücken zu dürfen. Und wir erkennen auch, wie weh es Ihm tut, wenn Menschen, die Seine Brüder sind, Ihn mit Härte und störrischem Sinn von sich stoßen. So wie Ihn Seine Liebe auch die Marter eines Kreuzestodes auf sich nehmen hieß, so läßt Er sich's auch jetzt als zur Rechten Gottes Erhöhter auf alle nur erdenkliche Weise angelegen sein, unter den Völkern der Erde immer weiter Seelen zu gewinnen, die Er als Brüder ehren und an Seiner Herrlichkeit Anteil nehmen lassen könnte. Es mag uns auch denkbar sein, daß Er nur mit tiefstem Schmerze die Widerwärtigen dem ewigen Tode anheim fallen sehen kann - warum wollen wir solchen Schmerz ferne von Ihm denken?

Sodann bedenken wir dies: Wenn wir an Ihn als unsern Bruder so viele Ansprüche machen und Brüderrechte haben wollen und sollen - wie das der Fall ist, wenn wir nur durch Ihn selig werden wollen -: wie sollten wir die brüderlichen Gefühle unter uns erstorben sein lassen, daß wir einander hassen und neiden, plagen und mißhandeln, gering schätzen und verunehren, würgen und morden oder auch nur kalt und hart aneinander vorübergehen wie der Priester und Levit an dem unter die Mörder Gefallenen?! Nichts wird einmal verdammlicher an uns sein, als wenn wir die Brudergefühle zueinander in uns haben ersterben lassen. Wie bedeutungsvoll ist daher die Mahnung: „Kindlein, liebet euch untereinander!“, und wie schwer der Vorwurf: „Ich habe wider dich, daß du die erste Liebe verlässest“, und wie durchschlagend sind die verdammenden Worte des Richters Jesus: „Was ihr diesen Meinen geringsten Brüdern nicht getan habt, das habt ihr Mir auch nicht getan“ - eben weil wir Glieder Seines Leibes, von Seinem Fleisch und von Seinem Gebein sind!

Epheser 6,15.

Seid fertig, zu treiben das Evangelium des Friedens.

Der ganze Spruch, und wörtlich, heißt: „Seid an den Beinen gestiefelt, in der Bereitschaft des Evangeliums des Friedens.“ Der Apostel schildert den Christen als einen Kriegsmann und legt dessen gewöhnliche Kriegskleider geistlich aus. Zu diesen Kriegskleidern gehört auch der Beinharnisch, der den Apostel zugleich an die Beinbekleidung erinnert, wie sie Boten - etwa Friedensboten - tragen. Und so wird derselbe ihm zu einem Bild des Eifers für die Verkündigung des Friedens - wie denn auch der Kriegsmann nur dazu ins Feld rückt, um Frieden unter dem Unfrieden zu schaffen. Kehrt nun der Kriegsmann vom Felde zurück, so legt er gewöhnlich die Kriegskleider wieder ab. Der Christ aber soll seine „Kriegskleider“ nie ausziehen; er soll auch den „Beinharnisch“ beständig tragen, d. h. stets zum Kampf gerüstet stehen wider den Unfrieden, um Frieden zu erwirken.

Darf ein Christ sich ja überhaupt nicht gehen lassen oder sorglos ruhen - um nicht unversehens Schlappen zu bekommen und Einbußen zu erleiden -, so hat er am meisten aufzumerken in dem, was zur Erhaltung des Friedens gehört: sei es nun, daß er in sich den Frieden zu bewahren hat, oder sei es, daß er mit andern Frieden halten muß. Denn der Feind legt es auf nichts mehr an, als auf Störung des Friedens bei dem Christen selbst und bei andern; gegen diesen Feind braucht er denn auch die Rüstung.

Der Spruch aber sagt zweierlei. Einmal sollen wir bereit sein, das Evangelium des Friedens zu treiben, auszubreiten, auch an andere zu bringen, die es noch nicht haben. Das wird aber zu allen Ephesern gesagt, weil es die Schuldigkeit aller Christen ist, den Mund aufzutun und die Botschaft des Friedens, die ihnen selbst so wohlgetan hat, andern anzupreisen. Alle, die den Frieden haben, sollen auch Evangelisten des Friedens, Verkündiger des Worts in ihrem Teile sein. Und sie sollen darin eine solche Fertigkeit bekommen, daß es ihnen wie zur andern Natur wird, von dem zu reden und zu zeugen, was ihrer Seele Frieden gebracht hat.

Wer aber das Evangelium des Friedens treiben will, soll es - und das ist das zweite, was der Spruch sagt - nicht bloß mit dem Munde tun, daß er davon redet, sondern er soll es der Tat nach auch allenthalben auf den Frieden abheben und an sich den Beweis geben, daß das Evangelium Frieden schaffe wie im Herzen so auch im Leben und Umgang mit andern. Wer den Frieden nicht selber sucht - also etwa sich selbst nicht verleugnen kann um des Friedens willen -; wer es eigensinnig, betreffe es, was es wolle, bis zu Streit und Zank bringen kann, der treibt nicht das Evangelium des Friedens, wenn er es auch treiben will. Aber dann ist's nur äußerlich; er steht nicht im rechten Geist des Evangeliums, weil aus ihm kein Friedensgeist weht. Denn wer Christus kennt und von Ihm zeugt, muß auch wirklich als Friedensbringer dastehen. Er muß also selbst auch sonst, soviel an ihm liegt, Frieden haben mit allen Menschen und unter den Menschen den Frieden zu erhalten suchen. Unfrieden zu machen, das versteht die Welt trefflich. Und ihrer Art entgegen soll alles, was den Christen charakterisiert, Frieden sein. Dem Frieden zulieb darf er keine Mühe und keine Opfer scheuen; und ihm zulieb soll er gleichsam kampfgerüstet mit dem Beinharnisch als Friedenswirker dastehen.

Aber wie oft eifert man in lauter Unfrieden hinein! Des erbarme sich der HErr! Wie lieblich ist das Wort des HErrn (Mat. 5, 8): „Selig sind die Friedfertigen, denn sie sollen Gottes Kinder heißen“ !

Die nicht friedfertig sind - können sie das gleiche Recht an die Kindschaft Gottes haben?

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