Smith, Robert Pearsall – Heiligung durch den Glauben - 8. Ein Weg, welchen den Gläubigen demütigt, indem er Christus erhöht

Smith, Robert Pearsall – Heiligung durch den Glauben - 8. Ein Weg, welchen den Gläubigen demütigt, indem er Christus erhöht

Es ist gewiss, dass jede Annäherung zu Gott denjenigen demütigen muss, der vor Ihn tritt und je näher man Gott durch den Glauben gebracht wird, desto völliger verschwindet das Fleisch und das Ich. Die beiden Übel, welche die Seele vom Heiland scheiden, sind die Sünde und die Selbstgerechtigkeit und während unser Heiland auf Erden war, scheint die Selbstgerechtigkeit das grösste Hindernis bei seinem Wirken gewesen zu sein. Die selbstgerechten Pharisäer! Wir aber sind alle geborene Pharisäer.

Obgleich dieses das Selbstvertrauen gewöhnlich gerade denen vorgeworfen wird, welche die Heiligung durch den Glauben erfassen, und obgleich solche zuweilen eben durch das Bekenntnis der Erlösung im vollen, tatsächlichen, gegenwärtigen Sinne Ursache zu solch einer Anklage zu geben scheint, so ist dieses in Wirklichkeit auch ein wirksames Mittel gegen das Selbstvertrauen, als gegen die Sünde. Er war gerade unter dem verzweifelten Geständnis gänzlicher Hilflosigkeit – im Innersten überzeugt durch die Anklage der Sünde in mir – dass ich den Punkt erreichte, wo ich durch einen Einblick in die Gnadengabe der gegenwärtigen Erlösung von aller Ungerechtigkeit in Jesus zu dem Ausruf getrieben wurde: Ich danke Gott durch Jesus Christus meinem Herrn! Da ward Christus alles für mich und meine Seele, die sich mit der Auseinandersetzung der Lehre nicht aufhalten konnte, umfing den lebendigen Christus mit Freuden, um aus seinen Händen die tatsächliche Befreiung von der Sünde und die Kraft, der Gerechtigkeit zu leben, zu empfangen.

Ohne die Kraft des Christus in euch ist die Lehre nur ein farbloses Schattenbild – der schwache Abglanz der lebendigen, sprechenden Tatsache. Diejenigen, welche das Schattenbild besitzen haben dem heiligen Weg die Anklagen zugezogen, indem sie zwar die Umrisse des Urbildes nachahmen, aber die Realität des Auferstehungslebens in Christus nicht aufweisen können. Wir wissen, dass der Teufel immer nachahmt, aber nie Ursprüngliches zu erzeugen weiss und wir sollten seine Absicht, die Wahrheit Gottes in jedem Stück in Misskredit zu bringen, nie aus den Augen verlieren. Es scheint der Teufel mache einen ganz besonderen Versuch, das Zeugnis derjenigen zu Schanden zu machen, welche eine gegenwärtige Erlösung von der Macht und dem Tun der Sünde verkündigen. Wir sind nicht verantwortlich für den fleischlichen Wandel derer, welche die Wahrheit Gottes zwar bekennen, sie aber scheinbar nicht besitzen, noch ausüben.

Es ist ein grosser Unterschied zwischen vorgeben und bekennen. Petrus gab vor, er wolle dies und das für den Herrn tun und fiel. Paulus bekannte, dass Christus in ihm lebe und siegte. In den Briefen wird das Wort vorgeben in einem bösen Sinne gebraucht, wenn es heisst: „Welche, da sie vorgaben, weise zu sein, sind sie zu Narren geworden.“ Während von Timotheus gesagt wird, dass er bekannt habe ein gutes Bekenntnis vor vielen Zeugen. In diesen Worten liegt eben das, was wir soeben besprechen. Wir aus uns selbst, geben nicht vor etwas zu sein, aber wir bekennen, dass Jesus, der uns vor dem zukünftigen Zorn erlöst hat und uns jetzt tatsächlich durch die Kraft Gottes in dem Reiche erhält, welches ist in Gerechtigkeit, Friede und Freude im heiligen Geist.

So lange unsere Gedanken über die Errettung von der Sünde im geringsten gesetzlich gefärbt sind, wir das so genannte religiöse Bekenntnis mit Selbstvertrauen befleckt sein. Aber sobald die Seele erkennt, dass das Heil des Herrn ist, gänzlich des Herrn ohne Eigenwerk ohne Verdienst, so wird das Vorgeben alsbald in ein Bekennen verwandelt – welches Seligkeit wirkt, ein Bekenntnis dessen, was Christus wahrhaftig für und getan hat. Dann ruht die Seele ohne jeglichen anderen Verlass auf dem Opfer Christi und ist zum ersten Mal völlig vor dem Herrn gedemütigt, indem sie es jetzt anmaßend findet, des Himmels gewiss zu sein.

Diejenigen, welche die Gewissheit des Heils nicht besitzen, wollen dies nicht glauben, sondern indem sie ein solches Bekenntnis von dem Standpunkt ihrer eigenen gesetzlichen Gedanken von Erlösung beurteilen, bestehen sie darauf, dass das Vertrauen auf Christus Selbstruhm sei. Nur diejenigen, die es erfahren haben, dass die Heiligung nicht mehr ein verzweifelter, negativer Kampf, sondern die tatsächliche Frucht des vermehrten Glaubens ist, verstehen es, wie sehr ähnlich dem oben beschriebenen die Idee der Brüder ist, welche meinen es müsse Anmaßung und Selbstvertrauen dahinterstecken, wenn man Christus als den Erretter von gegenwärtiger Sünde bekenne.

Weil Christus Alles in Allem für uns ist, sind wir so sehr gedemütigt und haben so grosses Vertrauen.

Wir sagen, sobald sich irgend etwas anderes in den Grund unseres Vertrauens einmischt, es mit unserer Kraft vorbei ist. Dieses Glaubensleben ist ein ständiges Verzweifeln an sich selbst und ein beständiges Vertrauen auf Christus. In dem Augenblick, indem die Seele etwas ausruhen will, das sie schon erreicht hat, gleiten die Füsse aus. So oft ich selbst gesündigt habe, war es, weil ich mich auf einen Zustand der Seele, eine Erfahrung, eine erprobte Beständigkeit des Sieges verlassen hatte, statt auf Christus allein. In dem Maß, als ich irgend eine Spur von Unglauben in das einfache, unbedingte Vertrauen auf Jesus einmischt, sündigen wir. Unser Glaube ist der Maßstab unserer Heiligkeit. „Euch geschehe nach eurem Glauben!“ Lasst uns aber nie vergessen, dass der Glaube, der immer gleich siegreich ist, kein Ding der Unmöglichkeit ist, sondern dass Jesus der Anfänger und Vollender unseres Glaubens ist und Er denselben einem Jeglichen möglich gemacht hat. Auch in dieser Sache ist Jesus Alles in Allem, und so lange wir IHN anschauen, werden wir nicht mit leeren Händen abgewiesen. Das Gefäß mag klein sein, aber ist es heute gefüllt, so wird es morgen grösser sein und dennoch nach seinem äusseren Vermögen gefüllt.

David sagt: „ Ich will dich täglich loben und deinem Namen rühmen immer und ewiglich.“

In einer kirchlichen Versammlung erhob sich ein einflussreicher Mann und sagte: „Er liebe den Herrn Jesus bei all seiner Schwachheit, aber gestern und heute habe er sich versündigt und er vermute, dass es morgen genauso sein wird.“ Mehrere andere Christen, sagten anschließend dasselbe. Dies sagten sie nicht von leiblichen Gebrechen, noch von den Sünden, die sie noch nicht als solche erkannt hatten, sondern von bekannten, bewussten Sünden. Und solche Leute drücken oft ihre Überzeugung aus, dass Christen notwendig im Zustand bewussten Sündigens bleiben müssten.

Wir können hier die Frage stellen: Wie weit willst du diese Türe auftun? Wie weit ist es scheinbar eine Notwendigkeit zu sündigen? Und ist es einen Notwendigkeit, auf wen fällt sie zurück? Wagt es jemand Gott zum Urheber zu machen? Wahrlich eine solche Lehre ist recht eigentlich der Hinterhalt Satans inmitten unserer Reihen. Der Herr erbarme sich derer, welche das Werk und die Kraft Christi dadurch entehren, dass sie sagen: In der Sünde zu verharren, sei unvermeidlich.

Hüten wir und vor dieser besonderen Art von „Demut“ denn gleich wie der Strom nicht höher als seine Quelle steigt, so kann auch unser tägliches Leben unseren Glauben oder vielmehr unsere Glaubenslosigkeit nicht übertreffen.

Dies ist der gegenwärtige Zustand der Kirche, sie macht ihre Sünden voll, indem sie tut, was Israel vorgeworfen ward: „Sie setzen den Heiligen in Israel in Grenzen.“ (Ps. 78,41) in seiner Macht, den Sieg zu geben. Ihrem Glauben gemäß wird sie geheilt – ihren Unglauben gemäß zeigt sich das alte Sündenelend. Lieber möchten wir ihnen sagen wir haben in Jesus Schätze des gegenwärtigen Segens gefunden, die wir nicht für möglich gehalten hätten. „Die den Herrn suchen, haben keinen Mangel an irgend einem Gut.“

Wir dürfen unser Zeugnis für die Kraft Christi nicht zurückhalten, da wir uns vor Gott bewusst sind, dass es in Selbsterniedrigung und zu seinem Preise abgelegt ist. Wir erkannten die Wahrheit einst zum Teil, jetzt aber, sehen wir die Erlösung im Lichte Gottes, in ihrer weit herrlicheren Fülle. Wir waren einst unheilig in unserem Wandel, durch die Gnade aber, werden wir gelehrt, dass wir von der Sünde erlöst sein sollen, in eben demselben Masse, wie wir es Jesus zutrauen und mit dem Troste des Heiligen Geistes erfüllt. Gewisslich ist es kein Pharisäertum, mit Paulus zu sagen, was der Herr an unserer Seele getan hat, - keine Prahlerei zu bekennen, dass uns Jesus von unseren Sünden frei macht. Denn nie wird Einer, der in diesem herrlichen Licht wandelt sagen: Ich bin heiliger als du, oder ich kann heilig sein, wenn ich will.

Der Preis und Dank für diese Segnungen gehört Jesus ganz allein! Die Sprache solcher Erlöster ist diese: Jesus bewahrt mich, das Blut macht mich rein. Ich bin nichts, er ist alles!

Wagst du es mein Bruder, abzuwehren eine so gegenwärtige Erlösung vom Sündigen, welche in allen Stücken durch das Wort Gottes, durch Christus, durch das Heil, durch die Kraft des Heiligen Geistes, durch die Erfahrung so Vieler von dem Siege über die Sünde und durch die echte Demut, in die sie den Gläubigen einführt, ihre Bestätigung findet? Es ist mir nicht so sehr darum zu tun dir einen Lehre über dieses herrliche Vorrecht aufzudrängen, als vielmehr die Wirklichkeit derselben deiner Seele vorzustellen, denn nur zu deinem eigenen tiefsten Schaden kannst du eine solche verwerfen. Man kann das Wesen eines Lebens besitzen, ohne die Lehre genau zu erkennen. Während ich von der Wahrhaftigkeit dessen, , dass Christus in mir lebt göttlich überzeugt bin und ich weiss, dass ich nach meinem geringen Vermögen es erfahre, was es ist, voll Geistes zu sein, fühle ich, dass meine Erkenntnis nicht völlig ist und dass ich nicht im Stande bin, die Lehre zu beweisen. Sucht die Beweise selber in der Schrift, indem ihr sie niemals auf den Standpunkt eurer eigenen Erfahrung durch den Glauben erhebt zu dem darin gegeben Vorbild der Heiligkeit.

Was nun meine Zukunft anbelangt, so finde ich es von größter Wichtigkeit, mir nicht die Erwartung vorzuhalten, dass ich jemals wieder gegen Gott sündigen werde, während ich fähig bin, jeden Augenblick mit dem nächsten Atemzug zu sündigen, darf ich doch Solches nicht mehr erwarten. Obgleich meine bisherige Erwartung einer solchen Hoffnung zuwider zu laufen zu scheinen möchte und ob ich kein Gelübde zu tun wage, noch mich rühmen darf, so finde ich, dass es Gott aufs Höchste zur Ehre gereicht, wenn ich Ihm, als dem treuen Schöpfer in guten Werken die Bewahrung meiner Seele anvertraue. Schon die Erwartung des Sündigens wäre das Vorspiel dazu.

Ich darf nicht die Sünde ansehen, sondern den, der uns von den Sünden errettet. Ich vermag dem keine Grenzen zu setzen, was Gott für den vornehmsten der Sünder tun kann, der jetzt selig ist und durch die Gnade bewahrt wird. Und habe ich das Grösste erdacht und erbeten, so spüre ich, dass Gott überschwenglich mehr über alles das hinaus an mir tut!

Wahrlich dies ist beinahe meine fortwährende Erfahrung – ich staune und wundere mich über die Offenbarung Gottes in seiner Macht, in seiner Gegenwart, in seiner mir schenkenden Freude.

Alles dieses aber ist begleitet von einer immer wachsender Erkenntnis der eigenen Schwäche, denn das Fleisch schwindet wahrlich hin vor der Gegenwart Gottes in der Seele, während doch der Geist lebt und herrscht. Und doch ist es nur mittels des Glaubens und nur von einem Augenblick zum andern, dass ich so bewahrt werde. Die böse Wurzel ist immer bereit auszuschlagen, das Fleisch ist in mir, obwohl ich nicht darin wandle und der zerstörte Leib der Sünde ist bereit, in jedem Augenblick wieder aufzuleben. Oh stündliches Wunder der Gnade! Oh treuer Heiland, an welchem alle deine Kinder so hängen dürfen!

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