Luther, Martin - Kurze Form die zehen Gebote, Glauben und Vater Unser zu betrachten.

Luther, Martin - Kurze Form die zehen Gebote, Glauben und Vater Unser zu betrachten.

Dr. Mart. Luthers Vorrede.

Dieß ist nicht ohne sonderliche Ordnung Gottes geschehen, daß für den gemeinen Menschen, der die Schrift nicht lesen kann, verordnet ist, zu lehren und wissen die zehen Gebote, den Glauben und das Vater Unser. In welchen dreyen Stücken fürwahr alles, was in der Schrift stehet und immer geprediget werden mag, auch alles, was einem Christen Noth zu wissen, gründlich und überflüssig begriffen ist. Und mit solcher Kürze und Leichte verfasset, daß Niemand klagen, noch sich entschuldigen kann, es sey zu viel oder zu schwer zu halten, was ihm Noth ist zur Seligkeit. Denn drey Dinge sind Noth einem Menschen zu wissen, daß er selig werden möge.

Das erste, daß er wisse, was er thun und lassen soll. Zum andern, wenn er nun siehet, daß er es nicht thun noch lassen kann aus seinen Kräften, daß er wisse, wo ers nehmen, suchen und finden soll, damit er dasselbige thun und lassen möge. Zum dritten, daß er wisse, wie er es suchen und holen soll. Gleich als einem Kranken ist zum ersten Noth, daß er wisse, was seine Krankheit ist, was er mag oder nicht mag thun oder lassen. Darnach ist Noth, daß er wisse, wo die Arzney sey, die ihm helfe darzu, daß er thun und lassen möge, was ein gesunder Mensch. Zum dritten muß er sein begehren, das suchen und holen, oder bringen lassen.

Also lehren die Gebote den Menschen seine Krankheit erkennen, daß er stehet und empfindet, was er thun und nicht thun, lassen und nicht lassen kann; und erkennet sich einen Sünder und bösen Menschen.

Darnach hält ihm der Glaube für, und lehret ihn, wo er die Arzney, die Gnade finden soll, die ihm helfe fromm werden, daß er die Gebote halte; und zeiget ihm Gott und seine Barmherzigkeit in Christo erzeiget und angeboten.

Zum dritten lehret ihn das Vater Unser, wie er denselben begehren, holen und zu sich bringen soll, nämlich mit ordentlichem, demüthigem, tröstlichem Gebet, so wirds ihm gegeben, und wird also durch die Erfüllung der Gebote Gottes selig.

Darum heben wir am ersten an den Geboten an zu lehren, und erkennen unsere Sünde und Bosheit das ist geistige Krankheit, dadurch wir nicht thun noch lassen, wie wir wohl schuldig sind.

1. Kurze Form die Gebote zu betrachten.

a) Auslegung der zehen Gebote.

Die erste Tafel.

Die erste und rechte Tafel Mose begreift die ersten drey Gebote, in welchen der Mensch gelehret wird, was er Gott soll und schuldig ist zu thun und zu lassen, das ist, wie er sich gegen Gott halten soll.

I. Das erste Gebot lehret, wie sich der Mensch halten soll inwendig im Herzen, das ist, was allewege von ihm gedenken, halten und achten soll, nämlich daß er sich alles Gutes zu ihm versehe, wie zu einem Vater und guten Freund, in aller Treue, Glaube und Liebe, mit Furcht zu aller Zeit, daß er ihn nicht beleidige, wie ein Kind seinen Vater.

Denn das lehret die Natur, daß ein Gott sei, der da alles Gutes gebe, und in allem Uebel helfe; wie das anzeigen die Abgötter bei den Heiden; und lautet also: Du sollst nicht andere Götter haben.

II. Das andere Gebot lehret, wie sich der Mensch halten soll gegen Gott äußerlich, in Worten vor den Leuten, oder innerlich vor ihm selbst, nämlich daß er Gottes Namen ehre. Denn Niemand mag Gott weder vor ihm selbst noch vor den Leuten zeigen nach der göttlichen Natur, sondern bei seinem Namen. Und lautet also: Du sollst den Namen deines Gottes nicht unnützlich führen.

III. Das dritte Gebot lehret, wie sich der Mensch halten soll gegen Gott äußerlich in Werken, das ist in Gottesdiensten, und lautet also: Du sollst den Feyertag heiligen.

Also lehren diese drey Gebot den Menschen, wie er mit Gott soll handeln in Gedanken, Worten, Werken, das ist, in seinem ganzen Leben.

Die andere Tafel.

Die andere und linke Tafel Mosis hält inne die sieben folgenden Gebote, in welchen der Mensch gelehret wird, was er den Menschen und seinem Nächsten schuldig ist, zu lassen und zu thun.

IV. Das erste lehret, wie man sich halten soll gegen alle Obrigkeiten, welche an Gottes Statt sitzen. Darum folget dasselbige vor andern Geboten den ersten dreyen, die Gott selbst antreffen als sind; Vater und Mutter, Herren und Frauen (geistliche und weltliche.); und lautet also: Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren.

V. Das andere lehret, wie man sich halte gegen seines Gleichen oder Nächsten seiner eigenen Person halben, daß man dieselbige nicht beleidige, sondern, wo sie es bedarf, fördere und helfe, und lautet also: Du sollst nicht tödten.

VI. Das dritte lehret, wie man sich halte gegen des Nächsten höchstes Gut nach seiner eigenen Person, das ist sein ehelich Gemahl, Kind oder Freund; daß man dieselbigen nicht schände, sondern bei Ehren behalte, so ferne es Jedermann möglich ist, und lautet also: Du sollst nicht ehebrechen.

VII. Das vierte lehret, wie man sich halte gegen des Nächsten zeitlich Gut, daß man es nicht nehme noch hindere, sondern fördere, und lautet also: Du sollst nicht stehlen.

VIII. Das fünfte lehret, wie man sich halte gegen des Nächsten zeitliche Ehre und gut Gerüchte, daß man es nicht schwäche, sondern mehr schütze und erhalte, und lautet also: Du sollst nicht falsch Gezeugniß reden wider deinen Nächsten. Also ist verboten, zu schaden in allen Gütern des Nächsten, und geboten, denselben zu frommen.

Wenn wir nun das natürliche Gesetz ansehen, so finden wir, wie billig und gleich alle diese Gebote sind. Denn nichts ist hie geboten, gegen Gott und den Nächsten zu halten, das nicht ein Jeglicher wollte ihm gehalten haben, wenn er an Gottes und seines Nächsten Statt wäre.

IX. und X. Die letzten zwey Gebote lehren, wie böse die Natur sey, und wie rein wir von allen Begierden des Fleisches und Güter seyn sollen. Aber da bleibet Krieg und Arbeit, dieweil wir hie leben. Die lauten also: Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren seines Weibes, Knecht, Magd, Viehe oder was sein ist.

Kurzer Beschluß der zehn Gebote, wie Christus selber spricht Matth. 7. 12.

Was Ihr wollet, das euch die Menschen thun sollen, dasselbige thut ihr ihnen auch. Das ist das ganze Gesetz und alle Propheten. Denn Niemand will Undank leiden für seine Wohlthat, oder seinen Namen einem andern lassen. Niemand will Hoffahrt gegen ihn erzeigt haben. Niemand will Ungehorsam, Zorn, Unkeuschheit seines Weibes, Beraubung seiner Güter, Lügen, Trügen, Afterreden leiden, sondern Liebe und Freundschaft, Dank und Hülfe, Wahrheit und Treue erfinden von seinem Nächsten. Das gebieten aber alles die zehen Gebote.

b) Die Uebertretung der zehen Gebote.

Wider das erste.

Wer in seiner Widerwärtigkeit Zauberey, schwarze Kunst, Teufels Bundgenossen suchet.

Wer Briefe, Zeichen, Kräuter, Wörter, Segen und desgleichen gebrauchet.

Wer Wünschruthen, Schatzbeschwörungen, Crystallen sehen, Mantel fahren, Milchstehlen übet.

Wer sein Werk und Leben nach erwählten Tagen, Himmelszeichen, und der Weissager Dünkel richtet.

Wer sich selbst, sein Vieh, Haus, Kinder und allerley Gut vor Wölfen, Eisen, Feuer, Wasser, Schaden, mit bestimmten Gebeten segnet und beschwöret.

Wer sein Unglück und Widerwärtigkeit dem Teufel oder bösen Menschen zuschreibet, und nicht mit Liebe und Lobe alles Böse und Gute von Gott allein aufnimmt und ihm wieder heim traget mit Danksagung und williger Gelassenheit.

Wer Gott versuchet und in unnöthige Gefährlichkeit Leibes oder Seele sich giebet.

Wer in seiner Frömmigkeit, Verstand oder andern geistlichen Gaben hoffärtig ist.

Wer Gott und die Heiligen, mit Vergessen der Seelennoth, nur um zeitliches Nutzens willen ehret.

Wer Gott nicht vertrauet alle Zeit, und in allen seinen Werken nicht Zuversicht hat in Gottes Barmherzigkeit.

Wer zweifelt an dem Glauben oder an Gottes Gnaden.

Wer nicht andern wehret den Unglauben und Zweifeln, und hilft nicht, daß sie glauben und Gottes Gnade trauen, so viel er vermag.

Und da gehören her aller Unglauben, Verzweifelung, Mißglauben.

Wider das zweite.

Wer ohne Noth oder aus Gewohnheit leichtlich schwöret.

Wer falschen Eid schwöret, oder auch sein Gelübde bricht.

Wer Uebelthun gelobet oder schwöret.

Wer mit Gottes Namen fluchet.

Wer närrische Fabeln von Gott schwätzet und die Worte der Schrift leichtfertig verkehret.

Wer Gottes Namen nicht anrufet in seiner Widerwärtigkeit, und nicht benedeiet in Liebe und Leid, im Glück und Unglück.

Wer Ruhm und Ehre und Namen suchet von seiner Frömmigkeit, Weisheit.

Wer Gottes Namen anrufet fälschlich (oder falsche Lehre glaubet) als die Ketzer und alle hoffärtige Heiligen.

Wer Gottes Name nicht lobet in allen Dingen, was ihm vorkommt.

Wer nicht wehret andern, die Gottes Namen um ehren, fälschlich brauchen und durch denselbigen Böses wirken.

Und daher gehöret die eitle Ehre, Ruhm und geistliche Hoffart.

Wider das dritte.

Wer Fressen, Saufen, Spielen, Tanzen, Müssiggang, Unkeuschheit treibet.

Wer Faulheit, Gottes Amt zu verschlafen, Versäumen, Spazieren, unnütz Schwätzen übet.

Wer ohne sondere Noth arbeitet und handelt.

Wer nicht betet, nicht das Leiden Christi bedenket, und seine Sünde bereuet und Gnade begehret, also nur mit Kleidern, Essen, Gebärden äußerlich feyert.

Wer nicht Gottes Wort höret oder lehret.

Wer nicht betet und Gott geistlich dienet.

Wer nicht alle seine Werke läßt Gottes Werk seyn.

Wer nicht geduldig ist und seinen Willen bricht und tödtet.

Wer nicht gelassen stehet in allen seinen Werken und Leiden, daß Gott mit ihm mache, wie er will.

Wer nicht den andern alles dieß zu thun hilft und ihm wehret dawider zu thun. Und da gehöret her Trägheit zu Gottesdienste.

(Hieher gehören alle hoffärtige, eigensinnige, widerspenstige Köpfe).

Wider das vierte.

Wer sich Armuths, Gebrechens, Verachtung seiner Eltern schämet.

Wer ihnen nicht ihre Nothdurft mit Speis und Kleidern versorget.

Vielmehr wer ihnen fluchet, schläget, nachredet hasset und ungehorsam ist.

Wer nicht im Herzen groß von ihnen hält, um Gottes Gebots willen.

Wer sie nicht ehret, ob sie gleich Unrecht und Gewalt thun.

Wer die Gebote der christlichen Kirchen nicht hält (mit fasten, feyern rc.)

Wer Priesterstand unehret, nachredet und beleidiget.

Wer seine Herren und Obrigkeit nicht ehret, treu und gehorsam ist, sie seyen gut oder böse. Hierinnen sind alle Ketzer, Abtrünnige, Apostaten, Verbannte, Verstockte rc.

Wer nicht hilft zu diesem Gebot und widerstehet den Uebertretern desselben. Und da gehöret her alle Hoffart (Aufruhr, Untreu) und Ungehorsam.

Wider das fünfte.

Wer mit seinem Nächsten zürnet.

Wer zu ihm saget Racha, das sind allerley Zorns und Hasses Zeichen.

Wer zu ihm saget, Itue, du Narr, das sind allerley Schandworte, Flüche, Lästerungen, Nachreden, richten, urtheilen, Hohnspräche.

Wer seines Nächsten Sünde oder Gebrechen rüget, und nicht bedecket und entschuldiget.

Wer seinen Feinden nicht vergibt, nicht für sie bittet, nicht freundlich ist, nicht wohl thut.

Und hierin sind alle Sünden des Zorns und Hasses: als Todschlag, Krieg, rauben, brennen, zanken, hadern, trauren des Nächsten Glückes, freuen seines Unglückes.

Wer nicht übet die Werke der Barmherzigkeit auch gegen seine Feinde.

Wer die Leute zusammen hetzet.

Wer Uneinigkeit machet zwischen anderen.

Wer nicht versöhnet die Uneinigen.

Wer nicht wehret oder vorkömmt Zorn und Uneinigkeit, wo er kann.

Wider das sechste.

Wer Jungfrauen schwächt, ehebricht, Blutschande und dergleichen Unkeuschheit wirket.

Wer unnatürliche Weise oder Personen (das sind stumme Sünden ) brauchet.

Wer mit schandbaren Worten, Liedlein, Historien, Bildern, die böse Lust reizet oder zeuget.

Wer mit Sehen, Greifen, willigen Gedanken sich reizet und beflecket.

Wer die Ursache nicht meidet: als Fressen, Saufen, Müßigkeit, Faulheit, Schlafen und Weibes - oder Mannespersonen Gemeinschaft.

Wer mit übrigem Schmuck, Gebärden rc. andere zur Unkeuschheit reizet.

Wer Haus, Raum, Zeit, Hülfe gestattet, solche Sünde zu thun.

Wer eines andern Keuschheit nicht hilft bewahren mit Rath und That.

Wider das siebente.

Wer Dieberey und Räuberey, (Geiz und) Wucher treibet.

Wer falsch Gewicht und Maas brauchet, oder böse Waaren für gut ausgibt.

Wer unrechte Erbgüter und Zins einnimmt.

Wer verdienten Lohn vorhält und Schuld verleugnet.

Wer seinem dürftigen Nächsten nicht borget oder leihet ohne allen Aufsatz.

Alle die geizig sind, und eilen, reich zu werden. Und wie sonst fremd Gut behalten, oder zu sich bracht wird.

Wer andern Schaden nicht wehret.

Wer den andern nicht warnet für Schaden.

Wer seines Nächsten Vortheil verhindert.

Wer seines Nächsten Gewinstes Verdrieß hat.

Wider das achte.

Wer vor Gericht die Wahrheit schweiget und unterdrücket.

Wer schädlich leuget und betreuget.

Item, alle schädliche Schmeichler, Ohrenbläser und Zweizüngiger.

Wer des Nächsten Gut, Leben, Werke und Wort übel ausleget und schmähet.

Wer denselbigen bösen Zungen Statt gibet, hilft, und nicht widerstehet.

Wer seine Zunge nicht brauchet, zu entschuldigen seines Nächsten Namen.

Wer nicht strafet den Afterreder.

Wer nicht alles Gutes von Jedermann saget, und alles Bösen schweiget.

Wer die Wahrheit schweiget oder nicht verficht.

Wider die letzten zwey.

Die zwey letzten Gebote gehören nicht in die Beichte; sondern sind Ziel und Maal gesetzet, da wir hinkommen sollen, und täglich durch Buße dahin arbeiten mit Hülfe und Gnade Gottes. Denn die böse Neigung stirbet nicht ehe gründlich, das Fleisch werde denn zu Pulver, und neu geschaffen.

Die fünf Sinne werden eingeschlossen im fünften und sechsten Gebot.

Die sechs Werke der Barmherzigkeit im fünften und siebenten.

Die sieben Todsünden, Hoffart im ersten und andern; Unkeuschheit im sechsten; Zorn und Haß im fünften; Fraß im sechsten; Trägheit im dritten und wohl in allen.

Die fremden Sünden sind in allen Geboten; denn mit Heißen, Rathen und Hülfe wider alle Gebot gesündigt kann werden.

Die rufenden und stummen Sünden sind wider das fünfte, sechste und siebente Gebot.

In allen diesen Werken siehet man nichts anders; denn eigene Liebe, die das Ihre suchet, nimmt Gott, was sein ist, und den Menschen, was derselbigen ist, und gibt nicht weder Gott noch Menschen etwas von dem, das sie hat, ist, und mag. Daß wohl Augustinus sagt: der Anfang aller Sünde ist die eigene seines selbst Liebe.

Aus diesem allen folget, daß die Gebote nichts anders denn Liebe gebieten, und Liebe verbieten, und die Gebote nichts erfüllet, denn Liebe, auch nichts übertritt denn Liebe. Darum spricht St. Paulus, daß die Liebe sey Erfüllung aller Gebote, gleich wie die böse Liebe ist Uebertretung aller Gebote.

c) Die Erfüllung derselben.

Des ersten.

Gottesfurcht und Liebe im rechten Glauben, und allezeit in allen Werken fest vertrauen, ganz bloß, lauter in allen Dingen gelassen stehen, sie seyen böse oder gut.

Da gehöret her alles, was in der ganzen Schrift vom Glauben, Hoffnung und der Liebe Gottes geschrieben ist, welches alles kürzlich in diesem Gebot begriffen ist.

Des andern.

Lob, Ehre, Gebenedeyung und Anrufung Gottes Namens, und seinen eigenen Namen und Ehre ganz vernichten, daß allein Gott gepreiset sey, der allein alle Dinge ist und wirket.

Da gehöret her alles, was von Gottes Lob, Ehre, Dank, Namen, Freude in der Schrift gelehret ist.

Des dritten.

Sich zu Gott bereiten und Gnade suchen, das geschiehet mit Beten, und Evangelium hören, und Christi Leiden bedenken, und also geistlich zum Sakrament gehen. Sich Gott ergeben, daß alle unsere Werke er allein thue in uns. Denn dieß Gebot fordert eine geistarme Seele, die da ihres (nicht sein) vor Gott opfert, daß er ihr Gott sey, und in ihr seines Werkes und Namen bekomme nach den zweyen ersten Geboten.

Da gehöret her alles, was von Gottesdienst, Predigt hören und guten Werken, den Leib unter den Geist zu werfen, befohlen ist, daß alle unsere Werke Gottes sind, und nicht unser.

Des vierten.

Williger Gehorsam, Demüthigkeit, Unterthänigkeit aller Gewalt um Gottes Wohlgefallen willen, als der Apostel St. Petrus saget, ohn alles Widerbellen, Klagen und Murmeln.

Da gehöret her alles, was von Gehorsam, Demuth, Unterthänigkeit, Ehrerbietung geschrieben ist.

Des fünften.

Geduld, Sanftmüthigkeit, Gütigkeit, Friede, Einigkeit, Barmherzigkeit, und aller Dinge ein süßes, freundliches Herz, ohn allen Haß, Zorn, Bitterkeit, gegen einen jeglichen Menschen, auch die Feinde.

Da gehören her alle Lehren von der Geduld, Sanftmüthigkeit, Friede, Einigkeit u. s. w.

Des sechsten,

Keuschheit, Zucht, Schamhaftigkeit in Werken, Worten, Gebärden und Gedanken. Auch Mäßigkeit im Essen, Trinken, Schlafen, und alles, was der Keuschheit förderlich ist.

Da gehören her alle Lehren von der Keuschheit, Fasten, nüchtern, mäßig seyn, beten, wachen, arbeiten, und womit Keuschheit erhalten wird.

Des siebenten.

Armuth des Geistes, Mildigkeit, Willigkeit, seine Güter zu leihen und geben, ohn allen Geiz und Begierde leben.

Da gehören her alle Lehren von dem Geiz, unrechtem Gut, Wucher, List, Betrug, Schaden, Hindernd des Nächsten am zeitlichen Gut.

Des achten.

Eine friedsame, heilsame Zunge, die Niemand schadet und Jedermann frommet, die die Uneinigkeit söhnet, die Verlästerten entschuldiget und verficht, das ist, Wahrheit und Einfältigkeit in Worten.

Da gehören her alle Lehren vom Schweigen und Reden, das des Nächsten Ehre, Recht, Sache und Seligkeit antrifft.

Der letzten zwey.

Das ist vollkommene Keuschheit und Verachtung zeitlicher Lust und Güter gründlich, das allein in jenem Leben vollbracht wird.

In allen diesen Werken stehet man nichts anders, denn fremde, gemeine, das ist, Gottes und des Nächsten Liebe, die suchet nicht, was ihr, sondern was Gottes und des Nächsten ist, und ergibt sich Jedermann frei zu eigen, Dienst und Willen.

So siehst du, daß in den zehen Geboten gar ordentlich und kürzlich begriffen sind alle Lehren, die dem menschlichen Leben noth sind, welche, so Jemand halten will, hat alle Stunden gute Werke zu thun, daß ihm nicht noch wäre, andere Werke zu erwählen, hie und da laufen, und das thun, da nichts von geboten ist.

Das alles ist merklich angezeiget, damit, daß nichts in diesen Geboten gelehret ist, was der Mensch ihm selbst thun, lassen, oder von andern begehren soll; sondern was er andern, Gott und den Menschen, thun und lassen soll, daß wir es greifen müssen, daß die Erfüllung stehet in der Liebe gegen andere, und nicht gegen uns. Denn der Mensch thut, lässet und suchet ihm selbst schon zu viel, daß nicht zu lehren, sondern zu wehren noth ist.

Darum lebet der am allerbesten, der ihm selbst nicht lebet, und der lebet am ärgsten, der ihm selbst lebet. Denn also lehren die zehen Gebote. Daraus man stehet, wie wenig Menschen wohl leben, ja, als ein Mensch, Niemand mag wohl leben. Darum so wir das erkennen, müssen wir nun lernen, wo wirs nehmen sollen, daß wir wohl leben, und die Gebote erfüllen.

B) Kurze Form, den Glauben zu betrachten.

Jesus

Der Glaube theilet sich in drey Hauptstücke, nach dem die drey Personen der heiligen göttlichen Dreyfaltigkeit darinnen erzählet werden: das erste dem Vater, das andere dem Sohn, das dritte dem heiligen Geist zuzueignen. Denn das ist der höchste Artikel im Glauben, darinnen die andern alle hangen.

Hier ist zu merken, daß zweyerlei Weise geglaubet wird: zum ersten von Gott, das ist, wenn ich glaube, daß es wahr sey, was man von Gott saget. Gleich als wenn ich glaube, daß es wahr sey, was man vom Türken, Teufel, Hölle saget; dieser Glaube ist mehr eine Wissenschaft oder Wahn, denn ein Glaube.

Zum andern wird an Gott geglaubet, das ist, wenn ich nicht allein glaube, daß wahr sey, was von Gott gesaget wird; sondern setze mein Vertrauen in ihn, begebe und erwege mich, mit ihm zu handeln, und glaube ohn allen Zweifel, er werde mir also seyn und thun, wie man von ihm saget. Auf welche Weise ich nicht glaube dem Türken oder Menschen, wie doch man sein Lob preisete. Denn ich glaube leichtlich, daß ein Mann fromm sey, ich wage es darum nicht, auf ihn zu bauen.

Solcher Glaube, der es waget auf Gott, wie von ihm gesaget wird, es sey im Leben oder Sterben, der machet alleine einen Christenmenschen, und erlanget von Gott alles, was er will. Der mag kein böses, falsches Herz haben; denn das ist ein lebendiger Glaube, und der wird geboten im ersten Gebot, das da saget: Ich bin dein Gott, du sollst keine andere Götter haben.

Darum ist das Wörtlein an fast wohl gesetzet, und mit Fleiß wahrzunehmen, daß wir nicht sagen: ich glaube Gott dem Vater, oder von dem Vater, sondern an Gott den Vater, an Jesum Christum, an den heiligen Geist. Und den Glauben soll man Niemand geben, denn allein Gott. Darum wird die Gottheit Jesu Christi und des heiligen Geistes damit bekannt, daß wir an Ihn gleichwie an den Vater glauben. Und wie es ein gleicher Glaube ist an alle drey Personen, so sind auch die drey Personen Ein Gott.

Das erste Theil des Glaubens.

Ich gläube an Gott den Vater, allmächtigen Schöpfer Himmels und der Erden.

Das ist, ich versage dem bösen Geist, aller Abgötterei, aller Zauberey und Mißglauben.

Ich setze mein Vertrauen auf keinen Menschen auf Erden, auch nicht auf mich selbst, noch auf meine Gewalt, Kunst, Gut, Frömmigkeit, oder was ich haben mag.

Ich setze mein Vertrauen auf keine Creatur, sie sey im Himmel oder auf Erden.

Ich erwege und setze mein Vertrauen allein auf den bloßen unsichtlichen, unbegreiflichen, einigen Gott, der Himmel und Erden geschaffen hat, und allein über alle Creaturen ist; wiederum entsetze ich mich nicht vor aller Bosheit des Teufels und seiner Gesellschaft; denn mein Gott über sie alle ist.

Ich glaube nichts desto weniger an Gott, ob ich von allen Menschen verlassen oder verfolget wäre.

Ich glaube nichts desto weniger, ob ich arm, unverständig, ungelehrt, verachtet bin, oder alles Dinges mangele.

Ich glaube nichts desto weniger, ob ich ein Sünder bin. Denn dieser mein Glaube soll und muß schweben über alles, was da ist und nicht ist, über Sünde und Tugend und über alles, auf daß er in Gott lauterlich und rein sich halte, wie mich das erste Gebot dringet.

Ich begehre auch kein Zeichen von ihm, ihn zu versuchen.

Ich traue beständiglich auf ihn, wie lange er verzeucht, und setze ihm kein Ziel, Zeit, Maaß oder Weise; sondern stelle es heim seinem göttlichen Willen in einem freyen richtigen Glauben.

So er denn allmächtig ist, was mag mir gebrechen, das er mir nicht geben und thun möge?

So er Schöpfer Himmels und Erden ist, und aller Dinge ein Herr; wer will mir etwas nehmen oder schaden? Ja, wie wollen mir nicht alle Dinge zu gut kommen und dienen, wenn der mir Gutes gönnt, dem sie alle gehorsam und unterthan sind?

Dieweil er denn Gott ist, so mag er und weiß, wie er es machen mit mir soll aufs Beste. Dieweil er Vater ist, so will er es auch thun, und thut es herzlich gerne.

Dieweil ich daran nicht zweifele, und setze mein Vertrauen also auf ihn, so bin ich gewiß sein Diener, ja Kind und Erbe ewiglich, und wird mir geschehen, wie ich glaube.

Das zweyte Theil.

Und an Jesum Christum, seinen einigen Sohn, unsern Herrn.

Das ist: Ich glaube nicht alleine, daß Jesus Christus, wahrhaftiger einiger Gottes Sohn ist, in einer ewigen göttlichen Natur und Wesen, von Ewigkeit immer geboren; sondern auch, daß ihm von dem Vater alle Dinge unterworfen sind. Und auch nach der Menschheit mein und aller Dinge ein Herr gesetzt ist, die er mit dem Vater nach der Gottheit geschaffen hat.

Ich glaube, daß an den Vater glauben und zu dem Vater Niemand kommen mag, weder durch Kunst, Werke, Vernunft, noch alles, das man nennen kann im Himmel und auf Erden, denn allein in und durch Jesum Christum, seinen einigen Sohn, das ist, durch den Glauben an seinen Namen und Herrschaft.

Der empfangen ist von dem heiligen Geist.

Ich glaube festiglich, daß er mir zu gut empfangen ist von dem heiligen Geiste, ohn alles menschliche und fleischliche Werk, ohne leiblichen Vater oder Mannssaamen. Auf daß er mein und aller, die an ihn glauben, sündliche, fleischliche, unreine, verdammliche Empfängniß reinigte und geistlich machete durch gnädigen Willen seinen und des allmächtigen Vaters.

Geboren von der Jungfrauen Maria.

Ich glaube, daß er mir geboren ist, von der reinen Jungfrauen Marien, ohn allen Schaden ihrer leiblichen und geistlichen Jungfrauschaft, auf daß er nach Ordnung väterlicher Barmherzigkeit meine sündliche und verdammte Geburt, und aller seiner Gläubigen, gebenedeyet, unschädlich und rein machete.

Gelitten unter Pontio Pilato.

Ich gläube, daß er sein Leiden und Kreuz für meine und aller Gläubigen Sünde getragen hat, und dadurch alles Leiden und Kreuz gesegnet, und nicht allein unschädlich, sondern auch heilsam und hoch verdienstlich gemachet hat..

Gekreuziget, gestorben und begraben.

Ich gläube, daß er gestorben und begraben ist, meine Sünde und aller seiner Gläubigen ganz zu tödten und begraben. Dazu den leiblichen Tod erwürget, und ganz unschädlich, nützlich, heilsam gemachet hat.

Niedergefahren zur Hölle.

Ich glaube, daß er zu der Hölle niedergestiegen ist, den Teufel und alle seine Gewalt, List und Bosheit, mir und seinen Gläubigen zu dämpfen und gefangen zu nehmen, daß mir der Teufel hinfort nicht schaden kann, und mich von der Höllenpein erlöset, dieselbe auch unschädlich und verdienstlich gemachet.

Am dritten Tage auferstanden von den Todten.

Ich glaube, daß er sey auferstanden am dritten Tage von den Todten, mir und allen seinen Gläubigen ein neues Leben zu geben, und also mit ihm in Gnaden und Geist erwecket hat, hinfort nimmer zu sündigen, sondern ihm allein zu dienen, in allerlei Gnaden und Tugenden und also die Gebote Gottes zu erfüllen.

Aufgefahren zum Himmel, sitzend zur rechten Hand Gottes.

Ich glaube, daß er aufgefahren sey gen Himmel, und von dem Vater empfangen Gewalt und Ehre über alle Engel und Kreaturen, und also sitzet zu der rechten Hand Gottes, das ist, er ist ein König und Herr über alle Gottes Güter im Himmel, Hölle und Erden. Derohalben er helfen kann mir und allen Gläubigen in allen unsern Nöthen wider alle unsere Widersacher und Feinde.

Von dannen er kommen wird, zu richten die Lebendigen und die Todten.

Ich glaube, daß er wieder von dannen vom Himmel kommen wird am jüngsten Tage, zu richten die Lebendigen, die denn erfunden werden, und Todten, die indeß verstorben sind. Und alle Menschen, alle Engel und Teufel vor seinen Gerichtsstuhl kommen müssen, und ihn leiblich sehen, mich und alle seine Gläubigen zu erlösen von dem leiblichen Tode und allen Gebrechen, und zu strafen ewiglich unsere Feinde und Widersacher, und uns von ihrer Gewalt ewiglich zu erlösen.

Das dritte Theil.

Ich glaube an den heiligen Geist.

Das ist, ich glaube nicht allein, daß der heilige Geist ein wahrhaftiger Gott ist mit dem Vater und Sohn, sondern auch in und zu dem Vater durch Christum und sein Leben, Leiden, Sterben und alles, was von ihm gesaget ist, Niemand kommen noch etwas desselbigen erlangen mag, ohne des heiligen Geistes Werk, mit welchem der Vater und der Sohn, mich und alle die Seinen rühret, wecket, rufet, zeucht, durch und in Christo lebendig, heilig und geistlich machet, und also zum Vater bringet. Denn er ist das, damit der Vater durch Christum und in Christo alles wirket und lebendig machet.

Eine heilige, christliche Kirche.

Ich glaube, daß da sey auf Erden, so weit die Welt ist, nicht mehr, denn eine heilige gemeine, christliche Kirche, welche nichts anders ist, denn die Gemeine oder Sammlung der Heiligen, der frommen gläubigen Menschen auf Erden, welche durch denselben heiligen Geist versammelt, erhalten und regieret wird, und täglich in den Sakramenten und Wort Gottes gemehret.

Ich gläube, daß Niemand kann selig werden, der nicht in dieser Gemeinde erfunden wird, einträchtiglich mit ihr haltend, in einem Glauben, Wort, Sakrament, Hoffnung und Liebe; und kein Jude, Heide, Ketzer oder Sünder mit ihr selig werde, es sey denn, daß er sich mit ihr versöhne, vereinige und ihr gleichförmig werde in allen Dingen.

Die Gemeine der Heiligen.

Ich glaube, daß in dieser Gemeine oder Christenheit alle Dinge gemein sind, und eines jeglichen Güter des andern eigen und Niemand nichts eigen sey. Darum mir und einem jeglichen Gläubigen alle Gebete und Werke der ganzen Gemeinde zu Hülfe kommen, beistehen und stärken müssen zu aller Zeit, im Leben und Sterben. Und also ein jeglicher des andern Bürde traget, wie St. Paulus Galat. 6. 2. lehret.

Vergebung der Sünden.

Ich glaube, daß da sey in derselben Gemeinde und sonst nirgend Vergebung der Sünden, daß außer derselben nicht helfe, wie viel und groß die guten Werke immer seyn mögen, zur Sündenvergebung. Aber immer derselbigen nicht schade, wie viel, groß und oft gesündiget werden mag, zu Vergebung der Sünde, welche bleibet, wo und wie lange dieselbige einige Gemeinde bleibet. Welcher Christus die Schlüssel gibt und spricht, Matth. 18, 18. Was ihr werdet lösen auf Erden, soll im Himmel los seyn. Desselben gleichen zu dem einzelnen Petro, an Statt und Bedeutung der einzelnen und einigen Kirche, Matth. 16, 19. Alles was du auf Erden lösen wirst.

Auferstehung des Fleisches.

Ich glaube, daß da zukünftig ist eine Auferstehung der Todten, in welcher durch denselben heiligen Geist wird wieder auferwecket alles Fleisch, das ist, alle Menschen nach dem Leibe oder Fleisch, Fromme und Böse, also daß eben dasselbe Fleisch, das gestorben, begraben, verweset und auf mancherlei Welse umkommen ist, wiederkommen soll und lebendig werden.

Und ein ewiges Leben.

Ich glaube, daß nach der Auferstehung seyn wird ein ewiges Leben der Heiligen und ewiges Sterben der Sünder, Und zweifle an dem allen nicht, der Vater durch den Sohn Jesum Christum, unsern Herrn, mit und in dem heiligen Geist werden mir diese Stücke alle lassen geschehen; das heißet Amen, das ist, es ist treulich und gewiß wahr.

C) Kurze Form, wie das Vater Unser zu beten.

Vorrede und Bereitung, zu bitten die sieben Bitten von Gott.

Vater Unser, der du bist im Himmel.

Die Meynung.

O allmächtiger Gott, dieweil du durch deine grundlose Barmherzigkeit, uns nicht alleine zugelassen, sondern auch geboten und gelehret hast durch deinen einigen, lieben Sohn, unsern Herrn Jesum Christum, daß wir durch sein Verdienst und Mittel dich einen Vater achten und nennen sollen; so du doch billig nach aller Gerechtigkeit ein gestrenger Richter seyn möchtest über uns Sünder, die wir so viel und schwerlich wider deinen göttlichen, allerbesten Willen gethan und dich erzürnet haben.

So gieb uns durch dieselbe Barmherzigkeit in unser Herz eine tröstliche Zuversicht deiner väterlichen Liebe und laß uns empfinden den allerlieblichsten Schmuck und Süßigkeit der kindlichen Sicherheit, daß wir mit Freuden dich einen Vater nennen können, lieben und anrufen mögen in allen unsern Nöthen. Behüte uns, daß wir deine Kinder bleiben und nicht verschulden, damit wir aus dir, allerliebster Vater, einen schrecklichen Richter, und uns selbst aus Kindern zu Feinden machen.

Du willst auch, daß wir nicht allein Vater, sondern insgemein unser Vater dich anrufen und also einträchtiglich für allesammt bitten. Darum gib uns eine einträchtigliche, brüderliche Liebe, daß wir uns allesammt wahrhaftige Brüder und Schwestern erkennen und achten, und dich einen gemeinen, unsern lieben Vater für alle und Jedermann bitten, als ein Kind für das andere gegen seinen Vater thut. Laß Niemand unter uns das Seine suchen, oder des anderen vor dir vergessen, sondern abgethan allen Haß, Neid und Zwietracht, uns als die wahren, frommen Gottes Kinder unter einander lieben, und also einträchtiglich sagen mögen nicht: mein Vater, sondern: unser Vater.

Auch dieweil du nicht ein leiblicher Vater bist, der auf Erden ist, sondern der du im Himmel bist, ein geistlicher Vater, der nicht stirbet und ungewiß ist, oder ihm selbst nicht helfen mag, wie der irdische und leibliche Vater; damit du uns anzeigest, wie übermäßig du ein besserer Vater bist, und lehrest zeitliche Vaterschaft, Vaterland, Freunde, Gut, Fleisch und Blut vor dir verachten.

So gieb uns, o Vater, daß wir auch deine himmlischen Kinder seyn mögen, lehre uns der Seelen und des himmlischen Erbtheils allein wahrnehmen, daß uns das zeitliche Vaterland und irdische Erbgut nicht betrüge, umfange, hindere und ganz zu irdischen Kindern mache, daß wir mit rechtem wahren Grunde mögen sagen: O himmlischer Vater unser! und wir wahrhaftig deine himmlische Kinder seyn mögen.

Die erste Bitte.

Geheiliget werde dein Name.

Die Meynung ist:

O allmächtiger Gott, lieber himmlischer Vater, dein heiliger Name wird auf diesem elenden Jammerthal, leider, so mannigfaltig verunheiliget, verlästert und geschmähet, wird vielen Dingen zugeeignet, da deine Ehre nicht an ist, wird auch in vielen Stücken und zu Sünden mißbrauchet, daß auch das schändliche Leben wohl eine Schande und Unehre deines heiligen Namens möchte heißen.

Darum so gieb uns deine göttliche Gnade, daß wir uns vor alle dem hüten, das nicht zu Ehre und Lob deines heiligen Namens reichet. Hilf, daß alle Zauberey und falsche Segen abgethan werden. Hilf, daß allerley Beschwörung des Teufels oder Kreaturen durch deinen Namen aufhöre. Hilf, daß alle Mißglauben und Aberglauben ausgewurzelt werden. Hilf, daß alle Ketzerey, falsche Lehre, die sich im Schein deines Namens dargeben, zunichte werden. Hilf, daß aller falscher Schein der Wahrheit, Frömmigkeit, Heiligkeit, Niemand betrüge.

Hilf, daß Niemand bei deinem Namen schwöre, lüge oder trüge. Behüte uns vor allem falschen Trost, unter deinem Namen erdichtet. Behüte uns vor aller geistlichen Hoffart und eitler Ehre zeitliches Ruhms oder Namens. Hilf, daß wir in allen unsern Nöthen und Gebrechen deinen heiligen Namen mögen anrufen. Hilf, daß wir in der Angst unseres Gewissens und am letzten Sterben deines Namens nicht vergessen. Hilf, daß wir in allen unsern Gütern, Worten und Werken dich allein loben und ehren: nicht uns davon einen Namen geben oder suchen, sondern in dir alleine, deß alle Dinge alleine sind. Behüte uns vor dem schändlichen Laster der Undankbarkeit. Hilf, daß aus unsern guten Werken und Leben alle andere gereizet werden, nicht uns, sondern dich in uns zu loben und deinen Namen zu ehren. Hilf, daß, aus unsern bösen Werken oder Gebrechen Niemand geärgert werde, deinen Namen zu Unehren, oder dein Lob nachzulassen. Behüte uns, daß wir nichts begehren, weder zeitlich noch ewiglich, das nicht deines Namens Ehre und Lob sey; und so wir solches werden bitten, wollest unsere Thorheit nicht erhören. Hilf, daß unser Leben also sey, daß wir als wahrhaftige Kinder Gottes erfunden werden, daß dein väterlicher Name nicht umsonst oder fälschlich über uns genennet werde, Amen.

Und in das Gebet gehören alle Psalmen und Gebot, da man Gott innen lobet, ehret, singet, danket, und das ganze Halleluja.

Die zweyte Bitte.

Zukomme dein Reich.

Die Meynung.

Dieß elende Leben ist ein Reich aller Sünde und Bosheit, darinnen ein Herr ist der böse Geist, aller Bosheit und Sünde ein Anfang und Hauptschalk.

Dein Reich aber ist ein Reich aller Gnaden und Tugend, darinnen ein Herr ist Christus Jesus, dein lieber Sohn, aller Gnaden und Tugenden Haupt und Anfang.

Darum hilf und gnade uns, lieber Vater. Gieb uns vor allen Dingen einen rechten beständigen Glauben an Christum, eine unerschrockene Hoffnung in deine Barmherzigkeit wider alle Blödigkeit unseres sündlichen Gewissens, eine brünstige süße Liebe zu dir und allen Menschen. Behüte uns vor Unglauben und Verzweifeln und endlichem Neid.

Hilf uns von der unflätigen Lust der Unkeuschheit, und gieb uns eine Liebe zu der Jungfrauschaft und allerley Keuschheit. Hilf uns aus der Zwietracht, Krieg, Unfriede, und laß zukommen deines Reiches Tugend, den Frieden und Einigkeit und stille Ruhe. Hilf uns, daß nicht Zorn oder, andere Bitterkeit in uns sein Reich überkomme, sondern durch deine Gnade in uns regiere einfältige Süßigkeit und brüderliche Treue und allerley Freundschaft, Mildigkeit, Sanftmüthigkeit. Hilf, daß nicht unordentliche Betrübniß und Schwermüthigkeit in uns sey, sondern laß zukommen die Freude und Lust in deiner Gnade und Barmherzigkeit.

Und endlich, daß alle Sünde von uns gewandt werde, und wir deiner Gnaden, aller Tugend und guter Werke voll, mögen dein Reich werden, daß alle unsere Herzen, Muth und Sinn mit allen Kräften inwendig und auswendig dir nach deinen Geboten und Willen unterthäniglich dienen, und sich allein von dir regieren lassen, nicht ihnen selbst, noch dem Fleische, Welt oder Teufel folgen.

Hilf, daß solch dein Reich angefangen in uns zunehme, und täglich sich bessere und mehre, daß uns nicht überfalle die listige Bosheit, die Trägheit zu Gottesdienste, auf daß wir nicht wieder zurücke fallen; sondern gieb uns einen ernsten Vorsatz und Vermögen, nicht alleine anzuheben, fromm zu seyn, sondern vielmehr kecklich darinnen fortgehen und vollbringen, wie der Prophet saget Ps. 13, 4. 5. Erleuchte meine Augen, daß ich nicht entschlafe, oder faul werde im angefangenem guten Leben, und der Feind mein also wieder gewaltig werde.

Hilf, daß wir also beständig bleiben, und daß dein zukünftig Reich dieses angefangene, dein Reich, beschließe und vollende. Hilf uns aus diesem sündlichen, gefährlichen Leben; hilf uns jenes Leben begehren und diesem feind werden. Hilf uns den Tod nicht fürchten, sondern begehren. Wende von uns die Liebe und Anhangen dieses Lebens, auf daß also dein Reich in uns allerdings vollbracht werde.

Und in diese Bitte gehören alle Psalmen, Vers und Gebet, da man Gnade und Tugend von Gott bittet.

Die dritte Bitte.

Dein Wille geschehe als im Himmel auch auf Erden.

Die Meynung.

Unser Wille, gegen deinen Willen geachtet, ist nimmer gut, sondern allezeit böse; dein Wille aber ist allezeit der beste, überaus auf das höchste zu lieben und zu begehren. Darum erbarme dich unser, o lieber Vater, und laß nicht nach unserm Willen etwas geschehen. Gieb und lehre uns recht gründlich Geduld haben, wenn unser Wille gebrochen wird oder verhindert. Hilf, so jemand etwas redet, schweiget, thut oder lästert, das unserm Willen wider ist, daß wir nicht darum zornig und böse werden, nicht fluchen, nicht klagen, nicht schreyen, nicht richten, nicht verdammen, nicht widersprechen. Hilf, daß wir unsern Widersachern und Verhinderern unsers Willens demüthiglich weichen, und unsern also fahren lassen, daß wir sie loben, segnen, wohlthun, als denen, die deinen göttlichen allerliebsten Willen wider unsern Willen vollbringen.

Gieb uns Gnade, daß wir allerley Krankheit, Armuth, Schmach, Leiden und Widerwärtigkeit willig tragen, und erkennen, daß dasselbe dein göttlicher Wille sey, unsern Willen zu kreuzigen. Hilf uns, daß wir auch Unrecht gerne leiden, und behüte uns vor der Rache. Laß uns nicht Böses mit Bösem bezahlen, Gewalt mit Gewalt vertreiben, sondern an solchem deinem Willen, der uns dasselbe zufüget, Wohlgefallen haben, dich loben, und dir danken. Laß uns nicht dem Teufel oder bösen Menschen zurechnen, wenn uns etwas wider unsern Willen begegnet; sondern allein deinem göttlichen Willen, der solches alles ordnet zu unseres Willen Hinderniß, und zu mehrer Seligkeit in deinem Reiche.

Hilf uns, daß wir willig und fröhlich sterben, und den Tod in deinem Willen gerne aufnehmen, daß wir nicht mit Ungeduld oder Verzagung dir ungehorsam werden. Hilf, daß alle unsere Glieder, Augen, Zungen, Herzen, Hände und Füße nicht ihrer Begierden noch Willen gelassen werden, sondern in deinem Willen gefangen gestecket und gebrochen werden. Behüte uns vor allem bösen, spenstigen, hartmüthigen, halsstarrigen, eigensinnigen und eignen Willen.

Gieb uns rechten Gehorsam, eine vollkommene, ledige Gelassenheit in allen Dingen, geistlich, weltlich, zeitlich und ewiglich. Behüte uns vor dem grausamen Laster des Nachredens, Verleumden, Afterreden, Frevelrichten, Verdammen, Versprechen andere Menschen. O das große Unglück, und die schwere Plage solcher Zungen wende ferne von uns; sondern lehre uns, daß, wenn wir etwas sehen oder hören sträflich und uns mißfällig von andern, daß wir dasselbige schweigen, zudecken, dir! allein klagen, und deinem Willen heimgeben, und also allen unsern Schuldigern herzlich vergeben, Mitleiden mit ihnen haben.

Lehre uns erkennen, daß uns Niemand Schaden thun mag, er thue ihm denn selbst vorhin tausendmal mehr Schaden vor deinen Augen; auf daß wir dadurch mehr zur Barmherzigkeit über ihn, denn zu Zorn beweget werden, mehr sein zu jammern, denn zu rächen. Hilf uns, daß wir uns nicht freuen, wenn es übel gehet denen, die unsern Willen nicht gethan, oder Leide thun denen, die uns Leide gethan haben, oder sonst mißfallen in ihrem Leben. Auch daß wir uns nicht betrüben, wenn es ihnen wohlgehet.

Und in diese Bitte gehören alle Psalmen, Vers und Gebet, da man wider die Sünde und Feinde innen bittet.

Die vierte Bitte.

Unser täglich Brod gieb uns heute.

Die Meynung:

Das Brod ist unser Herr Jesus Christus der die Seele speiset und tröstet. Darum, o himmlischer Vater! gieb Gnade, daß Christi Leben, Wort, Werke und Leiden uns und aller Welt geprediget, bekannt und behalten werde. Hilf, daß wir sein Wort und Werke in allem Leben für ein kräftig Exempel und Spiegel aller Tugenden haben. Hilf, daß wir in Leiden und Widerwärtigkeiten uns durch und in seinem Leiden und Kreuz stärken und trösten mögen. Hilf, daß wir unsern Tod durch seinen Tod in festem Glauben überwinden, und also kecklich dem lieben Vorgänger in jenes Leben folgen.

Gieb Gnade, daß alle Prediger dein Wort und Christum in aller Welt nutzbarlich und seliglich predigen; hilf allen, die dein Wort predigen hören, daß sie Christum (erkennen) lernen, und daran sich redlich bessern. Du wollest auch gnädiglich alle fremde Predigen und Lehren, da Christus nicht erlernet wird, aus der heiligen Kirchen treiben. Erbarme dich aller Bischöfe, Priester, Geistlichen, und aller Obrigkeit, daß sie durch deine Gnade erleuchtet uns 'recht lehren und führen mit Worten und guten Exempeln. Behüte alle Schwachgläubigen, daß sie sich nicht ärgern ob dem bösen Exempel der Obrigkeit.

Behüte uns vor ketzerischen und abtrünnigen Lehrern, daß wir in einem täglichen Brod, in täglicher Lehre und Wort Christi eins bleiben. Lehre uns durch deine Gnade, Christi Leiden recht betrachten, herzlich fassen, und seliglich in unser Leben bilden. Laß uns des heiligen, wahren Leichnams Christi an unserm letzten Ende nicht beraubet werden. Hilf, daß alle Priester das hochwürdige Sakrament würdiglich und seliglich zu der ganzen Christenheit Besserung handeln und brauchen. Hilf, daß wir und alle Christen das heilige Sakrament zu seiner Zeit mit Gnaden seliglich empfahen.

Gieb uns einen seligen Frieden und Einigkeit in allen Landen. Behüte uns für Krieg und Hader und allem Unfrieden, auf daß wir des täglichen Brods und leiblicher Nahrung mit stiller Ruhe brauchen mögen zu deinem Lob. Gieb allen Königen, Fürsten, Herren und Rächen guten Verstand und treuen Willen, seliglich und friedlich ihre Unterthanen zu regieren. Behüte alle Unterthanen für Aufruhr und allem Ungehorsam.

Lehre uns durch deinen Geist göttlich haushalten, Kinder und Gesinde christlich regieren zu deinem Dienste. Lob und Ehre. Behüte unsere Kinder und Gesinde für Sünde und Schande, für Gefahr und Schaden an Leib und Seele. Behüte die Früchte auf dem Felde und alles Viehe für Ungewitter, Gift, wilden Thieren und allem Schaden.

Du wolltest alle Gefangene, Hungerige, Durstige, Nackete, elenden Wittwen, Waisen, kranke und betrübte Menschen gnädiglich trösten und erlösen. Und Summa Summarum, gieb uns täglich Brod, daß Christus in uns und wir in ihm ewiglich bleiben, und den Namen, daß wir von ihm Christen heißen, würdiglich tragen. In diese Bitte gehören alle Gebet oder Psalmen, da man für die Obrigkeit bittet, sonderlich wider die falschen Lehrer, für die Juden, Ketzer und alle irrige Menschen, auch für alle betrübte und trostlose, (arme, dürftige,) leidende Menschen.

Die fünfte Bitte.

Und erlaß uns unsere Schuld, als wir erlassen unsern Schuldiger.

Die Meynung:

Diese Bitte hat einen Anhang und eine Bedingung, daß wir zuvor sollen unsern Schuldigern vergeben; wenn das geschehen ist, so mögen wir dann sagen: Vergieb uns unsere Schulden. Und das ist oben in der dritten Bitte gebeten, daß Gottes Wille geschehe; der will, daß man alles geduldig leiden soll und nicht Böses für Böses geben, nicht Räche suchen; sondern Gutes für Böses geben, als unser Vater thut im Himmel (Matth. 5, 45), der seine Sonne lässet aufgehen über die Frommen und Bösen, und lässet regnen über die ihm danken und nicht danken. Darum bitten wir, o Vater, tröste uns unsere Gewissen, jetzt und an unserm letzten Ende, welches vor unsern Sünden und deinem Gericht greulich erschrickt und erschrecken wird. Gieb unsern Herzen deinen Frieden, daß wir deines Gerichts mit Freuden erwarten mögen. Gehe nicht mit uns in die Schärfe deines Gerichts, denn da wird kein Mensch rechtfertig erfunden Ps. 145, 2. Lehre uns, lieber Vater, nicht auf unsere gute Werke oder Verdienst uns verlassen oder trösten, sondern alleine auf deine grundlose Barmherzigkeit lauter und fest uns wagen und ergeben. Desselbigen gleichen laß uns auch nicht verzagen um unsers sträflichen, sündigen Lebens sollen, sondern deine Barmherzigkeit höher, breiter, starker achten, denn alle unser Leben.

Hilf allen Menschen, die in Todesnöthen und in der Anfechtung solcher Verzweifelung sind, und sonderlich dem N. oder dem N. Vergieb ihnen und uns allen unsere Schulden, tröste sie, und nimm sie zu Gnaden.

Gieb uns deine Güte für unsere Bosheit, wie du uns geboten hast zu thun. Stille den grausamen Afterreder, Ankläger und Großmacher unserer Sünde, den bösen Geist, jetzt und an unserem Ende, und in allen Aengsten des Gewissens, dieweil wir auch des Afterredens und der Menschen Sünde groß zu machen uns enthalten. Richte uns nicht nach Anklagen des Teufels und unsers elenden Gewissens, und höre nicht die Stimme unserer Feinde, die uns Tag und Nacht vor dir schuldigen; gleich als wir nicht hören wollen die Afterreder und Verkläger der andern.

Nimm von uns die schwere Last aller Sünde und Gewissen, auf daß wir mit leichtem, fröhlichem, herzlichem Gewissen in ganzer Zuversicht deiner Barmherzigkeit leben uns sterben, (alles) leiden und thun mögen.

Und in diese Bitte gehören alle Psalmen und Gebete, die um Sünde die Barmherzigkeit Gottes anrufen.

Die sechste Bitte.

Und führe uns nicht in Versuchung.

Die Meynung ist:

Drey Versuchungen oder Anfechtungen haben wir: das Fleisch, die Welt, den Teufel. Darum bitten wir: Lieber Vater, gieb uns Gnade, daß wir des Fleisches Lust zwingen. Hilf, daß wir seinem übrigen Essen und Trinken, Schlafen, Faullenzen, Müssiggang widerstreben. Hilf, daß wir dasselbige mit Fasten, mäßigem Futter, Kleider, Lager, Wachen, Arbeiten, dienstbar und zu guten Werken geschickt machen. Hilf uns, daß wir seine böse Neigung zur Unkeuschheit, und alle seine Begierde und Reizen mögen mit Christo ans Kreuz schlagen und tödten, daß wir keiner seiner Anfechtung bewilligen oder folgen. Hilf, so wir sehen einen schönen Menschen, Bild, oder andere Kreaturen, daß das nicht eine Anfechtung, sondern uns eine Ursache sey, Keuschheit zu lieben, und dich in deinen Kreaturen zu loben. Hilf, so wir etwas Süßes hören, etwas Liebliches empfinden, daß nicht darinnen Lust, sondern dein Lob und Ehr gesucht werde von uns.

Behüte uns vor dem großen Laster des Geizes und Begierden der Reichthümer dieser Welt. Behüte uns, daß wir nicht die Ehre und Gewalt dieser Welt suchen, oder in dieselbige Neigung verwilligen. Behüte uns, daß der Welt Untreu, falscher Schein und Reizung uns nicht bewege, ihr zu folgen. Behüte uns, daß wir nicht von dem Bösen und Widerwärtigkeiten der Welt zu Ungeduld, Rache, Zorn oder andern Untugenden gezogen werden. Hilf, daß wir der Welt Lügen, Trügen, Verheißen, Untreue und allem ihrem Gut und Bösen absagen, (wie wir denn in der Taufe geredet haben,) und darinne fest bestehen, und täglich mehr und mehr zunehmen.

Behüte uns für des Teufels Eingeben, daß wir nicht in Hoffart und unser eigen Wohlgefallen und anderer Verachtung bewilligen um Reichthum, Adel, Gewalt, Kunst, Gestalt oder anderer deiner Güter willen. Behüte uns, daß wir nicht in Haß und Neid fallen, aus irgend einer Ursache. Behüte uns, daß wir nicht folgen der Anfechtung des Glaubens, der Verzweifelung, jetzt und an unserm letzten Ende.

Laß dir befohlen seyn, himmlischer Vater, alle, die wider die große, mannigfältige Anfechtung streiten und arbeiten. Stärke, die da noch stehen; hilf wieder auf denen, die gefallen sind und liegen darnieder. Und gieb uns allen deine Gnade, daß wir in solchem elenden, unsicheren Leben mit so viel Feinden ohn Unterlaß umgeben, mit einem ritterlichen festen Glauben beständiglich fechten, und die ewige Krone erlangen.

Die siebente Bitte.

Sondern erlöse uns von dem Uebel.

Die Meynung:

Diese Bitte bittet für alles Böses der Pein und Strafe; wie denn die heilige Kirche thut in den Litaneyen. Erlöse uns, o Vater, von deinem ewigen Zorn und der höllischen Pein. Erlöse uns von deinem strengen Urtheil im Tod und am jüngsten Tage. Erlöse uns von dem schnellen jähen Tod. Behüte uns für Wasser und Feuer, für Blitze und Hagel. Behüte uns für Hunger und theuern Zeiten. Behüte uns für Krieg und Blutvergiessen. Behüte uns für deinen großen Plagen, für Pestilenz, Franzosen und andern schweren Krankheiten. Behüte uns für allem Uebel und Nöthen des Leibes; so doch, daß in diesem allem deines Namens Ehre, deines Reichs Mehrung und göttlicher Wille sey.

Amen.

Hilf Gott! daß alle diese Bitte wir ungezweifelt erlangen, und laß uns nicht daran zweifeln, du hast und wirst uns hierinnen erhören, daß es Ja, und nicht Nein oder Zweifel sey. So sprechen wir fröhlich: Amen, das ist wahr und gewiß, Amen.

Quelle: Kraußold, Lorenz - Das Betbüchlein Lutheri

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