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Arnd, Johann - Vom lieben Kreuz

Arnd, Johann - Vom lieben Kreuz

Getreuer Vater, lehre uns deine Geheimnisse des Kreuzes Christi recht erkennen, damit wir alles Leiden in stiller Gelassenheit ertragen, auf dich im Glauben schauen, uns dessen trösten, daß unsere Trübsal, die zeitlich und leicht ist, eine ewige und über alle Maße wichtige Herrlichkeit schaffe. Dein sind wir, o Gott. Wie du es nötig findest, so tue mit uns. Laß uns nur unsere Seele zur Beute davon tragen, so genügt uns. Amen.

Das liebe Kreuz ist ein hohes, großes Geheimnis, in dem die höchste Weisheit und der höchste Rat Gottes verborgen liegt, welches Fleisch und Blut nicht verstehen und nicht schmecken können das himmlische Manna in Gottes Wort ohne Kreuz.

Gott verhängt das allergrößte und schwerste Leiden über die, so ihm lieb sind … Darum will unser lieber Gott seine Auserwählten aus großer Liebe und Erbarmung in dieser Zeit ohne Unterlaß kreuzigen in mancher verborgenen, fremden Weise, die uns oft unbekannt ist; und will ihnen keinerlei Ding in der Welt lassen zu lieb werden, auf daß die bösen Geister keine Gewalt über sie haben, sie zu betrügen und von Gott abzuführen.

Verstünden wir den Adel des Kreuzes, wir achteten uns desselben unwürdig. So eine große Gnade Gottes ist es, Christi Bilde gleich zu werden. Christus hat der Welt nie gefallen, darum hat ihn auch die Welt verschmäht. Unter tausend Christen findet man kaum einen, der zu dieser Vollkommenheit gelangt ist, daß er der Welt nicht begehre zu gefallen.

Denn wer der Welt gefallen will, kann Gott nicht gefallen, und wer der Welt voll ist, der ist Gottes leer.

Alle wahren Gaben Gottes sind unreif und unschmackhaft, wenn sie nicht zu uns mit dem Kreuze herabsteigen.

Alle Leiden eines Christen, sie seien so gering, als sie wollen, kommen aus Gottes unaussprechlicher Liebe und gereichen dem Menschen zu Nutzen. Es ist kein so kleines Leiden auf dich gekommen, Gott hat es zuvor ewiglich angesehen, und das liebt er und hat sein Wohlgefallen daran.

Es ist eine sehr hohe, herrliche und geistliche Herrschaft und königliche Würde; da ist kein Ding so gut oder böse, es muß einem Gläubigen zur Seligkeit dienen, weil er Christum hat und besitzt und Christus ihn. Also bedarf ein Christ nichts mehr zur Seligkeit als Christum allein durch den Glauben. Christus ist mir genug. Das laß mir eine köstliche Freiheit und Gewalt des Christen sein nach dem inwendigen Menschen.

Die Kinder dieser Welt werden nach irdischem Glück, die Kinder Gottes nach Kreuz und Trübsal geschätzt. Selten läßt Christus diejenigen auf Erden glücklich sein, die er zu ewigen Freuden bestimmt hat.

Es ist kein Kreuz so klein oder groß, Gott legt seine Hand unter und trägt der Bürde schwersten Teil. Dadurch wird der Mensch so fröhlich und ihm das Kreuz so leicht gemacht, daß ihn nicht dünkt, daß er je gelitten habe. Sobald aber Gott unter der Bürde weggeht, so bleibt die Bürde des Leidens in ihrer Schwere und Bitterkeit. Darum hat der Sohn Gottes, Christus Jesus, das schwerste Kreuz in der allerschwersten Weise getragen und haben es ihm alle nachgetragen, die seine liebsten Freunde gewesen sind.

Unsere Augen sehen nur auf die große Not und sehen nicht, daß doch Gottes Hilfe größer ist denn alle unsere Not.

Mein Herr Christus kann wunderliebe Mittel schaffen, daß ich mein Kreuz überwinde und hindurchkomme, wie er einen Weg machte durchs Rote Meer so wunderlich, daß es kein Mensch hätte denken können.

Dem Herrn unsere Wege befehlen, heißt: wälze den Stein von deinem Herzen auf Gott, so wird dir das Herz leichter und kommt der Stein dir vom Herzen.

Das ist Gottes Stunde, wenn seine Ehre und Herrlichkeit am meisten kann ausgebreitet und unsere Seligkeit befördert werden, daß ist oft nicht, wenn wir es meinen. Wenn wir die Verheißungen Gottes anschauen - so wird die Trauerstunde zur Wunderstunde.

Fliehe zu Christo in großen Anfechtungen, der wird dich nicht verzweifeln noch ewig verderben lassen. Gott will haben, daß alle armen Sünder bei Christo Trost suchen sollen, darum auch der Herr die Sünder zu sich ruft. Wer nun Christum und seinen Trost nicht suchen noch haben will, der erzürnt Gott mehr damit denn mit allen seinen Sünden, die er getan hat. Daher St. Hieronymus sagt: Judas hat Gott mehr damit erzürnt, daß er verzweifelte, als damit, daß er Christum verriet.

Es gehört niemand unter die Zahl der Heiligen, der nicht unter der Kreuzfahne Christi gestritten hat. Wie würden uns die ändern Heiligen im Himmel anschauen, wenn wir das Zeichen des Kreuzes nicht mitbrächten? Sie würden uns nicht kennen, und wir würden Fremdlinge unter ihnen sein.

Wahrlich, eine Seele, die Christum lieb hat, soll kein anderes Leben und Stand in dieser Welt wünschen, denn einen solchen, wie Christus, unser Herr, gehabt. Das soll man für den größten Gewinn achten in dieser Welt, und dessen soll sich eine liebende Seele freuen, daß sie würdig ist, mit Christo zu leiden. Und weil wir wissen, daß Trübsal uns muß begegnen auf dem Wege zum Himmelreich, wodurch wir zu einer so großen, unaussprechlichen Herrlichkeit kommen, warum wandeln wir denselben Weg nicht mit Freuden? Ja, auch darum, weil der Sohn Gottes diesen Weg gegangen und ihn mit seinem heiligen Exempel geheiligt, und in sein Reich nicht anders wollen eingehen denn durch Leiden. Ja, auch darum, weil auf so kurzes Leiden solche immerwährende Freude folgt.

Das Joch Christi ist unser Kreuz, das wir tragen sollen, und das heißt der Welt absterben. Dieses besteht nicht darin, in ein Kloster zu laufen, besonders Orden und Regeln anzunehmen, und gleichwohl in seinem Herzen nichts denn eitel Welt bleiben voll geistlicher Hoffart, pharisäischer Verachtung anderer Menschen, voll Wollust, voll heimlichen Hasses und Neides. Denn das Absterben der Welt ist die Tötung des Fleisches und alles dessen, wozu das Fleisch Lust hat; stetige, inwendige, verborgene Reue und Leid, wodurch man sich innerlich zu Gott von der Welt abwendet und täglich im Herzen der Welt abstirbt und in Christo lebt im Glauben, in herzlicher Demut und Sanftmut, und sich der Gnade in Christo tröstet.

Wir sollen die hohen Anfechtungen nicht ansehen als Zeichen des Zornes Gottes, sondern als Zeichen der Gnade; weil uns Gott in die Zahl derjenigen bringen und aufnehmen will, die er in dieser Welt so sehr versucht hat.

Wenn der Teufel die Angefochtenen mit kleinen feurigen Pfeilen schießt und ihnen einbläst: du bist verdammt und verloren. Gott hat dich verstoßen, du bist mein, höre auf zu hoffen, zu glauben, zu beten, es ist aus; so sprich: höre, Teufel, du hast nicht Macht, mich zu verdammen, dir das Gericht nicht befohlen ist, oder das Urteil zu sprechen, wer verloren oder verdammt sein solle; sondern die Gläubigen sollen die Welt und die Teufel am jüngsten Tage richten.

Es ist nicht natürlich, daß sich ein Mensch in der Trübsal freuen könne; ein Christ ist eine neue Kreatur, der Trübsal eine Freude ist.

Und wenn uns die arge, böse Welt zwingt und dringt zum Kreuz, und die Menschen meinen, sie tun uns viel Leides und Schmach, so nötigen sie uns zum Kreuz Christi, welches vor Gott und allen heiligen Engeln unsere höchste Ehre ist.

Die unerforschliche Weisheit Gottes kann auch der boshaften, verruchten Menschen böse Begierden zur Förderung seiner Ehre und des Menschen Nutz brauchen. Also auch jetzt noch, wenn gleich die Welt wider Christum wütet und tobt, die Christen martert, peinigt, tötet, so muß es doch alles zu Gottes Ehre, der Christen Bestem und Erbauung der Kirche dienen.

Die Anfechtung macht alles offenbar, was eines jeden Hoffnung und Zuversicht sei. Da findet sich es oft, daß wir nicht auf Gott selbst, sondern allein auf seine Gaben und das Glück gehofft, auf den Sand gebaut, ja die Kreaturen zu unserem Gott gemacht haben.

Wenn du nicht aufnehmen kannst dein Kreuz mit Freuden, wie sich's denn wohl gebührt, so nimm's zum wenigsten mit Geduld und Demut auf, und laß die göttliche Vorsehung und den gnädigen Willen Gottes allezeit deinen Trost sein. Denn Gottes Wille ist allezeit gut und sucht in allen Dingen unser Bestes, unsere Seligkeit. Will dich Gott traurig oder fröhlich haben, im Geist arm oder reich, niedrig oder hoch geehrt, so wisse, daß dir alles gut und daß es also sein Wohlgefallen ist. Und Gottes Wohlgefallen soll auch dein Wohlgefallen, und es soll dein Trost sein, daß Gott mit dir handelt, wie es ihm wohlgefällt, und daß er dadurch deine Seligkeit sucht.

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