Scriver, Christian - Gottholds zufällige Andachten. - 42. Die wohlangelegten Almosen.

Scriver, Christian - Gottholds zufällige Andachten. - 42. Die wohlangelegten Almosen.

Gotthold hatte ein weniges einem armen Menschen aus gutem Herzen geschenkt, welches derselbe, obwohl Gotthold nicht wollte, daß die linke Hand wissen sollte, was die rechte gethan, Matth. 6, 3., bei vielen hatte gerühmt, ihm Gottes Segen und Wiedervergeltung gewünscht, auch versprochen, bei Gott anzuhalten, daß dessen Segen nicht allein über ihn, sondern auch über seine Kinder wie eine Thauwolle triefen solle. Als ihm dies zu Ohren kam, ward er voller Freude und sprach bei sich selbst: mein Gott! ich freue mich nicht über den Ruhm meiner geringen Wohlthat, (denn was ist das gegen die große Summe, so ich dir und meinen Brüdern schuldig bin?) sondern, daß ich durch deine Gnade für mein weniges Körnlein so einen guten Acker angetroffen habe. Es ist mir lieb, nicht daß ich diesem Menschen etwas geschenkt, sondern daß deinem Kind mein geringes Geschenk angenehm gewesen, und ich mir um so ein geringes eines gläubigen Christen Fürbitte bei dir für meine und der Meinen Wohlfahrt erkauft habe, welches ich desto höher schätze, weil ich versichert bin, daß kein Gebet bei dir mehr ausrichtet, als eben das, welches ein Christ für den andern mit Freudigkeit im Glauben und Liebe abfertigt. Jetzt lern ich verstehen, was es auf sich hat, daß dein Apostel die Römer ermahnt, sie sollen für ihn beten, nicht allein, daß er errettet werde von den Ungläubigen in Judäa, sondern auch, daß sein Dienst, den er gen Jerusalem thue, (in Ueberbringung der macedonischen Steuer) angenehm werde den Heiligen. Röm. 15, 26. 30. 31. Er brachte ihnen Geld und schätzte der Heiligen Wunsch, Seufzer und Segen höher, als Geld. Er zog dahin mit Mühe und Gefährlichkeit und war ihm nicht so lieb, der Gefahr zu entgehen, als der heiligen Gotteskinder Herz durch seinen Dienst erfreut zu sehen. Also hab ich Ursach, dich anzuflehen, mein Gott! daß du nicht nur mich willig machest, dem Nächsten zu dienen, sondern auch ihn, meinen armen Dienst mit Willen und Gefallen anzunehmen und mich hingegen seiner kräftigen Fürbitte zu würdigen. Eine Gabe, einem Unwürdigen und Undankbaren in deinem Namen gereicht, wird ja auch wol nicht verloren sein, aber die einen frommen und dir wohlgefälligen Christen antrifft, die kann nicht anders, als hundertfältige Frucht bringen.

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