Bengel, Johann Albrecht - Gnomon (Auszüge)

Inhaltsverzeichnis

Bengel, Johann Albrecht - Gnomon (Auszüge)

Par. 1

Die Gemeinschaft der Gläubigen hatte verschiedene Namen, bis sie endlich völlig eingerichtet war und Gemeinde hieß (Apg. 2,47). Erstmalige Erwähnung und echtes Muster einer neutestamentlichen völlig eingerichteten Gemeinde:

* Sie ist durchs Evangelium berufen * vom Judentum abgesondert * durch die Taufe Christi eingepflanzt * durch vollständige Gemeinschaft zusammenhängend * durch Ausrottung des Ananias und der Sapphira der Kirchenzucht unterworfen.

Bis dahin hat Lukas sich so ausgedrückt: die Jünger, die Schar der Namen, Alle, die da gläubig geworden waren, die Zahl der Männer, die Menge der Gläubigen.

Apg. 5,11

vgl. Apg. 1,15; 2,44; 4,4; 4,32

Par. 2

Christus ist bei der Sammlung der Gemeinde so verfahren: Er stellte Proben an, wer wohl zur Gesandtschaft tüchtig sei und wer nicht; alsdann erfolgte die Ernennung und Aussendung. Das Reich Gottes sammelt immer größere Kräfte; gute Anstalten erstarken. Besonders hat das prophetische Amt Christi sich eines geschwinden Erfolgs zu erfreuen gehabt; von 12 wuchs die Anzahl seiner Leute auf 70, dann auf mehr als 500.

1. Kor 15,6

vgl. Luk. 10,1

Par. 3

Wo viele sind, da entsteht gerne Murmeln

Apg. 6,1

Par. 4

Die Apostel waren nicht imstande, alles zu erledigen. Beides (predigen und zu Tische dienen) konnten sie nicht zugleich besorgen; darum halten sie sich an das Wichtigere. Es ist gefährlich, das, was einem anbefohlen ist, zu unterlassen.

Apg. 6,2

Par. 5

In der Leitung der Kirche hat Gott manches der Zeit überlassen; aber die Kirche soll ohne Gott keine Einrichtung treffen.

Apg. 6,3

Par. 6

Es ist keine Kleinigkeit um die Verwaltung von Kirchengütern. Auch der Stand eines geistlichen Verwalters und Diakonen erfordert Heiligungs- und Amtsgaben.

Apg. 6,3

(Billig sollen geistliche Güter für keinen Raub gehalten, sondern geistlich verwaltet werden, so, wie diese Sieben oder die Apostel es machten, wenn sie noch lebten. Gott wird die Rechnung dereinst abhören. *Bengels deutsches NT zu dieser Stelle*

Par. 7

Stephanus war zunächst zur Besorgung zeitlicher Angelegenheiten bestellt, nahm sich aber doch auch des Geistlichen an. In einer wohlgeordneten Gemeinde zielt alles aufs Höhere; ist dieselbe übel bestellt, so geht alles hinter sich.

Apg. 6,8

Par. 8

In der Kirchenleitung muß Gegenseitigkeit herrschen. Paulus und Barnabas hätten unter dem Vorwand, sie hätten den heiligen Geist so gut als die zu Jerusalem, sich der Reise dorthin, daselbst den Bescheid zu holen, weigern und ihr eigenes Ansehen geltend machen können. Andererseits hätten die Anderen jene beiden als befangene Zeugen von dieser Gesandtschaft ausschließen können, und unparteiische, freisinnigere Leute abordnen. Aber auf beiden Seiten bemerkt man Mäßigung und Einfalt.

Apg. 15,2

Par. 9

In kirchlichen und noch mehr in göttlichen Anstalten muß man immer darauf sehen, was das hohe Altertum gehabt habe.

Apg. 15,21

Par. 10

Bei Besprechung von Fehltritten. In beiden Briefen an die Korinther schont Paulus den Namen des Betreffenden.

2. Kor 2,5

Par. 11

Die christliche Klugheit weiß Maß zu halten. Die Liebe soll bei der Kirchenzucht immer das Regiment führen, was diesem hernach immer den meisten Nachdruck verleiht. Wie schonend redet Paulus von einer so schrecklichen, jedoch aber erkannten Sünde.

2. Kor 2,5

Par. 12

Urteil über sich selbst. Wo die Lehrer rechter Art sind und die Zuhörer rechter Art, da läßt sich der eine Teil nach dem anderen beurteilen. Werdet ihr eine sorgfältige Selbstprüfung vornehmen, so werdet ihr inne werden, wer wir sind.

2. Kor 13,5

Par. 13

Es ist ein äußerst segensreiches Vorhaben, die Brüder zu besuchen. Das ist die Hauptsache bei einer Kirchenvisitation: Wie befindest du dich? wie im Glauben? wie in der Liebe? wie in der Hoffnung?

Apg. 15,36

Par. 14

Den Tag nach der Visitation folgt ein strenger Receß.

Mar. 11,11

vgl. Mar. 11:12-15

Par. 15

Lehre, wenn sie zur Strafe hinzukommt, verleiht dieser die rechte Wirkung.

Mar. 11,17

Par. 16

Das ist die wahre Klugheit in kirchlichen Dingen: wer Christi Sinn hat, dem bleiben die Ratschläge und Bemühungen des Feindes nicht verborgen.

2. Kor 2,11

Par. 17

Nicht andere Vorsteher der Gemeinde, sondern diese selbst sollte dem Archippus sagen, was ihm Paulus sagen lassen wollte.

Kol. 4,17

Par. 18

Das Verweisegeben steht nicht nur den Vorstehern zu. Die Gemeinde ist im Besitz des Schlüsselamts. Es ist ein Verlust für die ganze Gemeinde, wenn ein Sünder verloren geht.

2. Kor 2,6

Par. 19

Christus hat nicht Könige der Welt zu seinen Zeugen gemacht, wiewohl das Königreich Gottes eben durch solches Zeugnis (Lehre und Blut) fortgepflanzt werden wird.

Apg. 1,8

Par. 20

Die Amtsführung mancher gar vortrefflicher Knechte Gottes ist eine kurze und schleunige. Daher heißt sie ein Lauf.

Apg. 13,25

Par. 21

Es sind wohl irdene, aber doch reinliche Gefäße; während ein goldenes Gefäß auch unrein sein kann.

2. Kor 4,7

Par. 22

Das geistliche Amt gibt zu tun; es ist keine Ruhebank.

1. Tim 3,1

Par. 23

Notwendigkeit. Saulus mußte warten und sich dem Predigtamt unterwerfen, wie hinterher auch Cornelius (Apg. 10:6). Dahin hatte jenen Jesus, diesen der Engel verwiesen, und zwar beiderseits eben darum, weil sie warten sollten, mit wenigen Worten. Diejenigen, welche ohne Gemeinschaft mit tüchtigen Leuten den Himmel suchen, sind nicht ohne Gefahr. Es ist eine bewunderungswürdige Herablassung, daß der Herr durch unseresgleichen mit uns handelt.

Apg. 9,6

Par. 24

Durch Paulus hatte Gott erbaut; Gott konnte aber ohne Paulus noch weiter fortbauen.

Apg. 20,32

Par. 25

Göttlich. Christi Reich ist ein Reich des Glaubens; es will durch Zeugen verbreitet werden; und diese müssen von oben herab bewährt und zuverlässig sein.

Apg. 10,41

Par. 26

Menschlich. Unter dem Vorwand, es fehle an menschlicher Befugnis, werden nicht selten Gottes Werkzeuge abgewiesen.

Apg. 7,27

Par. 27

Paulus war berufener Apostel durch den Willen Gottes. Hierin lag der Grund seiner Glaubwürdigkeit bei den Gemeinden; zugleich aber auch ein Grund für Paulus selbst, demütigen und gehorsamen Herzens zu sein. Wenn es auf Pauli eigenen Willen angekommen wäre, er würde nie ein Apostel geworden sein.

1. Kor. 1,1

Par. 28

Äußerlich. Saulus war von seiner Bekehrung an schon mehrere Jahre Apostel gewesen; aber unter den älteren Vorstehern in Antiochien hat er sich seines Vorzugs so gar nicht angenommen, daß er bescheiden mit dem letzten Platz vorlieb nahm. Endlich ward er zum Werk eines Apostels ausgesondert (Röm. 1,1). Alles ist darauf abgesehen, daß einer nicht irgendwo als Lehrer auftrete, wohin er nicht von Gott berufen wäre. Es war bereits eine innerliche Berufung an Barnabas und Saulus ergangen, und wird jetzut durch den Mund anderer erneuert, damit auch diese davon in Kenntnis gesetzt würden und der Sache ihren Beifall geben möchten. Oft wurde dem Paulus das, was ihn selbst anging, durch andere angezeigt.

Apg. 13,1

vgl. Apg. 9,16

Par. 29

Oft haben Fromme eine unerklärliche innerliche Abneigung, die man nicht ohne Weiteres wegwerfen muß. Umgekehrt hat man sich bei inneren Antrieben zu verhalten.

Apg. 16,6

Par. 30

Es ist nicht immer der Fall, daß eine an sich annehmenswerte Einladung von Menschen auch zugleich mit einer göttlichen Berufung verbunden ist.

Apg. 18,20

Par. 31

Allgemein und besonders. Bisweilen ließ man sich von dem Beruf überhaupt bestimmen, je und je gab man auch einer besonderen Berufung Gehör.

Apg. 20,3

Par. 32

Unmittelbar. Ein Gesicht, heißt es, sei dem Paulus geworden, nicht ein Traum, wiewohl es Nacht war. Die Nacht ist eine geeignete Zeit zum Innewerden des Willens Gottes. Das Gesicht hatte ihnen so viel Gewißheit gegeben, als zu dem Entschluß nötig war, die Reise fortzusetzen. Auch ohne ein solches Gesicht sagt jedem sein Glaube und der Geist, sollte auch ein Ruf von Menschen an ihn ergehen, ob der Ruf von Gott sei und ob er Gottes Beifall habe.

Apg. 16,9

Par. 33

Der heilige Geist hatte sie (die Bischöfe in Ephesus) mittelbar, durch Paulus, eingesetzt. Ist aber eine Berufung nicht wirklich vom heiligen Geist, so darf man sie nicht einmal „mittelbar vom heiligen Geist“ nennen.

Apg. 20,28

Par. 34

In weltlichen Dingen ist es mehr wert, wenn Einer sich freiwillig zu einer Leistung hergibt, als wenn man ihn zuvor darum bitten muß. Wie viel mehr im Geistlichen. Aber weg mit dem eigennützigen Zudrang zum geistlichen Amt! Ein „köstliches“ Werk muß man auch rechtschaffenen Leuten anvertrauen.

1. Tim 3,1

Par. 35

Die Jünger waren nicht gebunden; ein Unrechter konnte gehen.

Mat. 26,14

Par. 36

Pflicht der Berufenen. Wozu einer gesandt ist, das soll er auch treiben.

1. Kor 1,17

Par. 37

Der Schutz der Berufenen. Der Jüngling war ohne Jesu Befehl gefolgt, darum ward er ergriffen; die Jünger hat niemand gegriffen.

Mar. 14,51

Par. 38

Aus vielen Umständen läßt sich wahrnehmen, daß Jakobus und Paulus und wiederum Petrus und Paulus in ihrer Natur und in ihrem Temperament etwas gehabt haben, das, ohne Nachteil der von allen erkannten Wahrheit, zur Ausübung gegenseitiger Liebe und Verträglichkeit, nicht ohne Selbstverleugnung, manchen Anlaß gab. Die Sache ist von Gott so gelenkt worden, daß Jakobus, der steifer am Gesetz hielt, den Juden, Paulus aber, der niemals etwas von dem Geschmack der Übrigen angenommen hatte und eifriger auf den Glauben und die Freiheit drang, den Heiden predigte, und daß jeder den schicklichsten Charakter und die angemessensten Gaben zu der ihm angewiesenen Gegend mitbrachte.

Gal. 2,9

Par. 39

Trost. Sie bitten nicht, daß sie jetzt still sein dürfen, und noch viel weniger, daß andere für sie gesendet werden möchten, denn sie waren ihrer Berufung gewiß.

Apg. 4,29

Par. 40

„Ich gehe nun rein“ - d.h. von eurem Blut; so kann einer nicht sagen, der nicht zuvor sein Zeugnis ganz und völlig abgelegt und alles Mögliche getan hat.

Par. 41

Das Gewissen in Acht zu nehmen. „Bin ich rein von aller Blut?“ Das ist eine Frage zum Abschied. Wer also etwas verhalten hat, was er hätte verkündigen sollen, der ist nicht rein von dem Blut seiner Zuhörer.

Apg. 20,26

Par. 42

Bei einem Vorsteher, welcher nicht mit Freuden, aber mit Seufzen, wie es eben kommt, sein Amt tut, steht es nicht gut. Gott hört das Seufzen anderer Kreaturen, wie viel mehr wird er es hören, wenn die Seelsorger seufzen.

Heb. 13,17

Par. 43

Jesus rechnet jetzt ab mit dem Vater. - Ja, wir müssen Rechenschaft geben von denen, die verloren gehen.

Joh. 17,12

Par. 44

Der Meister muß haften für das, was seine Jünger in seiner Gegenwart tun.

Mat. 12,2

Par. 45

Daß wir Rechenschaft werden geben müssen, das kann einen schon lehren wachen und vor Mißbrauch der Amtsgewalt bewahren. Chrysostomus sagt (de sacerdotio V.17 im Eingang), diese Worte haben seine Seele stets erschüttert.

Heb. 13,17

Par. 46

Das Weissagen war den Propheten nicht mühsam, sofern sie den Inhalt ihrer Weissagungen von Gott empfingen. Es aber feindseligen Leuten vorzutragen, das hat sie manchen Kampf gekostet.

Luk. 1,70

Par. 47

Trägheit und Vergeßlichkeit sind oft daran schuld, wenn große Unternehmungen scheitern. Es scheint, Moses habe sich eben durch diese Widersetzlichkeit seines Volks veranlaßt gesehen, den Beruf mehrmals abzulehnen.

Apg. 7,25

Par. 48

Verschiedenheit der Menschen. Ein wichtiges, herrliches, seliges Amt, den Namen Christi zu tragen vor die Heiden, vor das Volk, vor die Könige.

Apg. 9,15

Par. 49

Die Würde des geistlichen Amtes ist ersichtlich aus dem Amt selbst. Es ist etwas Großes um das evangelische Predigtamt.

1. Tim 6,13

Par. 50

Je größer der Herr, desto größere Tugenden sollen auch an seinem Knecht zu finden sein. Paulus nennt die Diener des Evangeliums öfters Haushalter Gottes (!. Kor. 4,1). Diue Gewalt eines Bischofs ist also zwar eine eingeschränkte, doch ist sie nicht gar nichts. Er ist ein Haushalter, und zwar ein Haushalter Gottes. Ein Haushalter aber hat doch wenigstens etwas von eigener Willkür und Macht, und es wird seiner Treue und Geschicklichkeit etwas anvertraut; er ist nicht nur darum da, daß er seine Leibeskräfte in Bewegung setze („non sola facultate locomotiva utitur“); er ist kein bloßes Instrument, keine Maschine. Er ist ein Haushalter Gottes und kein Sklave der Menschen, kein Posler oder Büttel, wenn er anders ein rechter Haushalter ist. Das hat man gegen die falschen Politiker zu merken, welche sowohl die Diener Christi als auch die Fürsten selbst, deren Namen sie mißbrauchen, uind die Gläubigen und überhaupt alles, nicht für Gottes, nicht für der Gläubigen, sondern für ihr Eigentum und zu ihrem Dienst pflichtig erklären möchten.

Tit 1,7

Par. 51

Durch Ungelehrte und Laien und solcherlei vor der Welt verachtete Leute hat Gott immer sein Wort predigen lassen. - Doch hat man sich vor zwei entgegengesetzten Abwegen zu hüten. Es gab nämlich Leute, welche unter dem Vorwand, daß Paulus nicht mit einnehmenden Worten menschlicher Weisheit gekommen sei, sich nicht scheuten, eine große Unwissenheit an den Tag zu legen. Es gab auch andere, welche überall zu weit hinausgerieten und die Gewandtheit des Apostels Paulus im Auffinden und Vortragen von Schlüssen von klassischen Schriftstellen und humanistischen Wissenschaften ableiteten und so in offenbarem Mißbrauch weltliche und göttliche Gelehrsamkeit durcheinanderwarfen. Von beiden Seiten her hat sich die wahre Würde des geistlichen Amts in Acht zu nehmen.

Apg. 4,13

Par. 52

Es ist keineswegs Stolz, wenn man sein Amt so hoch anschlägt, als es ihm gebührt.

1. Kor 1,14

vgl. 1. Kor. 16,4

Par. 53

Die Ordnung unter den Kirchendienern beruht auf dem Glauben. Satan hatte bei Petrus einen großen Glauben, zugleich aber auch eine starke Möglichkeit zum Fallen bemerkt, und meinte, wenn dieser überwunden wäre, so würde es um alle geschehen sein; Jesus aber hat, indem er Petrus, dessen Fall die Übrigen nachgezogen hätte, erhielt, alle erhalten. Diese ganze Rede des Herrn setzt allerdings voraus, daß Petrus der Erste unter den Aposteln sei, bei dessen Standhaftigkeit oder Fall die Übrigen mehr oder weniger in Gefahr wären. Er war aber der Erste in Ansehung des Glaubens, nicht in Ansehung der Herrschaft. Was hingegen den angeblichen Nachfolger Petri betrifft, so ist er, nachdem er von der Lauterkeit des Glaubens abgefallen ist und gleichwohl sich die erste Stelle des Glaubens und der Herrschaft angemaßt hat, ganz und gar auf eine jämmerliche Weise in das Sieb geraten. Nach dem Ersten sichten sich insgemein die übrigen ihrer Mitbrüder; die Ersten sind eher als die Übrigen der Gefahr ausgesetzt. Die Ersten müssen daher auch vorzüglich durch ihre eigene und wachsamer Leute Sorgfalt und Gebet verwahrt werden.

Luk. 22,31

Par. 54

Auf göttlichem und menschlichem Ansehen. Der Glaube hebt den Unterschied der Stände nicht auf; Barnabas und Paulus waren von Gott selbst zu ihrem Amte ernannt; ihnen stand denn auch zu, sich Andere beizugeben.

Apg. 13,5

Par. 55

Mitknechte werden sie genannt, wiewohl sie diesem Knecht untergeben waren; dadurch wird das Unrecht des Letzteren in ein desto helleres Licht gesetzt.

Mat. 24,49

Par. 56

Petrus, der Angesehenste, geht vor; wiewohl der Vertrauteste ist doch Johannes. Der Herzenskündiger weiß in seinem Reich des Lichts seine Knechte auch auszusuchen, wen er im Feld oder im Kabinett besser brauchen kann.

Luk. 22,8

Par. 57

Die Oberen. Die Apostel stehen in erster Linie (nicht aber ein einzelner Apostel, ein Petrus); auf sie folgen die Übrigen, wie es das Wesen ihres Amtes, die Zeit ihrer Einsetzung, ihre Würde, ihre Nützlichkeit mit sich brachte. Propheten und Lehrer (welche Letztere eine hohe Stellung einnehmen und sogar den Wundertätern vorgehen) schließen auch Evangelisten und Hirten (Pastoren, Pfarrer) in ihre Klasse ein. Regierer (Gr. Regierungen) sind die, welche am Steuerruder der Kirche stehen. Wenn auch die Helfer (Gr. Hilfeleistungen) keine obersten Leiter sind, so wohnt ihnen doch vermöge irgend einer Kraft und Fähigkeit eine Macht bei, wodurch sie anderen zur Stütze werden. Nachdem die Fürsten einmal selbst das Christentum angenommen hatten, haben sie die Hilfeleistungen und das Regieren in der Kirche für sich genommen; im Anfang haben solche, welche durch Ansehen, Klugheit und Vermögen hervorragten, der Kirche Unterstützung geleistet und ihre äußeren Angelegenheiten in die Hand genommen. Letzteres, das Regieren, wird, als das minder Wichtige, vom Heiligen Geist zuletzt erwähnt.

Eph 4,11

vgl. Röm. 12:8

Par. 58

Spener hat sich von Rechts wegen in seinen Schranken gehalten. Aber wenn jemand glauben wollte, die Nachkommenschaft müsse die Erforschung und Bekanntmachung der Weissagung sich in eben dieselben Grenzen einschränken, so würde er sich versündigen. Die Gaben, wie die Zeiten, sind verschieden. Das ist darin zu merken, daß man sich ein allzu geflissentliches Sehen auf wackere Vorgänger nicht abhalten lasse, worin weiter zu gehen, wenn man von Gottes Licht aufgefordert wird.

Off 14,9

Par. 59

Jedem von beiden ist es nicht um den anderen, beiden ist es um die Sache zu tun. Grund vom rechten Sinn gegen Vorgänger, Nachfolger und Kollegen.

Joh. 20,4

Par. 60

Nachfolger. Nach Stephanus Hingang tritt Philippus auf; es war sein nächster Amtsgehilfe.

Apg. 8,5

Der Mitarbeiter wird noch vor dem Verwandten genannt.

Röm. 16,21

Par. 61

Es ist eine Freude, mit Gläubigen zusammen zu pilgern.

Apg. 15,2

Par. 62

Paulus bittet für die, so am Wort arbeiten, und steht damit selbst für sie ein. Nachher heißt es: wir ermahnen.

1. Th 5,12

vgl. 1. Th. 5:14

Par. 63

Paulus war nicht darum in Sorge, die Korinther möchten dem abwesenden Apostel einen anderen, persönlich anwesenden Lehrer vorziehen.

Par. 64

Hier hat Paulus ohne Gehilfen ausgehalten.

Gal. 2,14

Par. 65

Paulus hatte nicht im Sinn, in Athen sogleich redend aufzutreten; aber der wackere Streiter Christi kann die Freunde bald nicht mehr abwarten; es faßt ihn ein merkwürdiger und ganz außerordentlicher Eifer; er legt Hand an. Oft ist Paulus allein für den Riß gestanden.

Apg. 17,16

Par. 66

Die Kraft des Worts drang Paulus innerlich (Jer. 20,9). Einen solchen Drang in der Seele soll einer wohl in Acht nehmen und ihm, wenn er ihn rechtmäßig findet, folgen. Das bringt große Freudigkeit; die Vernachlässigung hingegen macht Schmerzen. Paulus wurde durch die Berichte des Silas und Timotheus getrieben.

Apg. 18,5

Par. 67

Gegenseitige Ermahnung unter Gleichgestellten und Amtsbrüdern ist gar wirksam.

1. Pet 5,1

Par. 68

Mitgenosse sein und Mitgenossen haben an der Herrlichkeit, die offenbart werden soll; das muß rechtschaffene Seelsorger reizen.

1. Pet 5,1

Par. 69

Welche sind treu? Ein Arbeiter ist seines Lohnes wert. Indessen der Lohn ist's auch wert, daß man um ihn arbeitet. Man muß nicht müßig gehen.

Luk. 10,7

Par. 70

Ein treuer Haushalter wird Lob empfangen; ein fleißiger Arbeiter aber Lohn; das ist, noch etwas zur Seligkeit hinzu (1. Kor. 3,8,14), und zwa nicht nur danach, was er für ein Werk getan, sondern danach, wie er es getan hat. Wer auf seiner unteren Stufe treu ist, hat Aussicht auf Beförderung.

1. Tim. 3,13

Par. 71

Wenn die Brüder standhaft geblieben sind, so hat Paulus auf Ehre rechnen dürfen; daraus sind auch Ermahnungen geflossen (2. Kor. , 1,14; Phi. 2,16; 1.Th. 2,19).

1. Kor. 3,14

Par. 72

Gewißheit des Lohns. Wenn ihr Früchte bringet, und eure Frucht bleibet: das ist für euch Saat und Ernte.

Joh. 15,16

Par. 73

Der Schalk und faule Knecht hatte keine Liebe und kein Vertrauen, und er fürchtete sich. Er tat, als sei es seinem Herrn um so viel Gewinn zu tun, daß es über eines Knechtes Kräfte ginge, und hat doch nicht einmal das gewonnen, was er hätte gewinnen sollen und können. Tue, was du sollst und was du kannst; den Erfolg laß kommen: du wirst dich wundern.

Mat. 25,25

Par. 74

Wen der Herr einen unnützen Knecht heißt, der ist übel daran (Mat. 25,30). Selig aber ist, wer sich selbst also nennt.

Luk. 17,10

Par. 75

Gottlose Ausdrücke finden durch die Öffentlichkeit, womit sie etwa verbunden sind, keine Entschuldigung, sondern werden dadurch noch erschwert. Nichts ist gefährlicher als Verletzung der Ehre Gottes; diese wird schleunigst gerettet.

Apg. 12,22

Der Raub an der Ehre Gottes verdiente eine geschwindere Strafe als die Ermordung des Jakobus und andere Verbrechen. Man beurteile hieraus manches eitle Gepränge, das zuweilen auf der Kanzel getrieben wird.

Par. 76

Wer Böses tut, kommt in's Gericht; wer das Gute zur Beschönigung des Bösen mißbraucht, wird ein noch schwereres Urteil haben.

Mat. 23,14

Par. 77

Dem Willen Gottes muß sich unser Eifer für das Seelenheil aller unterordnen.

Mat. 18,14

Par. 78

Wer Gott dient, der wünscht und freut sich, recht viele Gott dienen zu sehen.

Röm. 1,9

Par. 79

Wir kennen niemand nach dem Fleisch, d.h. nach dem alten Zustand, wobei hohe Geburt, Reichtum, Güter, Weisheit und dergleichen in Betracht kommen, daß wir um natürlicher Absichten willen dieses oder jenes täten oder unterließen. Sind es Mächtige, wir fürchten uns nicht vor ihnen; sind es Schwächere, wir schätzen sie nicht geringer als uns. Wir tun alles, was wir können, lassen uns alles gefallen, und das ist unsere Hauptsorge, die wir auf jede Weise zu verwirklichen trachten, daß wir Allen zum Leben helfen.

2. Kor. 5,16

Par. 80

O Gott, laß mich nicht leer ausgehen! Laß mich erfunden werden unter deinen Auserwählten und gib, daß ich in meinem Teil deinen Auserwählten mitbehilflich sei, zum Ziel zu gelangen. Vor meinen Augen mag dieses, so lang ich wolle, verborgen bleiben: wenn nur hernach etwas dergleichen zum Vorschein kommt. O, wie sollte mich solches freuen!

2. Tim. 2,10

Par. 81

Wie einer von Gott zum geistlichen Amte bereitet werde? Wenn Gott einen für andere zur Hilfe gebrauchen will, so stärkt er ihn zuvor selbst im Glauben.

Apg. 7,32

Auch, wenn es zum Äußersten kommt (vgl. Apg. 7,55).

Par. 82

Das hat doch die Vorsehung verhütet, daß Saulus bei der Ermordung des Stephanus nicht auch Hand angelegt hat.

Apg. 7,58

Par. 83

Bei der Bekehrung des Paulus mußte ein gemeiner Jünger Dienste tun; das sollte den Saulus desto mehr demütigen und beugte zugleich dem Schein vor, als wäre Ananias sein Lehrer gewesen. Es lag nämlich daran, daß es nicht den Anschein hatte, als sei Saulus ein Schüler der Apostel gewesen.

Apg. 9,17

Par. 84

Der Feind hat wohl recht scharf darauf gelauert, was Jesus in seiner Jugend zu Nazareth getrieben. O, was ist an einer unschuldigen Jugend gelegen!

Mar. 1,24

Par. 85

Der Herr hatte, nach wundervollem Zunehmen, das rechtmäßige, zum öffentlichen Amt geschickte Alter (4. Mos. 4,3)

Luk. 3,23

Par. 86

Saulus, alsogleich ein Apostel geworden, war innerhalb drei Tagen so weit gekommen als andere in eben so vielen Jahren.

Apg. 9,20

Par. 87

Demas fällt ab; Markus zieht sich ab; hat sich aber dieser vor leichteren Geschäften früher abgezogen, so soll er jetzt dabei sein, wo es schwerer hergeht. So weist uns Gott zurecht, indem er es uns härter gehen läßt.

2. Tim. 4,11

Par. 88

Meistens haben diejenigen, welchen eine große Offenbarung zu teil wurde, irgend etwas von ihren natürlichen Kräften (wiewohl ohne Schaden) eingebüßt: Jakob verrenkt sich die Hüfte, Zacharias verliert die Sprache, Saulus erblindet.

Luk. 1,20

Par. 89

Bei einer göttlichen Offenbarung ist das Erste, daß er Mensch erschrickt, besonders wenn er noch keine Erfahrung hat; der Ausgang aber ist tröstlich. Bei Zubereitung göttlicher Werkzeuge geht es nicht ohne Schrecken für diese ab.

Apg. 7,32

Par. 90

Was Paulus an der Dauer der Jüngerschaft abging, das wird durch den Schrecken erstattet, der all sein Innerstes durchdrang, und wodurch er zugleich, obwohl er zur Stunde Apostel ward, gegen die Gefahr der Neulinge verwahrt wurde.

Apg. 9,3

Par. 91

Ananias hat dem Saulus nicht alles wieder gesagt, was er über ihn gehört; der sollte nicht wissen, wie er jetzt ein so wichtiger Mann geworden sei.

Apg. 9,17

Par. 92

Gestärkt nach kaum errungenen Sieg tritt Jesus sein Amt an. Wer in der Prüfung gut bestanden ist, dem wird, besonders im Anfang, Ehre zuteil, wiewohl er sich nicht davon rühren lässet.

Luk. 4,14

Par. 93

Der Vorläufer Christi blieb verwahrt vor allem, was sich im gemeinen Leben Befleckendes anhängen kann. Er, wie Christus selbst, haben beide sowohl und vorerst das einsame (Privatleben), als auch und hierauf das öffentliche Leben erfahren und sich darin erproben müssen.

Luk. 1,80

Par. 94

Jerusalem war die Pflanzschale (Seminar) der Arbeiter.

Apg. 12,25

Par. 95

Einige sind nach der Bekehrung Flüssen gleich, die schon bei der Quelle breit und tief sind, bei anderen erfordert es einen längeren Lauf.

Apg. 9,20

Par. 96

Gnade, und zwar in ganz besonderem Maß, ist den Aposteln zuteil geworden, und diese Gnade war sodann der Grund, worauf nicht nur ihre ganze Gesandtschaft, sondern auch ihre gesamte Tätigkeit beruhte.

Röm. 1,5

Par. 97

Aus eigener Kraft hätte Paulus nichts vermocht; nun aber Christus in ihm wirkt, hat er eine Macht.

Kol. 1,29

Par. 98

Die Kraft Gottes ist es, die auch dich, o Timotheus, in deinem Dienst belebt und die dich zum ewigen Leben auferwecken wird. (1. Tim. 6,13). Ein wackerer junger Mann, wird es bei seiner Ordination geheißen haben: mit dem Gott viel Gutes wird ausrichten können.

1. Tim. 4,14

Par. 99

Ununterbrochene, allergegenwärtigste Nähe ist uns verheißen, bis wir bei dem Herrn sein werden.

Mat. 28,20

vgl. Mar. 16,17.19.

Par. 100

Die Vorsehung Gottes waltet oft in Dingen, die man erst hinterher als Schickungen Gottes erkennt. Wenn einer sagt: Ich bin froh! so sagt Paulus: Ich danke Gott! Das lautet christlicher und spricht den Wert der Sache recht aus.

1. Kor. 1,14

Par. 101

Ohne Gottes Segen hat das Ackerwerk kein Gedeihen.

Heb. 6,3

Par. 102

Je und je pflegt Gott seine Knechte tiefer in seine Absichten hineinzuziehen.

Mat. 22,8

Par. 103

Stufenweise geht es bei den Gläubigen mit der Erkenntnis des göttlichen Willens, soweit sie es brauchen, nach Verhältnis der vorliegenden Umstände.

Apg. 10,19

Par. 104

Wenn Christus einmal einen beruft, so macht er ihn gleich zu dem, wozu er ihn beruft.

Röm. 1,1

Par. 105

Ehre von Gott wird denen zuteil, die da glauben und bekennen (Joh. 1,12; 12,26). Wer aber vor Schmach sich scheut, der hat eben damit die Ehre vor Menschen lieb. Das Evangelium erfordert und wirkt zugleich Verleugnung des Irdischen.

Joh. 12,43

Par. 106

Leute, welche mit Hintansetzung der übrigen Pflichten das höchste Maß des Glaubens für sich meinen in Anspruch nehmen zu dürfen, die möchten dann immer gleich sich bald setzen und essen. Aber Gott hat Gefallen an denen, welche in der Bescheidenheit bleiben und keine anmaßenden Ansprüche erheben.

Luk. 7,17

Par. 107

Wer liebliche Füße hat (Röm. 10,15) und sich selbst erniedrigt (Mat. 18,4.5), der kann einen Gesandten Christi abgeben.

Joh. 13,20

Par. 108

Im Himmel angeschrieben sein, das ist tröstlich; wenn einer auch auf Erden nicht berühmt ist.

Luk. 10,20

Par. 109

Jesus ist den Seinen immer auf's Unmittelbarste nahe: Er gibt Mund, dem Niemand widersprechen, Weisheit, die niemand widerlegen kann.

Luk. 21,15

Par. 110

Nicht alle sind tüchtige Lehrer, und bei tüchtigen Lehrern ist das eine Mal mehr als das andere, ein Wort der Ermahnung; und es ist sehr erbaulich, wo jedesmal die Rede eben an diejenigen kommt, die am geschicktesten dazu sind, und diese es so lang treiben, als es recht fließt. In dürftigen Zeiten soll man Gott bitten, daß er den menschlichen Mangel erstatten wolle. Paulus und Barnabas war zu jeder Stunde gegeben, was sie reden sollten.

Apg. 13,15

Par. 111

Bei den ersten Erfahrungen ist eine Erinnerung zur Mäßigung in der Freude gar heilsam. Es ist nicht verboten, sich zu freuen: nur soll es eben in der Ordnung geschehen. Es schlägt bei allzu großer Freude leicht eine schädliche Eigenliebe dazu, und da kann man dem Satan ähnlich werden.

Luk. 10,20

Par. 112

Es setzte einen Unwillen. Sei es nun, daß Barnabas schon etwas zuvor die Größe seines jüngeren Kollegen Paulus nicht so ganz gleichgültig angesehen, oder hat er nur im gegenwärtigen Fall nicht nachgeben wollen: - einmal, der Zusammenstoß war heftig, wie das griechische Wort zeigt. Barnabas will Gleichheit, Paulus Wahrheit. Bei so großen und heiligen in einem und demselben Beruf beteiligten Männern ist die Gefahr, Unrecht zu tun, beiderseits gleich groß. O, eine reiche Gnade, eine große Macht des Glaubens, welche mitten in der Welt, mitten in der Sünde, unter so vielfachen Anläufen des Satans, bei so unglaublicher Schwachheit des Fleisches, dennoch heiliget, dennoch erhält und rettet.

Apg. 15,39

Par. 113

In einer guten Sache ist nichts so unerläßlich nötig, als sich nicht mit Bedenklichkeiten aufzuhalten. Rechtschaffenen Seelen wird auch noch auf dem Nu, da es nötig ist, die Gewißheit gegeben. Oft wird ihnen ein langdauernder Zweifel entweder noch im Leben, oder auch, wenn es sein muß, im Sterben noch weggenommen.

Apg. 10,20

Par. 114

Die in Joppe hatten zwar keinen göttlichen Befehl, Zeugen zu ihrem Vorhaben zuzuziehen; doch war es ein frommer Gang. Oft bleibt dem freien Willen der Frommen manches überlassen, und auch hierin stehen sie unter der verborgenen Leitung Gottes. Nachgehend hat es sich herausgestellt, wie zweckmäßig es gewesen war, daß so viele (nämlich sechs) Zeugen sich angeschlossen hatten (Apg. 11,12).

Apg. 10,23

Par. 115

Wie es jedesmal der Augenblick erfordert, setzt Gott seine Werkzeuge in Bewegung.

Apg. 4,8

Par. 116

Was Paulus im Geiste sich vorgesetzt hatte (Apg. 19,21), das bestätigt der Herr im rechten Augenblick. Eine Gefahr ist in den Augen Gottes nichts. Selbst Hindernisse müssen noch mithelfen. Dein Werk kann niemand hindern.

Apg. 23,11

Par. 117

Oft tragen Fromme ein heiliges Vorhaben in sich, welches, auch wenn es nicht zu Stande kommt, dennoch köstlich ist.

Apg. 15,28

Par. 118

Nachdem Jesus seinen Jüngern seinen Sinn und seine Reinheit eingegeben, gibt er ihnen auch Teil an seinem Ansehen.

Joh. 13,20

Par. 119

Mit Freudigkeit von Innen, unverboten von Außen hat Paulus das Reich Gottes gepredigt und zwar zu Rom, mitten in der kaiserlichen Residenz des damaligen Weltreichs. Was einst unter Pilatus für verdächtig galt, wird jetzt in Rom offenkundig getrieben. Ein namhafter Sieg des Wortes Gottes, nachdem sie viele Hindernisse zu übersteigen gewesen.

Apg. 28,31

Par. 120

Durch wenige und verachtete, von allen menschlichen Hilfsmitteln entblößte Leute hat Christus die Welt zum Gehorsam des Glaubens gebracht.

Apg. 1,13

Par. 121

Auch diese Trennung (des Paulus und Barnabas) hat der Herr zum Besten gewendet. Aus einem Paar sind jetzt zwei Paare geworden, und Paulus, der jetzt zwar einen gleichgestellten Amtsbruder eingebüßt, bekam dann mehrere, ihm untergeordnete; so waren ihm die Hände weniger gebunden. Zudem gedenkt Paulus (1. Kor. 9,6) des Barnabas in Liebe. Auch den Markus hat Paulus später wieder angenommen (Kol. 5,10; 2. Tim. 4,11).

Apg. 15,39

Par. 122

Wer einmal einen guten Anfang gemacht hat, den kommt das Weitere nicht mehr so schwer an.

2. Kor. 8,6

Par. 123

Wer weise ist, weiß sich alles zu Nutzen zu machen, was ihm vor die Hand kommt; unter vielem aber wählt er das Beste; so übergeht Paulus alle anderen Altäre und redet nur von dem einen.

Apg. 17,23

Par. 124

Wenn ein Diener des Evangelium derjenigen Sachen, worin er etwas Vorzügliches hat, sich gleichwohl enthält, damit er Christus lauter predige, so hat er gleichwohl eben darum den größten Nutzen von jenen Dingen.

1. Kor. 2,2

Par. 125

Es muß einer nicht meinen, man müsse allein auf ihn hören. Es muß einer dem anderen Raum lassen, frei zu reden, die, wenn sie reden, auch wollen gehört werden. So kann er auch für sich bekommen, was diese vor ihm empfangen haben.

1. Kor. 14,32

Par. 126

In den Worten Christi lag der Keim des Evangeliums in seiner ganzen nachmaligen Entwicklung verborgen. Es ist gar köstlich, mit Hilfe des Trösters, der erinnern sollte alles des, was der Herr gesagt hat, im rechten Augenblick an alles denken können.

Apg. 11,16

Par. 127

Es hat für die Knechte Gottes seinen guten Nutzen, wenn sie alles, was sie getan und erlitten haben, genau merken, damit sie es zu seiner Zeit, wo es die Not erfordert, wieder erzählen können.

2. Kor. 11,24

Par. 128

Je mehr einer zu leiden hat, desto mehr ist er ein Diener Christi

2. Kor. 11,25

Par. 129

In göttlichen Dingen sind die menschlichen Ansichten oft erstaunlich geteilt: für die Jünger ist es von einigem Nutzen, sie zu kennen; wie weit sie aber auch auseinander gehen, so sind sie doch insgesamt falsch.

Mar. 6,15

Par. 130

Die Rede des Stephanus ist die einzige ausführliche Rede in diesem Buch, die von einem Zeugen Christi, der kein Apostel war, gehalten worden ist, und gibt eben damit eine kostbare Urkunde des Geistes ab; nicht weniger aber gibt sie ein Muster, wie man Kirchengeschichte recht treiben muß.

Apg. 7,2

Par. 131

Willst Du wissen, was recht ist? wer recht ist? Mache deine Schätzung nach dem Herzen Gottes. Wir müssen alles nach dem Herzen Gottes einrichten, müssen uns aber hüten, das Herz Gottes an unser Herz anpassen zu wollen.

Par. 132

Um Ostern war die Tätigkeit Christi ganz besonders ergiebig (Joh. 12,13). Feste Ware zur Erbauung geeignet (Joh. 7,14). Der liebe Heiland hat der Zeit recht wahrgenommen.

Joh. 7,37

Par. 133

Bei dem großen Zusammenfluß von Festgästen läßt sich ein schöner Gewinn hoffen.

Apg. 20,16

Par. 134

Nicht selten geschieht es, daß der verkehrte Eifer der Menge der Wahrheit einen Dienst leistet.

Apg. 5,26

vgl. Luk. 20,6

Par. 135

Wie sich die Gelegenheit darbot, benützten sie (Paulus und Barnabas) solche.

Apg. 13,5

Par. 136

Paulus lehrt, worauf Timotheus bei Besetzung von Bischofstellen zu sehen habe. Es werden deshalb die dazu nötigen Eigenschaften besonders von ihrer in die Augen fallenden Seite beschrieben. Ein Bischof soll sein:

  1. untadelig, ohne Anschuldigung, ohne üble Nachrede, selbst einen billigen Verdacht nicht ausgenommen (Tit. 1,6); und das nicht nur während seiner Amtsführung, sondern auch zur Zeit seiner Anstellung. -
  2. Eines Weibes Mann. Das ist die gewöhnliche Beschreibung des Ehestand; eines Weibes Mann, eines Mannes Weib. Unter Zweien, die sonst einander gleich sind, soll man nach Pauli Vorschrift den ehelichen vor einem ledigen zum Bischof machen, weil der letztere weniger Empfehlung in der Sache haben kann. Derjenige, welcher eine Ehefrau und wohlgeartete Kinder hat, kann bei dem Volk mit einem guten Beispiel mehr erbauen. Menschliche Klugheit und Heuchelei hat es umgekehrt: keines Weibes Mann, und darüber ist mancher mehr als eines Weibes Mann geworden.
  3. Nüchtern, gr. wachsam, wacker; das Gegenteil ist Schläfrigkeit und Trägheit, welche sich durch Versäumnisse versündigt. Hierunter ist auch die Nüchternheit begriffen, im Gegensatz zur Trunkenheit.
  4. Mäßig - dies wird der Heftigkeit des Gemüts entgegengesetzt, welche leicht zu wirklichen Exzessen und Fehltritten führt.
  5. Sittlich - was die Mäßigung innerlich ist, das ist die Sittigkeit im Äußerlichen. Der neue Mensch hat etwas Festliches und verabscheut alles, was befleckt, unordentlich, unanständig, unmäßig, heftig, nachlässig, affektiert, finster, widerwärtig, lumpig, garstig ist; selbst der Notdurft der Natur und den Dingen, die sich auf Einnehmen, Verdauen und Ausführen beziehen, wartet er sparsam und gleichsam unbemerkt ab und hält die Spuren der Verweslichkeit seines Leibes geheim (Phi 4,8).
  6. Gastfrei gegen Fremde, besonders gegen Arme und Vertriebene, an welchen viele einen Ekel haben.
  7. Nicht ein Weinsäufer, womit ein freches, unbesonnenes Wesen sich verbindet; der nicht pocht, d.h. nicht zuschlägt, mit der Zunge oder mit der Hand. Man darf das wohl buchstäblich nehmen.
  8. Sanft; - Mancher ist gegen fremde Leute sanft, weiß aber daheim desto weniger seinen Zorn zu mäßigen, gegen das Weib, die Kinder, die Hausgenossen. Er ist außer dem Haus gegen jedermann freundlich und läßt im Privatumgang mit Weib und Kind in aller Stille den Zorn und die Bitterkeit aus. Ursache: Diese fürchtet er nicht. Es beweist einen hohen Grad von Sanftmut, wer sich hier überwinden kann (Kol. 3,19).
  9. Mit aller Ehrbarkeit - und doch fern von üppigem Wesen.
  10. Nicht ein Neuling, ein Neubekehrter, erst neu gepflanzt; das Bild ist von Pflanzen genommen, die noch im ersten üppigen Wachstum stehen. Leute, die noch nicht durchs Kreuz mürb geworden waren, konnten wohl leichter und mit weniger Bedenken anderen Neubekehrten zu Vorstehern gegeben werden, wie Apg. 14,23 geschah; nicht aber alten, erfahrenen Christen, unter welchen man freiere Auswahl hatte. In allen Ständen ist es so, daß diejenigen, die gleich bei der obersten Stufe antreten, sich nicht darein schicken, zu Niedrigem sich nicht herunterlassen, mit Bedrängten kein Mitleiden haben, sich selbst nicht regieren und mäßigen können. Allermeist aber ist es also bei dem Bischofsamt.
  11. Nicht aufgeblasen - der Ausdruck im Griechischen deutet auf eine Entzündung, Erhitzung, eine rauchende Glut ohne Flamme; es wird auf diejenigen gezielt, welche vom Wein, sowie auf die, welche von eitler Einbildung auf ihr Wissen aufgeblasen, schwindeln und sich nicht zu regieren wissen, und denen es am Ende geht wie dem Teufel, welcher bald Anfangs (ein Neophyte) seines herrlichen Standes sich überhoben hat und so erschrecklich gefallen ist.
  12. Paulus ist darauf aus, daß die Kirchendiener in hohem Ansehen stehen, deshalb verlangt er ein gutes Zeugnis, auch hinsichtlich des früheren Wandels. Ein guter Ruf überhaupt ist hier noch nicht genug, sondern treffliche Eigenschaften müssen den guten Ruf begleiten, ja selbst mit ausdrücklichen guten Zeugnissen belegt sein. Der Teufel kann einem Vorsteher, der kein ganz gutes Zeugnis hat, selbst oder durch verleumderische Leute viel zu schaffen machen.

1. Tim. 3,2-7

Par. 137

Ein Diakon soll sein

  1. nicht zweizüngig, daß er bei dem einen so, bei dem andern anders redet;
  2. nicht Weinsäufer; wer in viele Häuser zu gehen hat, hat sich wohl in Acht zu nehmen, daß er kein Trinker wird;
  3. mit frommem Sinn und gutem Exempel soll er seinem Amt abwarten und in der Gemeinde erscheinen;
  4. er lege zuvor eine Probe davon ab, wie er sich zu Verwaltung des Dienstes anlasse, so kann er von dem geringeren Diensten der Diakonie zu höheren Kirchenstellen vorrücken. Wer auf seiner unteren Stufe treu gewesen ist, hat Aussicht auf Beförderung.

1. Tim. 3, 8ff.

Par. 138

  1. Er muß bekehrt sein. Bist du nicht ferne vom Reiche Gottes, so gehe ein. Tust du das nicht, so wärest du lieber ferne geblieben. Das gilt vielen Kirchendienern, welche übrigens nicht ohne verständige Einsicht ihr heiliges Amt verwalten.

Mar. 12,34

Par. 139

Barmherzigkeit ist Gnade, sofern diese verbunden ist mit einem Zartgefühl für Erbarmungswerte; die Erfahrung dieser Barmherzigkeit macht geschickt zum Dienst am Evangelium.

1. Tim. 1,2

Par. 140

Die Barmherzigkeit, durch welche man den Dienst am Wort bekommt, macht wackere und redliche Leute. Auch Moses hat Barmherzigkeit erlangt, darum war er auch so wohl daran (2. Mose 33,19).

2. Kor. 4,1

Par. 141

Wer Jesum Christum kennt, der ist auch imstande, Leuten Unterricht zu geben, welche an sich in der Schrift stark sind. Da geh auch das Lehren leicht vonstatten.

Apg. 18,26

Par. 142

Ein Diener des Evangeliums muß ein rechtschaffenes Herz haben. Apg. 8,21. 2. Kor. 1,12. 1.Thess. 2,4. Das Herz ist es, warum einer dem anderen, der vielleicht im Äußeren jenem nichts nachgibt, dennoch vorgeht. Auf das Herz kommt es an; da muß es richtig sein.

Apg. 1,24

Par. 143

Um andere ermahnen zu können, dazu gehört, daß einer sei voll Gütigkeit, vermöge der neuen Natur; erfüllt mit aller Erkenntnis, vermöge ausdauernder Übung.

Röm. 15,14 =====Par. 144

Wer einmal die Gnade selbst geschmeckt hat, der muß notwendig auch empfinden, daß sie eine allgemeine Gnade ist und muß deshalb gegen alle Menschen ein Wohlwollen in sich tragen.

1. Tim. 1,15

Par. 145

Jesus ließ die 12 zuvor im Glauben erstarkt sein, ehe er sie aussandte.

Mar. 6,7

Par. 146

Oft können solche, welche in der Gnade noch nicht so stark vor Gott sind, anderen, die besser sind, als sie, mehr nützen, als sich selbst.

Luk. 7,3

Wer möchte aber gern in seinem Amt so einem Raben gleich sein, der dem Elias Speise bringe, die er selber nicht kosten darf?

Par. 147

2) Wie ein Kirchendiener das geschriebene Wort schätzen und kennen muß. Es gibt nur ein Werk, das den Namen der „Schrift“ und des „Buchs“ verdient. Die übrigen verdienen nur in so weit Beachtung, als sie zum Verständnis dieses einen Buchs und zum Gehorsam gegen dasselbe mitwirken und nach diesem Muster eingerichtet sind. Mat. 21,42 - Wie muß doch so viel an dem, was geschrieben steht, gelegen sein! Der Satan machte sich an den Sohn Gottes; dieser sagte: es stehet geschrieben; und jener sagte auch so. Doch ließ sichs Jesus nicht nehmen, sondern berief sich das zweite Mal darauf: ja, mit der dritten Allegation wies er den Satan völlig ab.

Mat. 4,4

Par. 148

Im Blick auf den Ursprung dieses Buchs wie auch der übrigen Bücher, welche den Inhalt der heiligen Schrift ausmachen, kann man gewiß dieselben wie ganz nach Gebühr anschlagen; denn was ist dagegen die Masse anderer Bücher (Pred. 12,12)?

Off 1,11

Par. 149

Was geschrieben ist, war dem Herrn Jesu alles hochwichtig. Das in der heiligen Schrift niedergelegte Wort Gottes dient mit seinen Zeugnissen zur Richtschnur aller Begebenheiten in dieser und jener Welt.

Luk. 18,31

Par. 150

Wo es sich um das Wort Gottes, ja, auch nur um ein einiges Wörtlein im Wort Gottes handelt, da muß man nicht meinen, man müsse sich nach den Umständen richten.

Heb. 2,9

Par. 151

Es kann einer Christum im allgemeinen bekennen und doch diese oder jene einzelnen Reden oder Sprüche mißkennen und sich daran schämen. Auch solche Scham ist zu überwinden.

Mar. 8,38

Par. 152

Gar sehr empfiehlt die Schrift ihre öffentliche Vorlesung (5. Mos. 31,11; Neh. 8,8; Jer. 36,6; Luk. 4,16; Apg. 15, 21; Kol. 4,16; 1. Thess. 5,27; 1. Tim. 4,13). Es würde mehr Erbauung schaffen, wenn die Lehrer weniger aus ihrem Eigenen redeten oder doch die Schrift wenigstens dem unwissenden Haufen fleißiger vorgelesen würde. Hören können zu jeder Zeit mehr Leute als lesen.

Off 1,3

Par. 153

Es wäre zu wünschen, daß an vielen, auch hohen Orten anstatt der Predigten, deren es hie und da nur zu viele gibt, angeordnet und bei der Gemeinde gehalten würde das Vorlesen etlicher Kapitel aus der Bibel. Das wäre recht, und nun ist es mehr zu bejammern, daß man heutzutage meint, je weniger man aus der Schrift in den Predigten bringe, desto schöner sei es gepredigt. Was Paulus hier zu tun befiehlt und beschwört (die Schrift auch andere lesen zu lassen), das verbietet man zu Rom und droht dabei mit dem Bannstrahl. Die Schrift ist für alle. Können nicht alle lesen, so soll man sie allen vorlesen. Es ist ihnen daran gelegen. Die die bibel unterschlagen und das Lesen des Wortes Gottes dem gemeinen Haufen so schwer machen, die gehen gewiß selbst nicht richtig damit um, und deswegen scheuen sie das Licht. Wie werden sie verstummen, wenn der Richter ihnen sagen wird: Warum habt ihr solche eigenmächtige Verbote auf meine Worte gelegt? Warum habt ihr es denen abgenommen, die damit besser umgegangen wären, als ihr selbst?

1. Thess. 5,27

Par. 154

Alle Künste können sich im Reich Gottes nützlich machen, nur der Stolz muß weg bleiben. Insbesondere aber muß man in der Schrift mächtig sein und brünstig im Geist, wodurch auch mittelmäßige Künste den rechten Schwung bekommen. Und doch ist, was dabei herauskommt, auf Rechnung der Gnade und nicht der Kunst zu setzen.

Apg. 18,24

Par. 155

Jedes andere Studium ist dem Wechsel unterworfen. Da kommt heute das, morgen wieder etwas anderes in Mode. Nur das Studium der heiligen Schrift, freilich scheint es ein großes Aufsehen zu machen, aber es ist das einzige, welches nie außer Gebrauch kommt. Seine Gewalt führt keine Härte und keine Zauberkräfte und ist doch ein bleibendes Reich; sein Wert ist reell; wer damit umgeht, hat es nie zu bereuen. Wer mit solchen Dingen sich ernstlich beschäftigt, der wird desto weniger auf weltliche Gesellschaften, zweckwidrige Wissenschaften, auf Bücher-, Naturalien-, Münz- und dergleichen Raritäten-Sammlungen verwenden, womit viele Pfarrer unbesonnenerweise einen namhaften Teil ihrer Lebenszeit verderben.

1. Tim. 4,15

Par. 156

Bei der Frage nach der Zukunft und den letzten Dingen soll es uns nicht um Fürwitz, sondern vor allem um unsere Verwahrung zu tun sein. Alles muß auf Befestigung unserer Erkenntnis und Bekenntnis Christi hinzielen. Denn darauf zweckt die Weissagung ab. Was wir sonst zum bloßen Wissen uns aneignen, das geht verloren. Dieses wirft auch ein Licht auf die Lehre von der Deutlichkeit und Vollständigkeit der heiligen Schrift.

Mat. 24:4

Par. 157

Viele, wenn sie erstmals dergleichen etwas hören, bewundern es als eine neue Zeitung künftiger Dinge, aber verehren es nicht als ein Wort Gottes. Sie geben es auch als eine merkwürdige Sache aus, und merken doch nicht darauf, daß sie mit einstweiliger Hintansetzung unbedeutender Sachen (und was ist in Vergleichung mit so wichtigen Dingen nicht unbedeutend?) die Wahrheit einsetzen sollten. Haben sie es dann ein oder etliche Male gehört und wieder erzählt, so sind sie der Sache, weil sie nicht mehr neu ist, überdrüssig, und bringen ihre alte Gesinnung mit, wenn sie auf Gottes Gerichte stoßen, seien diese bekannt oder unbekannt, ohne sich um Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft zu kümmern. Solche Leute sollen zusehen, was sie tun.

Off 13:5

Par. 158

Justus Jonas sagt: Es ist genug, daß ihr aus der Schrift wisset, es werde in Zukunft alles wieder hergestellt werden; wann das aber geschehen werde, steht bei Gott. - Zeiten, welche Gott ihm selbst vorbehalten hat, erforschen wollen, ist Vorwitz; hingegen ist es Blödigkeit oder Gleichgültigkeit, diejenigen Zeiten, welche Gott geoffenbart hat, nicht achten.

Apg. 1,7

Par. 159

Petrus hat seine eigene Erfahrung geltend gemacht, welche so gut, wie z.B. die zu Abrahams Zeiten, ihre Kraft hatte und Glauben verdiente. Jakobus fügt nun die prophetischen Bücher der heiligen Schrift bei. Das gab eine liebliche Harmonie.

Apg. 15,15

Par. 160

In geistlichen Dingen gilt weder Leichtsinn noch ein absichtliches Nachmachen. Der Satan wird durch keine Rede, durch keine Werke ausgetrieben, sondern bloß durch den Glauben an Gottes Wort. Der arglistige Geist, wenn er sieht, daß kein Glaube und kein im Herzen haftendes Wort da ist, so hat er seinen Spott. Seine Arglist wird nicht anders als durch den heiligen Geist durchschaut; und er wird auch nicht anders ausgetrieben, als durch den wahren Glauben und durch Leute, welche durch und durch geistlich sind.

Apg. 19,13

Par. 161

Wer ihm nicht zeigen lassen will, was geschehen soll, der entzieht sich der Pflicht eines Knechts. Für Fremde, Feinde und Spionen gehört es nicht. Möchten doch das gottselige Männer bedenken, die für alles andere Gute sich so interessieren, daß sie diese Anzeige für ein Hindernis ansehen, da sie doch Knechte Jesu Christi in allem Werk befördern kann.

Off 1,1

Par. 162

Wie die Heiligungs- und die Amtsgaben verbunden sind. Was bei einem natürlichen Menschen natürliche Anlage ist, das ist bei den Heiligen Gnade geworden.

1. Kor. 7:7

Par. 163

Wer einmal unter das Regiment der Gnade gekommen ist, der kann sich der natürlichen Mittel nicht mehr so, wie zuvor, bedienen.

Mat. 14:30

Par. 164

Ein Theologe, der kein geistliches Salz hat, ist auch in weltlichen Dingen unnütz.

Luk. 14:35

Par. 165

Drei Sprachen sind es heute noch vornehmlich, welche diejenigen erlernen müssen, die Christum kennen und predigen wollen: hebräisch, griechisch, lateinisch. Das Hebräische steht Joh. 19,20 zuerst. Lukas hat die Sprachen in der Ordnung aufgeführt, wie Pilatus sie gesetzt hatte. Johannes, als Hebräer, hat am Natürlichsten gehandelt und entspricht seine Ordnung auch der Würde seiner Sprache. Beide Evangelisten aber sind in der Ordnung geblieben, in welcher hernach Christus und sein Kreuz und Reich gepredigt worden ist. Der Anfang (nach Johannes Ordnung) wurde hebräisch gemacht, und in der letzten Zeit (nach Lukas Ordnung) werden die Hebräer eine Hauptrolle spielen. Das Lateinische (Römische) steht bei keinem Evangelisten zuerst und wird auch nach Roms Untergang nicht mehr sehr in Aufnahme sein.

Luk. 23,38

Par. 166

Prüfungsgabe. Paulus pflanzt ein stechendes Gehege zwischen sich und die falschen Apostel. O Gott, lehre mich die rechte Weisheit, daß ich mich derer nicht entschlage, die mir dienen in der Wahrheit, und mich auch nicht vermenge mit den Fremden, ob sie noch so großen Schein hätten.

2. Kor. 10,12

Par. 167

Joh. 5 hat der Herr die Gesandtschaft zu Johannes, V. 33, das Forschen in der Schrift, V. 39, die Hochschätzung Moses, V. 45, gut geheißen; aber überall zeigt und rügt er es, wo die Juden es haben fehlen lassen, und weiset den Irrtum und Mißbrauch nach, den sie bei alle dem sich zu Schulden kommen ließen, indem er bezeugt, daß sein und seines Vaters Ansehen schon an sich größer, das Zeugnis Johannis und der Schrift aber von ihm (von Christus) nur eben auch ein Zeugnis sei.

Par. 168

Liebe zu Gott und zum lieben Heiland. Jesus liebt seine Herde, und wer ihn lieb hat, dem will er etwas anvertrauen.

Joh. 21,15

Par. 169

Paulus tat es mehr, weil er nicht seine Ehre suchte, sondern Gott lieb hatte.

Apg. 16,18

Par. 170

Auf Gott allein hat man Rücksicht zu nehmen.

Gal. 1,10

Par. 171

Vertrauen auf Gott. Wo die Welt jubiliert, sind die Christen still wo alles zittert, sind sie getrost und richten andere noch auf. Muster zum Bezeugen eines Lehrers bei öffentlichen Gefahren oder Landplagen.

Apg. 27,21

Par. 172

Jesus war von allen menschlichen Stützen entblößt und hätte folglich nichts von alle dem, was er getan, und eben so wenig, was andere ausgezeichnete Männer tun, verrichten können. Aber Gott war mit ihm. Er war von Gott.

Joh. 9,33

Par. 173

Paulus gibt hier ein herrliches Beispiel davon, wie Glauben und große Geistesgegenwart und Einsicht, sowie ermunternde Anleitung anderer, auch in ganz äußerlichen Dingen sich gar wohl beisammen finden können.

Apg. 27,9

Par. 177

Auch Gläubige ertragen es weit leichter, wenn ihre Lehrer der Mäßigung sich befleißigen, als wenn sie ihren Eifer zu hoch treiben. Allein diese müssen eben dem Trieb des Geistes folgen.

2. Kor. 5,13

Par. 174

Wenn es da, wo man handeln sollte, im voraus heißt: es hilft doch ni9chts!, da ist eine Sache verzweifelt.

Mat. 27,24

Par. 175

Eifer, Gott zu gefallen. Der Ehrgeiz ist erlaubt, der dem Herrn zu gefallen strebt.

2. Kor. 5,9

Par. 176

Wir verhalten uns so, daß die Menschen uns Gutes zutrauen mögen: sie sollen uns, wir mögen nach ihrer Meinung zu weit gehen oder in den gewöhnlichen Schranken bleiben, wenn sie nur wollen, recht erfinden. Vielen ist nicht recht, was Gott selber tut, wie sollte ihnen denn recht sein, was seine Knechte tun? Was rats? Eben das, was hier steht. Manchmal ist einer gegen dem Gewissen auch solcher Leute offenbar, die es sich gar nicht merken lassen.

2. Kor. 5,11

Par. 177

Auch Gläubige ertragen es weit leichter, wenn ihre Lehrer der Mäßigung sich befleißigen, als wenn sie ihren Eifer zu hoch treiben. Allein diese müssen eben dem Trieb des Geistes folgen.

2. Kor. 5,13

Par. 178

Gehorsam gegen Gott. Wenn Gott etwas Hartes befiehlt, so mag wohl einmal eine Einwendung hingehen, Apg. 22,19, aber weiter soll man es nicht treiben. Joh. 13,8; 2. Mos 4,13; 5. Mos 3,26; Hes 4,14. Durch das Zögern Petri tritt der Wille desto deutlicher an's Licht. Desto leichter hat aber auch Petrus nachgehends die Bedenklichkeiten der Brüder sich können gefallen lassen.

Apg. 10,14

Par. 179

Macht der Rede. Es ist etwas Rares um eine wohlgeordnete Zunge: Röm. 15,18. Das ist auch der Grund, warum einer, der den Lehrer machen will, nicht so viele Worte machen soll.

Jak 3,1

Par. 180

Um die armen Seelen zur seligen Erkenntnis und Liebe Gottes zu führen, gibt er den Zuhörern einen penetranten Stich in's Herz: „Ich kenne euch!“ - Und doch redet er mit großem Erbarmen. Nicht um mich, will er sagen, um euch ist mir's leid.

Joh. 5,42

Par. 181

Die an sich so liebliche Rede enthielt freilich manches, was für die fleischliche Natur abschreckend ist. Es war keine „harte“ Rede, aber schwer zu verstehen; den Bösen zum Schrecken, den Rechtschaffenen zur Bewährung, Übung und Stärkung. Mit frommen Erstaunen laßt und hier werken, wie der Herr sonst selbst im geschlossenen Kreis der Apostel nicht leicht so erhaben gesprochen hat.

Joh. 6,60

Par. 182

Donnerskinder! Eine herrliche Benennung. In der Schrift ist der Donner etwas Schreckliches und zugleich Feierliches. So ist das Evangelium der Welt ein Schrecken, den Gläubigen gereicht es zur Freude und zum Frommen. Johannes birgt in seiner Sanftmut eine Donnerkraft, besonders, wo er von der Gottheit Jesu Christi zeuget, und in seiner Offenbarung kommen gar viele Donner beschrieben.

Mar. 3,17

Par. 183

Er muß es ernstlich meinen. Ein Diener und Mitgenosse des Evangeliums muß ein rechtschaffenes Herz haben. Das Herz ist nämlich der Sitz des Guten und des Bösen. Mit der Rechtschaffenheit des Herzens aber kann die Vermengung geistlicher und zeitlicher Absichten nicht bestehen.

Apg. 8,21

Par. 184

Die unglaubliche Vielgeschäftigkeit der Heuchler habe zwar, sagt der Herr, einen großen Eifer entwickelt, hinter welchem aber gar wenig Kraft zu finden gewesen.

Mat. 23,15

Par. 185

Warum weder unbesonnen noch verzagt zu handeln? Eine Geißel aus Stricken war das ungefährlichste Instrument. Es heißt auch nicht, daß er wirklich die Leute damit geschlagen. Er wollte nur schrecken und erreichte damit seinen Zweck. Joh. 2,15. Wenn man von einem Markt geschwind alle Käufer und Verkäufer wollte vertreiben, wie viel bewehrte Mannschaft gehörte dazu? Das war doch ein Zeichen. V. 18

Par. 186

Petrus war vor den anderen Aposteln dem Haß der Welt ausgesetzt, ist aber dadurch nicht blöde geworden, daß er sich nicht in Wort und Tat gern an die Spitze gestellt hätte. Und jetzt läßt er die früher gebrauchten (Apg. 4,8) Ehrentitel we und fährt sozusagen in seiner vorigen Rede, nur mit geschärftem Ernst, da fort, wo er es gelassen.

Apg. 5,29

Par. 187

Einer Zeugschaft von jener Magd brauchte es nicht: man mußte sie vielmehr unterdrücken, um den Schein zu meiden, als ob Paulus mit diesem Geiste gemeinschaftliche Sache machte. Es war gerade keiner von den ärgsten, weil Paulus ihn eine Zeit lang hatte machen lassen. Aber zu diesem Zeugnis war er nicht bestellt - er mußte fort.

Apg. 16,17

Par. 188

Nach dem Betrug des Simon wird Philippus vor allem zaghaften Wesen verwahrt.

Apg. 8,26

Par. 189

Philippus, den der Zauberer Simon getäuscht hatte, nimmt nun doch keinen Anstand, den gläubigen Kämmerer zu taufen. Er ist nun vorsichtig, aber doch nicht allzu mißtrauisch.

Apg. 8,37

Par. 190

Erfahrung. Ein rechtschaffener Lehrer muß die nötige Einsicht haben und zugleich seiner Sache gewiß sein.

1. Tim. 1,7

Par. 192

Salz und Feuer werdet ihr jedenfalls zu erfahren haben: sehet nur zu, daß ihr mit der gelindesten Art davon kommt. Denke nicht, o Mensch, du wollest ohne Schmerzen bleiben. Ewiges Feuer ist schrecklich. Dulde lieber das Feuersalz; und noch lieber das Salz allein.

Mar. 9,49

Par. 193

Er muß ausharren. Oft geschieht es, daß Leute, welche furchtsam waren, da es keine Gefahr hatte, erstarken und die Wahrheit in Schutz nehmen, wenn die Umstände sich mißlich gestalten.

Joh. 7,50; 19,39

Par. 196

Ist eine Sache offenbar eine gute, so stimme man ihr bei; ist sie offenbar böse, so leiste man Widerstand. Kommt aber unvermutet etwas Neues daher, das man noch nicht zu durchschauen vermag, und hat man es mit erhitzten Gegnern zu tun, so ist es ausnehmend heilsam, Gamaliels Rat zu befolgen. Wie übel wird es also angewendet, wenn man sich causae aperte bonae unter diesem Vorwand entzieht.

Apg. 5,38

Par. 197

Paulus war weder inkonsequent noch fleischlich konsequent. Bei einer Überlegung nach dem Fleisch muß es auf das hinausgehen, was man beschlossen hat, es mag wohl oder übel ablaufen, nur um Wort zu halten, wenn man einmal ja gesagt hat, um nicht inkonsequent zu werden. Eines von beiden (Inkonsequenz oder fleischliche Konsequenz) konnte einer argwöhnen, der nicht billig sein wollte. Er hatte das Versprechen gegeben, aber nicht unbedingt 1. Kor. 16,7; und dann hatte er guten Grund, sein Kommen zu verschieben, es war etwas Wichtiges dazwischen gekommen. Wenn man aus guten, in äußeren Umständen liegenden Gründen eine vorgehabte Reise abstellen muß, das tut der Konsequenz der Lehre keinen Eintrag.

1. Kor. 1,17.18

Par. 198

Wo man die Klarheit des Herrn (2. Kor. 3,18) nicht erfahren hat, da herrscht eine Scheu vor, die nicht offen auftritt; denn wer scheu ist, sagt nicht, was zu sagen ist. Diese Handlungsweise hat bei uns aufgehört, meint der Apostel. Hinterlist sucht Schlupfwinkel, die Lauterkeit hat das nicht nötig.

2. Kor. 4:2

Par. 199

Die Schwachheit des Fleisches war der Predigt des Paulus noch förderlich, denn die Galater hätten sich an dieser Schwachheit stoßen und die Predigt verwerfen können. Sie taten dieses nicht; umso kräftiger war darum die Predigt.

Gal. 4,2

Par. 200

14) Munterkeit. Das Wörtlein bald setzt Markus oft, besonders im Anfang seines Buches, den geschwinden Lauf des Herrn zu seinem Ziel, so wie die ihm sofort gegebenen Anlässe, auch die schnellen Erfolge, anzuzeigen. Der Heiland ist in seinem Tun nicht langsam gewesen.

Mk. 1,19

Par. 201

Das sei eure Hauptsorge, daß ihr nicht ängstlich sorget. Das ist der beste Fleiß, daß man sich Gott überlasse.

Luk. 21:14

Par. 202

Wir werden nicht müde, wir bleiben, wer wir sind, im Reden, im Tun, im Leiden.

2. Kor. 4,1

Par. 203

In solchen Dingen, die von Gottes wegen auszurichten waren, hatte Paulus ein weites Herz; wenn er schon im Übrigen vor der Welt ein armer, verachteter Mensch war.

Röm. 15,17

Par. 204

Paulus hat den Römerbrief diktiert; man sieht, es hat die Apostel die Abfassung ihrer Schriften kein mühsames Nachsinnen gekostet. Es ist ihnen geflossen.

Röm. 16,22

Par. 205

15) Fleiß und Eifer, beides in den rechten Schranken. Wie fleißig ist Jesus gewesen! Tag und Nacht hat er für unser Heil gewacht.

Mk. 1,32.35

Par. 206

Verkehrterweise machten sie es wie Festus Apg. 26,24, der Paulus eines übertriebenen Eifers beschuldigte, wodurch der Verstand Not litte.

Mk. 3,21

Par. 207

Wo es sich um die Rettung einer Seele handelt, da muß man nicht nachlassen, bis man sie findet. Diese Sorgfalt war auch der Grund, warum Jesus Christus den Sündern bis ins Alltagsleben hinein, bis an den Tisch nachgegangen ist, wo auch am Meisten gesündigt wird.

Luk. 15,4

Par. 208

Dem Weib ist das Wasser, Jesus das Essen nicht mehr wichtig. Der Glaube und dessen Freude und Gewißheit bricht bald von selbst aus, auch andere zu dem gefundenen gut zu führen. Das Mittagessen war ihm über der Inbrunst des Geistes, die ihm allen Hunger nahm, ganz aus dem Sinn gekommen.

Joh. 4,28.32

Par. 209

Paulus hatte nicht Lust, sich nunmehr hier zur Ruhe zu setzen, sondern er eilt mit einem solchen Eifer weiter, als ob er noch gar nichts getan hätte. Ephesus und Asien hat er schon; auf Macedonien und Achaja rüstet er sich; auf Jerusalem geht sein weiteres Absehen; dann hat er Rom in Gedanken, und von dort aus Spanien, Röm. 15,26. Kein Alexander, kein Cäsar, kein anderer Kriegsheld tut es an Großherzigkeit diesem kleinen Benjaminiten gleich. Die Wahrheit von Christo und der Glaube an ihn und die Liebe zu ihm erweiterte sein Herz wie Sand am Meer. Doch tat er alles in der Ordnung: als dies ausgerichtet war.

Apg. 19,21

Par. 210

Paulus schreibt sich selbst die Gefühle und die Handlungsweise eines Verlobten zu, da er um Christi willen, wie dieser selbst alles fühlt und tut, was ein Verlobter gegenüber seiner Braut fühlt und tut. So redet er denn auch vom Eifern. - Damit ist auch die Ursache der „Torheit“ ausgedrückt, die der Apostel für eine Weile annimmt (2. Kor. 11, 15ff.). Liebende, wenn sie recht heftig lieben, scheinen nicht recht bei Sinnen zu sein. Amantes videntur amentes.

2. Kor. 11,2

Par. 211

Nötiget sie, herein zu kommen: jedoch ohne Gewalt zu brauchen. Ein also Gezwungener tritt nicht ein; anders nötigte Saulus in seinem blinden Eifer fürs Judentum, Apg. 26,11, anders Paulus, der Knecht Jesu Christi.

Luk. 14,23

Par. 212

Beim Lehren kommt es nicht allein auf Gründlichkeit und Verständlichkeit im Vortrag, sondern hauptsächlich auf ausharrende Geduld an. man muß sich eben der Sache annehmen, und das mit Milde und Ausdauer, in aller Langmut und Lehre.

2. Tim. 2,24, vgl. Tit 1,9, 1. Tim. 4,2, Apg. 20,31

Par. 213

Manchmal treibt einen die Leidenschaft so weit, als er mit vernünftigen Gründen nicht gekommen wäre; aber vor einer solchen Hitze soll man sich in Acht nehmen.

Luk. 17,23

Par. 214

Buße ist nicht Menschenwerk; Gott muß es tun; das gibt Geduld. Es läßt sich nicht erzwingen. Wer es erzwingen will, wird desto weniger ausrichten. Schläfrigkeit ist aber auch nicht am Platz.

2. Tim. 2,25

Par. 215

16) Freimütigkeit. Das Wort parrhesia und parrhesiazomai kommt oft in der Apostelgeschichte vor und paßt gar schön zu dem Inhalt dieses Buches; es drückt so ganz den Charakter der wahren Religion aus: Freimut, frei predigen. Mit diesem Freimut haben sie alle Welt gewonnen.

Apg. 4,13

Par. 216

Die Fälscher des Wortes Gottes gehen nicht darauf aus, recht viele Kraft zu äußern, sondern nur für sich Profit zu machen. Es sind Leute, die von Christus reden, aber nicht aus Gott, nicht in der Gegenwart Gottes. Eigennützige Wirte, welche den Wein fälschen und damit Gewinn machen, wo sie ihn nicht wachen sollten. Die Apostel gehen mit Gottes Wort anders um. Sie reden aus Gott, und das tun sie mit redlichem Herzen, sie wollen vor Gott bestehen. Wir vergessen nie, daß Gott, aus dem wir reden, bei uns ist; wir sehen dabei nicht auf Menschen. Wir geben die Zunge her, die Kraft aber ist Gottes. Was von uns in Christo vorgetragen wird, das wird von oben verliehen und gelenkt.

2. Kor. 2,17

Par. 217

Der fromme und getreue Knecht redet frei und fröhlich; aber nicht sich selbst, sondern den Gütern des Herrn schreibt er den Gewinn zu.

Mat. 25,20

Par. 218

Was er zu seiner Verteidigung zu sagen hatte, glaubte Paulus jetzt zur Genüge vorgebracht zu haben; nun benutzt er auf eine feine Weise diesen Anlaß, auch ein Religionsbekenntnis abzulegen. Es ist ein freiwilliges, offenes, vollständiges Bekenntnis des Glaubens, der Hoffnung, der liebe.

Apg. 24,14.15.17

Par. 219

Nach dem Urteil der Vernunft sollte Stephanus die letzten Worte zurückbehalten haben, da er seine Schutzrede schon zu Ende gebracht hatte, aber wo ein feierliches Religionsbekenntnis abzulegen ist, da muß man Alles sagen, was die Ehre Gottes und das Heil der Zuhörer gebietet.

Apg. 7,53

Par. 220

Johannes schrie mit gewaltigem Zeugnis, mit Zuversicht und Freudigkeit, wie es einem gewaltigen Herold ansteht, V. 23, damit es männlich V. 7 vernommen und geglaubt werde.

Joh. 1:15

Par. 221

Die Antwort war rund und nett, ohne alle gekünstelte Wendung, um etwa los zu kommen. Apg. 4,19 - Oft ist Paulus in seiner Schreibart, unbeschadet der apostolischen Würde, sozusagen höflich und artig (1. Kor. 4,14; 2. Kor. 2,12.13); ein andermal aber redet er freier und drückt sich strenger aus.

1. Kor. 15,34

Par. 222

17) Geduld Das Volk drang zu ihm, lag auf ihm, mit großer Zudringlichkeit, woraus des Heilands Geduld zu ersehen ist.

Luk. 5,1

Par. 223

Jesus hat am Kreuz mit Psalmworten (Ps. 22 und 31) gebetet, doch die prophetischen Psalmen nicht wider seine Feinde benutzt. Er hat für seine Feinde gebetet.

Luk. 9,55

Par. 224

Die Welt will ihr Leben damit behaupten, daß sie Gewalt mit Gewalt zu vertreiben sucht. Nicht also die Heiligen. Diese sind zur Geduld berufen. Durch Geduld behaupten sie ihre Seelen; ob sie auch alles andere darüber einbüßen sollten. Mit der Geduld kommt man am besten durch. Wer sich sträubt und wehrt, büßt ein. Das leuchtet nicht sogleich ein. Je mehr sich das Leiden häuft, je nötiger ist diese Ermahnung, die auf alle Arten von Leiden paßt. Luk. 21,19. Aber die Heiligen erkennen allein die Kraft der Geduld und des Glaubens.

Off 13,10

Par. 225

Verleugnung innerhalb der rechten Grenzen. Bei Hofe konnte Moses von dem Elend seiner Brüder nicht so genau unterrichtet sein, daher treibt ihn die Liebe hinaus: er geht selbst an Ort und Stelle.

Apg. 7,23

Par. 226

Der Heiland hat auch für die nötige Bequemlichkeit sorgen wollen und ein Schifflein bereit halten lassen.

Mar. 3,9

Par. 227

Esset und trinket, nicht wählerisch, aber freimütig, was ihr antrefft. Mitzuessen war ihnen erlaubt; Geld sollten sie nicht fordern, doch auch nicht ganz und gar ausschlagen.

Luk. 10,7

Par. 228

Gegen die Bande hat Paulus sich nicht auf sein römisches Bürgerrecht berufen, denn Bande waren ihm vorhergesagt; dagegen machte er es gegen das Peitschen geltend, er wollte, um ferner als Prediger des Evangeliums wirken zu können, Leib und Leben schonen.

Apg. 22,25

Par. 229

In göttlichen Dingen darf man sich zuweilen auch der Rechtsmittel bedienen.

Apg. 25,11

Par. 230

19) Liebe zu den Schafen. Mit so von oben angezündeter Liebe umfaßt Paulus nicht bloß die, die sich zu Korinth paulisch nannten, sondern alle Korinther in Christo Jesu.

1. Kor. 16,24

Par. 231

Die Liebe macht gelehrige und kluge Leute. Von dieser Stelle her schreibt sich die in Predigten altherkömmliche, im weiteren Sinn genommene Redensart: Eure Liebe.

Phi 1,9

Par. 232

Das ist die beste Ermahnung, welche aus einem von Freude durchdrungenem Herzen fließt.

Apg. 11,23

Par. 233

Habe ich einen Menschen gewonnen, so wird derselbe gleichsam mein eigen. Seliger Gewinn! Der Arzt kann den Leib seines geheilten Patienten, der Nachbar kann das Haus seines Nachbarn, wo er den Brand löschte, nicht sein eigen nennen; sie haben es nicht gewonnen.

Mat. 11,25 (vgl. Phl. 19, 1. Kor. 9,19)

Par. 234

Die geistliche Vaterschaft ist, wie keine andere Verwandtschaft, mit einem ganz besonders innigen Gefühl der Angehörigkeit und Anhänglichkeit verbunden.

1. Kor. 4,15

Par. 235

20) Sanftmut. Mit der Anrede: Meine Liebsten! will Paulus aufgebrachte Gemüter besänftigen. wenn Paulus bei seinen Ermahnungen diese Anrede gebraucht, so gehen jene aus dem Gefühl der göttlichen Gnade hervor, die ihm selbst und denen, die er ermahnt, widerfahren ist.

Röm. 12,19

Par. 236

Er macht seinen Jüngern keinen Vorwurf über ihre Unbescheidenheit, als sie seine Ruhe störten, und verbietet ihnen nur die Furcht.

Mat. 8,26

Par. 237

Gegen den Herrn selbst waren die Jünger unhöflich gewesen, doch nimmt er sich mehr des bekümmerten Weibes als seiner eigenen Ehre an.

Mat. 9,26

Par. 238

Hirten sollen die Herde schonen. Apg. 20,29

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