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Arnd, Johann - Vom Heiligen Geist

Arnd, Johann - Vom Heiligen Geist

Mache, o Gott, unsere Herzen zu deiner Wohnung, daß wir deine Gnade, dein Heil, deine Kraft in uns erfahren. Bereite uns zu Gefäßen deiner Barmherzigkeit, daß du die reichen Güter deines Hauses uns mitteilen könntest. Schenke uns ein reiches Maß der Salbungskräfte deines Geistes, damit wir im Geist und in der Wahrheit dir aufrichtig dienen. Amen.

Der Heilige Geist ist ein Zeuge der göttlichen Kindschaft und der himmlischen Geburt aus Gott. Wer dieselbe recht zu gebrauchen weiß im Glauben an Christum, in der Liebe des Heiligen Geistes, auf die Gütigkeit des milden und ewigen Vaters: der wird große und himmlische Güter von ihm erbitten. Denn unser Gott ist so gütig und freundlich, daß wer es recht verstünde, er ihm alles abbäte.

Wenn der Heilige Geist in unsere Seele kommt, so straft er alles in uns, was nicht göttlich ist, und was die Welt ist, als Augenlust, Fleischeslust und hoffärtiges Leben und erweckt dawider einen Verdruß in uns. Und wer dieses Weltleben in sich hat, ohne inwendige Strafe des Heiligen Geistes, der soll wissen, daß der Heilige Geist noch nicht in den Grund seiner Seele gekommen ist.

Auch ist die wahre Theologie nicht ein zänkisch Maulgeschwätze, sondern eine wirkliche, lebendige, kräftige Gabe und Erleuchtigung Gottes und Bewegung des Herzens durch den Heiligen Geist, welche ein jeder wahre Christ selbst empfindet und prüfet, daß es sei die Kraft Gottes in ihm.

Die Erkenntnis stehet nicht in bloßem Wissen oder in bloßen Gedanken oder Worten, sondern in der lebendigen Kraft und in der Vereinigung mit Gott durch den Glauben. Also, daß die gläubige Seele mit Gott ein Geist, ein Herz wird und mit Christo ein Leib, also daß keines von dem ändern geschieden werden kann; Gott nicht von unserer Seele und Christus nicht von unserm Glauben, ja auch nicht von unserem Leibe. Denn so die Erkenntnis soll das Leben sein, so muß es eine lebendige Kraft sein, denn Leben ist kein Schatten oder bloße Gedanken, sondern eine Kraft.

Der Grund einer wahren Gelehrsamkeit soll die Gottesfurcht, die Furcht und Erkenntnis des wahren Gottes, eine ernstliche Anrufung und die Gnade des Heiligen Geistes sein, ohne welche, wie die Erfahrung bestätigt, das Studieren unglücklich ist und ein trauriges Ende hat.

Ob wir gleich nicht sagen, daß durch unser Vermögen und Frömmigkeit die Seligkeit erhalten werde; denn wir werden durch Gottes Macht bewahret zur Seligkeit (1. Petr. 1, 5), so ist doch offenbar, daß durch ein gottloses Leben der Heilige Geist ausgestoßen werde, samt allen reinen Gaben, unter welchen die Gaben des Glaubens, der Erkenntnis, des Verstandes und der Weisheit nicht die geringsten sind.

Warum erlangen wir den Heiligen Geist nicht? Darum, daß wir nicht im rechten Glauben beten und Gott stille halten und auswarten. Denn der rechte Glaube hält Gott stille in ganzer Gelassenheit. Wer aber zweifelt, ist treulos und macht erst sein Gebet selbst zunichte; denn Gott kann ihm so nichts geben; zum ändern hält er Gott für einen Lügner und ohnmächtigen Gott, der entweder nicht geben wolle oder nicht könne, was uns mangelt.

Sobald nun der Mensch sich durch Gottes Gnade herzlich zu Gott wendet, sobald wendet sich Gott zu ihm und gibt ihm den Heiligen Geist, der stärket den Glauben, mehret die Liebe, bekräftigt die Hoffnung, zündet an das Gebet, erweckt gründliche Demut, pflanzt Geduld, tröstet das Herz. Siehe das ist Gottes Reich in dir.

Christus führt sein Reich nicht wie irdische Könige, welche in äußerlicher Weise mit sichtbarer Gewalt über Land und Leute herrschen, sondern Christus herrscht, regiert, siegt, lebt in seinen gläubigen Gliedern; da hat er seine Herrschaft im Geist und Glauben und ist das Haupt seiner Gemeinde, welche er, als reinen geistlichen Leib, mit allerlei geistlicher Fülle, Kraft, Licht und Leben erfüllet.

Der Heilige Geist sammelt eine Gemeine unter dem einigen Haupt Christus; er erneuert sie mit seinen Gaben, teilt ihnen Trost mit aus dem Verdienst des Herrn Christus, macht die Glieder des Herrn Christus lebendig, stärkt sie mit seiner Kraft, wiedergebiert sie und bestätigt das geistliche Reich Christi in den Herzen der Gläubigen. Er erleuchtet das Gemüt, reinigt die Herzen, und alles, was der Herr Christus im Fleisch unserthalben verrichtet hat, schreibt er in unsere Herzen, damit nicht außer uns bleibe, was uns inwendig im Herzen erfreuen und erquicken soll.

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