Bengel, Johann Albrecht - Gottes Regierung und Gerichte

Bengel, Johann Albrecht - Gottes Regierung und Gerichte

Wenn die Obrigkeit nicht wäre, so ginge es rechtschaffenen Christen nicht viel besser, als es den ersten Christen mitten unter den Heiden ergangen ist. Wenn der zurückgehaltene und zurückgedämmte Grimm einmal losbricht, dann wird man sehen, was daraus werden wird. Es wird gewiß noch Blut kosten. Darauf hat man sich gefaßt zu machen, einen rechten Grund bei sich zu legen und sich für den Streit zu wappnen.

Wir rühmen uns, daß wir die evangelische Kirche seien und verhalten uns nicht anders, als ob Gott mit seinem Himmelreich an eine Kirche voll eigenwilliger Leute gebunden wäre. Es gibt noch mehr Leute und Völker.

Wir müssen nicht meinen, daß soviel an uns gelegen sei. Das Volk Israel hat Gott mit mächtiger Hand aus Ägypten ausgeführt; eben dieses ganze Volk ist ihm eine Ehre und ein Ruhm vor allen Völkern gewesen. Es ist für uns genug, wenn wir ein Teilchen davon abgeben.

Alles ist in der Hand Gottes. Es mag in der Welt noch so toll, grausam und jämmerlich durcheinandergehen, so soll doch niemand denken, Gott habe auf seine Regierung verzichtet. Es hat alles seine Zeit. Das Böse steigt sehr hoch, und hernach muß es selbst zu seiner eignen Vertilgung dienen.

Es nimmt die Bosheit der Menschen je und je zu, bis Gott mit seinen Gerichten eingreift. Da läßt es ein wenig nach; bald aber nimmt es wieder zu, bis wieder ein Eingreifen Gottes erfolgt. Es ist, wie wann die Frösche ein wenig erschreckt werden. Sie fangen aber bald wieder an, sich nach und nach hören zu lassen. Damit hat man den Schlüssel zu allen Historien.

Jetzt können sich die Menschen in Gottes Wege nicht finden. Sie meinen, es solle nicht so sein; wenn sie Meister wären, dann sollten die Bösen ihre Ungerechtigkeit und Gewalttätigkeit nicht so hoch und so lang treiben. Das Gericht wird zu seiner Zeit gehalten und Gottes Gerechtigkeit vollkommen erweisen.

Wo man den rechten Sinn des Christentums verliert, da sündigt man hernach auch gegen die ersten Grundsätze der Moral. Die Bosheit der gegenwärtigen Zeit muß man nicht nur als natürlichen fleischlichen Sinn ansehen; es ist vielmehr teuflische Bösartigkeit dahinter.

Wie gering, dürftig und abgeschmackt kommt mir alles Tun der Menschen vor, wie klein auch das Tun der Auserwählten in diesem Leben! Ein wenig Gehorsam, ein williges Annehmen dessen, was uns Gott geben will, ist alles und alles. Und doch achtet es Gott. Torheit ist es, daß die Menschen sich so brüsten und sich gegen den allmächtigen Gott auflehnen. Was sich wider ihn erhebt, das läuft an.

Das Beste ist, sich der Regierung Gottes zu überlassen. „Allein das holde Vaterherz ist, was uns hilft aus allem Schmerz“.

Gottes Gerichte haben ihre heilige Ordnung, und wo das Böse sich in den Weg legt, da läßt er es sein Maß erfüllen, und das Gute muß einen Umweg nehmen, bis es hernach dennoch die Oberhand gewinnt und den Platz allein behält.

Wo der Mensch nicht nachgibt, sondern sich versteift und trotzt, da gibt Gott auch nicht nach, und in solchem Streit kommt der Mensch zu kurz; er wird darüber aufgerieben.

Es bleibt nichts ungerichtet. Hierin liegt ein großer Beweggrund zur Geduld gegen die Feinde; denn alles, was die Menschenkinder in diesem Leben tun, kommt vor das Gericht Gottes. Da haben die, die sich schuldig machen, nur zwei Wege vor sich: Entweder kommen sie zur Buße und zur wahren Abbitte, oder sie fallen ohne meine Rache der Rache Gottes anheim. Wer sich selber rächt, vergreift sich an den göttlichen Majestätsrechten.

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