Spitta, Carl Johann Philipp - Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Spitta, Carl Johann Philipp - Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.

Gott hat seinen eingebornen Sohn gesandt in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen, und eben deßhalb hat er uns auch berufen zur Gemeinschaft seines Sohnes. Denn nur wenn wir Gemeinschaft mit ihm haben, wenn er in uns ist und wir in ihm sind, haben wir das Leben durch ihn, aus ihm und in ihm. Darum sagt er Joh. 15, 5. 6: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibet, und ich in ihm, der bringet viel Frucht; denn ohne mich könnet ihr nichts thun. Wer nicht in mir bleibet, der wird weggeworfen, wie ein Rebe, und verdorret, und man sammelt sie, und wirft sie ins Feuer Und muß brennen.“ Hier nennt sich der Herr in Beziehung auf die Seinen, denen er die Kraft eines neuen Lebens mittheilt, den Weinstock; nachdem er den Vater, der den Sohn gesandt hat, daß wir durch den Glauben das Leben haben sollen, den Weingärtner genannt hat. Die Seinen aber, die ihm aus Glauben, in Liebe und auf Hoffnung anhangen, nennet er die Reben am Weinstock. Damit bezeichnet er die einige und fruchtbare Verbindung, in welcher er mit den Seinen stehen will, und die Seinen mit ihm stehen sollen. Denn wie es für die Reben Bedingung ihres Lebens, ihres Wachsthums und ihrer Fruchtbarkeit ist, daß sie am Weinstock bleiben, und wie sie von ihm abgerissen unausbleiblich verwelken und vertrocknen, weil sie nicht in und aus sich selbst, sonder n nur in und aus dem Weinstock Saft und Kraft haben: so ist auch die innige Gemeinschaft mit dem Herrn, welche unter treuem Gebrauch des Wortes Gottes und der heiligen Sakramente durch Glaube, Liebe und Gebet vermittelt wird, für die Christen die unerläßliche Bedingung ihres geistigen Lebens und Wachsthums, ihrer christlichen Tüchtigkeit und Thätigkeit. Was irgendwie die Verbindung mit dem Herrn stört, indem es den Glauben schwächt, die Liebe erkältet, das Herz zum Gebet träge macht und am gesegneten Gebrauch der Gnadenmittel Hindert; das zeigt sich auch stets als eine schädliche Lebensstörung. Wo aber eine völlige Auflösung dieser Verbindung eintritt, wo es zu einem Abfall von Christo kommt, wie bei Judas Ischarioth, da verdorret das Leben, der Mensch fällt in den Todeszustand der Sünde zurück, so es wird mit ihm ärger als es zuvor war. So lasset uns denn in dem bleiben, in dem wir allein das Leben, sammt Trieb und Kraft zur christlichen Thätigkeit haben. Lasset uns im Glauben an ihn leben, so lebet er in uns. Lasset uns in seiner Liebe bleiben und seine Gebote halten, denn wer seine Gebote hält, der bleibet in ihm, und er in ihm. Lasset uns in seiner Lehre bleiben, denn wer darin bleibet, der hat beide, den Vater und den Sohn. Lasset uns auch durch das hochwürdige Sakrament seines Leibes und Blutes sein Fleisch essen und trinken sein Blut; denn wer das thut, der bleibet in ihm und er in ihm. Ja, lasset uns dem Herrn anhangen, daß wir ein Geist mit ihm seien, und selig werden durch sein Leben.

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