Baxter, Richard - Selbstverleugnung - Das. XXXI. Capitel.

Baxter, Richard - Selbstverleugnung - Das. XXXI. Capitel.

Neue / eitele Zeitungen / unnuetze Historien / die Bekuemmernis um anderer Leute Geschaeffte / etc. muß verlaeugnet werden.

Weiter so hat das Fleisch seine Lust im Lesen unnuetzer Historien / und neue Zeitungen / die uns nicht angehen zu hoeren / und daß es mag gerne wissen um anderer Leute Sachen / die uns nicht angehen / und da wir auch keinen Beruff haben um zu wissen; dieselbe muß verlaeugnet werden.

Unterschiedliche Leute haben an jetzt erwehnten Suenden ein sonderlich Behagen: Viel Schul-Knaben / und vorwitzige junge Leute werden so sehr vergifftet und verfuehret / in deme sie unnuetze Gedicht oder Liebes-Geschicht oder andere unnuetze Historien-Buecher lesen / als fast durch kein Ding sonsten. O der edelen Zeit / die auf die Lumpen-Possen gewandt und verdorben wird! allein davon habe ich zuvor Cap. 22. geredet; Da ich aber jetzund von rede / das sind warhafftige Historien / und neue Zeitung / darinnen mancher sein vorwitzig Gemueth so kan ergoetzen; Historien zu lesen / und studieren ist ein sehr nuetzlich Werck / wenn es gebrauchet wird zu dem gebuehrlichen Zweck und Ziel / und mit Vernunfft ein Ausschuß darunter gemachet wird. Es ist diß Studium eine grosse Huelffe die Schrifft zu verstehen / und den vorigen und gegenwaertigen Zustand der Kirchen zu wissen / und zu erkennen die wunderbahren Schickungen und Vorsehungen GOttes / davon wir sonst wenig wissen wuerden: Es schicket sich nicht / daß die wunderbahren Wercke GOttes solten sterben mit denen / die sie gesehen haben / sondern es muessen dieselbe auch ausgebreitet werden auf die Nachkommen: Der nicht mehr weiß als von der Zeit / darinnen er lebet / der ist eben so thoericht und unwissend / als wer sonsten von keiner Stadt oder Land weiß denn nur von der / darinnen er wohnet. Etliche Historien sind ein wesentlich Stuecke unsers Glaubens; Etliche sind sehr dienstlich und nuetzlich zu demselben. Der nicht in den Kirchen-Historien wol belesen ist / der hat einen grossen Vortheil verlohren seinen Glauben gegen einem Unglaeubigen oder auch gegen einen Papisten zu vertheidigen: Der auch nicht weiß den gegenwaertigen Zustand der Welt / und der Kirchen GOttes durch die Welt / der weiß kaum mit was Ernst und Eifer / und wie er sein Gebet einrichten soll in diesen vornehmen Stuecken unsers Gebetes / darinnen wir bitten um Befoerderung der Ehren / des Reiches / und Willens GOttes: Er kan nicht trauren mit der Kirchen / wenn sie trauret / und sich freuen wenn es ihr wol gehet; daß es also einem Christen freylich zustehet / daß er sich bemuehe zu lernen die Historien der alten und neuen Kirchen. Und ist ein sonderlich Zeichen eines wahren Christen / wenn er gerne hoeret von dem Wolergehen der Heiligen / und Fortgang des Evangelii; und ein Zeichen / daß einer noch wenig Gnaden hat / der dieses nicht achtet.

Allein / wenn man Historien nicht gebrauchet / daß wir daraus lernen wollen / was da die Ehre Gottes zu befoerdern uns moechte dienen / oder daß wir nuetzliche und erbauliche Wissenschafft daraus schoepffen / sondern nur dem fleischlichen Sinn zu gefallen / alsdenn ist es suendlich und eitel die Zeit darinnen zuzubringen. Viel Leute haben nicht so grosse Lust zu lesen die nutzbahren Historien von der Kirchen Zustand / als sie haben die zierlich auffgesetzten / wiewol unnuetze Geschichte zu lesen: Wiewol ich weiß / daß die Wissenschafft der Historie der gantzen Welt sehr dienlich ist / auch zu geistlichen Sachen: So werden doch dieselbe / die sie zu solchem heiligen Ende gebrauchen / auch ihre Wahl darnach anstellen / und nicht mehr Zeit darauf wenden als was solches heiliges Ende mag befoerdern. Die Unheiligen und Weltlingen haben ihre meiste Lust an deme / was am meisten irrdisch darinnen ist / ja offt an dem was kurtzweilig ist; Aber die Gottseligen haben in den Historien an denen am meisten gefallen / die sie zu GOtt fuehren / und da sie am meisten von GOtt in finden. Ein fleischlicher Leser mag / indeme er die Bibel lieset / sich ergetzen ueber die Historien / und doch keinen Schmack haben an der Lehre darinnen enthalten: Dabey denn diese Warnung zu mercken: Wenn wir finden ein fleischlich Ergetzen oder Belustigen in uns ueber die Historien in der Schrifft / oder andere nuetzliche Historien / daß wir nicht alsobald deßwegen die Historie wegwerffen / sondern bemuehen uns vielmehr / wie unsere Kranckheit mag geheilet werden / daß wir moegen ein geistlich Wolbehagen darinnen finden / zu Gottes Ehren / daß GOtt moege seyn der Anfang / das Ende / das Leben und alles in unserm Studieren und Ergoetzungen; und ob schon die fleischliche Ergoetzung ueber Historien in uns eine Suende ist / so machet doch GOtt der HErr dieselbe offt eine Gelegenheit zum Guten / indeme es uns mag fuehren zu der heiligen Warheit / dadurch wir nachmahlen geheiliget und bekehret werden / ob es schon im Anfang von uns als etwas neues angenommen.

Also auch die fleischliche Lust / die viele Leute haben darinnen / daß sie gerne was neues hoeren / und koennen reden und anhoeren mit Lust anderer Leute Sachen / die ihnen doch nicht angehen / dieselbe ist suendlich / weil dadurch viel Zeit verdorben / wichtiger Dinge / dazu unsere Zeit uns gegeben / und da wir uns um zu bekuemmern haben / versaeumet werden / dieses war der Athenienser ihr Laster / Act. 17/ 21. Die Athener und Auslaender waren gerichtet auf nichtes anders / denn etwas Neues zu sagen und zu hoeren. Ja Neulichkeit in der Lehre / in Gottesdienst / in Lehrern und Predigern / ist offtmal ein Strick und Angel / da viele fleischliche Hertzen gefangen werden / welche von GOtt verlassen sind / weil sie ihn erst verlassen haben / und nicht gehalten an der Warheit / die sie einmal angenommen.

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