Leicht und doch schwer.

So find ich meine Seele. Was leicht ist, sucht die Höhe; was schwer ist sinkt nieder. Unsere Seele ist gleich einer Flaumfeder, welche, wenn sie allein bleibt, von einem gar geringen Winde oder Athem hoch über sich getrieben wird; so aber ein Stein, Blei oder Holz dran gebunden wird, fällt sie unter sich auf die Erde. Wenn ich meine Seele nicht mit Fressen, Saufen und Sorgen der Nahrung beschwere, mag sie leichtlich durch die Flügel geistlicher Betrachtungen in die Höhe geschwungen, und zur Anschauung himmlischer Dinge geführet werden; so ich sie aber mit der Liebe des Irdischen belade, ist sie keineswegs gen Himmel zu bringen. Was Wunder? Ein volles Gefäß sucht den Grund, ein leeres schwimmt oben. Der Welt Liebe hält das Herz immer unter, daß es nicht über sich steigen kann zu Gott. Weltgedanken lassen himmlische Gedanken nicht ein. Wie mag ein Schütz zugleich auf zwei Scheiben zielen? Wie kann sich in einem Spiegel zugleich Himmel und Erde präsentiren? Eins nur erkiest. Ich wähl den Himmel. Je mehr ich mich an himmlischen Dingen erlustige, je süßer werden sie mir, je süßer Himmel, je bittrer Erde; je mehr ich aus Himmlische gedenke, je himmlischer werd ich. Wer mit Balsam umgeht, riecht nach Balsam; wer lang in der Sonne steht, wird sonnengelb. Ich steig mit meinem Gemüth immer in den Himmel, ich find einen Segen vor mir, denn ich geh nimmer aus dem Himmel; ich laß einen Seufzer nach mir: Gott, laß mich in der Welt so viel Bitterkeit finden, daß ich ihrer vergesse. Was sie hat, das vergehet; was der Himmel hat, das bestehet. Das ewige Gut, macht rechten Muth, dabei ich bleib.