Bengel, Johann Albrecht - Die Majestät Gottes

Bengel, Johann Albrecht - Die Majestät Gottes

Welch ein Bau ist Himmel und Erde! Da sollen wir lernen, unsern Gott allein groß achten und durch die Erkenntnis seiner Größe unser Herz erweitert werden lassen, daß es nicht so finster und eng bleibe, noch sich mit nichtigen Dingen abschleppe, sich darüber verwundere und darin verliere.

Die ewige Kraft und Göttlichkeit des Schöpfers wird aus seinen Werken unstreitig ersehen; und doch will er lieber durch den Glauben als durch das Wissen als der Schöpfer aller Dinge erkannt sein.

Die Erkenntnis der Wahrheit Gottes ist ein beständiges Lob Gottes, wie es ein Maler gern hat, wenn man sein Gemälde, ein Dichter, wenn man seine Verse, ein jeder Künstler, wenn man sein Werk emsig betrachtet. Das ist ein fortwährendes Bekennen und Preisen.

Laßt uns preisen den lebendigen Gott, außer dem kein anderer Gott ist!

Wohl dem, der teilhat an dem Lob Gottes in dieser und noch mehr in jener Welt! Gottes Lob geht über alles; und die ihn loben, sind eben damit selig.

Wären wir emsiger in dem Lobe Gottes, wir würden in allem besser zurechtkommen, als wenn wir uns mit unsern Untugenden nur geradezu tragen und schlagen. Auf solche Weise wird man nicht fertig; aber in dem Lob Gottes wächst die Erkenntnis der Tugenden Gottes und der Eifer wider alles, was ihnen bei uns entgegen ist.

An dem „Lerne dich selbst kennen!“ ist viel gelegen; aber wenn das „Lerne Gott und Christus kennen!“ hinzukommt, dann gibt's erst etwas. Durch dieses wird jenes erst recht lauter und hell. Jenes wird als eine Zugabe noch gegeben. Wenn man immer nur auf sich sieht, dann hat Gott keine Ehre davon. Die Vollkommenheit des geistlichen Verstandes geht eben auf die Erkenntnis des Geheimnisses Gottes und Christi. Die Erkenntnis unsrer selbst ist dabei auch etwas Notwendiges; sie wird aber in einer viel größeren und überschwenglicheren Erkenntnis wie ein Tröpflein von einem Strom verschlungen.

Die Furcht Gottes ist nicht etwas, das Angst bereitet, sondern sie ist ein tiefer Respekt vor der göttlichen Herrlichkeit, da alle, die im Himmel wohnen, auch die Engel, in verschiedenem Maße mit tiefer Ehrerbietung die Heiligkeit des Herrn erkennen und den unendlichen Unterschied zwischen ihm, dem Schöpfer, und ihnen selbst und allen andern Kreaturen. Dieser Respekt währt in Ewigkeit.

Wo keine Furcht vor Gott im Herzen ist, da steht es nicht gut; aber wer eine wahre, vom Bösen abhaltende Furcht Gottes in sich hat, der darf es mit dem seligen Lob Gottes halten, auch wenn es nur ein Kind wäre.

Das ist die rechte Art der Bekehrung, daß man anfängt, Gott die Ehre zu geben, und wenn man die Macht Gottes erfahren hat, nicht bei der Furcht stehen bleibt, die man sonst auch bald wieder vergißt. Wo die Furcht rechtschaffen ist, da kommt es weiter, daß man Gott Ehre gibt und erkennt, man habe unrecht und Gott habe recht. Da behauptet Gott seine unumgängliche Ehre, und dem Menschen wird wohl geraten.

Öffentlich verteidige die Ehre Gottes, dann wirst du wohl bestehen!

Gott allein ist der Ehre wert, und an ihm ist nichts Verächtliches. Der Gottlose hält in allen seinen Sachen Gott für nichts. Auch manche Leute, die sonst Gott zu ehren scheinen, haben doch keine rechte Achtung vor ihm. Es ist eine unumgängliche Pflicht, Gottes Ehre auf alle Weise zu fördern. Gott ist nicht schuldig, es zu erwidern; aber er bezeugt sein gnädiges Wohlgefallen daran und verheißt, er wolle den wieder ehren. Die Ehre, die Gott einem Geschöpf erweist, ist etwas Unvergleichliches; die Ehre, die ein Geschöpf seinem Schöpfer erweisen kann, ist etwas sehr Geringes.

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