Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Nahum.

Schlatter, Adolf - Einleitung in die Bibel - Nahum.

Sanheribs Unglück hat wohl Jerusalem die Existenz gesichert, aber die Macht des assyrischen Reiches im ganzen nicht gemindert. Vielmehr stieg dieselbe unter seinem Sohne Asarhaddon wie bisher noch nie. Der Widerstand Babyloniens war erfolglos geblieben. Ägypten wurde unterworfen und in viele kleine Provinzen zerteilt, die von assyrischen Statthaltern verwaltet wurden, und dieses unvergleichliche Reich ging unverändert auf Asarhaddons Sohn, Assurbanipal, über, unter dessen Regierung auch das alte elamitische Reich zerstört wurde. Wo war noch eine Macht in der Welt, die Ninives Herrschaft zerstören konnte? Aber die prophetisch erleuchteten Männer Jerusalems blieben dabei, daß Ninives Größe auf Sand gebaut sei und in nichts zerfalle. Diese Gewißheit hat um die Mitte des siebenten Jahrhunderts Nahum mit aller Bestimmtheit ausgesprochen.

Auf des Herrn erhabene Macht und Gerechtigkeit verweist der Prophet. Dort findet sich der, der Ninive überlegen ist und es stürzen wird. 1.

So verkündigt denn der Prophet Jerusalem die Freude, daß es die Botschaft vom Sturze Ninives erhalten wird, und Ninive sagt er die bitteren Stunden voraus, wo es im verzweifelten Kampf für immer und gänzlich untergehen wird. 2 u. 3.

Die Zeit, in der Nahum dies geschrieben hat, wird dadurch beleuchtet, daß er Ninive dasselbe Schicksal ansagt, wie dem großen ägyptischen No-Amon (Theben), 3,8-10. Nun ist Theben durch die Assyrer während der Regierung Assurbanipals zerstört worden, als der vertriebene König Ägyptens, Tirhaka, der nach Äthiopien zurückgedrängt war, unermüdlich den Versuch wiederholte, die verlorene Herrschaft aufs neue zu gewinnen. Dies ist vor 660 geschehen, in welchem Jahre Psammetich die Herrschaft über Ägypten für sich gewann. Der Prophet schreibt zu einer Zeit, wo die Zerstörung Thebens noch in jedermanns Erinnerung war.

Bald nachher brach in der That Assurs Herrschaft zusammen. Es begannen die Aufstände wieder durchs ganze Reich. Ägypten machte sich frei. Im Königshause selbst müssen Wirren ausgebrochen sein. Babylonien errang nach mannigfachen Kämpfen die Selbständigkeit. Von Norden brachen Scharen medischer und verwandter Abstammung unter der Führung von Syarares herein und Ninive ging ruhmlos unter und ward gänzlich zerstört.

Merkwürdig ist, daß der Blick des Propheten sich gar nicht auf Juda richtet. Er lebte in der schlimmsten Zeit Jerusalems unter Manasse. Gerade die Jahrzehnte, da die Macht Ninives auf dem Gipfel stund und Juda für immer mit unzerreißbaren Banden in das assyrische Weltreich eingefügt schien, waren auch diejenige Zeit, wo die heidnischen Dinge am ungescheutesten und gröbsten in der Stadt getrieben wurden. Der Prophet schaut aber von seiner Umgebung weg auf die göttliche Leitung der Geschichte im großen. Jerusalem steht dennoch vor seinen Augen im Unterschied von Ninive als die Stadt des wahrhaftigen Gottes da, die zur Verherrlichung berufen ist und ihr auch sicher entgegengeleitet wird.

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