Luther, Martin - Ernste Schrift wider M. Sim. Lemnii Epigrammata, An. 1538

Luther, Martin - Ernste Schrift wider M. Sim. Lemnii Epigrammata, An. 1538

Doctor Martinus Luther, allen Brüdern und Schwestern unsrer Kirchen alhie zu Wittenberg.

Gnade und Friede in Christo, unserm lieben HErrn und Heiland. Es hat jetzt nähest am vergangenen Pfingsttag ein ehrloser Bube, M. Simon Lemnius genannt, etliche Epigrammata hinter Wissen und Willen derer, so es befohlen ist zu urtheilen, ausgehen lassen; Ein recht Erz- Schand- Schmäh- und Lügenbuch, wider viel ehrliche beyde Manns- und Weibsbilder, dieser Stadt und Kirchen wohl bekannt, dadurch er nach allen Rechten, wo der flüchtige Bube zu bekommen wäre, billig den Kopf verloren hätte.

2. Damit nun ich, als der Abwesens unsers lieben Herrn Pfarrherrns, D. Johann Pommers, (denn ers ohne Zweifel auch nicht leiden würde, wie wir alle wohl wissen,) dieweil muß Lückenbüsser und Unterpfarrherr seyn, solche lästerliche, bübische Schalkheit auf mir nicht lasse bleiben; denn ich ohne das mit eigenen Sünden alzuhoch beschwert, daß mirs nicht zu leiden ist, viel fremder Sünden, (sonderlich solcher schändlichen Buben, die von uns gar viel bessers täglich lernen und sehen, doch zu Lohn solche schändliche Undankbarkeit erzeigen,) auf mich zu laden: so bitte und vermahne ich alle fromme und rechte Christen, die mit uns gleiche Lehre und Glauben haben und lieben, daß sie solche Lästerpoeterey von sich thun und verbrennen wollen, zu Ehren unserm heiligen Evangelio; auf daß unsre Widersacher nicht zu rühmen haben, wie sie geneigt sind, von uns in fremde Nation zu schreiben, daß wir keine Laster strafen, ob sich gleich wohl wissen, daß wirs härter strafen, denn sie in ihrem Regiment thun, sonderlich wo sie ihre geistliche, keusche Heiligkeit wollten auf die Rechenlinien legen.

3. Zudem, weil derselbige Schandpoetaster den leidigen Stadtschreiber zu Halle, mit Urlaub zu reden, Bischof Albrecht, lobet, und einen Heiligen aus dem Teufel machet: ist mirs nicht zu leiden, daß solches öffentlich und durch den Druck geschehe, in dieser Kirche, Schule und Stadt, weil derselbige Scheißbischof ein falscher verlogner Mann ist, und doch uns pfleget zu nennen, die Lutherischen Buben. Wiewol er von St. Moritz und St. Stephan die rechten Hauptbubenstücke hören wird, an jenem Tage, wie er wohl weiß, aber sich tröstet, daß er solches nicht gläubet. Und ich, so mir GOtt Leben und Zeit gibt, solch schön Exempel an Tag geben will. Und bitte abermal alle die Unsern, und sonderlich die Poeten, oder seine Heuchler, wollten hinfort den schändlichen Scheißpfaffen öffentlich nicht loben noch rühmen in dieser Kirche, Schule und Stadt. Wo nicht, so mögen sie auch samt ihrem Herrn gewarten, was ich darwider thun werde, und wissen, daß ich nicht leiden will, daß man den von sich selbst verdammten heillosen Pfaffen (der uns alle gern todt hätte) hie zu Wittenberg lobe. Davon bald weiter.

Quelle: Walch - Luthers Schriften, Band 14

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