Spitta, Carl Johann Philipp - Gott ist die Liebe.

Spitta, Carl Johann Philipp - Gott ist die Liebe.

1 Joh. 4, 8. 16. liesest du: „Gott ist die Liebe.“ Dieses theure Wort findet wohl nicht leicht unter den Menschen Widerspruch, sondern im Allgemeinen nur Zustimmung. Auch die Verachter des Evangeliums, denen das Wort vom Kreuze Aergerniß oder Thorheit ist, sagen es nach und sagen es mit: „Gott ist die Liebe.“ Dieses Wort ist ihnen sehr wichtig und geläufig, sie gebrauchen es, um andere, ihnen unangenehme, aber darum nicht weniger wahre Schriftworte zu entkräften, zu verdrehen und zu beseitigen. Redet die heilige Schrift von dem Zorn Gottes, von seiner unpartheiischen, drohenden, richtenden und rächenden Gerechtigkeit, so läugnen sie das und sprechen: „Wie sollte Gott zürnen, drohen, zeitliche und ewige Strafen über seine schwachen und fehlenden Geschöpfe verhängen? Er ist ja die Liebe!“ Die Schrift kann aber nicht gebrochen werden und wenn die Menschen mit einer Schriftstelle andere Schriftstellen bestreiten, so beweisen sie damit, wie wenig sie verstehen, was sie sagen. Fragt man bei ihnen näher nach: „Wie seid ihr denn dieser Wahrheit, daß Gott die Liebe ist, inne geworden, und warum stimmet ihr darin der heiligen Schrift unbedingt bei, während ihr derselben doch sonst so vielfältig widersprechet?“, - so sind es die viel tausend Wohlthaten Gottes, als des Schöpfers, Erhalters und Regierers der Menschen, woraus sich ihre Zustimmung zu dem Worte, daß Gott die Liebe ist, gründet. Wer möchte auch läugnen, daß sich die Liebe Gottes in vielen tausend solcher Wohlthaten über die Welt ergießt, und daß man in denselben unzählige Beweise derselben findet? Aber wird damit die Liebe Gottes in die Herzen ausgegossen? Werden durch solche Zeugnisse die Herzen völlig überzeugt? Heut sagst du im Gefühl deines Wohlbefindens, im Genuß der Freuden. des Lebens, im Besitz zeitlicher Güter und bei heiterer Aussicht in die Zukunft: „Nun weiß ich, daß Gott die Liebe ist!“ - und was wirst du morgen sagen, wenn du krank, traurig, verarmt und für die Zukunft besorgt bist? In und an dir, und um dich her ist alles ungewiß, und dem mannigfaltigsten Wechsel unterworfen; und darauf wolltest du eine Ueberzeugung gründen, die dir zu allen Zeiten und unter allen Umständen noth ist, ja dann am meisten noth ist, wenn die Zeiten, welche über dich kommen, und die Umstände, welche eintreten, dem zu widersprechen scheinen, daß Gott die Liebe ist? Einen andern unwandelbaren Grund muß deine Ueberzeugung haben, daß Gott die Liebe ist. Das ist aber der Grund, davon Johannes sagt: „Daran ist erschienen die Liebe Gottes gegen uns, daß er seinen eingebornen Sohn gesandt hat in die Welt, daß wir durch ihn leben sollen!“ und Paulus bezeugt: „Gott preiset seine Liebe gegen uns, daß Christus für uns gestorben ist, da wir noch Sünder waren.“ Auf solchem Glaubensgrunde im Herzen steht die Ueberzeugung fest, daß Gott die Liebe ist. Da heißt es: „Wer will uns scheiden von der Liebe Gottes? Trübsal, oder Angst, oder Verfolgung, oder Hunger, oder Blöße, oder Gefährlichkeit, oder Schwerdt? In dem allen überwinden wir weit, um deßwillen, der uns geliebet hat. Denn ich bin gewiß, daß weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstenthum, noch Gewalt, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, weder Hohes noch Tiefes, noch keine andere Creatur, mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu ist unserm Herrn.“ Ja, Gott ist die Liebe. Das bezeugt er uns durch die Hingabe seines Sohnes, und wer solches Zeugniß im Glauben annimmt, der bekommt eine feste, selige Herzensüberzeugung von dieser Wahrheit, und bringet Frucht derselben, welche ist die Liebe.

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